23. August 2009

Friedrich Hensel - ein siebenbürgischer Held aus Napoleonischer Zeit

In diesem Jahr können wir an ein Geschehen erinnern, das sich vor 200 Jahren zugetragen hat, und eines Siebenbürger Sachsen gedenken, der im Alter von 28 Jahren die Aufgabe hatte, die österreichische Befestigungsanlage in den Karnischen Alpen gegen den französisch-italienischen Einmarsch zu verteidigen.
Sicher hätte es Sinn, über das Leben dieses hervorragenden Menschen noch mehr zu berichten. Es würden die Geschehnisse, die damals Europa erschütterten, in mancher Hinsicht noch verständlicher. Und wir werden bei solchem Rückblick von Dankbarkeit erfüllt, dass durch die „Vereinten Nationen“ und erst recht durch die europäische Einigung uns Menschen heute ein neues Bewusstsein für Frieden und Zusammenarbeit zusammenschließt. Kein noch so hehrer Zweck rechtfertigt unangemeldete, unbegründete und waffenunterstützte Angriffe! Aber erst recht haben wir auch Grund, in Dankbarkeit und Respekt derer zu gedenken, die für die Unversehrtheit der Rechtsordnung und der Völker bereit sind, auch das eigene Leben einzusetzen.

Friedrich Hensel auf einem Ölgemälde, Maler ...
Friedrich Hensel auf einem Ölgemälde, Maler unbekannt, Privatbesitz.
In Kronstadt am 13. August 1781 geboren, wuchs Friedrich Hensel auf in der ehemaligen Schwarzgasse (heute Strada Nicolae Bălcescu), woran heute noch eine marmorne Gedenktafel erinnert, die 1893 vom Offizierskorps der Garnison angebracht wurde. Nach frühem Tod seines Vaters kam der 15-jährige Friedrich nach Wien, wo er am 11. Mai 1797 in die Ingenieurakademie eintrat. Ein schneller Aufstieg vom Ingenieur-Korps-Kadett zum Oberleutnant (1802) und zum Hauptmann (1. Januar 1807) mündet dann mit 28 Jahren im Tod durch die Verteidigung des „Blockhauses von Malborghetto“.

Beim „Engpaß von Malborghetto“ in den Karnischen Alpen (die an Italien, Österreich, Kärnten und Slowenien grenzen) war ihm diese kleine grenzsichernde Bergfestung mit einer Besatzung von etwa 300 Mann anvertraut. Mit dieser kleinen Truppe gelang es ihm (wie einst dem Leonidas und seinen Spartanern an den Thermopylen), ein großes aus Italien heranrückendes französisches Heer vier Tage lang aufzuhalten – wodurch dann in Österreich der erste Sieg über Napoleon (bei Aspern am 21. Mai) ermöglicht wurde.

1809 – es war ein Entscheidungsjahr in der Geschichte Österreichs: Erzherzog Johann zog sich aus Oberitalien zurück, da in Deutschland Napoleons große Armee überall gesiegt hatte. Nun sieht der Stiefsohn Napoleons, der zum Vizekönig von Italien ernannte Prinz Eugen Beauharnais, die Möglichkeit, seine Fähigkeit dem großen Eroberer und Unruhestifter zu beweisen. Der österreichische Erzherzog Johann aber verabschiedet sich vom Hauptmann Hensel: „Sie haben das Fort erbaut, Sie werden es zu verteidigen wissen.“

Am 14. Mai nähern sich die ersten französischen Schützenlinien den Verschanzungen. Aus dem Fort werden Warnschüsse abgegeben. Prinz Beauharnais drängt zum großen Angriff. Doch auch am 15. Mai 1809 werden die wiederholten französische Angriffe abgeschlagen – die von Beauharnais den steilen Hang empor befohlen wurden, ohne das Heranrücken der eigenen Artillerie abzuwarten. Die Ungeduld des Vizekönigs setzt dann auf nächtliche Überrumpelung. Doch wachsame österreichische Posten vereitelten dies – und ständige erneute Angriffe bringen den Durchbruch nicht. Schließlich gelingt die Umgehung des Forts über das Fellatal und über die Höhen. Die auf Seiten Hensels noch lebenden Verteidiger, nun von zwei Seiten bedrängt, können die Erstürmung der Feste nicht mehr aufhalten. Nach Schussverletzung und Bajonettstichen stirbt Hauptmann Hensel. Später werden die Toten in Malborghettos Pfarrgarten begraben, wo sie heute noch ruhen. Von den 300 Verteidigern ist ein Drittel tot, ein Drittel schwer verwundet, und ein Drittel geht in Gefangenschaft. Die Verluste bei den Franzosen aber betrugen allein an diesem letzten vierten Tag 1 300 Mann! Diese tapfere Verteidigung also hat bewirkt, dass Napoleon den bei Aspern erhofften Sieg nicht erringen konnte.

Zur Erinnerung an den Heldentod des Hauptmanns Friedrich Hensel und seiner Kampfgenossen ließ Kaiser Ferdinand I. ein Denkmal errichten, das heute noch den Wanderer, der durch das Fellatal zieht, grüßt: Eine auf breitem Sockel sich erhebende Pyramide, an ihrem Fuß in Eisen gegossen ein Löwe, den todbringenden Speer in seiner Brust – eine Inschrift benennt den gefallenen Hauptmann und seinen Todestag: 17. Mai 1809.

Pfarrer i.R. Johannes Kasper

Schlagwörter: Kronstadt, Militärgeschichte

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