21. Juni 2015

Heimatkirche präsentiert sich auf dem 35. Evangelischen Kirchentag in Stuttgart

Der 35. Deutsche Evangelische Kirchentag (EKT) in Stuttgart ist kaum vorbei, da beginnen schon die Diskussionen über seinen Sinn oder Unsinn. Trotz den vielen stattgefundenen Debatten gab es keine klare Botschaft, und die Kirchen sind nach dem Kirchentag so leer wie auch davor. Mit 2500 Veranstaltungen ging er eher in die Breite als in die Tiefe. Der Kirchentag stand unter der Losung „damit wir klug werden“ aus dem 90. Psalm, Vers 12, aber keiner der 140000 Teilnehmer ist dabei wesentlich klüger geworden.
So oder anders lautet die Kritik des Kirchentages. Natürlich gibt es auch Lob. Die gut organisierten Helfer in ihren schmucken Pfadfinderhemden, die Gutwilligkeit, in vollen Straßenbahnen ohne Murren auszuhalten, ja vielleicht auch noch zu singen, und die 10000 Familien, die ihre Häuser für Gäste öffneten, werden auf der Haben-Seite verbucht. Der Kirchentag war eine wunderbare Demonstration von Friedfertigkeit und gutem Willen, von guter Stimmung und versöhnter Verschiedenheit. Es bleibt nach dem Auflösen des Schlussgottesdienstes eine Leere und gewisse Wehmut. Das ist es für dieses Jahr gewesen …

Und unsere Kirche, die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien (EKR)? Gehört sie auf die Seite derer, die die Erfolglosigkeit dieser kirchlichen Großveranstaltung bedauern, oder erfreut sie sich an den Erinnerungen einer weltweiten Gemeinschaft? Es ist vielleicht eher das Letztere, denn die Mannschaft aus Hermannstadt ist nicht mit dem Anspruch aufgetreten, die Welt zu verändern. Sie hat sich überhaupt gefreut, Teil zu sein an dieser Bewegung und ihre bescheidene Botschaft verkündigen zu dürfen. Sie tat es vor allem auf dem Markt der Möglichkeiten unter dem Motto „Kleiner werden ist keine Katastrophe“. Mit zwei Stühlen im Gepäck, einem übergroßen und einen kleinen versuchte die Heimatkirche zu versinnbildlichen, dass man auch als klein gewordene Kirche weiter leben kann und sogar sinnvolle Aufgaben hat. Heutige Bilder und Flyer aus Diakonie, Bildung oder Tourismus verdeutlichten dieses. Die Botschaft wollte bewusst nicht verklärend oder resigniert sein, sondern aufzeigen, wie auch eine kleine Zahl sinnvolle Arbeit leisten kann.
Siebenbürgischer Stand beim Kirchentag in ...
Siebenbürgischer Stand beim Kirchentag in Stuttgart, Bischof Reinhart Guib (Hermannstadt), Diana Mureșan (Mediasch) und Carmen Bianu (Broos) im Einsatz. Foto: Stefan Cosoroabă
Obwohl 600 andere Stände um Aufmerksamkeit rangen, lockte der siebenbürgische Stand in drei Tagen rund 1200 Besucher an. Sie stellten Fragen, nahmen Material aus Kronstadt oder Schäßburg mit, tranken Holundersaft aus Alzen und aßen „pufuleți“ aus Broos oder nahmen an einem „Siebenbürgen-Quiz“ teil. Ein gemischtes und motiviertes Team, bestehend aus Mitarbeitern, sowohl aus der EKR als auch aus der Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen und aus der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen, löste sich bei bis zu 34 Grad Hitze im Zelt ab, um für die Interessierten da zu sein. Und ihre Arbeit war auch nach der Schicht nicht beendet, da sie ein rotes Shirt mit einer Kirchenburg und dem Spruch „Siebenbürgen grüßt den EKT Stuttgart 2015“ trugen. So mancher wurde auf offener Straße darauf angesprochen und in Gespräche eingebunden. Somit war – jenseits der großen Ziele des Kirchentages – das kleine Ziel der EKR erreicht, und zwar Menschen anzusprechen und zu zeigen, dass nicht nur die Kirchen aus Ungarn, England, Peru oder Hongkong existieren, sondern auch die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien.

Außer der Drehscheibe des Standes bot die Heimatkirche auch andere Programme und leistete Vernetzungsarbeit: Bischof Reinhart Guib gestaltete einen Workshop zu der Ost-West Bewegung zusammen mit seinen Amtskollegen aus Ungarn und der Slowakei. Die Ökumenebeauftragte aus Hermannstadt, Dr. Elfriede Dörr, lud zur Bibelarbeit ein, und Stefan Cosoroabă stellte Rumänien und die Evangelische Kirche mit einem Bildvortrag im Haus der Heimat in Stuttgart vor. Bei offiziellen Einladungen und inoffiziellen Treffen konnten die Teammitglieder immer wieder auf Rumänien und besonders auf unsere Gemeinden und deren Sorgen hinweisen und zukünftige Projekte vorbereiten.

Stefan Cosoroabă

Schlagwörter: EKR, Kirchentag, Stuttgart, Bilanz

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