25. April 2009
Vor 430 Jahren starb der bedeutende Raketenpionier und Humanist Conrad Haas
2009 ist das Jahr, in dem die Raumfahrt zahlreiche Jubiläen zu verzeichnen hat. Allen voran natürlich die 40 Jahre seit der ersten Mondlandung im Juli 1969; aber auch einige nicht unbedeutende Ereignisse, die nach Siebenbürgen führen: Zu Conrad Haas, der vor 430 Jahren verstorben ist, vor 480 Jahren die Mehrstufenrakete baute und vermutlich vor 500 Jahren das Licht der Welt erblickte.
Und auch bei Hermann Oberth, dem „wirklichen Vater der Raumfahrt“, gibt es ebenfalls drei begründete Anlässe, an seine großen Leistungen zu erinnern: 115 Jahre seit der Geburt, 80 Jahre seit der Veröffentlichung seines Hauptwerkes „Wege zur Raumschiffahrt“ (die „Bibel der wissenschaftlichen Astronautik“) sowie 80 Jahre seit der Premiere des ersten Raumfahrtfilms „Die Frau im Mond“, bei dessen Realisierung Oberth entscheidend mitgewirkt hatte. Darauf werden wir zur gegebenen Zeit eingehen. Die folgenden Zeilen sind Oberths rund 400 Jahre älterem Vorgänger, Conrad Haas, gewidmet.
Die unabdingbare Voraussetzung dieser Erfolge waren weltraumtüchtige Stufenraketen, die fähig sind, die Anziehungskraft der Erde zu überwinden. Mit der Entwicklung dieser Trägerraketen aufs Engste verbunden sind die Namen zweier Forscher und Erfinder, die wiederum mit dem siebenbürgischen Hermannstadt untrennbar verbunden sind: Conrad Haas und Hermann Oberth. Während der am 25. Juni 1894 in Hermannstadt geborene siebenbürgendeutsche Raketen- und Raumfahrtpionier Hermann Oberth von Beginn an als unumstrittene Größe auf diesen Feldern der Wissenschaft und Technik galt, so musste Conrad Haas über 400 Jahre lang auf seine Entdeckung warten. Erst 1962, kurz nachdem die ersten Menschen des Planeten Erde in den Weltraum aufgestiegen waren, erregte eine im siebenbürgischen Hermannstadt verfasste und aufbewahrte Handschrift die gebührende Aufmerksamkeit, die diesen bis dahin der Öffentlichkeit und Fachwelt unbekannten Namen ins Gespräch brachte – und das gleich weltweit.
In seiner Schrift entwirft Haas die wohl älteste „Theorie“ der Stufenrakete. Es sind konstruktions- und fertigungstechnische Beschreibungen und Zeichnungen, die ihn als den ältesten (bisher bekannten) Vorläufer der Mehrfachrakete ausweisen. Zudem werden Bumerangraketen, Stabraketen, Bündelraketen, Raketenbatterien und andere kombinierte Raketen in Wort und Bild dargestellt. Als absolute raketentechnische Erstleistungen, die man Conrad Haas aufgrund einer vergleichenden Analyse der bekannten Literatur zuerkennen kann, erweisen sich folgende entwicklungstechnische Lösungen, Prinzipien und Erfindungen:
– Prinzip der Stufenrakete (Mehrfachrakete)
– Bauweise von zwei- und dreistufiger, ineinander gefügter Raketen
– Bündelraketen
– Raketenlanzen und andere kombinierte Raketen
– Prinzip der stufenweise angeordneten Zündkörper
– Anordnung der Treibsätze bei Stufenraketen
– Verwendung unterschiedlicher Treibstoffsätze je nach Raketentyp, Leistungsstärke, Anwendung und Formgestaltung
– Verwendung flüssiger Treibstoffkomponenten (Alkohol und Äthylazetat)
– Startturm (Startgestell) für Raketen
– Deltaförmige Stabilisierungsflossen
– Glockenförmige Ausströmdüsen
– Erzeugung von Drehbewegungen mittels Raketen („Feuerrad“ und „Feuerringe“)
– Das „fliegende Häuschen“, eine naive Vorwegnahme der späteren Raumschiffe In der Geschichte der Raketentechnik wird die herausragende erfinderische und experimentelle Leistung des Conrad Haas ein wichtiger Beziehungspunkt bleiben, die ihn für immer als einen bedeutenden Frühpionier dieser so vielschichtigen und äußerst komplexen Technologie ausweist. Und das vor allem deswegen, weil er als Erster die Mehrstufenrakete beschrieben und gebaut hat. Nach diesem antriebstechnischen Prinzip werden heute alle weltraumtüchtigen Großraketen ausgelegt. Conrad Haas ist und bleibt damit ein verdienstvoller Vorläufer der Weltraumrakete, ohne die der lang ersehnte Flug des Menschen zu den Sternen ein Wunschtraum geblieben wäre!
Mit anderen Worten und etwas kürzer gefasst, wird dasselbe dann auch auf dem Titelblatt (112) des Haas’schen „Kunstbuches“ wiederholt – allerdings auch mit dem wichtigen Hinweis auf seine Herkunft aus dem bayerischen Landshut. „Dieses Kunstbuch ist gerissen vnnd zusammengetragen vnnd zum Teil erfunden durch Conrad Haas von Dornbach vom Geschlechte aus dem Haasenhof bei Landshut im Bayernlande. Angefangen im Jahre 1529 vnnd vollendet im Jahr der weniger Zahl im 70. Vnnd ist gewesen der römisch-kaiserlichen vnnd königlichen Majestät auch der Krone Ungarn Büchsengießer, Zeugwart vnnd Zeugmeister“.
Damit ist belegt, dass Conrad Haas aus Dornbach bei Wien nach Siebenbürgen kam, dass er und seine Vorfahren „aus dem Haasenhof bei Landshut“ stammten. Die Landshuter Wurzeln werden auch in einem anderen Zusammenhang bestätigt: Das „Kunstbuch“ beginnt nämlich mit einer älteren wehrtechnischen Arbeit von Hanns Haasenwein, ebenfalls „vom Haasenhof bei Landshut“, offensichtlich ein enger Anverwandter, in dessen Fußstapfen zwei Generationen später Conrad Haas treten sollte.
Alle Anzeichen und schriftlichen Dokumente sprechen dafür, dass Haas im Gefolge der Befreiungstruppen Kaiser Ferdinands unter General Castaldo im Jahre 1551 nach Siebenbürgen kam und in Hermannstadt die Leitung des Kriegsarsenals (Zeughauses) übernahm. Zudem lässt sich belegen, dass Conrad Haas auch nach dem Rückzug der österreichischen Truppen aus Siebenbürgen (1556) in Hermannstadt blieb. Und dass er seine Wahlheimat bis an sein Lebensende nicht mehr verlassen hat, ist nicht bloß eine Vermutung, die darauf beruht, dass der Name Haas bis heute bei den Siebenbürger Sachsen vorkommt. Ein gewisser Christian Haas, 1635 in Hermannstadt geboren, sollte es im Jahr 1682 sogar bis zum hohen Amt des Sachsenbischofs bringen. Im Haas’schen Nachlass werden u. a. auch alle seine Dienstreisen vermerkt; wir erfahren daraus beispielsweise, dass er 1557 von der Königin Isabella nach Klausenburg gerufen wurde, dass er 1571 in Bistritz war, 1572 Weißenburg besuchte, dass er die 15 „Büchsenmeister vnnd Arthillerey Persons“ aus anderen Städten Siebenbürgens als seine Untergeordneten zählte, die er regelmäßig inspizierte. Der rumänische Raketen- und Raumfahrthistoriker Florin Zăgănescu will sogar das genaue Geburts- und Todesjahr ausgemacht haben: Conrad Haas wurde danach 1509 (?) geboren und starb 1579 in seiner Wahlheimat Siebenbürgen, was soviel bedeutet, dass Haas ganze 28 Jahre lang in Hermannstadt gelebt und gewirkt hat.
Und noch etwas zeigt seine Biografie: Conrad Haas war (damals schon) ein ausgesprochener Europäer. Aus dem bayerischen Landshut, von wo seine Eltern und Vorfahren stammten, kam er nach Österreich, wo er es zu beachtenswerten Leistungen als Zeugwart und Büchsenmeister brachte; die ihn (1551) wiederum in das siebenbürgische Hermannstadt führten, wo er sein Werk vollendete. Aber auch seine tiefe humanistische Haltung, die in seiner Schrift dokumentiert wird, stützt diese Bewertung voll und ganz. Haas ist nämlich der erste uns bekannte Waffeningenieur und Raketenpionier seiner Zeit, der die kriegerische Verwendung seiner Entwicklungen verurteilt und sich für die friedliche Nutzung der Rakete einsetzte. Im letzten Absatz des Kapitels über militärische Raketen schreibt er: „Aber mein Rath mehr Fried und kein Krieg, die Büchsen do sein gelassen unter dem Dach, so wird die Kugel nit verschossen, das Pulver nit verbrannt oder nass, so behielt der Fürst sein Geld, der Büchsenmeister sein Leben; das ist der Rath so Conrad Haas tut geben.“
Ohne Stufenrakete keine Raumfahrt
Nicht allein die unzähligen neuen Forschungsergebnisse, die in der Raumfahrt Jahr für Jahr erzielt werden, sind von unschätzbarem Wert – auch der Nutzen für die Menschen, den die Weltraumtechnik erbringt, ist mittlerweile unumstritten. Nimmt denn doch schon jeder Europäer und jeder zweite Erdenbürger tagtäglich Leistungen in Anspruch, die ohne die Hilfe aus dem All unmöglich wären. Beispiele: ohne Raumfahrt keine weltweiten TV-Sendungen und Internetdienste, ohne Raumfahrt keine Navigationssysteme in Autos, Flugzeugen und Schiffen, die einen zielgenauen Verkehr ermöglichen, ohne Raumfahrt keine verbesserten Wetterprognosen und globale Umweltüberwachung usw. usf. All diese weltumspannenden Dienste für die Menschen sind mittlerweile so alltäglich und so selbstverständlich geworden, dass wir kaum noch wahrnehmen, wem wir das zu verdanken haben – allen voran den großen Pionieren der Raketentechnik und Weltraumfahrt.Die unabdingbare Voraussetzung dieser Erfolge waren weltraumtüchtige Stufenraketen, die fähig sind, die Anziehungskraft der Erde zu überwinden. Mit der Entwicklung dieser Trägerraketen aufs Engste verbunden sind die Namen zweier Forscher und Erfinder, die wiederum mit dem siebenbürgischen Hermannstadt untrennbar verbunden sind: Conrad Haas und Hermann Oberth. Während der am 25. Juni 1894 in Hermannstadt geborene siebenbürgendeutsche Raketen- und Raumfahrtpionier Hermann Oberth von Beginn an als unumstrittene Größe auf diesen Feldern der Wissenschaft und Technik galt, so musste Conrad Haas über 400 Jahre lang auf seine Entdeckung warten. Erst 1962, kurz nachdem die ersten Menschen des Planeten Erde in den Weltraum aufgestiegen waren, erregte eine im siebenbürgischen Hermannstadt verfasste und aufbewahrte Handschrift die gebührende Aufmerksamkeit, die diesen bis dahin der Öffentlichkeit und Fachwelt unbekannten Namen ins Gespräch brachte – und das gleich weltweit.
Die konstruktionstechnischen Neuheiten
Die Handschrift des Conrad Haas, sie wurde in den Jahren 1529-1569 verfasst, weist ihn als den ältesten bislang bekannten Vorläufer der modernen Stufenrakete aus – ohne die es keine Raumfahrt gäbe –, als einen Raketenpionier, der durch seine Beschreibungen und Zeichnungen, Erfindungen und Lösungen vieles seiner Zeit vorwegnahm, was mehr als vier Jahrhunderte später in der raketentechnischen Literatur und Praxis auf wissenschaftlicher Basis weiterentwickelt werden sollte.In seiner Schrift entwirft Haas die wohl älteste „Theorie“ der Stufenrakete. Es sind konstruktions- und fertigungstechnische Beschreibungen und Zeichnungen, die ihn als den ältesten (bisher bekannten) Vorläufer der Mehrfachrakete ausweisen. Zudem werden Bumerangraketen, Stabraketen, Bündelraketen, Raketenbatterien und andere kombinierte Raketen in Wort und Bild dargestellt. Als absolute raketentechnische Erstleistungen, die man Conrad Haas aufgrund einer vergleichenden Analyse der bekannten Literatur zuerkennen kann, erweisen sich folgende entwicklungstechnische Lösungen, Prinzipien und Erfindungen:
– Prinzip der Stufenrakete (Mehrfachrakete)
– Bauweise von zwei- und dreistufiger, ineinander gefügter Raketen
– Bündelraketen
– Raketenlanzen und andere kombinierte Raketen
– Prinzip der stufenweise angeordneten Zündkörper
– Anordnung der Treibsätze bei Stufenraketen
– Verwendung unterschiedlicher Treibstoffsätze je nach Raketentyp, Leistungsstärke, Anwendung und Formgestaltung
– Verwendung flüssiger Treibstoffkomponenten (Alkohol und Äthylazetat)
– Startturm (Startgestell) für Raketen
– Deltaförmige Stabilisierungsflossen
– Glockenförmige Ausströmdüsen
– Erzeugung von Drehbewegungen mittels Raketen („Feuerrad“ und „Feuerringe“)
– Das „fliegende Häuschen“, eine naive Vorwegnahme der späteren Raumschiffe In der Geschichte der Raketentechnik wird die herausragende erfinderische und experimentelle Leistung des Conrad Haas ein wichtiger Beziehungspunkt bleiben, die ihn für immer als einen bedeutenden Frühpionier dieser so vielschichtigen und äußerst komplexen Technologie ausweist. Und das vor allem deswegen, weil er als Erster die Mehrstufenrakete beschrieben und gebaut hat. Nach diesem antriebstechnischen Prinzip werden heute alle weltraumtüchtigen Großraketen ausgelegt. Conrad Haas ist und bleibt damit ein verdienstvoller Vorläufer der Weltraumrakete, ohne die der lang ersehnte Flug des Menschen zu den Sternen ein Wunschtraum geblieben wäre!
Siebenbürgen als Wahlheimat
Leider sind die Lebensdaten, die uns von Haas überliefert werden, äußerst spärlich. Denn mehr als die in seinem „Kunstbuch“ eingestreuten autobiografischen Details vermitteln eigentlich auch die übrigen 34 einschlägigen Handschriften nicht, die im Hermannstädter Staatsarchiv aufliegen. In der Handschrift „Varia III 374“ heißt es auf Blatt 111: „Diese Kunst der Büchsenmeisterei vnnd was zum Geschoß gehört seind geschrieben, gerissen vnnd gebraucht, auch probiert worden bei Zeiten des hochlöblichen Kaysers Caroli Quinti vnnd des allerdurchleuchtigsten, großmächtigsten Kaysers vnnd Königs Ferdinandi, König zu Ungarn vnnd Böhmen, Erzherzog zu Österreich vnnd bei Zeiten des durchleuchtigen Fürsten vnnd Herrn Johannes des andern erwählten [Königs] in Ungarn. Durch einen ehrsam gelehrten Büchsengießer vnnd Meister Namens Connrad Haas von Dornbach bei Wien in Österreich, gewesen der Röm. vnnd Ungarisch köngl. Mst. Zeugwart vnnd Zeugmeister in Ungarn und Siebenbürgen. Hat dies Kunstbuch angefangen im Jahr 1529 vnnd vollendet im Jahr 1569.“Mit anderen Worten und etwas kürzer gefasst, wird dasselbe dann auch auf dem Titelblatt (112) des Haas’schen „Kunstbuches“ wiederholt – allerdings auch mit dem wichtigen Hinweis auf seine Herkunft aus dem bayerischen Landshut. „Dieses Kunstbuch ist gerissen vnnd zusammengetragen vnnd zum Teil erfunden durch Conrad Haas von Dornbach vom Geschlechte aus dem Haasenhof bei Landshut im Bayernlande. Angefangen im Jahre 1529 vnnd vollendet im Jahr der weniger Zahl im 70. Vnnd ist gewesen der römisch-kaiserlichen vnnd königlichen Majestät auch der Krone Ungarn Büchsengießer, Zeugwart vnnd Zeugmeister“.
Damit ist belegt, dass Conrad Haas aus Dornbach bei Wien nach Siebenbürgen kam, dass er und seine Vorfahren „aus dem Haasenhof bei Landshut“ stammten. Die Landshuter Wurzeln werden auch in einem anderen Zusammenhang bestätigt: Das „Kunstbuch“ beginnt nämlich mit einer älteren wehrtechnischen Arbeit von Hanns Haasenwein, ebenfalls „vom Haasenhof bei Landshut“, offensichtlich ein enger Anverwandter, in dessen Fußstapfen zwei Generationen später Conrad Haas treten sollte.
Alle Anzeichen und schriftlichen Dokumente sprechen dafür, dass Haas im Gefolge der Befreiungstruppen Kaiser Ferdinands unter General Castaldo im Jahre 1551 nach Siebenbürgen kam und in Hermannstadt die Leitung des Kriegsarsenals (Zeughauses) übernahm. Zudem lässt sich belegen, dass Conrad Haas auch nach dem Rückzug der österreichischen Truppen aus Siebenbürgen (1556) in Hermannstadt blieb. Und dass er seine Wahlheimat bis an sein Lebensende nicht mehr verlassen hat, ist nicht bloß eine Vermutung, die darauf beruht, dass der Name Haas bis heute bei den Siebenbürger Sachsen vorkommt. Ein gewisser Christian Haas, 1635 in Hermannstadt geboren, sollte es im Jahr 1682 sogar bis zum hohen Amt des Sachsenbischofs bringen. Im Haas’schen Nachlass werden u. a. auch alle seine Dienstreisen vermerkt; wir erfahren daraus beispielsweise, dass er 1557 von der Königin Isabella nach Klausenburg gerufen wurde, dass er 1571 in Bistritz war, 1572 Weißenburg besuchte, dass er die 15 „Büchsenmeister vnnd Arthillerey Persons“ aus anderen Städten Siebenbürgens als seine Untergeordneten zählte, die er regelmäßig inspizierte. Der rumänische Raketen- und Raumfahrthistoriker Florin Zăgănescu will sogar das genaue Geburts- und Todesjahr ausgemacht haben: Conrad Haas wurde danach 1509 (?) geboren und starb 1579 in seiner Wahlheimat Siebenbürgen, was soviel bedeutet, dass Haas ganze 28 Jahre lang in Hermannstadt gelebt und gewirkt hat.
Humanist und Pazifist
Haas war ein vielseitig gebildeter Techniker. Seine Schrift verrät ein gediegenes mathematisches, chemisches und physikalisches Wissen, wie z. B. in dem „Buch“ über die „löbliche Kunst der Geometrie“. An anderer Stelle wieder berichtet Haas über Versuche zur magnetischen Prospektion von Eisenerzen, und erläutert eine Methode zur Destillation des Rohöls. Ebenso werden einschlägige Mess- und Prüfmethoden beschrieben; mehrere Bauarten von fahrbaren Kohlenöfen entworfen usw. Überhaupt bietet sein „Kunstbuch“ ein ausgeglichenes Verhältnis von Theorie und experimenteller Untersuchung. Von diesem Standpunkt erweist sich uns Haas als typischer Vertreter der europäischen Renaissance seines Jahrhunderts.Und noch etwas zeigt seine Biografie: Conrad Haas war (damals schon) ein ausgesprochener Europäer. Aus dem bayerischen Landshut, von wo seine Eltern und Vorfahren stammten, kam er nach Österreich, wo er es zu beachtenswerten Leistungen als Zeugwart und Büchsenmeister brachte; die ihn (1551) wiederum in das siebenbürgische Hermannstadt führten, wo er sein Werk vollendete. Aber auch seine tiefe humanistische Haltung, die in seiner Schrift dokumentiert wird, stützt diese Bewertung voll und ganz. Haas ist nämlich der erste uns bekannte Waffeningenieur und Raketenpionier seiner Zeit, der die kriegerische Verwendung seiner Entwicklungen verurteilt und sich für die friedliche Nutzung der Rakete einsetzte. Im letzten Absatz des Kapitels über militärische Raketen schreibt er: „Aber mein Rath mehr Fried und kein Krieg, die Büchsen do sein gelassen unter dem Dach, so wird die Kugel nit verschossen, das Pulver nit verbrannt oder nass, so behielt der Fürst sein Geld, der Büchsenmeister sein Leben; das ist der Rath so Conrad Haas tut geben.“
Dr. Ing. Hans Barth
Schlagwörter: Naturwissenschaften, Porträt, Technik, Weltraumfahrt
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- 03.01.2010, 23:30 Uhr von Robert: Ein interessanter Artikel ist kürzlich in der Frankfurter Zeitung zu diesem Thema ... [weiter]
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