27. November 2016

Zentrale Kultureinrichtungen in Gundelsheim perspektivisch gesichert

Berlin – Der Deutsche Bundestag hat 1,9 Millionen Euro zum Umbau von Schloss Horneck in Gundelsheim am Neckar zu einer Museums- und Begegnungsstätte der Siebenbürger Sachsen genehmigt. Die Bundesförderung sichert die Zukunft der zentralen Kultureinrichtungen der Siebenbürger Sachsen perspektivisch. Der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland sieht seine im Sommer 2015 veranlassten Rettungsmaßnahmen zum Erhalt des Standortes in Gundelsheim bestätigt. „Schloss Horneck ist in sechs Jahrzehnten zum Erinnerungs- und Identifikationsort der Siebenbürger Sachsen geworden und wird es auch bleiben“, unterstrich Verbandspräsident Dr. Bernd Fabritius gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung.
Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat in seiner Sitzung am 10. November 2016 auf Initiative des Bundestagsabgeordneten Dr. Bernd Fabritius (CSU), Verbandspräsident des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, einen Betrag in Höhe von 1,9 Millionen Euro im Einzelplan 04 (Geschäftsbereich der Bundeskanzlerin und des Bundeskanzleramtes) zum Umbau des Schlosses Horneck zu einer Museums- und Begegnungsstätte ab 2017 bewilligt. Im Haushaltsvermerk wurde festgehalten, dass die genehmigten Mittel für investive Kulturmaßnahmen im Inland auch zur Selbstbewirtschaftung zugewiesen werden können. Verwaltet wird dieser Bereich durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Prof. Monika Grütters.

Bernd Fabritius hatte in seiner Initiative darauf hingewiesen, dass nach dem Erwerb von Schloss Horneck und der Rettung der dort ansässigen wichtigsten Kultureinrichtungen der Siebenbürger Sachsen, des Siebenbürgischen Museums und des Siebenbürgen-Instituts mit Bibliothek und Archiv, nun eine Modernisierung der gesamten Anlage und eine Ausweitung des dortigen Kulturangebots angestrebt werden müsse. Auf diese Weise könne der Standort zukunftsfähig gemacht und die Fortsetzung der Arbeit dieser zentralen Institutionen der Siebenbürger Sachsen gewährleistet werden.
Frohe Kunde im Deutschen Bundestag: Der ...
Frohe Kunde im Deutschen Bundestag: Der zuständige Berichterstatter im Haushaltsausschuss Rüdiger Kruse (links), MdB (CDU), informiert Dr. Bernd Fabritius, MdB (CSU) über die bewilligte Bundesförderung für Schloss Horneck in Höhe von 1,9 Millionen Euro. Foto: Sebastian Dobberstein
Die nun bewilligte Bundesförderung kommentierte Dr. Bernd Fabritius gegenüber der SbZ-Redaktion: „Ich freue mich sehr, dass Schloss Horneck als Ort der Begegnung und Identifikation der Siebenbürger Sachsen nun nicht nur weiterexistieren, sondern dank unserer Initiative und mit Unterstützung des zuständigen Berichterstatters im Haushaltsausschuss Rüdiger Kruse, MdB (CDU), bald mit neuer Funktionalität zukunftsorientiert ausgestattet wird. Durch eine Modernisierung des bestehenden Angebots und die Ergänzung um Vortragsveranstaltungen, Lesungen, Konzerte und Ausstellungen sowie eine Intensivierung des grenzüberschreitenden Jugend- und Kulturaustauschs werden hoffentlich zahlreiche neue Gäste diese traditionsreiche Einrichtung besuchen. Schloss Horneck ist in sechs Jahrzehnten zum Erinnerungs- und Identifikationsort der Siebenbürger Sachsen geworden und wird es auch bleiben. Die neuen Kulturangebote werden helfen, dass auch die kommenden Generationen Nutznießer dieser einzigartigen Begegnungsstätte werden.“ Prof. Dr. Konrad Gündisch dankte in seiner Funktion als Vorsitzender des Siebenbürgischen Kulturzentrums „Schloss Horneck“ e.V. Dr. Fabritius „für seinen großartigen Einsatz“. Der Deutsche Bundestag und somit das deutsche Volk habe „den Wiedererwerb von Schloss Horneck aus ureigenster Kraft der Siebenbürger Sachsen und den Ausbau zu einer internationalen Kultur- und Begegnungsstätte anerkannt und durch eine hohe Zuwendung belohnt, die es ermöglicht, Schloss Horneck mit dauerhaftem Leben zu füllen“, erklärte Gündisch, dessen vollständige Stellungnahme Sie, zusammen mit vielen weiteren prominenten Reaktionen, in dem SbZ-Online-Beitrag Gemeinschaftsleistung anerkannt - prominente Reaktionen auf die bewilligte Bundesförderung lesen können.

Krisenrettung durch Verbandsinitiative: Trägerverein gegründet – Rückerwerb des Schlosses – neues Nutzungskonzept

Im Sommer 2015 war Schloss Horneck als Sitz der zentralen Kultureinrichtungen der Siebenbürger Sachsen durch die Insolvenz des Hilfsvereins Johannes Honterus akut existenzgefährdet. Auf Initiative des Verbandes der Siebenbürger Sachsen startete eine beispiellose, enorm erfolgreiche Spendenaktion. Ziel war der Rückerwerb der „Sachsenburg am Neckar“ aus der Konkursmasse, um den Fortbestand des Siebenbürgischen Museums und des Siebenbürgen-Instituts mit Bibliothek zu sichern.

Am 27. August 2015 wurde der Trägerverein Siebenbürgisches Kulturzentrum „Schloss Horneck“ e.V. in München gegründet, am 10. September 2015 stimmte die Gläubigerversammlung dem schuldenfreien Erwerb des Schlosses durch den Trägerverein zu. Der Kaufpreis in Höhe von einer Million Euro wurde ausschließlich aus Spenden bezahlt. Das bis dahin auch als Altenheim genutzte Schloss soll gemäß dem vom Trägerverein gemeinsam mit der Carl-Wolff-Gesellschaft erarbeiteten Konzept in das „Siebenbürgische Kultur- und Begegnungszentrum Schloss Horneck“ umgewandelt werden. Wie in dieser Zeitung fortlaufend berichtet, wurden in der Folgezeit entsprechende Maßnahmen eingeleitet unter Beachtung der neuesten gesetzlichen Vorgaben bezüglich Sicherheit, Brand-, Denkmal- und Naturschutz.

Die aktuelle Entwicklung markiert zweifellos eine entscheidende Zäsur in der Geschichte der seit 800 Jahren über dem Neckartal thronenden einstigen Burg des Deutschen Ordens hin zu ihrer neuen Bestimmung als Kultur- und Begegnungszentrum der Siebenbürger Sachsen. Aus diesem Anlass zeichnet der Historiker Konrad Gündisch in einer mehrteiligen Serie, beginnend in dieser Ausgabe (demnächst auf SbZ-Online), die wichtigsten Perioden in der Nutzungsgeschichte unserer „Sachsenburg“ in anschaulicher Weise dar.

Bedeutende Erfolge für Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten

Die Beratungen des Haushaltsausschusses zeitigten, neben dieser für Schloss Horneck in Gundelsheim so positiven Entscheidung im Bereich der Vertriebenenkultur, weitere wichtige Ergebnisse, die der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, als „bedeutende Erfolge für Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten“ gewürdigt hat. Es habe sich gezeigt, dass das deutsche Parlament deren berechtigten Anliegen besonders verbunden sei. Konkret würden im Etat des Auswärtigen Amtes die Beihilfen zur Lehrerbesoldung im deutschsprachigen Schulwesen in Rumänien um weitere 250000 Euro auf nunmehr 1,25 Millionen Euro jährlich erhöht. Die Lohnsteigerungen in Alten- und Pflegeheimen sowie in Sozialstationen, die für Angehörige der deutschen Minderheit in Rumänien eingerichtet wurden, sollen mit zusätzlichen 300000 Euro kompensiert werden.

Bundesbeauftragter Koschyk wies ferner darauf hin, dass für die Ausarbeitung und Realisierung einer Wanderausstellung über die Geschichte und die Gegenwart deutscher Minderheiten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa sowie in den Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion im Haushaltsjahr des kommenden Jahres 240000 Euro zur Verfügung gestellt werden.

Die die für die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer zur Verfügung stehenden Mittel aus dem Etat des Bundesministeriums des Innern wurden von 45 auf 50 Millionen Euro verstärkt. Wie Koschyk betonte, würden hiervon auch neu zuziehende Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler, deren Zahl in den letzten Jahren zugenommen habe, vollanteilig ­profitieren. Die Belange der deutschen Minderheiten im östlichen Europa und in den Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion würden künftig ebenfalls stärker berücksichtigt, erklärte der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten.

Christian Schoger



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Schlagwörter: Schloss Horneck, gundelsheim, Kulturzentrum, Siebenbürgen-Institut, Siebenbürgisches Museum, Bernd Fabritius, Bundestag, Förderung

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