20. April 2016

Frühjahrstreffen der Frauenreferentinnen in Baden-Württemberg

Das Frühjahrstreffen der Frauenreferentinnen der Kreisgruppen in Baden-Württemberg musste kurzfristig umgesiedelt werden, da das Vereinsheim der Kreisgruppe Schorndorf nicht mehr verfügbar war. Wohin auf die Schnelle? Schloss Horneck in Gundelsheim! Warum nicht, dachten sich die Frauen um Gerlinde Zekel und organisierten kurzerhand eine Aufräumaktion im Speisesaal des Schlosses, so dass die Tagung dort stattfinden konnte.
Als die ersten Gäste eintrafen, empfing sie bereits eine liebevoll mit Ostermotiven gedeckte Frühstückstafel, auf der der Kaffee sein Aroma bereits verführerisch verbreitete.

Um sich die Zeit bis zum Eintreffen aller Teilnehmerinnen zu vertreiben, machte sich ein Grüppchen neugieriger Besucherinnen auf den Weg durch das Schloss, dessen Zimmer nun kahl und nackt sind. Man kann sich nur schwer vorstellen, wie es war, als hier Bewohner und Gäste durch die Flure gingen.

Die Gelegenheit, einen Blick in die Zimmer zu werfen, stimmte einen aber auch traurig, konnte man oft noch die letzten stummen Zeugen des hier verbrachten Lebens entdecken, sei es ein vergessener Sessel, eine Kommode oder andere Stücke, die nun in der neuen Umgebung nicht mehr gebraucht werden.

Was für ein Schicksal mag „unserem“ Schloss Horneck nun beschieden sein? Diese Gedanken verflogen schnell, nachdem alle um den Kaffeetisch saßen. Gerlinde Zekel begrüßte die große Schar der eingetroffenen – es waren insgesamt 28 Frauen und drei Männer – und schlug vor, man solle sich vorstellen, damit man weiß, mit wem man den Tag verbringt. Es wurde eine kurzweilige Vorstellungsrunde, bei der viel gelacht und natürlich gemeinsame Bekannte entdeckt wurden. So ist das halt bei uns Sachsen. Unsere Welt ist ein Dorf, wo fast jeder jeden kennt und wenn nicht, dann kennt man jemanden, der den anderen kennt.
Die Frauenreferentinnen aus Baden-Württemberg ...
Die Frauenreferentinnen aus Baden-Württemberg bereiteten eine Hochzeitssuppe auf Schloss Horneck zu. Foto: Maria Bertleff
Gut gestärkt ging es in den Nachbarsaal, wo Gerlinde Zekel das Thema des Tages vorstellte: Siebenbürgische Hochzeit und die dazu gehörende Hochzeitssuppe mit dem handgemachten „geschnittenen Teig“. Von der Pike auf wurde gezeigt, wie der Teig hergestellt wird. Vom Kneten über das Auswalken – hauchdünn, man muss die Zeitung durch den Teig lesen können – dann gerollt und ganz fein geschnitten, damit die einzelne Nudel an einem Faden aufgerollt werden kann. Viele wollten es auch versuchen und schon bald waren alle Tische belegt.

Neben den klassischen dünnen Hochzeitsnudelfäden wurden auch andere Formen gezeigt, wie die breiten „Fleckel“ und die „Hunnekammcher“ aus dem Burzenland sowie die auf der Spindelspitze gedrehten „Hörnchen“, die offenbar in Nordsiebenbürgen bekannt waren. Sehr aufwändig und mit viel Liebe zum Detail wurden diese Arbeiten verrichtet. Dabei wurde festgestellt, dass unsere Mütter und Großmütter früher sehr viel Zeit für die Zubereitung von Speisen aufgewendet haben. Heutzutage macht man vieles einfacher, angefangen mit dem Einkochen und Einmachen über die vielen anderen Möglichkeiten der Essenszubereitung und Vorratshaltung. Nach dem Mittagessen – es gab Hochzeitssuppe mit selbst gemachten Nudeln – danach Fleisch mit Salzkartoffeln und Meerrettichsoße, ging es im Programm mit einem Vortrag über die Hochzeitsfeier in Schaal und Galt, gespickt mit Anekdoten über Hochzeiten aus anderen Orten in Siebenbürgen, weiter. Dazwischen wurden immer wieder Lieder gesungen, die früher eine Hochzeit begleiteten.

Da konnte man wieder sehen, welche Vielfalt an Bräuchen in den siebenbürgischen Gemeinden gepflegt wurde und wie interessant und abwechslungsreich es nicht nur für das Brautpaar, sondern für den ganzen an der Hochzeit beteiligten Ort war. Mit leckerem Kuchen – Backen können die Siebenbürger Sächsinnen selbstverständlich auch – und Kaffee stärkte man sich für den letzten Teil des Treffens.

Die Teilnehmerinnen erzählten sich so manche Begebenheit von früher und um die Hände nicht ruhen zu lassen, wurde eine wunderschöne rote Blume aus einer Papierserviette gezaubert, die als Tischschmuck schon besonders aufgefallen war. So konnten alle ein hübsches Andenken an diesen Tag mitnehmen.

Gerlinde Zekel wurde mit einem schönen Blumengesteck für ihre Mühe belohnt und alle waren sich am Ende des Tages einig: Das hat sie wieder wunderbar organisiert und durchgeführt. Die Sonne, auf die man den ganzen Tag umsonst gewartet hatte, wurde nicht so sehr vermisst, da in den leeren Räumen des Schlosses an diesem Nachmittag wieder Leben eingekehrt war.

Zum Abschied lud Hildegard Kijek, die Vorsitzende der Kreisgruppe Böblingen, die Kreisfrauenreferentinnen zum nächsten Treffen nach Böblingen ins Vereinsheim ein. Thema ist dann siebenbürgisches Hefegebäck. Mal schauen, was sich die Frauen dazu einfallen lassen. Hoffentlich erlebt „unser“ Schloss Horneck in Gundelsheim noch viele solcher Veranstaltungen und kann sich als würdiger Hort für unsere Bräuche und Traditionen bewähren.

Dankeschön an alle, die diesen Tag mitgestaltet haben und ihren Teil zum Gelingen beigetragen haben. Es war schön mit euch und bei euch!

Hildegard Kijek

Schlagwörter: Frauenreferentinnen, Baden-Württemberg, Schloss Horneck, Gundelsheim

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