7. September 2014

Olympia-Teilnehmer Dr. Hans Georg Herzog gestorben

Als letztes Mitglied der Handballauswahl Rumäniens, die im August 1936 an den Olympischen Spielen in Berlin teilgenommen hat, ist Dr. Hans Georg (Gerch) Herzog am 28. Juli im Alter von 99 Jahren in Wien gestorben. Herzog, der am 7. Mai 1915 im siebenbürgischen Mühlbach geboren wurde, ist am 14. August in Wien im engsten Familienkreis beerdigt worden.
Hans Georg Herzog war schon 1934 dabei, als Hans Schuschnig mit dem Hermannstädter Turnverein eine Tournee durch das Sudetenland und Deutschland unternahm. Danach studierte er in Paris und vom Sommer 1935 bis Herbst 1936 in Berlin. Bei den Olympischen Spielen in Deutschland vertritt eine fast ausschließlich aus Siebenbürger Sachsen bestehende Mannschaft Rumänien. Die meisten dieser Spieler stellt der Hermannstädter Turnverein, insgesamt zwölf: Karl und Fritz Haffer, Robert Speck, Alfred Höchsmann, Fritz Halmen, Günther Schorsten, Wilhelm Heidel, Johann (Oki) Sonntag, Hans Georg Herzog, Wilhelm Kirschner, Wilhelm Zacharias und Stefan Zoller. Jüngstes Mannschaftsmitglied ist der Hermannstädter Seminarist Hans Hermannstädter. Aufgestockt wird die Mannschaft mit den Mediaschern Bruno Holzträger und Fritz Kasemiresch, dem Kronstädter Stippi Orendi und den Bukarestern Emil Drǎgan, Comǎnescu und Peter Fecsi. Dabei ist auch Dr. Hans Zikeli, Bürgermeister Mediaschs bis zum Umsturz 1944.

Die rumänische Mannschaft spielt zusammen mit Österreich und der Schweiz in der zweiten Gruppe. Im ersten Spiel besiegen die Österreicher die rumänische Elf 18:3. Im zweiten und letzten Treffen dieser Vorrunde verliert die rumänische Mannschaft erneut, diesmal gegen die Schweiz 6:8. Das Spiel um den fünften Platz gewinnt die rumänische Olympiaelf mit 10:3 gegen die USA.
Dr. Hans Georg Herzog, Olympia-Teilnehmer von ...
Dr. Hans Georg Herzog, Olympia-Teilnehmer von 1936, wurde 99 Jahre alt
1938 steht Herzog auch im rumänischen WM-Aufgebot, dem unter anderen Ernst Wolf, Wilhelm Zacharias, Günther Schorsten, Karl Haffer, Friedrich Barth, Edwin Steilner, Hans Hermannstädter, Alfred Höchsmann, Wilhelm „Kiri“ Kirschner und Fritz Halmen angehören.

Als Oki Sonntag 1937 die Handball-Sektion des Bukarester Turnvereins gründet, bittet er Herzog, ihm Starthilfe zu leisten. 1938 beendet Herzog sein Jurastudium in Bukarest. Nach dem Referendariat beginnt er 1940 in einer Bukarester Rechtsanwaltskanzlei zu arbeiten. 1942 eröffnet er dort seine eigene Kanzlei, nachdem er 1941 als rumänischer Feldartillerie-Leutnant schwer verletzt und invalide geworden war. Er setzt sein Studium fort und erwirbt den akademischen Titel eines „doctor laureat“. Ende 1943 erkrankt Herzog an Kinderlähmung. Um die Folgen der Krankheit zu behandeln, geht er 1944 nach Wien. Von 1945 bis 1952 arbeitet er für die Franzosen als Sekretär und Englischdolmetscher. 1951 eröffnet er seine Rechtsanwaltspraxis in Wien, die er bis 1983 betreibt. Nach dem Krieg gründet Herzog die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich und kümmert sich um die Eingliederung der Landsleute (Näheres hierzu folgt in einem ausführlichen Nachruf). 1957 erhält er für außergewöhnliche Verdienste zum Wohle der Siebenbürger Sachsen das Ehrenwappen der damaligen Landsmannschaft in Deutschland.

Johann Steiner

Schlagwörter: Handball, Nachruf

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