1. Juni 2018

68. Pfingsttreffen der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl: Heimattag der erfüllten Identität

Der 68. Heimattag der Siebenbürger Sachsen vom 18. bis 21. Mai 2018 in Dinkelsbühl war für die über 20000 Besucher sehr erfolgreich auf vielfachen Ebenen ihres Erlebens. Gleich zwei Ministerpräsidenten, Dr. Markus Söder (Bayern) und Armin Laschet (Nordrhein-Westfalen), weitere hochkarätige Gäste erwiesen ihnen die Ehre und sicherten ihnen moralische und finanzielle Unterstützung zu. Das Pfingstfest bot einen kulturellen Höhepunkt nach dem anderen, Brauchtum, Tanzdarbietungen, Musik, Sport, aber auch viele Gelegenheiten zum frohen und gemütlichen Beisammensein. Dass die Siebenbürger Sachsen seit Jahrzehnten ihre Gemeinschaft und Kultur beherzt pflegen, dass sie zusammenhalten und gleichzeitig offen für andere sind – dafür werden sie geschätzt und als Vorbild für Europa gewürdigt. Das Motto des Heimattages „Kultur schafft Heimat und Zukunft“ wurde von den Rednern vielseitig und tiefsinnig beleuchtet. Wie in einem großen Strom fließen die Worte, die ­Begegnungen, das Geschehen zusammen und zeigen, dass die Siebenbürger Sachsen in ihrer Identität gereift und erfüllt sind.
Seit 1951 treffen sich die Siebenbürger Sachsen jährlich zu Pfingsten in der mittelfränkischen Stadt Dinkelsbühl, die ein Ort der Selbstvergewisserung geworden ist. So war es naheliegend, schon am 19. Mai 2018, vor der Eröffnung des Heimattages, ein „Apfelbäumchen der Identität“ in Dinkelsbühl zu pflanzen. Der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder legte dabei Hand an, ebenso wie die Bundesvorsitzende Herta Daniel, der neue Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Bernd Fabritius, Dinkelsbühls Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer und andere Amtsträger, die einen letzten Batull im Rahmen der Aktion „12 Apfelbäumchen für ein klares Wort“ der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR) auf der Wiese an der Alten Promenade hinter der Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen setzten (siehe Bericht in der SbZ Online).
Der Festumzug mit 3000 Trachtenträgern wurde ...
Der Festumzug mit 3000 Trachtenträgern wurde diesmal stark vom Landesverband Bayern, dem Mitausrichter des Heimattages, geprägt, auf dem Bild die Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Nürnberg. Foto: Siegbert Bruss
In seiner Festrede zur Eröffnung des Heimattages der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl würdigte der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder, MdL, die Siebenbürger Sachsen für ihren Zusammenhalt, für die beherzte Pflege ihrer Kultur und Sprache. Sie seien ein Vorbild für Europa, da sie nach vorne schauten und Brücken des Friedens und der Identität bauten. Auch die Menschen in Europa und Deutschland bräuchten mehr Selbstvergewisserung und „neben wirtschaftlichem Wohlstand auch mehr geistigen Halt“, betonte Dr. Markus Söder, der seit 1994 Mitglied des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland ist. Den Freistaat Bayern bezeichnete der CSU-Politiker als „barmherzigstes Land der Welt“, das zahlreiche Flüchtlinge aufgenommen habe. Gleichwohl müsse die Balance von Hilfe stimmen und der Rechtsstaat auch im Bereich der Zuwanderung funktionieren (Lesen Sie Festrede des bayerischen Ministerpräsidenten in der SbZ Online).

Für die nachhaltige Unterstützung der Siebenbürger Sachsen und „in dankbarer Anerkennung der heimatlichen Aufnahme in Bayern sowie des stetigen Engagements des Freistaates für unser Herkunftsland“ wurde Dr. Markus Söder mit dem Großen Ehrenwappen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen ausgezeichnet. Die Bundesvorsitzende Herta Daniel überreichte die Auszeichnung, wünschte dem Ministerpräsidenten Gesundheit, viel Energie und Schaffenskraft zum Wohle Bayerns und versicherte, dass sich die Siebenbürger Sachsen ihrerseits auch in Zukunft für Bayern und Deutschland einbringen werden.
Die Bundesvorsitzende Herta Daniel zeichnete den ...
Die Bundesvorsitzende Herta Daniel zeichnete den bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder mit dem Großen Ehrenwappen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen aus. Foto: Christian Schoger
Höhepunkt des Pfingstfestes war der imposante Festumzug von rund 3000 Trachtenträgern, die sich bei wechselhaftem Wetter hervorragend präsentierten. Den Pfingstgruß seitens der EKR sprach bei der anschließenden Festkundgebung Pfarrer Dr. Stefan Cosoroabă. Das große Sachsentreffen in Hermannstadt, die vielen Heimattreffen und der Kirchentag in Kronstadt im letzten Jahr hätten die siebenbürgische Welt grundlegend verändert. Ein „Pfingstwunder“ sei geschehen. Die Gemeinschaft sei nach vielen Jahren, in denen sie auseinandergedriftet sei, wieder zusammengewachsen. So wie Petrus der in Jerusalem versammelten Festgemeinde verkünden konnte, dass sich die Hoffnung auf den Geist Gottes erfüllt habe, so sei auch der Wunsch der Siebenbürger Sachsen zusammenzufinden in Erfüllung gegangen (lesen Sie den Pfingstgruß in der SbZ Online vom 1. Juni 2018).

In ihrer Festrede bekräftigte die Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, Herta Daniel, die Entschlossenheit ihrer Landsleute, die siebenbürgisch-sächsische Kultur im Sinne des diesjährigen Mottos „Kultur schafft Heimat und Zukunft“ weiterzuführen. Die Bundesvorsitzende zeigte sich besorgt um die derzeitige politische Lange in Rumänien und rief die deutschen und europäischen Politiker auf, Staatspräsident Klaus Johannis den Rücken zu stärken. Der Staatschef sei ein „Garant, dass die Entfernungs-Tendenz Rumäniens von der europäischen Wertegemeinschaft gestoppt werde“. Herta Daniel forderte die Bundesregierung in Berlin auf, die im Regierungsprogramm der CDU/CSU angekündigte Benachteiligung der Spätaussiedler im Rentenrecht zu beseitigen und dadurch die drohende Altersarmut dieses Personenkreises abzuwenden (sie Herta Daniels Rede im Wortlaut in der SbZ Online).

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet legte ein Bekenntnis ab zur Patenschaft, die das Land Nordrhein-Westfalen 1957 für den Verband der Siebenbürger Sachsen übernommen hatte. Der CDU-Politiker ermutigte die Siebenbürger Sachsen, ihre Kultur weiter zu pflegen und kündigte an, dass das Patenland diese Arbeit stärker fördern werde. Laschet erinnerte daran, dass die Verbindungen der Rheinländer zu den Siebenbürger Sachsen mehr als 800 Jahre zurückliegen. Ebenso sei es wichtig, den Beitrag der Vertriebenen und der Aussiedler zum Aufbau Deutschlands immer wieder ins Bewusstsein der Menschen zu rufen (lesen Sie die Festrede im Wortlaut in der SbZ Online).
Auf dem Weg zur Festtribüne, von links: ...
Auf dem Weg zur Festtribüne, von links: Aussiedlerbeauftragter Dr. Bernd Fabritius, Ministerpräsident Armin Laschet, Bundesvorsitzende Herta Daniel, Dinkelsbühls Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer und Hessens Landtagspräsident Norbert Kartmann. Foto: Lukas Geddert
Die Bundesregierung wird die Arbeit der Vertriebenen und Aussiedler in Deutschland und der deutschen Minderheiten in den Heimatländern weiterhin nach Kräften und ganz beherzt fördern. Diese Zusage aus dem Koalitionsvertrag bekräftigte der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Bernd Fabritius. Er übermittelte nicht nur als erster Siebenbürger Sachse Grüße seitens der Bundesregierung, sondern kündigte als „nachhaltig kämpfender Partner an Ihrer Seite“ auch eine Reihe konkreter Maßnahmen an. So werden die Mittel für deutsche Zwangsarbeiter aufgestockt, nachdem bis Ende letzten Jahres doppelt so viele Anträge eingegangen sind als ursprünglich erwartet. Die Förderung der deutschen Minderheit in Rumänien wird ebenso fortgesetzt wie die der kulturellen Maßnahmen in Deutschland. Dazu gehört als „Projekt mit Leuchtturmwirkung“ der Um- und Ausbau von Schloss Horneck zu einem Kultur- und Begegnungszentrum. Zudem wird sich Fabritius für die Beseitigung der Benachteiligungen für Aussiedler im deutschen Rentenrecht einsetzen (siehe Rede in der SbZ Online).

Den Heimattag hatte Werner Kloos, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern, des Mitausrichters des Pfingstfestes, schon am Samstag im Schrannen-Festsaal eröffnet und zu 40 Programmpunkten eingeladen. „Unsere Zukunft ist die Jugend. Wir müssen ihnen die Kultur, die wir in Siebenbürgen erfahren und gelebt haben, weitergeben, dürfen aber nicht vergessen, ihre neuen Idee zuzulassen und zu fördern. Gemeinsam können wir es ermöglichen, unser Brauchtum mit dem modernen Leben in der neuen Heimat zu verbinden und für die Siebenbürger Sachsen eine aussichtsreiche Zukunft zu schaffen.“

Unter den Ehrengästen des Heimattages wurden – neben den Rednern – u.a. begrüßt: Jürgen Ludwig, Landrat des Landkreises Ansbach, Iulia-Ramona Chiriac, Generalkonsulin von Rumänien in München, Manuel Westphal, MdL, Dr. Konrad Gündisch, Vorsitzender des Siebenbürgischen Kulturzentrums „Schloss Horneck“ e.V., Dr. Irmgard Sedler, Vorsitzende des Siebenbürgischen Museums e.V. Gundelsheim, Reinhold Sauer, Vorsitzender der Carl Wolff Gesellschaft, Michael Schmidt, Vorsitzender der gleichnamigen Stiftung, Dr. Wolfgang Bonfert, Ehrenvorsitzender des Verbandes, Dr. Fritz Frank, Ehrenobmann des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, mit 94 Jahren der wohl älteste Teilnehmer des Heimattages.

Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer begrüßte die Siebenbürger Sachsen zum 15. Mal beim Heimattag in Dinkelsbühl. Das Motto „Kultur schafft Heimat und Zukunft“ sei wohlgesetzt, weil es sehr aktuelle Themen aufgreife. Der Begriff Heimat sei früher negativ besetzt gewesen. „In der großen globalisierten Welt, in der wir uns immer mehr verlieren, besteht jetzt das große Bedürfnis der Menschen zu verstehen, woher sie kommen, was sie eigentlich ausmacht und prägt.“ Die Begriffe Heimat und Kultur könnten nicht losgelöst von der derzeitigen Wertediskussion betrachtet werden, sagte Hammer. „Die Grundwerte des Neuen Testaments, die Zehn Gebote, vor allem das Gebot ‚Liebe den Nächsten wie dich selbst‘ spiegeln sich in unserer Gesetzgebung wider, begründen den Respekt vor der Andersartigkeit des anderen, die Akzeptanz, dass jedes Individuum schützenswert ist, ebenso die Freiheits- und Gleichheitsrechte und die Religionsfreiheit.“ Diese Werte hätten es ermöglicht, dass sich die Kultur entwickelt habe. In Kriegen und totalitären Systemen seien diese Grundwerte jedoch nicht eingehalten worden und daher für ganze Generationen verloren gegangen. Deshalb müssten wir den Mut haben, „uns für diese Werte einzusetzen und nicht einzuknicken“, forderte der Oberbürgermeister. Bezüglich der Städtepartnerschaft mit Schäßburg zeigte er sich optimistisch. Die Beziehungen seien unter dem neuen Schäßburger Bürgermeister, der kürzlich Dinkelsbühl besucht habe, besser geworden als in den letzten Jahren. Die Stadt Dinkelsbühl wolle die Kontakte intensivieren und plane nächstes Jahr eine Reise des Stadtrates nach Siebenbürgen.
Der Dinkelsbühler Oberbürgermeister Dr. Christoph ...
Der Dinkelsbühler Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer (Mitte) wurde mit dem rumänischen Nationalorden „Für Verdienste“ im Rang eines Offiziers geehrt. Die Auszeichnung wurde von Sergiu Nistor, Präsidialberater mit Ministerrang (rechts) und Emil Hurezeanu, Botschafter von Rumänien in Berlin, überreicht. Foto: Petra Reiner
Für sein Engagement zur Förderung der deutsch-rumänischen Beziehungen wurde Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer von Staatspräsident Klaus Johannis mit dem Nationalen Orden „Für Verdienste“ im Rang eines Offiziers geehrt. Die Auszeichnung wurde von Sergiu Nistor, Präsidialberater mit Ministerrang, überreicht. Emil Hurezeanu, Botschafter von Rumänien in Berlin, würdigte den 1961 in Freising geborenen Juristen für sein langjähriges, ununterbrochenes soziales und politisches Engagement für Rumänien. Er habe „mit Ehrlichkeit und Engagement die wichtige Rolle der Gemeinde der Siebenbürger Sachsen, als Mittler zwischen Deutschland und Rumänien, als Brückenbauer für die Verständigung in Europa unterstützt.“

Mit dem Nationalorden „Treue Dienste“ im Grad eines Kommandeurs wurde die Bundesvorsitzende Herta Daniel geehrt. In seiner Laudatio würdigte Botschafter Emil Hurezeanu ihren Einsatz für den Erhalt der Traditionen der Siebenbürger Sachsen und ihr „maßgebliches Engagement für die Einbindung neuer Generationen, mit einem europäischen Geist, in diese Aktivitäten“. Dank ihres festen Glaubens an die Wichtigkeit des Ausbaus der deutsch-rumänischen Beziehungen habe der Verband der Siebenbürger Sachsen seine Rolle als unentbehrliche, feste Brücke zwischen den beiden Ländern zur Geltung gebracht. Die Bundesvorsitzende Herta Daniel dankte für diese Auszeichnung, die sie stellvertretend für die vielen Ehrenamtlichen der Kreis- und Landesgruppen entgegennehme, die eine hervorragende Arbeit leisteten. Diese Ehrung bedeute ihr sehr viel, weil sie von einem Staatspräsidenten komme, „der weltweit hohe Anerkennung genießt und als Garant für die Erhaltung europäischer Werte in Rumänien gilt“.

Sylvia Stierstorfer, seit dem 21. März 2018 Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, MdL, betonte in ihrer Ansprache den herausragenden Beitrag der Aussiedler und Vertriebenen zum Aufbau und Aufschwung des Freistaates Bayern. Mit der Schaffung dieses Amtes habe die Staatsregierung deutlich gemacht, „wie wichtig ihr die Anliegen, Belange und Interessen der Heimatvertriebenen und Aussiedler sind“. Das sei ein Auftrag für die Zukunft, und nicht für die Vergangenheit. „Denn Heimat ist Zukunft. Wer wüsste das besser als Sie, die Siebenbürger Sachsen, denen Bayern Heimat geworden ist, ohne dass Sie die alte Heimat und Ihre Kultur aufgegeben hätten. Vielmehr haben Sie Bayern damit bereichert. Sie und Ihre Landsleute haben ganz entscheidend zum wirtschaftlichen Aufbau und Aufschwung des Freistaates beigetragen. Und mit Ihrer jahrhundertealten Kultur haben Sie Bayern noch vielfältiger gemacht. Ohne die Siebenbürger Sachsen wäre Bayern weniger reich, als es heute ist. Herzlichen Dank dafür!“

Die Siebenbürger Sachsen hätten in ihrer alten Heimat „trotz schwieriger Umstände eine Kultur geschaffen, die in Europa ihresgleichen sucht“, sagte Stierstorfer. Kronstadt, Hermannstadt und Schäßburg, die sie bei einem Besuch in Siebenbürgen kennen gelernt habe, seien „Perlen der Architektur Siebenbürgens ebenso wie die Kirchenburgen, die zum herausragenden Kulturerbe der Menschheit zählen“. Die Aussiedlerbeauftragte wünschte den Siebenbürger Sachsen alles Gute für die Zukunft und sicherte ihnen zu, dass sich dezidiert für ihre Anliegen einzusetzen (lesen Sie die vollständige Ansprache in der SbZ Online).

Grüße aus Übersee übermittelte Rebecca Horeth, Vorstandsmitglied der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada. Sie erinnerte an die vielen kulturellen Veranstaltungen der Siebenbürger Sachsen in ihrem Land, die sich dadurch ein Stück Heimat geschaffen hätten. Horedt überreichte einen Scheck für die Altenhilfe des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen.

Über das siebenbürgisch-sächsische Kulturleben in den Vereinigten Staaten von Amerika berichtete Monica Weber, Stellvertretende Vorsitzende des Zentralverbandes der Siebenbürger Sachsen in den USA. Sie lud ein zum Heimattag, der Ende Juni in Cleveland, Ohio, stattfinden wird.

Einen Gruß seitens der in Siebenbürgen verbliebenen Landsleute richtete Dr. Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, aus. Das Motto des Heimattages abwandelnd, forderte er die Anwesenden auf, „Kultur zu schaffen für die Zukunft in der Heimat“.

Bundesobmann Manfred Schuller übermittelte einen Gruß seitens des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich. Er forderte die Siebenbürger Sachsen auf, ihre Heimat zu besuchen, aber auch Freunde mitzunehmen, da sie dadurch die „Seele Siebenbürgen“ kennen und schätzen lernen könnten.

Ilse Welther, Vorsitzende des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, betonte, dass das Motto des Heimattages „Kultur schafft Heimat und Zukunft“ sehr treffend sei. Die emotionalen Bindungen zum Geburtsort in Siebenbürgen ergeben sich nach ihrer Ansicht „in hohem Maße aus der Gemeinschaft, zu der wir uns bekennen“. Das könne die Gemeinschaft der unmittelbaren Nachbarschaft des eigenen Wohnhauses sein – die gesamte Dorfgemeinschaft – ein größerer regionaler Verband oder die Gemeinschaft aller Siebenbürger Sachsen. „Solche Gemeinschaften sind also Teil unserer Kultur, ebenso wie die materiellen und immateriellen Kulturgüter von bleibendem Wert; wie die großen Kirchenburgen, aber auch kleinere Gegenstände wie die herrlichen Abendmahlskelche und selbstverständlich unsere schönen Trachten, die hier so zahlreich vertreten sind.“

Das Motto des Heimattages legte auch Prof. Dr. Berthold Köber aus, der als Vorsitzender der Gemeinschaft evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD auch Grüße und Segenswünsche überbrachte. Kultur sei Gestaltung und Ausgestaltung des Lebensraumes des Menschen und umfasse alles, was über das unbedingt Überlebens- und Lebensnotwendige hinausgehe. „Das betrifft nicht nur die individuelle, persönliche Gestaltung durch den Einzelnen, sondern die kollektive Gestaltung des Lebensraumes in der Gemeinschaft mit anderen Menschen, wie etwa das Erbauen unserer Dörfer und Städte oder unserer Kirchenburgen.“ Die Menschen gestalten ihren Lebensraum, um sich darin wohlzufühlen und sich damit zu identifizieren. Das sei bestimmend für ihr Selbstverständnis und die eigene Identität und vermittle „das Gefühl von Angenommensein, Geborgenheit und Aufgehobensein, also Heimatlichkeit“, sagte Köber.

Zum niveauvollen Programm des Heimattages gehörten zudem Ausstellungen, das Konzert der Siebenbürgischen Kantorei, Vorträge, Tanzveranstaltungen, die Podiumsdiskussion zum aktuellen Thema „Zwischen Toleranz und Extremismus – Demokratie bei den Siebenbürger Sachsen“ und – als kultureller Höhepunkt – die Preisverleihungen am Pfingstsonntag in der St.-Pauls-Kirche. Der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturpreis 2018 ging an die Germanisten Michael Markel und Prof. Dr. Horst Schuller. Mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendpreis wurde der Historiker und Jurist Dr. Dr. Gerald Volkmer ausgezeichnet.
Der „König von Mallorca“, Jürgen Drews ...
Der „König von Mallorca“, Jürgen Drews begeisterte schon am Freitag, dem 18. Mai, Tausende Zuschauer im Festzelt auf dem Schießwasen in Dinkelsbühl. Foto: Siegbert Bruss
Besondere Akzente setze der Landesverband Bayern, der das Pfingstfest mitausrichtete. Neben der zahlreichen Teilnahme am Festumzug wurden die Brauchtumsveranstaltung, Rede an der Gedenkstätte, die Dokumentationsausstellungen „Mir sen mir“ und die Ausstellung „Traditionelle Handwerkskunst trifft auf moderne Technik“, eine Ausstellung des Malers Radu-Anton Maier, Konzerte der Blaskapellen, ein Open Air-Konzert vor der Schranne, Infostände der Kreisgruppen, der Abzeichenverkauf und vieles mehr organisiert. Weitere Berichte über die Veranstaltungen des Heimattages, etwa jene, die vom Landesverband Bayern und der SJD mitgestaltet wurden, werden in der nächsten Ausgabe dieser Zeitung veröffentlicht.

Die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) zeichnete verantwortlich für den Zeltplatz, die Sportveranstaltungen, das Programm „Unser Nachwuchs präsentiert sich“, das Mitmachkonzert „Singen mit Frau Hätschenpätsch“, eine Baumstriezelschule sowie die Volkstanzveranstaltung vor der Schranne und am Altrathausplatz mit dem gemeinsamen Tanzen aller Tanzgruppen. Zudem war die SJD mitverantwortlich für das Festzelt, den Trachtenumzug und den Fackelzug. Ein besonderer Publikumsmagnet war der „König von Mallorca“, Jürgen Drews, der mit seinem Gastauftritt schon bei der Willkommensparty am Freitag Tausende Zuschauer begeisterte.

Ein besonderer Dank gilt dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, das die kulturellen Veranstaltungen des Heimattages gefördert hat.

Nach der positiven Resonanz 2017 wurden auch in diesem Jahr viele Veranstaltungen des Heimattages auf der Facebook-Seite des Verbandes (www.facebook.com/siebenbuerger.de) live übertragen. So konnten man die Veranstaltungen weltweit direkt verfolgen. Vor allem der Trachtenumzug wurde dabei oft angeklickt und erzielte in den ersten 24 Stunden über 40000 Aufrufe. Alle Live-Videos und viele weitere Videos vom Heimattag 2018 finden Sie übersichtlich aufgelistet auf der Homepage des Verbandes, ebenso die Bildergalerien des diesjährigen Pfingstfestes.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Heimattag 2018, Identität, Dinkelsbühl, Siebenbürger Sachsen, Verband, SJD, Bayern, Herta Daniel, Bernd Fabritius, Markus Söder, Armin Laschet, Christoph Hammer

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