22. März 2013

Eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte

Das Bundesvertriebenengesetz ist 1953, vor 60 Jahren, in Kraft getreten. Anlässlich dieses Jubiläums lud der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) Staatsminister Bernd Neumann zur Festveranstaltung „Deutsche Kultur und Geschichte im östlichen Europa – 60 Jahre Kulturförderung des Bundes“, die am 13. März im Bankettsaal des Bundeskanzleramtes in Berlin stattfand, organisatorisch unterstützt durch das Deutsche Kulturforum östliches Europa e.V., Potsdam. An dem musikalisch umrahmten Festakt nahm seitens des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland der Bundesvorsitzende Dr. Bernd Fabritius teil.
In seiner Begrüßungsansprache erklärte Kulturstaatsminister Bernd Neumann: „Das Bundesvertriebenengesetz steht für eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte in der Bundesrepublik Deutschland. Seine Verabschiedung vor 60 Jahren stellte, zusammen mit dem Lastenausgleichsgesetz, die Weichen für die Integration vieler Millionen Menschen, die aus ihrer Heimat im östlichen Teil Europas vertrieben wurden, und schuf zwar noch bescheidene, aber stabile soziale Verhältnisse. Diese Integration diente dem sozialen Frieden, sie ermöglichte den Wiederaufbau unseres Landes, der ohne den maßgeblichen Beitrag der deutschen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge so nicht denkbar gewesen wäre! Es ist eine bewundernswerte Leistung, die die Vertriebenen vollbracht haben: Sich zu integrieren, ohne die eigene Herkunft zu verleugnen; offen zu werden für Neues und zugleich selbstbewusst kulturelle Traditionen zu bewahren.“

Seit 1953 haben Bund und Länder nach Paragraph 96 Bundesvertriebenengesetz den gemein­samen Auftrag, das Bewusstsein um die ­Geschichte und das reiche Kulturerbe der his­torischen deutschen Ost- und Siedlungsgebiete des östlichen Europa zu bewahren, weiter zu erforschen und zu vermitteln. Der Kulturstaatsminister fördert aus seinem Haushalt die Kulturarbeit in musealen, kulturvermittelnden und wissenschaftlichen Einrichtungen und Projekten im laufenden Jahr mit rund 20 Millionen Euro. Dabei geht es um historische Regionen und Siedlungsgebiete wie Schlesien, Ost- und Westpreußen, Siebenbürgen oder das Banat, in denen früher Deutsche gelebt haben und zum Teil noch heute ansässig sind.

Für das Jahr 1953 sei das Bundesvertriebenengesetz mit seinem Paragraph 96, in dem es um die Pflege deutschen Kulturgutes in Osteuropa ging, „geradezu visionär“, befand Neumann, da es die jahrhundertelange deutsche Kultur im östlichen Europa als verbindendes Element begreife, in übernationalen Kooperationen erschließe und als Baustein einer gemeinsamen europäischen Erinnerungskultur verstehe. Das kulturelle Erbe der historischen deutschen Ost- und Siedlungsgebiete sei ein „Schatz von nationaler und europäischer Bedeutung“. 15 Einrichtungen, die durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien dauerhaft gefördert werden, erforschen und präsentieren die deutsche Geschichte und Kultur im östlichen Europa, darunter auch das Siebenbürgische Museum Gundelsheim.

Seit seiner Amtsübernahme seien die Mittel für Paragraph 96 um fast 60 Prozent erhöht worden, betonte Staatsminister Neumann, seit 2006 rund 131 Millionen Euro ausgegeben worden. Die Erschließung unserer kulturellen Wurzeln trage zum Erhalt eines friedlichen und ­geeinten Europas bei und sei heute ein bedeutender Teil unserer deutschen und europäischen Identität. Der Staatsminister hob die sehr gute Zusammenarbeit mit den Staaten Ostmittel- und Südosteuropas hervor. Vor Ort engagierten sich ehemalige und heutige Bewohner gemeinsam für den Erhalt von deutsch geprägten Kulturdenkmälern, die so zu Zeichen der Versöhnung und der Hoffnung würden. Dieses gemeinschaftsstiftende Element sei „uneingeschränkt begrüßenswert“.

Ein konkretes Beispiel für die lebendige Auseinandersetzung mit dem Thema vermittelte das Veranstaltungsprogramm des Festakts: Begleitet von Maurice de Martin und Vladimir Karparov, die jazzige Impromptus nach siebenbürgischen Motiven zu Gehör brachten, unterhielten sich auf dem Podium der Musiker Peter Maffay und die Journalistin Sarah Jana Portner mit Deutschlandfunk-Redakteur Andreas Stopp. Peter Maffay, der als Jugendlicher Kronstadt Richtung Bundesrepublik Deutschland verließ, erinnerte sich etwas wehmütig daran, dass er als Kind nicht nur deutsch und rumänisch, sondern auch ungarisch fließend sprach. Er wusste auch von der warmherzigen Aufnahme in Deutschland zu berichten, die den Wechsel von einer Kultur in die andere erleichterte. Bekanntlich engagiert sich Maffay heute für traumatisierte Kinder durch eine Stiftung, die ihren Sitz mit Kinderhaus unter anderem im siebenbürgischen Radeln in der Nähe von Kronstadt hat. Dagegen sind die familiären Bande bei Sarah Jana Portner nicht so sehr der Grund gewesen, sich als Stadtschreiberin in Tallinn, im früheren Reval, beim Kulturforum zu bewerben. Sie hatten vielmehr vorherige Aufenthalte in Moskau und das Studium der russischen Sprache von der osteuropäischen Kulturgeschichte gefangen genommen. Über ihren Blog hat sie 2011, als Tallinn Kulturhauptstadt Europas war, das Publikum an ihren Erkundungen auf vor allem deutschen Spuren in der ehemaligen Hansestadt teilhaben lassen. Moderator Stopp konnte in diesem Zusammenhang die im Publikum sitzende diesjährige Stadtschreiberin des Kulturforums vorstellen, die 2013 aus der Kulturhauptstadt Europas Kosiče/ Kaschau/Kosice berichten wird: die Autorin und Übersetzerin Andrea Forbat. Anschließend lud Staatsminister Bernd Neumann zu einem Empfang im Foyer vor dem Bankettsaal ein.

Schlagwörter: Jubiläum, Bundesvertriebenengesetz, Verbandspolitik

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