TV-Tipp: Die Bio-Illusion - Massenware mit Öko-Siegel

(02.08.2015) 22:45 - 00:15 Uhr

Deutschland

MDR, Sonntag, 2. August, 22:45 bis 00:15
Die Bio-Illusion
Massenware mit Öko-Siegel
Bioprodukte finden reißenden Absatz. Jahr für Jahr stiegen die Umsatzzahlen. Über 7 Milliarden Euro setzt die Branche allein in Deutschland um, in der Europäischen Union sind es 21 Milliarden. Tendenz steigend. Mitte der 1980er-Jahre waren Bio-Pioniere angetreten, um mit ihren Ideen der ökologischen Landwirtschaft einen Gegenentwurf zur konventionellen Agrarindustrie zu entwickeln und zum Durchbruch zu verhelfen. Doch aus den BIO-Idealen einer regionalen Ressourcen schonenden Landwirtschaft ist globale Massenproduktion geworden. Der Absatzmarkt ist da und wird bedient. Immer mehr Menschen in Europa wollen BIO-Produkte und vertrauen den Versprechen von Erzeugern und entsprechenden Zertifikaten und Siegeln. BIO verspricht viel: Mehr Gesundheit durch Lebensmittel ohne schädliche Rückstände und den Käufern ein gutes Gewissen. Modernen Konsum ohne Reue, dank nachhaltiger Wirtschaftskreisläufe und fairer Löhne, dank korrekter Arbeitsbedingungen für Kleinbauern, Landarbeiter und Händler selbst in den entferntesten Regionen.
Doch geht das BIO-Versprechen wirklich auf? Was ist der Preis des Booms? Ist BIO wirklich immer BIO? Woher stammen die vielen Waren in französischen und deutschen Supermärkten eigentlich? Wie werden sie erzeugt, gehandelt? Wer kontrolliert die unübersehbare Produktpalette? Wohin fließen Milliarden Euro Subventionen der Europäischen Union, mit denen die Umstellung auf BIO gefördert wird?
Der Film begibt sich auf die Spurensuche hinter den Kulissen der globalen Ökoproduktion, deren größte Erzeuger längst vom sogenannten BIO 3.0. träumen, von hundert Prozent Marktanteil. Doch es gibt auch Menschen, die von der Entwicklung tief enttäuscht sind, wie Schwarzwaldbauer Siegfried Jäckle. "Durch die Massenproduktion", erklärt der BIO-Pionier der ersten Stunde, "werden die Kleinen, die es schwieriger haben und nur bescheidene Mengen liefern, verdrängt." Jäckle berichtet, dass viele Ökolandwirte bereits wieder an den Ausstieg denken, weil sie nicht mithalten können und echte "ökologische Buntheit nicht in die Köpfe des Systems passt." Er fordert eine Rückbesinnung auf alte Ideale.
Ganz anders der Schweizer BIO-Großinvestor Theo Häni, der in Rumänien mehrere Öko-Fonds aufgelegt hat. Sein Credo lautet: "BIO muss es sein, aber mit entsprechender Rendite. Nicht nur das Idealistische, sondern auch das Kommerzielle müssen stimmen", erklärt der ehemalige Investmentbanker. Wessen Rechnung geht am Ende auf? Wer sind die Gewinner und wer die Verlierer der Entwicklung - und was kommt auf die Konsumenten zu?
Autor Christian Jentzsch war monatelang in mehreren Ländern weltweit mit der Kamera unterwegs. Er zeigt in seinem Film, wie widersprüchlich und fragwürdig es hinter der Fassade des modernen Bio zugeht. Ob klein oder groß - viele Produzenten erhoffen sich durch eine Bio-Zertifizierung höhere Verkaufspreise und damit gute Gewinne. Mehr als einmal stieß Christian Jentzsch dabei auf regelrechten Bio-Betrug. Öko-Siegel werden missbraucht. Die Kontrollsysteme sind löchrig und versagen mancherorts. Fördergelder fließen in die falschen Taschen.
Die Folgen des Massen-Bio kritisieren Tierschützer wie Erasmus Müller: "Wir Konsumenten dürfen nicht glauben, dass ließe sich einfach über Siegel regeln, die darauf geklebt sind und dann denken, jetzt hätten wir die heile Welt! Denn immer wird an irgendwelchen Schrauben gedreht, um uns die Produkte möglichst billig - und damit Illusionen zu verkaufen."
Pressetext: MDR

Veranstalter: MDR

Schlagwörter: TV, Medien, Doku

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