10. Juni 2015

Dietmar Gross mit Karl Gayer-Medaille geehrt

Für sein besonderes Engagement zur Erhaltung und zum Schutz alter Bäume und Wälder auf internationaler Ebene wurde Dietmar Gross am 20. Mai in Lichtenfels, Bayern, mit der Karl Gayer-Medaille geehrt. Die Auszeichnung wird vom BUND Naturschutz in Abstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft seit 1977 an Vordenker und Wegbereiter der naturnahen Waldwirtschaft verliehen. Der ehemalige Forstdirektor, der sich in seinem früheren Wirkungskreis auch politisch für Natur- und insbesondere Waldschutz einsetzte, ist der 29. Preisträger der Medaille, die den Namen des Begründers des naturnahen Waldbaus trägt.
In seinem unbeirrten Einsatz für den Wald und seine Geschöpfe musste Dietmar Gross auch mit Widerständen seiner Vorgesetzten kämpfen und Kritik von außen einstecken. „Mit der Karl Gayer-Medaille wollen wir auch deine Standhaftigkeit ehren, die du dir trotz aller Anfeindungen bewahrt hast. Du hast die Ideale der Förster, sich schätzend und konsequent vor seinen Wald zu stellen, immer hoch gehalten. Dafür danken wir dir“, betonte der erste Vorsitzende des BUND Naturschutz in Bayern e.V., Prof. Dr. Hubert Weiger, in seiner Laudatio.

Der in Fogarasch aufgewachsene Siebenbürger Sachse hatte sein Forstwirtschaftsstudium in Kronstadt begonnen und nach der Auswanderung nach Deutschland im Jahre 1974 an der Ludwig-Maximilians-Universität München fortgesetzt. Die Prägung zur naturgemäßen Waldwirtschaft erhielt er während seiner ersten Verwendung in der Oberforstdirektion Bayreuth 1978-1984 als Mitarbeiter von Waldbaureferent Paul Lang, dem ersten Träger der Karl Gayer-Medaille. Während seiner gesamten Försterlaufbahn – 1984-1993 als stellvertretender Forstamtsleiter Bamberg und zuletzt als Leiter des Bayerischen Forstamtes Lichtenfels von 1993 bis zur Forstreform 2005 – setzte sich Dietmar Gross stets für die Prinzipien „Wald vor Wild“, „Ökologie vor Ökonomie“ und die Erhöhung des Bestandes alter Bäume in den Wäldern ein und scheute durch seine Stellungnahmen gegen waldzerstörerische Großprojekte wie die Bundesautobahn A37, die ICE-Trasse oder den Einsatz von Dimilin und anderer Gifte im Wald auch vor Auseinandersetzungen mit seinen Vorgesetzten nicht zurück. Sein Kampf gegen die Forstreform 2005, die einen großen Einschnitt in seine bisherige berufliche Arbeit bedeutete, brachte ihm sogar ein Disziplinarverfahren ein. „Als Beamter warst du stets dem Gesetz, aber nicht dem Zeitgeist verpflichtet“, honorierte Prof. Weiger in seiner Rede auch den Beitrag des Geehrten zum Volksbegehren des BUND Naturschutz „Aus Liebe zum Wald“. „Es war immer mein Ziel, den Mitgeschöpfen, die keine Vertretung in den Parlamenten haben, zu helfen“, motivierte Gross seinen Einsatz.
Im Wald bei Oberlangenheim, von rechts: Thomas ...
Im Wald bei Oberlangenheim, von rechts: Thomas Hubmann (ANW Bayern), Prof. Dr. Hubert Weiger (Vorsitzender BN und BUND), Dr. Georg Sperber (Karl Gayer-Medaille 1998), Dietmar Gross (Karl Gayer-Medaille 2015) mit Ehefrau Gerhild, Dr. Georg Meister (Karl Gayer-Medaille 1994) und Dr. Ralf Straußberger (BN-Waldreferent). Foto: BUND Naturschutz

Naturschutz als Lebenswerk

Auch außerhalb seiner beruflichen Laufbahn machte sich Dietmar Gross für den Naturschutz stark. Seit 1980 ist er im BUND Naturschutz aktiv, seit 1994 Vorstandsmitglied der Kreisgruppe Lichtenfels und seit 2009 Mitglied im Landesbeirat.

Als Gründungsmitglied war er in der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft in Bayern aktiv, außerdem im Naturschutzbeirat des Landratsamtes Bamberg, im Regionalen Planungsbeirat Oberfranken West, im Jagdbeirat des Landratsamtes Lichtenfels und der Regierung Oberfranken. Im Rahmen politischer Mandate im Stadtrat von Bamberg (1990-1993) und im Kreisrat von Lichtenfels (2008-2010) setzte er sich für zukunftsweisende Projekte wie die Verringerung der Flächenversiegelung durch bauliche Maßnahmen und die Förderung des ökologischen Landbaus ein.

Auch auf internationaler Ebene hat der Forstmann, der sich stets in besonderem Maße für die Fortbildung ausländischer Forstleute im Sinne seiner Prinzipien engagierte, Spuren hinterlassen. 1994 rief er eine Partnerschaft der Forstämter Lichtenfels und Lugosch ins Leben, die einen intensiven Austausch zwischen bayerischen und rumänischen Forstexperten begründete.

Sensibilisieren für die Situation der Urwälder

Seit 2001 organisiert Dietmar Gross Reisen für Mitglieder des BUND Naturschutz nach Siebenbürgen, ins Donaudelta, in die Bukowina und vor allem in die Karpaten-Urwälder, um einheimische und ausländische Besucher für den Schutz des europäischen Walderbes zu sensibilisieren. Mit bisher schätzungsweise 1 000 Teilnehmern hat sich für diese Reisen eine eigene Fangemeinde herausgebildet. Hinzu kommen Führungen von Studentengruppen der Hochschulen Rottenburg, Freiburg, Klausenburg etc. sowie Naturreisen für zahlreiche Verbände aus Mitteleuropa. Von 2004 bis 2006 fungierte er als Kurzzeitexperte am Umweltministerium in Bukarest im Rahmen von EU-Twining-Projekten zur Umsetzung der NATURA-2000 Richtlinie.

Der heute vorwiegend wieder in Siebenbürgen, in Deutsch-Weißkirch, lebende Naturschützer setzt sich auch für den Erhalt der rumänischen Urwälder ein, die mit 65 Prozent einen beachtlichen Anteil an gesamteuropäischen Urwäldern ausmachen. Für ihn bedeutet die Auszeichnung mit der Karl Gayer-Medaille einen enormen moralischen Rückhalt im Kampf für einen artgerechten, naturnahen Wald.

Nina May

Schlagwörter: Auszeichnung, Forstmann, Naturschutz

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