1. Juli 2023

Neue Erkenntnisse über Aufbau der Schwarzen Kirche/Dr. Agnes Zieglers Forschungsband in der Honterusgemeinde vorgestellt

Die Vorstellung des Bandes „Die Schwarze Kirche zu Kronstadt – Reformation und Wiederaufbau, die Inszenierung der konfessionellen, städtischen und ständischen Identität“ der Kunsthistorikerin Dr. Agnes Ziegler ist sicher ein bleibendes Ereignis in der Geschichte der Honterusgemeinde. Bei dem am 8. Februar stattgefundenen Sektempfang im Kapitelzimmer betonte einleitend Stadtpfarrer Christian Plajer, dass die Forschungsergebnisse, vorgelegt bei ihrer Dissertation 2012 von Dr. Agnes Ziegler, einen wahren Erfolg verzeichneten. Die Autorin als bekannte Wissenschaftlerin hat in ihrem nun aufliegenden Forschungsband, erschienen in deutscher Sprache, dessen Übersetzung aus dem Ungarischen der Honterusgemeinde zuliebe erfolgte, neue Erkenntnisse über den Aufbau der Schwarzen Kirche nach dem großen Brand vom 21. April 1689 gebracht.
Es ist auch Wissenschaft, was wir aus unserer Vergangenheit lernen. Diese wird unseren Glauben stärken, die Architektur der Kirche ist ein Glaubenszeugnis. Vermittels dieses Werkes kommt es auch wieder zu einigen Auslegungen der Geschichte der Kirche.

Richard Sterner, Büroleiter für Verwaltung und historischen Liegenschaften der Evangelischen Kirche A.B. Kronstadt betonte die Rolle des Kunstwissenschaftlers bei solchen Arbeiten. Eine Restaurierung wie die der Schwarzen Kirche ist nicht die Vision eines Einzelnen, sondern einer ganzen Gruppe. Die Hauptrolle dabei fällt der Wissenschaft zu. Man repariert, baut, aber das Wichtigste fällt dem Wissenschaftler zu, wobei die diesbezüglichen Weichen von ICOMOS gelegt worden sind.

Ausführlich ging dann die Autorin Agnes Ziegler auf das Buch ein, das wie sie betonte, in einer ersten Form als Dissertation am Kunsthistorischen Institut der Eötvös-Lorand-Universität in Budapest vorgelegt wurde und dann in ungarischer Sprache erscheinen konnte. Die Idee zu der Thematik gab ihr Prof. Dr. Andras Kovacs, da Agnes Ziegler das Geschichtsstudium in Klausenburg abgeschlossen hatte und an die Ausarbeitung der Dissertation schritt. In ihrem Vorwort zum aufliegenden Band betont Dr. Agnes Ziegler: „Für eine leidenschaftliche Kronstädterin ist es eine besondere Ehre und Freude, durch die Bearbeitung der faszinierenden und bunten Geschichte der Kronstädter Pfarrkirche zur Wiederbekanntmachung der Stadt beizutragen“. Sie richtet ihren Dank darin an die Herausgeber der Reihe „Kunst und Konfession in der Frühen Neuzeit“, an Dr. Ulrich A. Wien für seine Initiative für dieses Übersetzungs- und Veröffentlichungsprojekt, an die Verleger, Albrecht Weiland, den Martin-Luther Bund, das Diasporawerk der VELKD, den Schroubek Fonds Östliches Europa, und das Land Kärnten. Für die Übersetzung dankt sie Christina Kunze aus Berlin, Domnica Visan für die graphische Gestaltung und Camelia Neagoe für die Auslese historischer Fotos im Kronstädter Staatsarchiv, wie auch ihrem Mann Dr. Frank-Thomas Ziegler als engem Mitarbeiter und Berater als Kunsthistoriker.

In ihrer ausführlichen Vorstellung diese Bandes ging die Autorin auf Besonderheiten ein. Besonders beeindruckt wurde sie vom Reichtum an Glaubenserkenntnissen in der Gemeinschaft. Kennzeichnend ist dies sowohl für die Zeit vor als auch nach dem Brand. Hinsichtlich deren Beziehung zur Reformation hat sie zahlreiche bekannte und unbekannte Quellen einsehen können. So entstand diese Monographie, wobei sie einige besondere Highlights beeindruckt haben.

Wie kam das Kronstädter Kapitel nach Kronstadt, so dass die Stadt zu einem Mini-Bischofssitz wurde? Dann der große Aufwand, mit dem die Kirche gebaut worden ist. Eine weitere Besonderheit ist auch, wie der Chor gebaut wurde, der Ähnlichkeit mit der Sebalduskirche Nürnberg aufweist. Beeindruckend ist auch das sogenannte Sprenggewölbe beim Eingang. Es folgen bauliche Änderungen, wobei der Bogen durch Pfeiler gestärkt wurde. In der Zeit des Pfarrers Peter Mederus im 17. Jahrhundert wurde die Kirche ganz umgewandelt.

Eingehend wird der große Brand geschildert, ausgehend aus der Schwarzgasse, der dann die innere Stadt in Schutt und Asche legte. Kirche, Schule, Wohnhäuser, Rathaus wurden Opfer der Flammen. Die Beschreibungen gehen auf zwei schriftliche Quellen zurück, wobei diese ähnlich ausfallen mit derartigen Schilderungen über den Brand von Schäßburg, London, Dresden. Dabei ist die ganze Innenausstattung mit Ausnahme des Taufbeckens verbrannt, es schneite und regnete in den Raum bis 1694, als endlich das Dach eingeweiht werden konnte , das von einem Zimmermann aus Schäßburg errichtet wurde. Ein Baumeister aus Österreich hat das Gewölbe und die Emporen wieder aufgebaut. Die ganze Gemeinschaft hat an dem Wiederaufbau der Kirche mitgewirkt.

Nach dem Kapitel, das dem Wiederaufbau der Kirche gewidmet ist, folgt eines, das die Wiederherstellung der Einrichtung schildert. Dabei geht die Autorin auf die Sitzordnungen, Gestühl, Kanzel, Bau der Portale und Fenster ein, auf Kirchenschatz, die osmanischen Teppiche, die Kanzel.

Besonders beeindruckt hat die Kunsthistorikerin, wie im 19. Jahrhundert gebaut wurde, als die ganze Einrichtung wie Altar, Orgel entstanden. Möglich war dieses auch durch die wohlhabende Kirchengemeinde. Im 20. Jahrhundert zwischen 1912 und 1999 wurde die Kirche fast ununterbrochen restauriert. Und das in fünf Restaurierungsetappen und trotz der Schwierigkeiten jener Zeit: Krieg, Deportation, Evakuierung. Doch in der Gemeinde gab es sehr viel Ehrgeiz.

Der Band ist ein Werk, das weiterhin der Forschung dienen wird. Hervorzuheben sind auch die Druckqualität, die reiche Illustration, die Liste der benutzten Archivalien und Bibliografie, der Literaturnachweis, das Orts- und Namensverzeichnis, die den rund 450 Seiten umfassenden Band abschließen. Dr. Agnes Ziegler verdient die volle Anerkennung der Gemeinschaft.

Zu dem Gelingen des Abends trugen auch die musikalischen Einlagen von Musikwart Dr. Steffen Schlandt, seiner Gattin Gabriela und Sohn Felix bei, mit dem gemeinsamen Singen des Klageliedes von Nicolai Müller, das nach dem Brand gesungen wurde: „Kronstadt/ du geliebte/ jetzt hochbetrübte und Jammervolle Stadt: Wer kan dich und die Deinen/ mit Tränen genug beweynen“, zitiert aus dem Kopie der Originalschrift von 1689, die den Teilnehmern ausgehändigt wurde. Der Band konnte von den Anwesenden gekauft werden und ist in dem Inspiratio-Geschenkeladen erhältlich.

Dieter Drotleff
(Erstveröffentlichung in der Karpatenrundschau)

Schlagwörter: Kronstadt, Schwarze Kirche, Buch

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  • 01.07.2023, 20:06 Uhr von Peter Otto Wolff: Bin dankbarer Bezieher von 3 Exemplaren dieses wertvollen Bandes, eines für mich, 2 zum ... [weiter]

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