26. Dezember 2023

Das Weihnachtswunder: Schauen mit Augen und Herz. Geistliches Wort

„Siehe! Ich verkündige euch große Freude...“ Mit dieser Aufforderung zum Sehen beginnt die Weihnachtsgeschichte. Diese Aufforderung – sie ist das bewegende Moment in diesem wunderbaren Geschehen.
weihnachtsdarstellung vom Altar in Großau. Foto: ...
weihnachtsdarstellung vom Altar in Großau. Foto: Martin Eichler, München
Die Hirten auf dem nächtlichen Feld, die ersten Empfänger dieser frohen Botschaft, sind dazu bereit. „Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die uns der Herr kundgetan hat.“ Und was sehen sie? Einen Stall, ein neugeborenes Kind, in einer Futterkrippe liegend. Und ein Paar armer Leute. Die erste Weihnacht.

Sehet! Weihnachten ist wie kein anderes das Fest des Sehens. Und was sehen wir? Den leuchtenden Weihnachtsbaum, die vielen erstrahlenden Kerzen, Glitter und Flitter, die Geschenke, die Krippe, das Kind, Maria und Joseph... Das alles sehen wir. Warum dann erst recht die Aufforderung zu sehen?

Sehen – das kann man auf unterschiedliche Weise. Wir können ganz einfach sehen, was sich den Blicken bietet. Und dann den Blick einfach weiterschweifen lassen. Wir können aber auch mehr sehen, als was sich dem ersten, äußerlichen Blick bietet. Wir können bewusst sehen, wahrnehmen und das Gesehenen innerlich aufnehmen. Wir können tiefer sehen, – sehen, was dahinter ist. Dann sprechen wir besser vom Schauen. Schauen – das ist Sehen.

Siehe! – Was ist es, das die Hirten bewegt, das Kind in der Krippe anzubeten? Und die frohe Botschaft auszubreiten? Sie sehen mehr, als was sich ihrem äußeren Blick bietet. Sie sehen tiefer. Und nehmen das wahr, was dahinter steht: In diesem hilflosen, ärmlichen Kind in der Futterkrippe ist Gott selbst zu ihnen, zu den Menschen gekommen. Sie erkennen in ihm den Heiland und Retter. In ihm schauen sie Gottes Herrlichkeit, die in der Niedrigkeit erschienen ist. Das ist Gottesschau.

Sehet! Dazu sind auch wir gerufen. Nicht nur das sehen, was sich an Weihnachten unseren äußerlichen Blicken bietet. Sondern dahinter sehen, das Eigentliche sehen. Zahlreiche Weihnachtslieder fordern uns dazu auf. „O seht in der Krippe, im nächtlichen Stall... in reinlichen Windeln das himmlische Kind“, – wer kennt es nicht, das Lied „Ihr Kinderlein, kommet“. „Sehet doch da: Gott will so freundlich, so nah, zu den Verlor‘nen sich kehren“, heißt es in einem anderen Lied, und in einem weiteren hören wir: „Sehet, was hat Gott uns gegeben: seinen Sohn zum ewigen Leben.“

Das ist es: Der große Gott tritt aus seiner Unsichtbarkeit und Verborgenheit heraus – und wird an-seh-lich – im wahrsten Sinn des Wortes; ansehlich im Kind in der Krippe, im Menschen Jesus von Nazareth, im Mann am Kreuz, anschaulich in seiner Liebe. „Sehet dies Wunder, wie tief sich der Höchste hier beuget; sehet die Liebe, die endlich als Liebe sich zeiget...“

Zu dieser Erkenntnis bedarf es offener Augen und offener Herzen. „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, sagt der Kleine Prinz in der bekannten Geschichte von Antoine de Saint-Exupéry. Sehen und erkennen, das ist Schauen. Und die tiefste und reinste Schau, Schau in eigentlichem Sinn – das ist die Gottesschau.

Möge Gott uns Augen und Herzen öffnen zu einer solchen Schau seiner Herrlichkeit – das wünsche ich uns allen zur dieser Weihnacht.

Berthold W. Köber

(Beilage "Kirche und Heimat", Siebenbürgische Zeitung, Folge 20 vom 18. Dezember 2023, Seite 16)

Schlagwörter: Weihnachten, Geistliches Wort, Großau, Kirche und Heimat

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