12. September 2014

Siebenbürger Sachsen gründen Verein in der Schweiz

Siebenbürger Sachsen und Gleichgesinnte haben am 8. August 2014 in Zürich den „Verein der Siebenbürger Sachsen in der Schweiz – Kirchenburgen in Siebenbürgen“ gegründet. Der Verein fördert die Gemeinschaft unter den Siebenbürger Sachsen im In- und Ausland sowie die Pflege und Weitergabe der siebenbürgischen Kultur und Tradition. „Seine Aufgabe wird sein, die Kulturgüter Siebenbürgens und vor allem die Kirchenburgen mitsamt ihres wertvollen Inventars, der Orgeln, alten Schriften und anderen Kunstwerke, zu erhalten“, erklärte die Präsidentin des neu gegründeten Vereins, Marianne Hallmen, gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung.
Der neue Verein baut auf frühere Bemühungen, den Zusammenhalt der Siebenbürger Sachsen in der Schweiz zu pflegen, auf. Marianne Hallmen erkennt eine starke Verwandtschaft und geschichtliche Parallelen zwischen den Schweizern und Siebenbürger Sachsen, die mit ein Grund waren, den Verein zu gründen.

Der Schweizer Journalist und Historiker Gérard Delaloye war überrascht herauszufinden, dass in Siebenbürgen bereits 1185 – noch vor der Gründung der Eidgenossenschaft – stabile republikanische Institutionen mit Verfassungs- und Eigentumsrecht sowie Gerichtsautonomie geschaffen worden waren (siehe Aufsatz in der Siebenbürgischen Zeitung Online vom 28. Januar 2014). Diese wurden im Goldenen Freibrief 1224 bestätigt, etwa in der gleichen Zeit, als der Bund der Schweizerischen Eidgenossenschaft am 1. August 1291 auf dem Rütli geschlossen wurde. Dass Gérard Delaloye von Unterwalden in der Schweiz in den Unterwald in Siebenbürgen zog, empfang er als „Treppenwitz der Weltgeschichte“.

Kirchlich-theologische Verwandtschaft

Die kirchlich-theologische Verwandtschaft der Schweiz mit Siebenbürgen ist eine weitere Besonderheit, die Marianne Hallmen fasziniert. Sie ist diplomierte Architektin, Mitglied des Schweizer Ingenieur- und Architektenvereins (SIA), hat aber auch Theologie in Zürich studiert. Sie weist auf den bedeutenden siebenbürgischen Humanisten und Reformator Johannes Honterus hin, der von 1531 bis 1533 in Basel lebte und Kontakte zu den Schweizer Reformatoren Zwingli, Ökolampad und Bullinger sowie zu den deutschen Reformatoren Luther und Melanchthon pflegte. Honterus wurde 1542 vom Kronstädter Stadtrat beauftragt, die Reformation in Siebenbürgen einzuleiten – sein Reformationsbüchlein legt heute noch Zeugnis ab sowohl von der lutherischen Prägung als auch von dem schweizerischen Einfluss.

Marianne Hallmen, gebürtige Stolzenburgerin, ist überzeugt: „Alle Siebenbürger, die ihre Heimat schätzen und lieben, werden zustimmen, dass die wertvollen Kirchenburgen nach dem Lutherwort ‚Ein’ feste Burg ist unser Gott‘ identitätsstiftend erhalten bleiben müssen und damit eine glaubenserhaltende Funktion ausüben!“

Der Vorstand des neuen Vereins

Eingedenk dieser besonderen Verantwortung für die Kirchenburgen in Siebenbürgen wurde der Verein am 8. August in Zürich gegründet. Vorstandsmitglieder des Vereins sind: Marianne Hallmen als Präsidentin; die Schweizer Organistin Susanne Bissig, die seit Jahren die Restauration siebenbürgischer Kirchenorgeln unterstützt; der Schweizer Pfarrer Dr. h.c. Ernst Sieber, dessen Stiftung Menschen in Not aufnimmt und Auffangstationen sowie kleine Dörfer für sie errichtet; das Ehepaar Dr. med. Michael Möddel und Dr. med. Ingrid Schuller, Letztere gebürtig in Hermannstadt. Als Beisitzer wurde Hauptanwalt Friedrich Gunesch gewählt, der das Landeskonsistorium der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien vertritt. Der gebürtige Siebenbürger, Dipl.-Ing. Ernst Leonhardt, der sich schon in den siebziger Jahren für den Zusammenhalt der Siebenbürger Sachsen in der Schweiz eingesetzt hat und langjähriger Präsident der Orgelstiftung Zumikon/CH – Siebenbürgen war, ist aus Altersgründen nicht im Vorstand aktiv, hat aber zugesagt, den Verein nach Kräften zu unterstützen.

Die Gründung des Vereins wurde nach traditioneller Art mit siebenbürgischem Hausbrot und Hauswein gefeiert. Marianne Hallmen freut sich, dass der Verein gegründet wurde und „damit dem Ziel, Menschen für die Erhaltung dieser außergewöhnlichen europäischen Kulturlandschaft zu begeistern, näher gerückt zu sein. Die geistige Verwandtschaft zwischen der Schweiz und Siebenbürgen sollte auch durch die Orientierung an christlichen Werten und am sozialen Engagement zum Ausdruck kommen.“

Alle Siebenbürger Sachsen in der Schweiz sind aufgerufen, dem Verein beizutreten. Kontakt: Marianne Hallmen, Gerlisbrunnenstraße 15, CH-8121 Benglen, Telefon: (0041) 43-9601777, Mobiltelefon: (0041) 78-6281809, E-Mail: mhallmen [ät] bluemail.ch.

Siegbert Bruss

Externer Link:

Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung über Marianne Hallmen und den siebenbürgischen Verein in der Schweiz

Schlagwörter: Schweiz, Vereinsgründung

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