22. Oktober 2009

Honterus-Denkmal in Kronstadt wieder geschändet

Nach dem Schlusskonzert des „Musica Coronensis“-Festivals am Sonntagabend, dem 18. Oktober, wurde festgestellt, dass die westliche Relieftafel am Honterus-Denkmal in Kronstadt (Brașov) teilweise aus der Halterung herausgerissen wurde. Am 19. Oktober in dere Früh stellte sich heraus, dass die östliche Relieftafel ganz verschwunden ist.
Das Honterus-Denkmal neben der Schwarzen Kirche wird damit zum zweiten Mal Opfer eines Raubfalls, trotz eines Eisengitterzauns, der seit Oktober 2000 den Zugang zum Denkmal behindert. Im Januar 1999 hatten Kinder die westliche Relieftafel gestohlen und als Altmetall verkauft. Durch den beispielhaften Einsatz des in Augsburg lebenden Kronstädters Wilhelm Roth konnte im Oktober 2002 eine von ihm angefertigte Replik der westlichen Relieftafel anstelle des Originals angebracht werden.
Das Honterus-Denkmal an der Schwarzen Kirche am ...
Das Honterus-Denkmal an der Schwarzen Kirche am Tag nach dem Diebstahl der östlichen Bronzetafel. Foto: Thomas Șindilariu
Das Honterus-Denkmal wurde am 21. August 1898 aus Anlass des 400. Geburtstages des Humanisten und Reformators Johannes Honterus (1498-1549) eingeweiht. Es ist das Werk des Berliner Bildhauers Harro Magnussen (1861-1908). Am Sockel des Denkmals befanden sich zwei Relieftafeln aus Bronze (je 81 cm breit und 70 cm hoch). Die westliche Tafel zeigte Honterus in seiner Druckerei, deren erste erhaltene Drucke aus dem Jahre 1539 stammen.

Die östliche Tafel, die nun gestohlen wurde, stellte Honterus als Stadtpfarrer dar, wie er einem Kranken in Anwesenheit der Familienmitglieder das Heilige Abendmahl reicht. Am unteren Rand des Reliefs stand in gotischen Majuskeln „Wachet und betet“, der Wahlspruch von Honterus aus dem Matthäusevangelium 26, 41. Johannes Honterus war vom 22. April 1544 bis zu seinem Tod am 23. Januar 1549 evangelischer Stadtpfarrer von Kronstadt. 1543 hatte er das „Reformationsbüchlein“ im Auftrag des Stadtrates geschrieben und veröffentlicht sowie danach auch dessen „Apologie“.
Der östliche Bronzerelief am Honterus-Denkmal in ...
Der östliche Bronzerelief am Honterus-Denkmal in Kronstadt wurde in der Nacht zum 19. Oktober 2009 gestohlen. Foto: Thomas Șindilariu
Der Diebstahl wurde der Polizei gemeldet, die mit den Untersuchungen begonnen hat. Die von den Dieben teilweise losgelöste westliche Replikplatte wurde vom Wirtschaftsamt der Schwarzen Kirche abgenommen, um sie vor Diebstahl zu schützen.

So steht das Honterusdenkmal erstmals nach 111 Jahren ohne seine beiden Seitenreliefs da.

Gernot Nussbächer


Links: Willi Roth bei der Wiederherstellung der Honterusrelieftafel

Schlagwörter: Kronstadt, Burzenland, Honterus, Denkmal

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