17. November 2023

Diethard Knopp zum Achtzigsten: ein „Siebenbürger durch und durch“

Am 15. September 1967 begann ein neues Schuljahr in der deutschsprachigen Abteilung des Şaguna-Lyzeums in Kronstadt, wohin die höheren Klassen des altehrwürdigen Honterus-Gymnasiums ausgelagert waren. Ein neuer Englischlehrer, der wenige Monate zuvor sein Philologie-Studium in Klausenburg als landesweit Jahrgangsbester abgeschlossen hatte, war damals Diethard Knopp, der im Laufe der Zeit seinen Schülern zum kundigen Berater und Freund wurde.
Was macht den am 14. November 1943 geborenen Diethard Uwe Knopp, den ältesten der drei Söhne von Dr. Dr. Bruno Knopp und dessen Frau Olga, geborene Dengjel, zum „Siebenbürger durch und durch“?

Der Familienmensch: Mit seiner Frau Gerlinde Friederike, geborene Haffer, aus Hermannstadt durfte er bereits vor fünf Jahren die goldene Hochzeit feiern. Hinzu kommen fünf Kinder und deren Partner sowie inzwischen sieben Enkel. Im Hause Knopp in Nürnberg wird es sicher nicht langweilig. Das war in Kronstadt auch schon so, denn auf dem großen Grundstück mit damals zwei Häusern im Ciocrac wohnten die Großmutter, die Eltern mit den drei Söhnen, zeitweilig auch eine Tante sowie andere, vom kommunistischen Wohnungsamt zugewiesene Mieter, später dann auch die Frauen und Kinder der beiden älteren Brüder, Diethard und Wolfgang.

Der Lehrer: Zunächst sind die neun Jahre als Englischlehrer am Honterus-Gymnasium zu erwähnen. Es ist schon bezeichnend, dass nach Diethard Knopps Ausreise nach Deutschland 1977 eine seiner Schülerinnen auch seine Nachfolgerin im Amt wurde, ganz abgesehen von der erheblichen Anzahl weiterer Englischlehrer, die aus den Reihen seiner Schüler kamen.

Nach einem kurzen ergänzenden Studium 1977 wurde unser ehemaliger Englischlehrer dann an einem Nürnberger Gymnasium verbeamteter Lateinlehrer, bis er 1986 krankheitsbedingt in Frührente gehen musste. Wie man eher desinteressierte Jugendliche mit einer nicht so einfachen und manchmal sogar als verzichtbar betrachteten Materie vertraut macht, hat er in den neun Jahren eindrucksvoll bewiesen.

Im Laufe der Zeit kamen dann immer mehr Klassentreffen hinzu und unser Lehrer hat immer versucht, dabei zu sein oder zumindest ein Grußwort zu senden.

Der Weiter-Strebende: An der Stelle kann man sagen, dass Diethard Knopp nicht nur Lehrer war, sondern auch ständig Lernender, bestrebt, das Erreichte zu vervollkommnen und auszubauen, aber keineswegs abgeneigt, auch Neues anzufangen. Nach bestandener Reifeprüfung begann er 1961 ein Musikstudium am Klausenburger Konservatorium und das Philologie-Studium an der dortigen Universität. Im kommunistischen Rumänien war es zu jener Zeit jedoch nicht zulässig, zwei Fächer gleichzeitig zu studieren, so dass er das Musikstudium wieder aufgab und die Kunst zum Hobby machte. Zu unserem, seiner Schüler, Glück hat er das Sprachenstudium erfolgreich fortgeführt. Auch als Lehrer hat er sich nicht allein auf die staatlicherseits zur Verfügung gestellten Lehrmittel verlassen, sondern sich solche unter anderem mit Vermittlung der englischen Botschaft beschafft, was ihm natürlich das Misstrauen der damals allgegenwärtigen Securitate eingebracht hat.

Parallel zu seiner Tätigkeit in der Vollzeitstelle als Englischlehrer hat er seit dem Wintersemester 1967/68 im Fernstudium der Rechtswissenschaften an derselben Universität Klausenburg weiter gelernt und dies Jura-Studium 1972 mit dem ersten Staatsexamen abgeschlossen. Woher er die Zeit und Energie für Familie, Lehramt, Studium, außerschulische Aktivitäten und noch viel mehr genommen hat, wird er wohl am besten wissen.

Was tut ein rastloser Diethard Knopp in Nürnberg, in einer völlig neuen Umgebung, mit einem neuen Fach (Latein) in einer Vollzeitstelle im gymnasialen Lehramt, mit einer inzwischen zahlreich gewordenen Familie? Man sollte es kaum für möglich halten, aber er arbeitet an seiner Promotion und hat diese bis zu seiner Erkrankung mit anschließender schwerer Operation und Reha 1986 fast abgeschlossen. Krankheitsbedingt konnte Diethard erst 1992 auf dem Gebiet der Alten Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit der Dissertation „Die römischen Inschriften Dakiens im siebenbürgischen Unteralt-Zibinbecken und ihr geschichtlicher Hintergrund“ zum Dr. phil. promovieren. So wurde der neusprachliche, dann altsprachliche Philologe und Jurist auch noch zum Historiker. Und weil er das Lehramt nicht mehr ausüben konnte, widmete sich der noch sehr aktive Jungrentner in verstärktem Maße dem bereits früher ausgeübten Ehrenamt.

Ehrenamt: Zunächst als Englischlehrer am Honterus-Gymnasium zu Kronstadt führte Diethard Knopp mit seinen Schülern mehrere Theaterstücke auf, darunter 1970 das Mundartstück „Am zwien Kretzer“ von Anna Schuller-Schullerus, mit dem wir auch in Burzenländer Gemeinden auf Tournee gingen. Es gab ein Oberkrainer-Quintett, in dem er Flügelhorn blies, er organisierte Tanzabende in der Schule, zahllose Wanderungen in die Berge der Kronstädter Umgebung.

Nach der Ausreise 1977 begann seine ehrenamtliche Tätigkeit besonders im Rahmen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. 1984 wurde Diethard zunächst als Kulturreferent gewählt, dann als Schriftführer, und der blieb er 37 Jahre lang im Kreisverband Nürnberg. Für diese Jahrzehnte ehrenamtlicher Tätigkeit hat der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland ihm 2021 das Goldene Ehrenwappen verliehen.

1978 trat er der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg bei, mit vielen Auftritten, Bällen, Ausfahrten. Sein Instrument: Waldhorn. Der Kunst widmet er sich u.a. auch in der Gesellschaft für Deutsche Musikkultur im Südöstlichen Europa e.V. München.

Er entfaltete eine wissenschaftliche Tätigkeit im Rahmen des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde e.V. Heidelberg mit Tagungen, Vorträgen, alle mit siebenbürgisch-säschsischer Thematik. Auf kirchlichem Gebiet sind Diethard und seine Frau ­besonders im Evangelischen Freundeskreis Siebenbürgen e.V. Heidelberg und der kirchlichen Siebenbürgischen Nachbarschaft Nürnberg-Eibach tätig. Sie wandern gern, manchmal sogar im Rahmen des Deutschen Alpenvereins e.V., Sektion Karpaten, zu deren gründenden Mitgliedern sie gehören, besonders in der Gruppe Adonis.
Dr. Diethard Knopp bei einem Klassentreffen ...
Dr. Diethard Knopp bei einem Klassentreffen ehemaliger Schüler. Foto: Gerhard Mühsam
Diethard und Gerlinde Knopp sind Mitglieder von fünf Heimatortsgemeinschaften und beziehen die jeweiligen Heimatblätter. Im Mitteilungsblatt der Heimatgemeinschaft der Kronstädter und in der Neuen Kronstädter Zeitung veröffentlichte er eine Reihe von Artikeln und Buchbesprechungen.

Wenn Dr. Diethard Knopp am 14. November 2023 im Kreise der Familie den 80. Geburtstag feiert, denken bestimmt nur andere an ein Kürzer-Treten, denn unserem „Siebenbürger durch und durch“ reicht ein kurzer Aufruf oder ein kleines Stichwort, um ihn zur Hochform auflaufen zu lassen.

In diesem Sinne, lieber Diethard: Die vielen Gemeinschaften, zu denen du gehörst und in denen du mitwirkst, brauchen dich und können dir und sich nichts Besseres wünschen, als dass du und deine Begeisterungsfähigkeit uns noch lange erhalten bleiben. Allent Geadet!

Horst Müller

Schlagwörter: Kronstadt, Lehrer, Honterusschule

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Neueste Kommentare

  • 18.11.2023, 17:01 Uhr von HELLMUT SEILER: Er war ein gestrenger Lehrer und ist ein aufrechter und vielseitiger Mensch geblieben, niveauvoll ... [weiter]

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