14. Oktober 2008
Ortsfamilienbuch Abtsdorf ist nicht nur für Genealogen eine Fundgrube
Pünktlich zum 13. Abtsdorfer Treffen in Bad Rappenau am 28. Juni veröffentlichte Michael Konnerth den zweiten Band des Abtsdorfer Heimatbuchs, das „Ortsfamilienbuch Abtsdorf 1671-2007“ unter Mitarbeit von Johanna Schuster. Der Verfasser hat schon durch zahlreiche Veröffentlichungen zu Siebenbürgen und Bad Rappenau unsere Anerkennung verdient.
Auch mit diesem Band ist es dem Historiker gelungen, Maßstäbe zu setzen, da wenige über solch fundiertes Wissen verfügen und den Umgang mit den Quellen so zu meistern verstehen. Über sechzig Jahre Schicksalsverbundenheit mit der erfassten Personengruppe in geschichtsträchtiger Zeit bilden den Hintergrund dieser Arbeit.
Heimatbücher haben wir viele, Ortsfamilienbücher erst ganz wenige. Meines Wissens ist dieses das dritte nach „Donnersmarkt in Siebenbürgen, Familienbuch mit Ahnentafel“, herausgegeben von Adolf Schmidt (im Jahr 2001 in der Schriftenreihe der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung als Band 48 erschienen) und dem beachtlichen „Familienbuch Großlasseln 1694-1990“, von Georg Hermann Gehann 2003 herausgegeben.
Dieses Buch sei all denen empfohlen, die selber an Ortsfamilienbüchern arbeiten, und das sind nicht wenige. Es sei ihnen empfohlen, weil uns Michael Konnerth, berufener Lehrer, tief in seine Arbeitsweise einsehen lässt und Anfängern wie Fortgeschrittenen Erkenntnisse vermittelt, die man mitunter noch nachschlagen sollte. Schon die ersten drei Seiten der Einleitung gehören dazu, wo Quellen und Fundorte genannt werden, aber auch der Umfang der Arbeit abgesteckt wird (z. B. der Begriff „Abtsdorfer“). Auf den folgenden 55 Seiten fasst Konnerth die Geschichte Abtsdorfs kurz zusammen, mit Blick auf die Bevölkerungsbewegungen, und beschreibt eindrücklich seine Quellen.
Gelungenes Bildmaterial dient gefälliger Darstellung. Die Abtsdorfer Hausnummern-Konkordanz in sechs Spalten (1788, 1850, 1890, 1927, 1948 und 1955) mit den sieben Hofgrundstücksplänen des Ortes (1788, 1850, 1890, 1927, 1945 mit den alten Hausnummern, aber auch denen von 1948, zuletzt 1966) ist wieder ein Meisterstück. Die Besitzer der Höfe sind aus den Plänen abzulesen, was auch der Grund dafür war, dass die beiden Jahreszahl-Reihen (Konkordanz und Pläne) nicht übereinstimmen können. Der Historiker dokumentiert sachlich jene Zeit für den elterlichen Hof (S. 686). So überbrückt er die Jahre zwischen 1945 und 1966, als die Besitzverhältnisse geklärt und neu geordnet wurden. Alle Unterlagen zu finden, um die Pläne erstellen zu können, ist ein seltener Glücksfall.
Diesem einführenden Teil (12-82) folgen, zwei eigenständige Bücher, in einem Band zusammengebunden: „Die sächsischen Bewohner der Gemeinde Abtsdorf und ihre Nachkommen – nach Hausnummern geordnet“ – sozusagen eine Geschichte der Höfe, mit vielen wertvollen Hinweisen und allen notwendigen Querverweisen. Zwei Seiten Einleitung seien zum Studium empfohlen (bitte nicht nur lesen! Teil I. S. 83-306). Und: „Die sächsischen Bewohner der Gemeinde Abtsdorf und ihre Nachkommen – nach Familiennamen geordnet“ – ein mit dem Programm GEN_Plus erstelltes Ortsfamilienbuch, dem ebenfalls zwei Seiten Einführung vorangestellt werden.
Haben wir bisher von drei Teilen des Buches gesprochen, dann folgt nun ein vierter Teil (S. 568-724), der sich mit „Motivierung zur eigenen Hof- und Familiengeschichte“ überschreiben ließe. Dieser Teil gliedert sich, pädagogisch klug – man merkt dass der Autor zweiundzwanzig Jahre im Lehramt an führender Stelle gewirkt hat –, in mehrere Abschnitte: zwanzig Seiten „Historische Familienbilder“ mit wertvollen Hinweisen; eine kurze Besinnung über „die sächsischen Wohngebäude in Abtsdorf“, vom Fachmann für den Laien geschrieben. Es folgen 54 farbige Bildseiten mit den Wohngebäuden Abtsdorfs, eine würdige Dokumentation einer Gemeinde, deren Bewohnerzahl stark geschrumpft ist, vielleicht weiter schrumpfen wird, und deren meiste Häuser wohl dem Verfall preisgegeben sind. In der Zusammenfassung seiner Erkenntnisse erweist sich der Autor noch einmal als Meister, Sachverhalte prägnant darzustellen. Auch dieses Kapitel kann – nicht nur Genealogen – zu mehrmaligem Lesen empfohlen werden. Zwischengeschaltet folgen die Indexe: Verzeichnis der Familiennamen, Verzeichnis der Ortsnamen (die Fundgrube für Genealogen! Leider beide allein zu „Teil II“), Quellen und Literatur, Abbildungsverzeichnis. (Die auf S. 419 eingeschobene Person 0780a bewirkt, dass in den Namensverzeichnissen alle folgenden Familiennummern um 1 zu erhöhen sind.) Auf den Seiten 684 bis 724 wird der vierte Teil und das ganze Buch stimmig abgeschlossen. Michael Konnerth schrieb das Buch für seine Abtsdorfer, als Morgengabe zu ihrem 13. Treffen. Er will damit einen Anfang setzen zu weiteren Niederschriften von Begebenheiten dieses Ortes, in dem jedes Haus, jede Familie ihre besondere Geschichte hat, die Wert ist aufgezeichnet zu werden. Dazu dienen sieben leere Seiten, überschrieben: „Die Geschichte meines/unseres Hofes (Hof Nr.___)“. Doch ist er nicht allein Historiker, sondern auch Genealoge. Daher folgen weitere vier vorgedruckte Seiten für die genealogische Ahnenliste bis einschließlich der Ururgroßeltern sowie für „Meine Ahnentafel“ und noch einmal Raum für Ergänzungen und Berichtigungen. Unter der großen Überschrift „Haus- und Hofgeschichten“ wird als Vorbild „Die Geschichte des Hofes Nr.: 80/58“ dargestellt – die Geschichte seines Elternhofes. Der aufmerksame Leser kann hier lernen, Matrikeln zu lesen, in denen mehr steht als Namen und Zeitangaben. Man hat keine Mühe, sondern Freude, die Textteile des Buches zu lesen.
Besonders seine Familiengeschichte von 1939-1987 liest sich in einem Zug. Dem ortsunkundigen Leser hilft es zu wissen, dass von den Hausnummern in Teil I die erste dem Plan des Jahres 1927 (S. 79) entspricht, während die zweite den Besitzstand 1966 (S. 82) wiedergibt (vgl. dazu die Hausnummernkonkordanz 1955). Im Übrigen beachte man die Legende der Ortspläne.
An dem Abtsdorfer Treffen konnte Michael Konnerth nicht teilnehmen. Sein Arzt verordnete dem rastlos Tätigen für die nächsten Monate strengste Ruhe. Wir wünschen ihm gute Erholung und wissen, dass es dem 68-Jährigen nicht langweilig wird. Sein nächstes Projekt hat er bereits im Blick: die Arbeiten am Ortsfamilienbuch Honigberg, die er im vergangenen Jahr unterbrochen hat, wieder aufzunehmen und in den nächsten zwei Jahren zu vollenden.
Heimatbücher haben wir viele, Ortsfamilienbücher erst ganz wenige. Meines Wissens ist dieses das dritte nach „Donnersmarkt in Siebenbürgen, Familienbuch mit Ahnentafel“, herausgegeben von Adolf Schmidt (im Jahr 2001 in der Schriftenreihe der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung als Band 48 erschienen) und dem beachtlichen „Familienbuch Großlasseln 1694-1990“, von Georg Hermann Gehann 2003 herausgegeben.
Dieses Buch sei all denen empfohlen, die selber an Ortsfamilienbüchern arbeiten, und das sind nicht wenige. Es sei ihnen empfohlen, weil uns Michael Konnerth, berufener Lehrer, tief in seine Arbeitsweise einsehen lässt und Anfängern wie Fortgeschrittenen Erkenntnisse vermittelt, die man mitunter noch nachschlagen sollte. Schon die ersten drei Seiten der Einleitung gehören dazu, wo Quellen und Fundorte genannt werden, aber auch der Umfang der Arbeit abgesteckt wird (z. B. der Begriff „Abtsdorfer“). Auf den folgenden 55 Seiten fasst Konnerth die Geschichte Abtsdorfs kurz zusammen, mit Blick auf die Bevölkerungsbewegungen, und beschreibt eindrücklich seine Quellen.
Gelungenes Bildmaterial dient gefälliger Darstellung. Die Abtsdorfer Hausnummern-Konkordanz in sechs Spalten (1788, 1850, 1890, 1927, 1948 und 1955) mit den sieben Hofgrundstücksplänen des Ortes (1788, 1850, 1890, 1927, 1945 mit den alten Hausnummern, aber auch denen von 1948, zuletzt 1966) ist wieder ein Meisterstück. Die Besitzer der Höfe sind aus den Plänen abzulesen, was auch der Grund dafür war, dass die beiden Jahreszahl-Reihen (Konkordanz und Pläne) nicht übereinstimmen können. Der Historiker dokumentiert sachlich jene Zeit für den elterlichen Hof (S. 686). So überbrückt er die Jahre zwischen 1945 und 1966, als die Besitzverhältnisse geklärt und neu geordnet wurden. Alle Unterlagen zu finden, um die Pläne erstellen zu können, ist ein seltener Glücksfall.
Diesem einführenden Teil (12-82) folgen, zwei eigenständige Bücher, in einem Band zusammengebunden: „Die sächsischen Bewohner der Gemeinde Abtsdorf und ihre Nachkommen – nach Hausnummern geordnet“ – sozusagen eine Geschichte der Höfe, mit vielen wertvollen Hinweisen und allen notwendigen Querverweisen. Zwei Seiten Einleitung seien zum Studium empfohlen (bitte nicht nur lesen! Teil I. S. 83-306). Und: „Die sächsischen Bewohner der Gemeinde Abtsdorf und ihre Nachkommen – nach Familiennamen geordnet“ – ein mit dem Programm GEN_Plus erstelltes Ortsfamilienbuch, dem ebenfalls zwei Seiten Einführung vorangestellt werden.
Haben wir bisher von drei Teilen des Buches gesprochen, dann folgt nun ein vierter Teil (S. 568-724), der sich mit „Motivierung zur eigenen Hof- und Familiengeschichte“ überschreiben ließe. Dieser Teil gliedert sich, pädagogisch klug – man merkt dass der Autor zweiundzwanzig Jahre im Lehramt an führender Stelle gewirkt hat –, in mehrere Abschnitte: zwanzig Seiten „Historische Familienbilder“ mit wertvollen Hinweisen; eine kurze Besinnung über „die sächsischen Wohngebäude in Abtsdorf“, vom Fachmann für den Laien geschrieben. Es folgen 54 farbige Bildseiten mit den Wohngebäuden Abtsdorfs, eine würdige Dokumentation einer Gemeinde, deren Bewohnerzahl stark geschrumpft ist, vielleicht weiter schrumpfen wird, und deren meiste Häuser wohl dem Verfall preisgegeben sind. In der Zusammenfassung seiner Erkenntnisse erweist sich der Autor noch einmal als Meister, Sachverhalte prägnant darzustellen. Auch dieses Kapitel kann – nicht nur Genealogen – zu mehrmaligem Lesen empfohlen werden. Zwischengeschaltet folgen die Indexe: Verzeichnis der Familiennamen, Verzeichnis der Ortsnamen (die Fundgrube für Genealogen! Leider beide allein zu „Teil II“), Quellen und Literatur, Abbildungsverzeichnis. (Die auf S. 419 eingeschobene Person 0780a bewirkt, dass in den Namensverzeichnissen alle folgenden Familiennummern um 1 zu erhöhen sind.) Auf den Seiten 684 bis 724 wird der vierte Teil und das ganze Buch stimmig abgeschlossen. Michael Konnerth schrieb das Buch für seine Abtsdorfer, als Morgengabe zu ihrem 13. Treffen. Er will damit einen Anfang setzen zu weiteren Niederschriften von Begebenheiten dieses Ortes, in dem jedes Haus, jede Familie ihre besondere Geschichte hat, die Wert ist aufgezeichnet zu werden. Dazu dienen sieben leere Seiten, überschrieben: „Die Geschichte meines/unseres Hofes (Hof Nr.___)“. Doch ist er nicht allein Historiker, sondern auch Genealoge. Daher folgen weitere vier vorgedruckte Seiten für die genealogische Ahnenliste bis einschließlich der Ururgroßeltern sowie für „Meine Ahnentafel“ und noch einmal Raum für Ergänzungen und Berichtigungen. Unter der großen Überschrift „Haus- und Hofgeschichten“ wird als Vorbild „Die Geschichte des Hofes Nr.: 80/58“ dargestellt – die Geschichte seines Elternhofes. Der aufmerksame Leser kann hier lernen, Matrikeln zu lesen, in denen mehr steht als Namen und Zeitangaben. Man hat keine Mühe, sondern Freude, die Textteile des Buches zu lesen.
Besonders seine Familiengeschichte von 1939-1987 liest sich in einem Zug. Dem ortsunkundigen Leser hilft es zu wissen, dass von den Hausnummern in Teil I die erste dem Plan des Jahres 1927 (S. 79) entspricht, während die zweite den Besitzstand 1966 (S. 82) wiedergibt (vgl. dazu die Hausnummernkonkordanz 1955). Im Übrigen beachte man die Legende der Ortspläne.
An dem Abtsdorfer Treffen konnte Michael Konnerth nicht teilnehmen. Sein Arzt verordnete dem rastlos Tätigen für die nächsten Monate strengste Ruhe. Wir wünschen ihm gute Erholung und wissen, dass es dem 68-Jährigen nicht langweilig wird. Sein nächstes Projekt hat er bereits im Blick: die Arbeiten am Ortsfamilienbuch Honigberg, die er im vergangenen Jahr unterbrochen hat, wieder aufzunehmen und in den nächsten zwei Jahren zu vollenden.
Christian Weiss
Michael Konnerth unter Mitarbeit von Johanna Schuster: „Abtsdorfer Ortsfamilienbuch“, Gundelsheim 2008, 724 Seiten, 196 Abbildungen, Format 19,5x26,3 cm, runder Rücken. Selbstkostenpreis: 75 Euro (zuzüglich 7 Euro Versandspesen). Bestellungen bei Johanna Schuster, Dr. Eisenreiterweg 1, 84359 Simbach, Telefon: (0 85 71) 34 74.Schlagwörter: Rezension, Genealogie
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