24. April 2010

Gesamtlandesvorstand Bayern tagt in Kempten

Am 17. April konnte die Landesvorsitzende Herta Daniel im Bildungshaus St. Raphael in Kempten die fast vollzählig erschienenen Vertreter der insgesamt 35 Kreisgruppen in Bayern und die Mitglieder des Geschäftsführenden Landesvorstands zur alljährlichen Sitzung des Gesamtlandesvorstands willkommen heißen. Es war eine gute Idee des Geschäftsführenden Landesvorstands, den ausführlichen Erfahrungsaustausch der Kreisvorsitzenden an den Anfang der Tagungsordnung und nicht, wie früher, an das Ende zu setzen. Dabei wurde eine bisher noch nicht ausprobierte Form der Aussprache in drei verschiedenen, parallel laufenden Gesprächsrunden angeboten.
Die Landesvorsitzende Herta Daniel führte mit einer PowerPoint-Präsentation durch die Tagung und stimmte die Anwesenden mit einigen bemerkenswerten Ereignissen aus dem Verbandsleben des vergangenen Jahres auf die Sitzung ein. Ausgehend von der Überlegung, dass es im Landesverband Bayern in der Regel drei Modelle von Kreisgruppen gibt, nämlich monozentrische, multizentrische und zersiedelte Kreisgruppen, bildete man drei Gesprächsrunden. Diese wurden jeweils von einem Moderator (Horst Göbbel, Roswitha Kepp und Doris Hutter) geleitet und das Ergebnis im Anschluss allen präsentiert und gemeinsam besprochen. Ohne Zeitdruck und in überschaubaren Gesprächsrunden konnten alle Vorsitzenden zu Wort kommen und ihre Erfahrungen einbringen. Den drei bewährten Moderatoren aus der Kreisgruppe Nürnberg diente ein wohlüberlegter Fragenkomplex zur Bewältigung einiger Verbandsaufgaben als roter Faden der Diskussion, wie z. B. Strategien der Mitgliederwerbung, Vorbeugung von Kündigungen, attraktive Gestaltung der Verbandsarbeit für Kinder und Jugendliche, Öffentlichkeitsarbeit.

Im Zentrum der Gespräche stand, wie erwartet, die Mitgliederwerbung. Über die positive Entwicklung der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) in Bayern berichteten Ute Schuller (Augsburg) und Heike Kraus (Geretsried). Beide warben für eine engere Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Kreisgruppen. Die Mitgliederzahlen der SJD steigen stetig und belegen, dass bei guter Kinder- und Jugendarbeit vor Ort in den Kreisgruppen Erfolge in der Mitgliederwerbung möglich sind.
Der in parallelen Gesprächskreisen gepflegte ...
Der in parallelen Gesprächskreisen gepflegte Erfahrungsaustausch prägte die Tagung in Kempten: Gruppenbild der Tagungsteilnehmer. Foto: Inge Alzner
Ein weiterer Vorschlag betraf das Schenken von Mitgliedschaften, dass Enkel einmal etwas anderes als teures Spielzeug und Spiele von den Großeltern bekommen sollten. Man war sich einig, dass bei der Mitgliederwerbung das persönliche Gespräch bei Veranstaltungen mit Landsleuten und Hausbesuchen im Vordergrund stehen sollte. Immer wieder herrschte beim Abarbeiten der Fragen Konsens darüber, dass Motivation, Qualität der Verbandsarbeit und Information den Schlüssel zum Erfolg bilden.

Die zersiedelten Kreisgruppen bewiesen Ideenreichtum und Humor: In Dinkelsbühl wurde die Einrichtung eines kulturell-kulinarischen Stammtisches mit Pianomusik und mediterranem Essen oder mit Langosch und Ciorbă de Burtă gut angenommen und neue Mitglieder im „Kulinarium-Restaurant“ geworben. Beispielhaft positiv war auch der kürzlich in Traunreut stattgefundene Generationswechsel im Kreisgruppenvorstand, wo nach einem Aufruf nicht nur neue Mitglieder gefunden werden konnten, sondern sich unverhofft viele Landsleute bereit fanden, in der Verbandsarbeit Verantwortung zu tragen.

Die Gesamtheit der vielfältigen Gesprächsergebnisse kann hier nicht wiedergegeben werden. Deshalb ist in Kürze eine entsprechende Veröffentlichung auf der Homepage des Landesverbandes Bayern vorgesehen. Die Teilnehmer empfanden diese Art der Diskussion, in der die Zeit zu ausführlichen Wortmeldungen vorhanden war, als äußerst effektiv. Weitere Vorteile liegen auf der Hand: ein besseres Kennenlernen der Kreisvorsitzenden aus ähnlich strukturierten Kreisgruppen und Problemfeldern, das Bilden von Netzwerken, die ausbaufähig sind, um in Zukunft anfallende Fragen der Kreisgruppenarbeit gemeinsam zu besprechen und zu lösen.

Der Bericht der Landesvorsitzenden umfasste verbandsinterne und -externe Themenbereiche, wie Bundes-/Landesvorstand, Sozialwerk, Vertriebenenbeirat, Gespräche mit Politikern, Bund der Vertriebenen, oder Zusammenarbeit mit dem rumänischen Generalkonsulat. Sie fand lobende Worte für die Arbeit der SJD, die im vergangenen Jahr in Bayern einen Mitgliederzuwachs von 50 Prozent verzeichnete. Bei einigen Kreisgruppen gab es ebenfalls positive Entwicklungen: Bad Tölz-Wolfratshausen hatte zahlenmäßig die meisten Neumitglieder zu verzeichnen und Weißenburg-Gunzenhausen lag mit einem Mitgliederzuwachs von 4,69 Prozent diesbezüglich an der Spitze der bayerischen Kreisgruppen.

Die Berichte der Stellvertretenden Landesvorsitzenden Harry Lutsch und Prof. Ortwin Schuster belegten eine Vielzahl von eigenen Aktivitäten, bei denen die kontinuierliche Betreuung einzelner Kreisgruppen durch Besuche von Veranstaltungen und Mitgliedsversammlungen im Vordergrund stand.

Der Kassenbericht für 2009 und der Haushaltsplan 2010, vorgelegt von Dankwart Gross, wurden mit viel Interesse besprochen und Entscheidungen beschlossen. Die beiden Kassenprüfer des Landesvorstandes, Thomas Depner und Dr. Franz Gadelmayer, haben die Kassenführung für 2009 geprüft und für ordnungsgemäß befunden. Nach Beantwortung mehrerer Fragen zum Haushaltsplan 2010 wurde dieser beschlossen.

2010 gibt es mehrere Kulturprojekte, für die rechtzeitig Anträge für Kostenzuschüsse über das Haus des Deutschen Ostens in München gestellt wurden. Einige der Zuschüsse, wie z. B. die Teilnahme unserer Kulturgruppen an der Landesgartenschau 2010 in Rosenheim, wurden bereits bewilligt, für andere Anträge hingegen gibt es noch keine Antwort. Daher mussten Wege gefunden werden, die diesen Gruppen Planungssicherheit bieten (Sängertreffen mit Chorleiterseminar in Kempten, Reise von Kinder-/Kulturgruppen aus mehreren Kreisgruppen nach Bistritz zur Teilnahme am Sachsentreffen am 18. September 2010). Nach eingehender Beratung wurde auf Vorschlag von Werner Kloos (Landshut) die Aufstockung des bestehenden Solidaritätsfonds für Kultur des Landesverbandes mehrheitlich beschlossen. Ein wichtiges, teilweise ungeklärtes Thema war der Tatbestand der Haftpflicht- und Unfallversicherungen für unsere Kulturgruppen. Herta Daniel bat ihren Stellvertreter Harry Lutsch, einen versierten Versicherungsfachmann, die Lage auf Landes- und Kreisgruppenebene zu klären und mitzuteilen.

Die Berichte aus den Referaten Kultur von Doris Hutter und Frauenarbeit von Christa Wandschneider dokumentierten die rege Verbandsarbeit, über die vielfach in dieser Zeitung berichtet wurde. Hermine Schatz, die Seniorenreferentin des Landesverbandes Bayern, kündigte eine Tagung zum Thema Pflegeversicherung an, für die Prof. Ortwin Schuster als fachlich kompetenter Referent gewonnen werden konnte. Er wird auf die Pflegeversicherung als fünfte Säule des Sozialversicherungsrechts der Bundesrepublik Deutschland eingehen.

Hinsichtlich der Berichte und Projekte aus den Kreisgruppen war genügend Zeit, um diverse Aspekte der Verbandsarbeit zu analysieren und Maßnahmen zur Verbesserung zu erläutern. Bei der Suche nach qualitativ gehobenen Veranstaltungen für unsere Mitglieder wurde angeregt, künftig auch Vorträge zu Lebensaspekten - und nicht nur geschichtlich geprägte Referate - anzubieten.

Die kleine Kreisgruppe Coburg (Dietmar Ehrlich) lobte die gute Nachbarschaft zur Kreisgruppe Schweinfurt. Für die große Kreisgruppe München berichtete Heidemarie Weber über eine gelungene Veranstaltung: „Jugend trifft Klassik“. Kurt Schoppel von der Kreisgruppe Donau-Ries rief dazu auf, sich um neue Wege der Verbandsarbeit zu bemühen. In Ingolstadt ist das erste siebenbürgisch-sächsische Bierfest unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Horst Seehofer ein voller Erfolg gewesen, es konnten zahlreiche deutsche und rumänische Politiker begrüßt werden. In Ebersberg wird derzeit eine Bilderausstellung des Malers Heinz Schunn gezeigt, zu der es eine viel beachtete Vernissage in Ebersberg gab.

Inge Alzner berichtete für Nürnberg von einer herausragenden Philipp-Melanchthon-Ausstellung, die gerade wegen Melanchthons Verbindung zu Siebenbürgen besondere Aufmerksamkeit verdiene. In Regensburg finden vom 7. bis 9. Mai 2010 die Aussiedler-Kulturtage statt. Gerlinde Theil aus Geretsried erwähnte die geplante Teilnahme der Kinder und Jugendlichen aus der Kreisgruppe am europäischen Trachten- und Folklorefest, der Europeade 2010, im Juli in Bozen.

Zum Abschluss der Beratungen des Landesvorstandes präsentierte Ute Schuller einen gelungenen PowerPoint-Vortrag über die Ziele und Arbeitsschwerpunkte der SJD, der viel Beachtung fand. Sie ist gerne bereit, mit diesem Vortrag zu verschiedenen Anlässen in die Kreisgruppen zu kommen. Hans-Werner Bell, Kreisgruppe Würzburg, zog eine positive Bilanz dieser Tagung und fand lobende Worte für die Tätigkeiten des Landesverbandes, der Kreisgruppen und insbesondere für die in allen Bereichen festzustellende Frauenpower.

Dank der straff geführten und gut vorbereiteten Jahrestagung konnte ein großes Pensum der Verbandsarbeit besprochen und anstehende Problemfelder einer Lösung zugeführt werden. Herta Daniel dankte den Organisatoren, dem gastgebenden Kreisvorsitzenden Dankwart Gross und den Teilnehmern und gab bekannt, dass die Gesamtlandesvorstandssitzung im nächsten Jahr auf Einladung des Kreisvorsitzenden Gottfried Schwarz in Leitershofen bei Augsburg stattfinden solle.

Walter Klemm


Bildergalerie zur Tagung des Gesamtlandesvorstandes Bayern in Kempten

Schlagwörter: Bayern

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