10. März 2024

Bedeutender Vertreter des Surrealismus: Ausstellung Henrik Neugeboren/Henri Nouveau in Gundelsheim

Ab dem 2. März öffnet das Grafikkabinett des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim mit seiner ersten Sonderausstellung „,Ich suche Realität – und sie ist, was es nicht gibt.‘ Henrik Neugeboren / Henri Nouveau. 1901-1959“, die bis zum 30. Juni 2024 dauert. Zukünftig werden hier mehrmals im Jahr wechselnde Kabinettausstellungen aus der umfangreichen grafischen Sammlung des Museums mit rund 5000 Zeichnungen und Druckgrafiken vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart präsentiert. Die Einrichtung des Grafikkabinetts wurde gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Henrik Neugeboren (Henri Nouveau): Landschaft, ...
Henrik Neugeboren (Henri Nouveau): Landschaft, 1932, Öl auf Papier, Siebenbürgisches Museum, Dauerleihgabe des Bundes. © Henrik Neugeboren, VG Bild-Kunst, Bonn 2024. Foto: Siebenbürgisches Museum, M. Lörz
Die erste Schau zeigt Werke des im siebenbürgischen Kronstadt geborenen Musikers und Bildenden Künstlers Henrik Neugeboren (Henri Nouveau). Heute nahezu vergessen, war der Künstler bis zu seinem frühen Tod 1959 ein bedeutender Vertreter des Surrealismus wie der konstruktiven Abstraktion und Mitglied im Pariser „Salon des Réalités Nouvelles“. In der Ausstellung sind Grafiken, Aquarelle, Gouachen und Collagen aus allen Schaffensphasen des Künstlers zu sehen.

Henrik Neugeboren wurde 1901 in Kronstadt als Sohn eines Architekten geboren. Ab 1912 lebte die Familie in Budapest. Nach dem Abitur Henriks 1919 kehrten sie ins nun rumänische Siebenbürgen zurück. 1921 bis 1929 studierte er in Berlin Musik, unterbrochen von einem Aufenthalt 1925-27 in Paris, wo er bei Nadia Boulanger an der École Normale de Musique Kompositionslehre studierte.

In dieser Zeit entstanden auch erste Bildkompositionen aus geometrischen Formen, bei denen Henrik Neugeboren das Gleichgewicht kontrastierender Elemente suchte und die Illusion räumlicher Darstellung vermied. 1928 hielt sich der Künstler kurzzeitig am Bauhaus in Dessau auf, bevor er 1929 endgültig nach Paris übersiedelte.

Auf Anraten Theo van Doesburgs stellte er 1930 erstmals aus. Wegen schlechter Kritiken zog Henrik Neugeboren sich jedoch daraufhin bis 1946 als Bildender Künstler aus der Öffentlichkeit zurück. Diese Jahre wurden zu einer Phase radikaler Selbstbetrachtung in verschiedenen Ausdrucksformen, die er teilweise selbst als surrealistisch bezeichnete. Er näherte sich dabei den biomorph-abstrakten Arbeiten Hans Arps.

1946 französisierte er seinen Namen in Henri Nouveau, hörte auf zu komponieren und stellte wieder aus. Er wurde Mitglied im Salon des Réalités Nouvelles und kehrte ab 1947 mit dem Credo „Kunst ist Form, Form ist Struktur, Struktur ist Geist, Geist ist immer Mathematik“ zur konstruktiven Abstraktion zurück. Seine Werke erregten das Interesse großer Pariser Galerien wie Rosenberg und Arnaud. 1952 folgte eine Ausstellung im Museum Morsbroich in Leverkusen zusammen mit Willi Baumeister und Max Ernst. Nouveau suchte in dieser Zeit nach einer harmonischen Synthese zwischen formelhaft-rationalem und visionär-irrationalem Ausdruck seiner Werke, wie er es selbst formulierte, „weil ich zu viel Fantasie habe, darum ist mir nichts genug. Ich suche Realität – und sie ist, was es nicht gibt.“

1959 starb Henri Nouveau in Paris und hinterließ ein Werk von 100 Collagen, 1 500 Gemälden und 50 Musikstücken. Seine Lebensgefährtin Hedwige Nadolny übergab große Teile seines Schaffens der Fondation de France, so blieben seine Werke dem Kunstmarkt fern und gerieten daher in relative Vergessenheit.

Erst seit rund 20 Jahren rückt das Werk Nouveaus unter anderem auch durch die Forschungsarbeit Marius Joachim Tӑtarus am Siebenbürgischen Museum wieder in den Fokus der Öffentlichkeit.

Während der Ausstellung ist der umfangreiche Ausstellungskatalog „Henri Nouveau – Jenseits der Abstraktion“ von 2003 nochmals zum Sonderpreis von nur 14,50 Euro im Siebenbürgischen Museum erhältlich.

Schlagwörter: Ausstellung, Malerei, Gundelsheim

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