23. Dezember 2023

Günther Schuster: Besännung

Das Gedicht „Besännung“ ist ein Vorabdruck mit Genehmigung des Verfassers aus der in Bälde erscheinenden nächsten Folge des Medwescher Tramiter, Beiblatt des „Mediascher Infoblattes“ in siebenbürgisch-sächsischer Mundart.
Günther Schuster

Besännung

Än deser Nuecht de Siëhnsucht flejjt
Af ener Schnieflok hiemen;
Eos den Erännerungen stejjt
De Kraft, noch iest ze driemen.

En Kärz bräht heall än deser Nuecht
Än em läddijen Zimmer;
En Wealt erwacht än aller Pruecht
Uch feallt et eos mät Glimmer*.

Än deser Nuecht det Gläck verstiht,
Wonn, än der Zegd gefriuren,
Det Liëwen, glatt wonn et vergiht,
Do näckest äs verliuren.

Esi entstiht än deser Nuecht
En Bräck no alle Sekten,
Verbanjd mät ärrer griußer Muecht
Det Gläck mät allen Zegden.

*Glimmer – Lehnwort aus dem Hochdeutschen

Die Erwähnung der Kerze führt den Leser zum Hauptgedanken des Gedichtes hin: besinnliches Erleben der heiligen bzw. Christnacht. Dabei steht das leere Zimmer symbolisch für die innere Befindlichkeit des Autors, nämlich Ausblendung aller Wahrnehmungen eines veräußerlichten Festgeschehens sowie das Glück der Selbstfindung angesichts einer vergänglichen Zeit. Gleichzeitig spiegelt das leere Zimmer aber auch die Vereinsamung des zeitgenössischen Individuums.

Die folgenden biographischen Angaben sind auszugsweise entnommen aus der Siebenbürgische Zeitung Online vom 23. Dezember 2017: „1960 in Mediasch geboren, verließ Günther Schuster seine Heimatstadt schon mit 19 Jahren, blieb ihr aber in vielfältiger Hinsicht verbunden. So engagierte er sich kurz nach Gründung der Heimatgemeinschaft Mediasch als eingetragener Verein (1999) in deren Vorstand als Kultur- und Pressereferent, von 2007 bis 2013 wirkte er als deren erster Vorsitzender. 2001 begründete Schuster für die Heimatgemeinschaft Mediasch e.V. das halbjährlich erscheinende Mediascher Infoblatt, das sich unter seiner redaktionellen Leitung zu einer wichtigen und vielseitigen Vereins- und Kulturplattform der Mediascher Sachsen entwickelte. 2005 kam als Beiblatt des Mediascher Infoblattes Günther Schusters Lieblingsprojekt, der Medwescher Tramiter, hinzu. Zusammen mit dem Karikaturisten Wolfgang Untch ist es Schuster mit dem Medwescher Tramiter gelungen, eine Plattform zur Mundartpflege zu schaffen.

Es ist heute die weltweit einzige periodisch erscheinende Publikation in siebenbürgisch-sächsischer Mundart …“ 2009 publizierte Günther Schuster als Co-Autor zusammen mit Hansotto Drotloff den umfangreichen Bild- und Textband „Mediasch. Ein historischer Streifzug durch die siebenbürgisch-sächsische Stadt an der Kokel.“

Schon jetzt wünscht eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit allen Lesern dieser Zeitung

Ihr/Euer Bernddieter Schobel

Schlagwörter: Gedicht, Mundart, Mediasch

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