22. April 2024

Von Rutschungshügeln, Schwarzen Löchern und früher Syphilis-Forschung

Die langjährige Sektionsvorsitzende Prof. Dr. Erika Schneider hatte zusammen mit Dr. Haino Uwe Kasper für den 16.-17. März zur jährlichen Tagung der Sektion Naturwissenschaften des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL) eingeladen und dafür ein buntes Programm zusammengestellt, das den Bogen von der Medizingeschichte über Chemie, Geologie, Astronomie bis hin zum Naturschutz spannte. Sie wurden bei der Vorbereitung und der Durchführung der Tagung von der Geschäftsführerin des AKSL und des Siebenbürgen-Instituts, Dr. Ingrid Schiel, sehr engagiert und professionell unterstützt, die die Logistik der Tagung fest im Griff hatte. Das Siebenbürgische Museum stellte für beide Tage seinen als Pädagogischen Raum bekannten Vortragssaal zur Verfügung. Beiden Institutionen möchten die Mitglieder der Sektion für die Hilfe und Gastfreundschaft herzlich danken.
Ein interessiertes Publikum folgte dem Vortrag ...
Ein interessiertes Publikum folgte dem Vortrag von Dr. Stefan Măzgăreanu über Dr. C. L. Sigmund. Vorne, v.l.: Dr. Erika Schneider, Dr. Kurt Thomas Ziegler, Herbert Horedt, Dr. Irmgard Sedler, Dr. Markus Lörz; hinten links Dr. Ingrid Schiel. Foto: Konrad Klein
Nach einer Würdigung der kürzlich verstorbenen Annemarie Schiel, einer langjährigen Unterstützerin des AKSL, durch Ute v. Hochmeister-Lamm (Siegertsbrunn) wurde die Tagung von Dr. Stefan Măzgăreanu (Olching) mit einem Vortrag zum Pionier der Syphilis-Forschung Carl Ludwig Sigmund eröffnet. Es folgten Betrachtungen von Dr. Rolf Binder (Neuenstadt/Kocher) zur Herkunft und Bedeutung geologischer Ortsnamen in Siebenbürgen.

Nach der Mittagspause kamen die Teilnehmer der Tagung in den Genuss einer fachkundigen Führung der Vorsitzenden des Trägervereins, Dr. Irmgard Sedler, durch die neue Gemäldegalerie des Museums. Bereits vorher hatte sie über die Revitalisierung des Töpferhandwerks in Agnetheln und die Bedeutung der Tonvorkommen berichtet.

Anschließend sprach Dr. Haino Uwe Kasper (Köln) zur Chemie der Windenergie und stellte kritische Fragen. Dr. Horst-Peter Hann (Stuttgart) entführte die Tagungsteilnehmer in die Diversität der Gesteine und erläuterte ihre Charakteristik und Entstehung. Vorträge von Prof. Dr. Evelyn Rușdea (Freiburg) über das deutsch-rumänische Arnica-montana-(Berg-Wohlverleih) Langzeitprojekt im Apuseni-Gebirge sind ein fester Bestandteil der Tagungen der Sektion Naturwissenschaften. In diesem Jahr ging es um ein modernes automatisiertes Monitoring der Zielart mit Hilfe von Drohnen.

Mit einem gemütlichen Beisammensein in der Besenwirtschaft Weinbau Pavillon ließ man den Abend ausklingen.
Dr. Erika Schneider bei ihrem Vortrag über das ...
Dr. Erika Schneider bei ihrem Vortrag über das durch „Agrarinvest“ bedrohte Naturschutzgebiet bei Hundertbücheln mit seinen berühmten Rutschungshügeln und seiner reichen Flora und Fauna. Foto: Konrad Klein
Am Sonntag eröffnete Dr. Viktor Lamm (Siegertsbrunn) das Programm mit einer spannenden Reise zu den Schwarzen Löchern im Weltall. Von Dunkler Materie und einem Hauch von Siebenbürgen war dabei die Rede. Den Abschluss des Vortragsprogramms bildeten zwei Vorträge: zum einen über Karl Fuss, den Begründer der entomologischen Literatur in Siebenbürgen, von Dr. Eckbert Schneider (vorgelesen von Erika Schneider) und zum anderen über die drohende Zerstörung der einmaligen und überaus artenreichen Blumenwiesen rund um die berühmten Rutschungshügel von Hundertbücheln durch ein deutsches Agrarinvest-Unternehmen von Erika Schneider. Letzterer bewegte die Gemüter der Tagungsteilnehmer sehr und es entspannte sich eine zum Teil hitzige Diskussion, vor allem auch deshalb, da die Rutschungshügel Teil des europaweiten NATURA-2000-Schutzgebietssystems sind.

Diese Diskussion leitete zum letzten Tagesordnungspunkt „Sektionsangelegenheiten“ über, wo es vor allem auch um die zukünftigen Aktivitäten der Sektion ging. Hier waren es vor allem zwei Themen, die die Tagungsteilnehmer bewegten:

1. Wie kann es gelingen, neue und jüngere Mitglieder in die Arbeit der Sektion einzubinden?
2. Wie soll die zukünftige Arbeit der Sektion ausgerichtet sein?

Beide Fragen sind natürlich eng miteinander verbunden. Entsprechend des Selbstverständnisses des Vereins steht Siebenbürgen im Fokus, auch wenn uns manche Vorträge immer wieder weit über die Grenzen Siebenbürgens forttragen. Die Arbeit der Sektion kann nicht nur auf emotionaler Ebene stattfinden („Die Erlebnisgeneration stirbt langsam aus“), sondern muss sich auch auf praktischer Ebene, beispielsweise im Rahmen von Projekten, manifestieren. Hierzu bedarf es eines stabilen Netzwerks nach Siebenbürgen und Rumänien, das sich in der Tätigkeit einiger jüngeren Personen bereits abzeichnet. Einige Tagungsteilnehmer haben daher beschlossen, sich vor der nächsten Tagung kurzzuschließen, um hier einige Gedanken zu entwickeln.

Dr. Johannes Hager

Schlagwörter: AKSL, Naturwissenschaften, Tagung

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