14. Juni 2010

Münchner Handwerker sichern Kirchenburg in Mardisch

Steffen Mildner spricht von einem neuen Kapitel der Zusammenarbeit, das mit der Sicherung der Kirchenburg in Mardisch begonnen werde. Mildner weiß, wovon er spricht, er ist Berater der Hermannstädter Leitstelle Kirchenburgen und wirkte bei der Begutachtung und Sicherung mehrerer Kirchenburgen mit. Erstmals seien ausgebildete Handwerker für ein solches Projekt gewonnen werden. Hinzu komme die Unterstützung durch die Heimatortsgemeinschaft (HOG) Mardisch.
Eröffnet wurde die Kirchenbaustelle in dem Dorf im Kaltbachtal am 3. Juni mit einer Festandacht. Die Andacht hielt Bezirksdechant Reinhart Guib aus Mediasch. Rund 50 Projektteilnehmer, die verbliebenen sächsischen Einwohner und einige Gäste belebten das seit Jahren leer stehende Kirchlein. Maßgeblichen Anteil an dem Projekt trägt Hans Gröbmayr. Der stellvertretende Direktor der Fachschule für Bautechnik aus München drückte an diesem Tag seine Hoffnung aus, dass mit dem Projekt ein Zeichen für die Wiederbelebung der ganzen Gegend gesetzt werden könne.

„Die Fachschule setzt sich durch ihre Arbeit in der Kirche, aber auch als Finanzierer ein“, merkte Friedrich Roth von der HOG Mardisch bei der Eröffnung an. Gröbmayr kümmerte sich auch um die Finanzierung des Projektes, schrieb Fördermittelanträge und warb um Spenden. Aus dem Leonardo-da-Vinci-Programm der Europäischen Union fließen in diesem und im kommenden Jahr insgesamt 50 000 Euro. Damit werden Unterkunft und Verpflegung in der Nachbargemeinde Martinsdorf finanziert. Jeweils 10 000 Euro steuern die bayerische Staatsregierung und die Münchner Bauinnung bei. Mitgliedsfirmen des Deutschen Wirtschaftsklubs Siebenbürgen haben Baumaterialien gespendet, das Bezirkskonsistorium Mediasch stellte ein Baugerüst zur Verfügung.
Steht vor der Rettung: die Kirchenburg in ...
Steht vor der Rettung: die Kirchenburg in Mardisch. Foto: Holger Wermke
Die Mardischer Kirche wurde mit Unterstützung der Leitstelle Kirchenburgen ausgewählt, einem beim Landeskonsistorium der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien angesiedelten Büro, das sich um den Erhalt der sakralen Baudenkmäler kümmert. Friedrich Philippi, Kurator der Landeskirche, dankte den Organisatoren, dass ein Gebäude von der Liste der akut bedrohten Denkmäler gestrichen werden könne. Alles in allem sind 3500 Arbeitsstunden geplant, in denen die 24 angehenden Handwerksschüler und fünf Lehrer bis zum 20. Juni die dringendsten Sicherungsmaßnahmen durchführen. Gröbmayr sagte, alle Dachziegel würden abgenommen, um den Dachstuhl auszubessern. Danach werde das marode Gesims neu aufgemauert. Außerdem sollen die Abdeckungen der Strebepfeiler erneuert werden.

Gröbmayr kann sich bereits heute ein längeres Engagement in Siebenbürgen vorstellen. Sicher ist bereits die Rückkehr der Münchner im kommenden Jahr. Ende April, Anfang Mai 2011 wollen sie mit einer neuen Gruppe ihr Lager im Kaltbachtal aufschlagen. Begleitet werden die Arbeiten von dem Architekten Jan Hülsemann, der für den Mihai-Eminescu-Trust schon in zahlreichen siebenbürgischen Dörfern tätig war.

Die Mitarbeiter der Leitstelle erfreute besonders die Unterstützung durch die HOG Mardisch, eine Ausnahmeerfahrung in ihrer nunmehr dreijährigen Tätigkeit. Bislang sei man bezüglich Kooperations-Anfragen bei den Organisationen der ausgewanderten Sachsen meist auf Ablehnung gestoßen, meinte Steffen Mildner. Gerade von den ausgewanderten Sachsen wünschte er sich mehr Unterstützung bei dem Erhalt der sakralen Baudenkmäler.

Holger Wermke

Schlagwörter: Kirchenburg, HOG

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