Kommentare zum Artikel

19. Januar 2010

Kulturspiegel

Achtung vor der Menschenwürde: Erinnerungen an Rudolf Höhr

Der 23. August 1944 war auch für den Landsmann Rudolf Höhr, einst Rektorlehrer in der Ortschaft Pruden, 1943/44 dann als rumänischer Reserveoffizier im Militärdienst, schicksalsträchtig. In einem Gefangenenlager mit 3 000 russischen Soldaten begegnete er den Insassen mit Respekt und Achtung vor der Menschenwürde. Die Russlanddeportation blieb ihm freilich nicht erspart. Sohn Helmut Höhr erinnert an das Schicksal seines Vaters. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 6 mal kommentiert.

  • bankban

    1bankban schrieb am 19.01.2010, 06:57 Uhr:
    "Am nächsten Tag, am 23. August 1944, musste dieser ein bitteres Geschehen zur Kenntnis nehmen..." fürwahr, nämlich die Befreiung von der autoritär-faschistischen Antonescu-Diktatur, den Wechsel der rumänischen Kriegsführung von seiten der Nazis hin zur anderen Seite, das Ende der ökonomischen Ausbeutung Rumäniens (Ölfelder!) usw. ... Oh ja, bitter, bitter war das... und gewiss ein Grund für trauernde und emphatische Begrifflichkeiten auch 65 Jahre danach! Nur fragt sich ... für wen ?

    [Beitrag am 19.01.2010, 06:58 von bankban geändert]

    [Beitrag am 19.01.2010, 07:06 von bankban geändert]
  • pavel_chinezul

    2 • pavel_chinezul schrieb am 19.01.2010, 07:26 Uhr:
    Bankban schrieb: "...das Ende der ökonomischen Ausbeutung Rumäniens...". Nee, die richtige Ausbeutung begann erst. Siehe SovRoms.

    SovRom (De la Wikipedia, enciclopedia liberă)

    „Sovrom-urile, de multe ori SOVROM, au fost societăţi mixte româno-sovietice înfiinţate în 1945 în urma unui acord între România şi Uniunea Sovietică, semnat la Moscova pe 8 mai 1945, cu scopul oficial de a gestiona recuperarea datoriilor României faţă de Uniunea Sovietică (vezi Tratatele de pace de la Paris, 1947). Sovrom-urile au funcţionat până în 1956, când au fost dizolvate.

    Aceste societăţi mixte au devenit cunoscute cu numele de "sovromuri", termen asociat cu spolierea României de către URSS. Sovromurile au reprezentat cea mai durabilă şi mai rentabilă formă de exploatare de către URSS a bunurilor generale din România, dar de fapt exploatarea la sânge a bogăţiilor naturale ale ţării şi, în general, a economiei româneşti.“

    Linke, auch von außerhalb Rumänien, haben genug Unheil in der rumänischen Wirtschaft angerichtet. Rumänien benötigt keine dieser „Gutmenschen“, die sich heute immer noch dazu berufen fühlen, dort „Wiederaufbauhilfe“ zu leisten.
  • bankban

    3bankban schrieb am 19.01.2010, 07:46 Uhr:
    @ pavel-chinezul: "Nee, die richtige Ausbeutung begann erst. Siehe SovRoms." --- ja, das stimmt. Aber nur teilweise. Denn: war dies am 23.8.44 schon ausgemacht gewesen? Glaube ich kaum. Erst viel später. Meine Bemerkung bezog sich aber auf dieses Gefühl ob des vermeintlich "bitteren Geschehen" am selbigen Tag. Genauso gut kann man auch bezweifeln, ob denn der 23.8. ein Tag der Befreiung und nicht vielmehr einer der neuen Unterjochung durch die Sowjets war. Nein, war er nicht, meines Erachtens. Denn am 23.8. und noch etliche Monate danach war es nicht ausgemacht, wie die neue Gesellschaft sich entwickeln wird (vergessen wir nicht: auch Jalta fand erst 1945 statt!).
    Daher fand mMn am 23.8. eben eine Ära ihr Ende, doch die Epoche, die 1989 zu Ende ging, fing noch nicht gleich an. Das zu behaupten, wäre für mich zu deterministisch-schematisch und würde die Entwicklungsmöglichkeiten Rumäniens sowie die Offenheit der Geschichte leugnen.
    Was/wen du mit "Linken" meinst, die in Rumänien "Wiederaufbauhilfe" leisten, verstehe ich nicht. Kann dich aber beruhigen, dass ich so etwas nicht vorhabe (und mich auch nicht zu den "Linken" rechne, falls das hier relevant ist).

    [Beitrag am 19.01.2010, 07:48 von bankban geändert]

    [Beitrag am 19.01.2010, 07:50 von bankban geändert]

    [Beitrag am 19.01.2010, 07:50 von bankban geändert]
  • pavel_chinezul

    4 • pavel_chinezul schrieb am 19.01.2010, 09:00 Uhr:
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass es schon ausgemacht war.

    Als Beispiel folgender Artikel von Ivan Pfaff "Stalins Strategie zur Sowjetisierung Mitteleuropas 1935-1938" unter: http://www.jstor.org/pss/30197435.

    Es gibt Vermutungen, dass Stalin die Sowjetunion über ganz Europa ausdehnen wollte. Dazu gibt es auch ein Buch: "Überfall auf Europa: Plante die Sowjetunion 1941 einen Angriffskrieg? Neun russische Historiker belasten Stalin".

    Für mich gibt es keinen Zweifel, es war alles geplant und ein König (sogar mit deutschen Wurzeln) passte überhaupt nicht in dieses Kalkül. Der musste auf jeden Fall weg (auch wenn er vorher noch einen Orden bekam). Alles musste dem Sowjetsystem untergeordnet werden, auch die Ressourcen der besetzten Länder.

    Mit Linken, habe ich nicht sie gemeint.
  • bankban

    5bankban schrieb am 19.01.2010, 09:32 Uhr:
    Der Untertitel von Pfaffs Aufsatz ist: "Das Beispiel Tschechoslowakei"...
    Dessen ungeachtet: tatsächlich gab es im Denken Stalins die Konstante einer "Weltrevolution", also der Einführung des kommunistischen bzw. sowjetischen Systems in möglichst vielen Ländern Osteuropas und der Welt. Doch war der Erfolg dieses Vorhabens im August 1944 keineswegs gegeben und voraussehbar. Daher würde ich für eine Differenzierung plädieren und den 23.8.44 nicht sofort mit der beginnenden/begonnenen Sowjetisierung (Sovrom etc.) Rumäniens gleichsetzen. Hierfür spricht auch, dass Stalin eben die Zugehörigkeit (Nord-)Siebenbürgens Ende 1944 als Faustpfand einsetzte (einsetzen musste), indem Ende Oktober 1944 die rumänischen Truppen auf sowjetischen Befehl hin Nordsbb. verlassen mussten und dort gar der Aufbau einer eigenen paritätischen Verwaltung begann. Erst als die rumänische Regierung im März 1945 unter dem sowjetischen Druck umgebildet wurde, konnten die rumänischen Truppen Nordsbb. zwar erneut in Besitz nehmen, doch setzte Stalin die Zugehörigkeit des Gebietes weiterhin als Druckmittel ein. Hieraus folgt demnach, dass im Zusammenhang mit dem vermeintlich "bitteren Geschehen" am 23.8.44 die Aussage "die richtige Ausbeutung begann erst. Siehe SovRoms" nicht völlig zutreffend ist, weil der Weg des Landes an dem Tag und in den folgenden Monaten trotz einiger Vorzeichen noch ungewiss war. Zum Komplex (auch in Verbindung mit der Sowjetisierung) sei empfohlen: Burger, Ulrich: Zwischen Konfrontation und Kooperation : die "historischen" Parteien Rumäniens in der politischen Auseinandersetzung mit der Sowjetunion in den Jahren 1944 und 1945. St. Augustin: Gardez!-Verl., 2003 sowie T.S. Islamov - T.A. Pokivailova: Din culisele luptelor pentru Ardeal. Cluj, 2003 sowie "20th century Hungary and the great powers" / ed. by Ignác Romsics New York, NY: Columbia Univ. Press, 1995.
  • pavel_chinezul

    6 • pavel_chinezul schrieb am 19.01.2010, 10:09 Uhr:
    Die Geschichte mit Nordsbb. war, glaube ich, eher das Kalkül um auch für Ungarn eine Verlockung zu haben. Für Rumänien hätte es was besseres und vertvolleres gegeben: die Moldauische Sowjetrepublik. Ich glaube es deswegen, weil in Pfaffs Aufsatz (obwohl Bsp. Tschechoslowakei im Untertitel, zeigt es doch allgemeine Entwicklungen auch in anderen Ländern Mitteleuropas auf) folgende interessante Aussage steht: „...Der neue Slogan vom „Sozialismus in einem Land“ gab der Konsolidierung des Sowjetstaates ab 1924 unbedingten Vorrang. Aber das setzte voraus, dass die Differenzen zwischen den kapitalistischen Feinden geschürt wurden; die Endabrechnung mit ihnen war nur aufgeschoben...“. Da weiterhin von anderen Ländern die Rede ist, glaube ich stark, dass es dabei (auch) um die Kapitalisten in den anderen Staaten geht und nicht (nur) um die eigenen in der SU.
    Die Ungarn hätte man nicht mit der Moldau locken können, wohl aber mit Nordsbb. Deswegen noch einmal, mein fester Glaube ist, dass alles schon vorher geplant war (siehe auch die Aussage, dass Lenin die Revolution mit Waffengewalt, auch über die Grenzen Sowjetrußlands plante).

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.