14. Januar 2007

Facettenreiche Persönlichkeit: Berwanger-Seminar in München

Am 14. Dezember 2006 fand in München ein Symposium zum Thema „Nikolaus Berwanger – Journalist, Kulturpolitiker, Schriftsteller“ statt, zu dem das Südostdeutsche Kulturwerk e. V. sowie das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der LMU München eingeladen hatten. Für die musikalische Umrahmung sorgten Dr. Franz Metz und Karl Wilhelm Agatsy, das Symposium organisierte Eduard Schneider, verantwortlicher Redakteur der vom IKGS herausgegebenen Zeitschrift „Spiegelungen“.
Nikolaus Berwanger (5. 7. 1935 bis 1. 4. 1989) gehört zu den namhaften Persönlichkeiten der Banater Schwaben. Mit seinem Namen sind Identitätsbewahrung und politisches Handeln dieser Gruppe aufs engste verknüpft, wie dies auch Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Anton Schwob und Hon.-Prof. Dr. Stefan Sienerth als Vertreter der Veranstalter in ihren Begrüßungsreden hervorhoben. Insbesondere wurde sowohl in den Eröffnungsansprachen als auch eingehender im Beitrag von Stefan Sienerth auf den Erwerb des Nachlasses von Berwanger verwiesen, der im Archiv des IKGS von Dr. Helmut Kelp systematisch aufbereitet wird.

Nikolaus-Berwanger-Seminar in München, von links nach rechts: Eduard Schneider, Stefan Sienerth, Anton Schwob, Richard Wagner und Luzian Geier. Foto: Dieter Michelbach
Nikolaus-Berwanger-Seminar in München, von links nach rechts: Eduard Schneider, Stefan Sienerth, Anton Schwob, Richard Wagner und Luzian Geier. Foto: Dieter Michelbach

Die Veranstalter beabsichtigen, die Vorträge in einem Sammelband zu veröffentlichen, deshalb wird hierauf nicht näher eingegangen. Wir beschränken uns lediglich auf eine Aufzählung von Referenten und Themen: Richard Wagner: „Das Gedicht. Der Jargon. Die Legitimation. Nikolaus Berwanger, die Aktionsgruppe und der Adam-Müller-Guttenbrunn-Kreis“; Dipl.-Journ. Luzian Geier: „Dem Zwang der Parteipolitik ausgeliefert? Nikolaus Berwangers Wirken als Chefredakteur der Neuen Banater Zeitung (1969-1984)“; Prof. Dr. Peter Pabisch: „Nikolaus Berwanger – wie ich ihn kannte als Mensch und Autor“; Liz. f. Ök. Wiss. Nikolaus Schmelzer: „Nikolaus Berwanger – ein Mann der ersten Stunde. Erinnerungen eines Freundes und Wegbegleiters in unguter Zeit“; Sigrid Eckert-Berwanger: „Nikolaus Berwanger. Die Ludwigsburger Jahre“; Hon.-Prof. Dr. Stefan Sienerth: „Nikolaus Berwanger – Zeitambiente und Facetten seiner Persönlichkeit. Der reiche Nachlassbestand erschließt neue Zugänge zu Leben und Werk“; Harald Berwanger, M.A.: „Erläuterungen zu den Kurzfilmpräsentationen: Wolfsberg, 1972, Interview und Lesung mit Nikolaus Berwanger, Reutlingen 1987“.

In teils sehr persönlich gehaltenen Vorträgen versuchte man, sich dem Journalisten, Kulturpolitiker und Schriftsteller Berwanger zu nähern. Die Referenten gingen auf Berwangers Beitrag zur Umstrukturierung der Neuen Banater Zeitung ein, die er als Chefredakteur über eine längere Zeitspanne geleitet hatte. Gewürdigt wurde auch Berwangers Einsatz für den Erhalt der deutschen Schulen in der Zeit des rumänischen Nationalkommunismus und die Pflege der Kontakte zwischen banat-schwäbischen und siebenbürgischen Kultureinrichtungen.

Der bekannte Berliner Schriftsteller Richard Wagner, der aus dem Banat stammt und Berwanger über Jahre und aus nächster Nähe beobachten und zeitweilig auch dessen schriftstellerischen Weg begleiten durfte, zeichnete essay- istisch und pointiert ein literarisches Porträt Berwangers. Wagner erwähnte u. a., dass Berwanger, zeitweilig in Zusammenarbeit mit Paul Schuster, der damals Redakteur der Neuen Literatur war, gemeinsam die junge Banater Schriftstellergeneration entdeckt und gefördert habe.

Vieles konnte im Symposium nur angesprochen werden, so beispielsweise Berwangers umstrittene politische Rolle in den Jahren der Ceaușescu-Diktatur. Dennoch hat diese Veranstaltung, wie in der Einladung angekündigt, einen wesentlichen Beitrag „zu einem objektiven Bild des facettenreichen Wirkens dieser Persönlichkeit geleistet“.

Dieter Michelbach

(gedruckte Ausgabe: siebenbürgische Zeitung, Folge 1 vom 15. Januar 2007, Seite 7)

Schlagwörter: Tagungen, Banater, Zeitgeschichte, Vergangenheitsbewältigung, Kommunismus

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