8. August 2008

Die unbeschwerte Freude an der sächsischen Kultur

Rund zweitausend Siebenbürger Sachsen und deren Freunde feierten am 20. Juli das traditionelle Sommerfest auf dem Caritas-Erholungsgelände am Kuhweiher in Nürnberg-Röthenbach. Es ist das größte Fest, das der Kreisverband Nürnberg, die größte Kreisgruppe des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, im Jahreslauf organisiert. Unter dem diesjährigen Motto „Jung und Alt – miteinander und füreinander“ geht von hier eine große integrative Kraft aus, die die Generationen verbindet, von europäischer Offenheit geprägt ist und hineinwirkt bis ins bundesdeutsche Umfeld. Hier erfreuen sich die Politiker, Kulturgruppen und Besucher an siebenbürgisch-sächsischen Darbietungen und an der Leichtigkeit des Seins.
Dr. Markus Söder, Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten in der bayerischen Staats­kanzlei und zugleich eines der prominentesten Mitglieder des Kreisverbandes, erschien ebenso wie die CSU-Stadträtin Andrea Loos in siebenbürgisch-sächsischer Tracht. Letztes Jahr hatten ihm die Damen aus der Nachbarschaft Fürth ein Trachtenhemd gestickt. Dr. Söder trug das Geschenk mit Stolz und bekannte sich ein übriges Mal zu den Siebenbürger Sachsen, de­ren Lebensfreude und Optimismus ansteckend für ihn seien. Seit 15 Jahren war er immer beim Sommerfest dabei.

Dr. Markus Söder: "Siebenbürger sind Botschafter eines neuen Europa"

In seinem Grußwort sprach sich der Minister für die Integration der Zu­wanderer aus, die sich schließlich an „unseren Werten und unserer Religion orientieren“ müssten. Dazu gehöre auch die deutsche Sprache, die nach Ansicht des CSU-Politikers in der Euro­päischen Union einen höheren Stellenwert erhalten sollte. Den Siebenbürgern dankte er für ihre Integrationsleistung und bezeichnete sie als „Botschafter eines neuen Europa“.

Europaminister Dr. Markus Söder würdigte die ...
Europaminister Dr. Markus Söder würdigte die Siebenbürger Sachsen als "Botschafter eines neuen Europa". Foto: Lukas Geddert
Einer von ihnen, Horst Göbbel, stellvertretender Vorsit­zender des Kreisverbandes Nürnberg und Vor­sit­zender des Hauses der Heimat e.V. Nürnberg, wurde von ihm am 9. Mai mit der Bayerischen Europamedaille und am 21. Juli vom bayerischen Ministerpräsidenten mit dem Bundesver­dienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Ebenfalls beim Sommerfest dabei war Karl Freller, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CSU-Landtagsfraktion. 2007 hatte er erstmals Hermannstadt und andere Städte Sieben­bürgens besucht. Er freute sich, dass die Sie­ben­bürger ihre Kultur mitgebracht haben und pflegen und damit Franken bereichern.

Gabriela Heinrich, integrationspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Nürnberger Stadtrat, würdigte die Siebenbürger Sachsen: „Sie tragen ihren guten Teil dazu bei, dass wir uns in Nürnberg gut verstehen.“ Stadtrat Max Höffkes, zuständig für die In­te­grationsarbeit und die internationalen Bezie­hungen der CSU-Fraktion, ermutigte die Sie­ben­bürger, ihre Iden­tität weiter zu pflegen, schließlich seien sie gut integriert und „gehören zu uns“.
Die Kindertanzgruppe Nürnberg mit ihrer Leiterin ...
Die Kindertanzgruppe Nürnberg mit ihrer Leiterin Annette Folkendt und der Kreisgrup­penvorsitzenden Inge Alzner. Als Dankeschön für ihre Leistungen erhielten die jungen Tänzer Bücher der Kinderbuchautorin Anne Junesch aus Hermannstadt. Foto: Lukas Geddert
Die Vorsitzende des Kreisverbandes Nürn­berg, Inge Alzner, freute sich, dass sich ihre Landsleute, ganz im Sinne des diesjährigen Mottos: „Jung und Alt – Miteinander, Fürein­an­der“, beim Sommerfest treffen und unterhalten. „Durch Ihr Kommen zeigen Sie uns, dass Sie un­serer Gemeinschaft nicht den Rücken kehren, sondern aus ihr Kraft und Freude schöpfen. Mit unseren Veranstaltungen möchten wir für unsere Kinder eine Basis schaffen, die ihnen die Möglichkeit gibt, unser Brauchtum kennen zu lernen, zu pflegen und so lange wie möglich weiterzuführen.“ Alzner wies auch auf weniger erfreuliche Entwicklungen hin, etwa die zentralen Kultureinrichtungen in Gundelsheim, deren Fortbestand durch die Kürzung der öffentlichen Zuwendungen gefährdet sei. Zudem rief sie die Politiker zu Solidarität mit den siebenbürgischen Rentnern auf, die durch den so genannten Fiktivabzug erheblichem Ärger ausgesetzt seien. Die Brandkatastrophe der Stadtpfarr­kir­che in Bistritz, die ein Kulturdenkmal aller Sie­benbürger sei, betreffe uns alle, betonte Alzner. Über die Situation in Bistritz berichtete im späteren Verlauf des Tages auch Horst Göbbel. Er hatte Fotos vom 11. Juni 2008 ausgestellt und bezeichnete es als eine wichtige Aufgabe des rumänischen Staates, des „Erbers unseres großen Kulturerbes“, die brandgeschädigte Kirche wieder aufzubauen.

Eine Bereicherung für Nürnberg

Bürgermeister Horst Förther übermittelte Grüße des Nürnberger Oberbürgermeisters Dr. Ulrich Maly und erinnerte daran, dass in der Metropolregion 20 000 Siebenbürger Sachsen leben – das seien mehr als in Siebenbürgen. „Wir sind froh, dass Sie Ihre Kultur über Jahr­hunderte unter widrigen Umständen bewahrt haben.“ Sekundäre Tugenden wie Fleiß, Dis­ziplin oder Treue seien in Deutschland zum Teil in Vergessenheit geraten, und deshalb sei es eine Bereicherung, sie nun von den Sieben­bür­ger Sachsen wieder zu lernen.

Kulturgruppen begeisterten mit ihren Darbietungen

Bestens vorbereitet, führten die Moderatoren Werner Scheel und Stefanie Kepp gekonnt durch das Programm. Unter den Gästen begrüß­ten sie, neben den bereits erwähnten Poli­tikern, die Nürnberger Stadträte Kilian Send­ner, Jutta Bär, Helmine Buchsbaum (CSU), Anita Wojciechowski (SPD), den Bezirkskan­di­da­ten der CSU Nürnberg-Süd/Schwabach, Peter Daniel Forster, die Fürther Stadträtin Petra Guttenberg (CSU), Mariana Alexie, Vorstands­mitglied des Vereins „ROMANImA e.V.“, Doris Hutter, stellvertretende Bundesvorsitzende unseres Verbandes, und Hans Werner Henning, Vorsitzender des BdV-Kreisverbandes Nürnberg.

Mit ihren schwungvollen Tänzen begeisterten folgende Gruppen: die Siebenbürgische Kinder­tanzgruppe Nürnberg, die Siebenbürgische Kin­dertanzgruppe Herzogenaurach, der Sudeten­deutsche Volkstanzkreis Lauf-Eckental, die Jugend­­tanzgruppe Ingolstadt, die Trachten­tanz­­­gruppe der HOG Nadesch, die Tanzgruppe Alzen und die Siebenbürgische Volkstanzgruppe Her­zogenaurach.
Der Siebenbürgische Party Service (SPS) war ...
Der Siebenbürgische Party Service (SPS) war wieder der Garant für einen perfekten organisatorischen Ablauf des Sommerfestes in Nürnberg. Foto: Petra Reiner
Die Blaskapelle Nürnberg e.V. umrahmte das kulturelle Programm und spielte bis in die Abendstunden unter der bewährten Leitung von Michael Bielz und Richard Taub zum Tanz auf. Der inzwischen zur Tradition gewordene Mal­wettbewerb zog viele junge Künstler in seinen Bann. Betreut wurden die Kleinen von Melitta Zakel. Die Besten wurden mit Büchern und alle anderen Teilnehmer mit Süßigkeiten belohnt.

Ein Modell für den gesamten Verband

Dass die junge Generation begeistert mitmacht, zeigten tags zuvor 200 Jugendliche und Junggebliebene ebenfalls auf dem Caritas Gelän­de. Sie tanzten und unterhielten sich beim Open-Air-Konzert der „Holiday“-Band, das erstmals vom SPS-Team organisiert wurde. Der Siebenbürgische Party Service (SPS) war der Garant für einen perfekten organisatorischen Ablauf des Sommerfestes. Mici, Würstchen und Steaks gab es von den Metzgereien Dootz und Fronius, Baumstriezel bot Dengel aus Berlin an.

Der Kreisverband Nürnberg zeigte sich ebenso wie das SPS-Team und die vielen Kulturgrup­pen wieder leistungsstark und erfolgreich. Die Kreativität, die Offenheit und gelebte Gemein­schaft in Nürnberg, in der die Heimat­ortsge­meinschaften gleichberechtigt mitwirken, haben Modellcharakter für andere Kreisgruppen und den gesamten Verband der Siebenbürger Sach­sen in Deutschland e.V.

Siegbert Bruss

Link: Online-Fotoalbum des Sommerfestes 2008 in Nürnberg. Fotos: Petra Reiner und Lukas Geddert

Schlagwörter: Nürnberg, Sommerfest

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Neueste Kommentare

  • 16.08.2008, 14:00 Uhr von gloria: Herzlichen Dank an Annette Folkendt für Ihre Geduld und Ausdauer.Sie leitet die Nürnberger ... [weiter]

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