27. Juni 2009
740 Jahre Kelling groß gefeiert
Im Jahre 1269 schenkte der ungarische Thronfolger Stephan (als König der fünfte dieses Namens, 1270-1271) dem Gräfen Chyl, comes de villa Kelnuk, zum Dank für treue Dienste mehrere Besitzungen. Die Verleihungsurkunde ist die erste erhalten gebliebene Nennung von Kelling im siebenbürgischen Unterwald. Das bot dem von Akademiemitglied Marius Porumb geleiteten Verein „Ars Transilvaniae“ und dem Kellinger Bürgermeister Ioan Oancea Gelegenheit, 740 Jahre Kelling am 30.-31. Mai 2009 groß, ja großartig zu feiern.
Seit 1995, als die Evangelische Landeskirche dem Verein „Ars Transilvaniae“ die Nutzung der Burg, des Pfarrhauses und der evangelischen Kirche von Kelling vertraglich für 49 Jahre übertragen hat, bauen Prof. Dr. Marius Porumb und seine Mitstreiter hier ein Internationales Kulturzentrum auf. Das Ergebnis ist geradezu überwältigend: In der Burg herrscht lebendiges Treiben, obwohl in Kelling nur noch ein Siebenbür- ger Sachse lebt, alles ist blitzsauber, Rosen blühen im Burghof, Ausstellungen, Tagungen und die seit 2000 regelmäßig ausgerichteten „Kellinger Festtage“ richten die Aufmerksamkeit des In- und Auslandes auf die von Kellinger Gräfen im 13. Jahrhundert errichtete Verteidigungsanlage. Und – eigentlich fast noch wichtiger – die heutigen Bewohner von „Câlnic“ identifizieren sich mit dem kulturellen Erbe ihrer ehemaligen Landsleute, achten und pflegen das Baudenkmal, das nun UNESCO-Weltkulturerbe ist.
Die IX. Kellinger Festtage standen im Zeichen der zum Jubiläum erkorenen 740. Wiederkehr der ersten urkundlichen Nennung dieses für die Geschichte Siebenbürgens sehr wichtigen Ortes. Er illustriert wie kein zweiter die Bedeutung der Gräfen bei der Ansiedlung der Sachsen und bei der Organisation ihres wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und militärischen Wirkens im östlichen Teil des mittelalterlichen Königreichs Ungarn. Er illustriert auch die Gefahren, die das Einheiraten von Mitgliedern der Gräfenfamilien, ja der Aufstieg in den ungarischen Adel in sich barg, aber auch den Widerstand der freien Sachsen gegen jene, die „sich nach Art des Adels“ aufführten: 1430 kauften die Bewohner die Burg von den Kellinger Gräfen und nutzten sie künftig für die Verteidigung des Ortes. Kelling illustriert aber auch Jahrhunderte meist friedlichen Nebeneinanders mit den Rumänen und Roma.
Von diesem Zusammenleben zeugte auch die feierliche Eröffnung der „Kellinger Festtage“, an der außer den Veranstaltern, den Vertretern der Kirchen und des Kreises Karlsburg auch Prof. Dr. Tereza Sinigalia, Direktorin des Rumänischen Nationalinstituts für Baudenkmäler (Bukarest), und Ministerialrätin Sabine Deres seitens des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien teilnahmen. Der orthodoxe Erzbischof Andrei von Alba Iulia und Dr. Wolfgang Wünsch, Dechant des evangelischen Kirchenbezirks Mühlbach, zelebrierten eine tief bewegende ökumenische Andacht, in der sie in der Kellinger Kirche für die Verständigung zwischen den Glaubensrichtungen, Kulturen und Völkern beteten. Wiederum ein Rumäne und ein Deutscher – Akademiemitglied Prof. Dr. Marius Porumb vom Institut für Archäologie und Kunstgeschichte (Klausenburg) und Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch vom Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (Oldenburg) – sprachen kurze einführende Worte über die Geschichte und Gegenwart von Kelling. Anschließend wurden Grußworte des Bischofs Dr. Christoph Klein und des letzten evangelischen Pfarrers von Kelling, Dr. Christian Weiss, verlesen.
Es folgte ein erster Höhepunkt, das von Prof. Dr. Felician Roșca (Temeswar) und seinen Studierenden gestaltete Orgelkonzert mit Werken von Daniel Croner, Johannes Caioni, Bach, Händel, Mozart und Enescu. Der Künstler entlockte der schlichten Carl-Hesse-Orgel von 1867 (sie wurde auf Initiative des Ars-Transilvaniae-Vereins im Vorjahr restauriert) ungeahnte Töne und bezauberte das Publikum, zumindest jenen Teil, der ein Ohr für diese Art der Kirchenmusik hat. Alle Zuhörer hingegen schlug Grigore Leșe in seinen Bann, der auf unterschiedlichen Uralt-Instrumenten und begleitet von drei hervorragenden Sängerinnen eine Kollage rumänischer Volks- und Kirchenmusik zum Besten gab, die von religiöser Spiritualität und echtem Künstlertum geprägt war. Den absoluten Höhepunkt des Samstagabends aber bildete das von Ovidiu Chelu GMT (Rumänien) und Lacroix Ruggieri (Frankreich) inszenierte Feuerwerk, das die Gräfenburg zur Feuerwerksmusik von Händel, zur Rumänischen Rhapsodie von Enescu, zu greogorianischer Musik und Bach-Kantaten in ein abwechslungsreiches, spektakuläres Lichter- und Flammenmeer tauchte. Die Freude und das Staunen der über tausend Zuschauer belohnten die ehrenamtlich arbeitenden Künstler der Pyrotechnik.
Am Sonntag fand schließlich ein Trachtenaufmarsch statt, an dem auch eine Tanzgruppe aus dem benachbarten Petersdorf auftrat und großen Beifall erntete. Eine Fotoausstellung des Klausenburgers Szabó Tamás, ein Treffen der „Freunde der Burg“ und eine Verkaufsausstellung zeitgenössischer bildender Künstler aus Klausenburg, Karlsburg, Mühlbach und Neustadt/Marmarosch rundeten das umfangreiche Programm ab.
Ministerialrätin Sabine Deres, die Siebenbürgen erstmals besucht hat, zeigte sich von dieser Veranstaltung sehr bewegt: „Ich hatte hier eine der üblichen Jubiläumsveranstaltungen mit höflichen Ansprachen, vielen Honoratioren und einer kurzen Halbwertzeit erwartet. Stattdessen durfte ich an einem Ereignis teilnehmen, das mich wirklich und wahrhaftig bis ins Mark getroffen hat und das ich nie vergessen werde. Ich bin sehr beeindruckt davon, mit wie viel Verve hier Kultur und Geschichte des Landes gepflegt und gefeiert werden. Und ich bin dankbar, dass ich so viel kraftvolle Gemeinsamkeit miterleben durfte. Beim gemeinsamen rumänisch-deutschen und multikonfessionellen Beten in der Kirche und in der Ergriffenheit durch die wunderbare Musik mit ihren archaischen, unser Menschsein bestimmenden Themen. Beim gemeinsamen Feiern aller Dorfbewohner und Besucher mit den Aktiven von „Ars Transilvaniae“ – geeint unter der früher wie heute über allem wachenden Kirchenburg. Und beim atemlosen Staunen über das Feuerwerk – am Himmel und im eigenen Herzen.“ Offensichtlich wurde Frau Deres in Klausenburg und Kelling vom „virus Transilvanicus“ befallen – bekanntlich ist er nicht therapierbar.
Von diesem Zusammenleben zeugte auch die feierliche Eröffnung der „Kellinger Festtage“, an der außer den Veranstaltern, den Vertretern der Kirchen und des Kreises Karlsburg auch Prof. Dr. Tereza Sinigalia, Direktorin des Rumänischen Nationalinstituts für Baudenkmäler (Bukarest), und Ministerialrätin Sabine Deres seitens des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien teilnahmen. Der orthodoxe Erzbischof Andrei von Alba Iulia und Dr. Wolfgang Wünsch, Dechant des evangelischen Kirchenbezirks Mühlbach, zelebrierten eine tief bewegende ökumenische Andacht, in der sie in der Kellinger Kirche für die Verständigung zwischen den Glaubensrichtungen, Kulturen und Völkern beteten. Wiederum ein Rumäne und ein Deutscher – Akademiemitglied Prof. Dr. Marius Porumb vom Institut für Archäologie und Kunstgeschichte (Klausenburg) und Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch vom Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (Oldenburg) – sprachen kurze einführende Worte über die Geschichte und Gegenwart von Kelling. Anschließend wurden Grußworte des Bischofs Dr. Christoph Klein und des letzten evangelischen Pfarrers von Kelling, Dr. Christian Weiss, verlesen.
Es folgte ein erster Höhepunkt, das von Prof. Dr. Felician Roșca (Temeswar) und seinen Studierenden gestaltete Orgelkonzert mit Werken von Daniel Croner, Johannes Caioni, Bach, Händel, Mozart und Enescu. Der Künstler entlockte der schlichten Carl-Hesse-Orgel von 1867 (sie wurde auf Initiative des Ars-Transilvaniae-Vereins im Vorjahr restauriert) ungeahnte Töne und bezauberte das Publikum, zumindest jenen Teil, der ein Ohr für diese Art der Kirchenmusik hat. Alle Zuhörer hingegen schlug Grigore Leșe in seinen Bann, der auf unterschiedlichen Uralt-Instrumenten und begleitet von drei hervorragenden Sängerinnen eine Kollage rumänischer Volks- und Kirchenmusik zum Besten gab, die von religiöser Spiritualität und echtem Künstlertum geprägt war. Den absoluten Höhepunkt des Samstagabends aber bildete das von Ovidiu Chelu GMT (Rumänien) und Lacroix Ruggieri (Frankreich) inszenierte Feuerwerk, das die Gräfenburg zur Feuerwerksmusik von Händel, zur Rumänischen Rhapsodie von Enescu, zu greogorianischer Musik und Bach-Kantaten in ein abwechslungsreiches, spektakuläres Lichter- und Flammenmeer tauchte. Die Freude und das Staunen der über tausend Zuschauer belohnten die ehrenamtlich arbeitenden Künstler der Pyrotechnik.
Am Sonntag fand schließlich ein Trachtenaufmarsch statt, an dem auch eine Tanzgruppe aus dem benachbarten Petersdorf auftrat und großen Beifall erntete. Eine Fotoausstellung des Klausenburgers Szabó Tamás, ein Treffen der „Freunde der Burg“ und eine Verkaufsausstellung zeitgenössischer bildender Künstler aus Klausenburg, Karlsburg, Mühlbach und Neustadt/Marmarosch rundeten das umfangreiche Programm ab.
Ministerialrätin Sabine Deres, die Siebenbürgen erstmals besucht hat, zeigte sich von dieser Veranstaltung sehr bewegt: „Ich hatte hier eine der üblichen Jubiläumsveranstaltungen mit höflichen Ansprachen, vielen Honoratioren und einer kurzen Halbwertzeit erwartet. Stattdessen durfte ich an einem Ereignis teilnehmen, das mich wirklich und wahrhaftig bis ins Mark getroffen hat und das ich nie vergessen werde. Ich bin sehr beeindruckt davon, mit wie viel Verve hier Kultur und Geschichte des Landes gepflegt und gefeiert werden. Und ich bin dankbar, dass ich so viel kraftvolle Gemeinsamkeit miterleben durfte. Beim gemeinsamen rumänisch-deutschen und multikonfessionellen Beten in der Kirche und in der Ergriffenheit durch die wunderbare Musik mit ihren archaischen, unser Menschsein bestimmenden Themen. Beim gemeinsamen Feiern aller Dorfbewohner und Besucher mit den Aktiven von „Ars Transilvaniae“ – geeint unter der früher wie heute über allem wachenden Kirchenburg. Und beim atemlosen Staunen über das Feuerwerk – am Himmel und im eigenen Herzen.“ Offensichtlich wurde Frau Deres in Klausenburg und Kelling vom „virus Transilvanicus“ befallen – bekanntlich ist er nicht therapierbar.
K. G.
Schlagwörter: Kulturspiegel, Jubiläum
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