17. März 2006

Siebenbürgisch-sächsische Trachtenvielfalt

Edith Rothbächers Trachtenpuppen haben musealen Informationswert. Dies wurde bei einer Ausstellung mit siebenbürgisch-sächsischen Trachtenpuppen deutlich, die am 8. Dezember 2005 im voll besetzten Konferenzsaal des Hermannstädter Kultur- und Begegnungszentrums "Friedrich Teutsch" eröffnet wurde. Der Leiter des Teutsch-Hauses, Dr. Wolfram Theilemann, begrüßte die Gäste, und Stadtpfarrer a.D. Wolfgang Rehner hielt eine ökumenische Advent-Andacht.
Gemeinsam hatten Gudrun-Liane Ittu vom Teutsch-Haus und die aus Waldkraiburg zu diesem Ereignis angereiste Edith Rothbächer, Schöpferin der 24 ausgestellten Puppen, die volkskundliche Ecke mit Vitrinen aus dem nahen "Astra-Museum" eingerichtet. "Eine handwerkliche Augenweide", betitelte die Hermannstädter Zeitung einen Beitrag von Anneliese Thudt dazu.

Diese Sammlung war das bisherige Ergebnis eines Aufrufes des Landeskonsistoriums der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, unterzeichnet von Bischof D. Dr. Christoph Klein, an die Heimatortsgemeinschaften (HOGs) und die Landsleute, für das im Aufbau befindliche Landeskirchliche Museum Trachtenpuppen von Edith Rothbächer käuflich zu erwerben und nach Hermannstadt zu spenden. Die Waldkraiburgerin hat über 60 detailgetreue Trachtenpuppen nach Bilddarstellungen und eingehendem Studium der Trachten gefertigt. Dem Aufruf sind einige HOGs gefolgt und haben zusammen mit acht persönlich von Edith Rothbächer geschenkten Puppen die Ausstellung ermöglicht.

Edith Rothbächer und ihre Trachtenpuppen.
Edith Rothbächer und ihre Trachtenpuppen.
Edith Rothbächer wurde 1932 in Bukarest als Tochter des Schneidermeisters Johann Roth aus Großschenk und der Schneiderin Christine, geb. Roth, aus Agnetheln geboren. Sie hat in der väterlichen Werkstatt schon als Schülerin das Schneiderhandwerk kennen gelernt. In Schäßburg besuchte sie das Untergymnasium und das Lehrerseminar. Danach studierte sie in Klausenburg Physik und Mathematik. Nach Berufsjahren als Assistentin für Physik an der Universität Kronstadt und als Gymnasiallehrerin am deutschen Honterus-Lyzeum in Kronstadt war sie bis zum Renteneintritt 1992 als Lehrerin für Mathematik und Physik an verschiedenen Schulen in Bayern tätig. Nach 1994 begann sie mit ihrem zeitraubenden Hobby, der Herstellung von Trachtenpuppen. Dank künstlerisch-gestalterischer Fähigkeiten und viel Geduld schuf sie kleine Meisterwerke. Sie besuchte Trachtenveranstaltungen und fotografierte unzählige Trachten und Details, die sie später bei der Fertigung als Vorlage benutzte. Ihre Trachtenpuppen repräsentieren alle sieben Trachtenlandschaften: Hermannstädter Gegend, Unterwald, Kokelgebiet, Repser Ländchen, Harbachtal, Burzenland und Nösnerland. In ihrer Vielfalt bilden sie eine Einheit. Dies wird auch durch die Porzellan-Puppen von 60-70 cm Höhe, deren Kopf, Arme und Beine menschenähnliche Maße haben, erreicht. Dadurch kommen die Trachten besonders gut zur Geltung und wirken originalgetreu.

Mit großem Erfolg wurden die Trachtenpuppen ab 1997 in bisher 38 Ausstellungen und Diavorträgen gezeigt und 1999 in einem Kalender auf Bildern festgehalten. Am Beispiel einer Trachtenpuppe, dem "Mädchen in Zeidner Konfirmandentracht", können der Arbeitsaufwand, die Beschaffungs- und Materialkosten ermittelt werden. Es sind geschätzte 53 Handarbeitsstunden und 386 Euro€ investiert worden. Den HOGs, die eine Trachtenpuppen-Schenkung an das Teutsch-Kulturzentrum erwägen, sei gesagt: Bei der Veräußerung jeder einzelnen Trachtenpuppe werden nur die geschätzten Materialkosten verlangt.

Der Ankauf weiterer Trachtenpuppen von Edith Rothbächer für das Teutsch-Haus hat die Bewahrung unserer altüberlieferten Trachtenkultur zum Ziel. Sie helfen mit, diese Zeugnisse wertvoller sächsischer Kultur in unserer Heimat Siebenbürgen anschaulich, mit höchstem musealen Informationswert, mit niedrigem Erhaltungsaufwand und auf kleinstem Raum zu präsentieren und für die Zukunft zu etablieren.

In diesem Sinne prüft auch der Landesverband Bayern unserer Landsmannschaft, wie man grundsätzlich eine größere Anzahl von Trachtenpuppen zwecks zukünftiger Ausstellungen unterbringen, schadlos transportieren, sinnvoll aufbewahren und unproblematisch pflegen kann.

Walter Klemm

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 4 vom 15. März 2006, Seite 6)

Schlagwörter: Ausstellung, Kulturspiegel, Brauchtum, Trachtenpuppen

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