(Wappen) Siebenbuerger Sachsen in Baden-Württemberg (Wappen)
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2.1 Gründung und Aufbau der Landesgruppe Baden-Württemberg 1949-1966

Alfred Mrass

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2.1.1 Die Gründung der Landesgruppe

Das Ende des Zweiten Weltkrieges und die darauf folgenden Ereignisse zwangen diejenigen Siebenbürger Sachsen, die sich damals in Deutschland befanden oder später hinzukamen, zu bleiben, da in vielen Fällen eine Rückkehr in die Heimat nicht angebracht erschien und es sehr oft auch keine Möglichkeiten zur Rückkehr gab. Rumänien, das Heimatland, war am 23.8.1944 vom Verbündeten zum Gegner Deutschlands geworden und hatte einen Teil seiner Bürger zu Deserteuren erklärt und ihnen die Staatsbürgerschaft entzogen.

Der Großteil der Landsleute aus folgenden Gruppen hatte sich für einen aus damaliger Sicht vorläufigen Aufenthalt in Deutschland entschlossen:
- ca. 15.000 von der Front zurückgekehrte und aus der Kriegsgefangenschaft entlassene Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS (Lexikon, 1993: 122);
- ca. 6.000 aus den Deportationslagern der Sowjetunion entlassene und nach Frankfurt/Oder gebrachte Männer und Frauen;
- diejenigen der 35.000 Nordsiebenbürger, die auf Geheiß der sich zurückziehenden Wehrmacht im Treck vor der anrückenden Roten Armee im Jahr 1944 geflüchtet und in die amerikanische, britische und französische Besatzungszone gelangt waren;
- Studenten sowie berufstätige Männer und Frauen, insbesondere Rot-Kreuz-Angehörige, die in der Kriegszeit in Deutschland waren;
- geflüchtete Einzelpersonen oder Familien.

Nach damaligen Schätzungen müssen in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg mehrere tausend Siebenbürger Sachsen, überwiegend Jugendliche, in den allierten Besatzungszonen gelebt haben. 1950 waren es ca. 20.000 in Deutschland und 20.000 in Österreich (SbZ. Nr 4, Oktober 1950, S. 6).

Die Lage für die in Deutschland verbliebenen Sachsen war nach dem Zusammenbruch düster. Das Land lag in Trümmern, es wurde von den Millionen Flüchtlingen aus Südosteuropa und von den deutschen Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten überschwemmt, es gab keine Wohnungen, keine Arbeit, die soziale Not war sehr groß. Dazu kam, dass keine oder nur eine lose Verbindung zwischen unseren Landsleuten bestand. Alle spürten jedoch das Bedürfnis, Nachrichten und Informationen auszutauschen, etwas über Verwandte oder Bekannte zu erfahren, zu hören, wie es den Familienangehörigen in der Heimat ging.

Anfangs wusste niemand, wer den Krieg überlebt hatte, wer überhaupt in den Westen gekommen war und wo sich diese Landsleute aufhielten. Hans Wächter aus Sachsenheim schreibt z. B, dass die zwei Unternehmer-Brüder Erwin und Julius Wonner erst im Frühjahr 1946 voneinander erfuhren.

Die Betreuung der heimatlosen Siebenbürger Sachsen erfolgte anfangs (1945-1946) durch das Bayerische Rote Kreuz in München und durch das in Stuttgart angesiedelte, aber bundesweit und für alle heimatlosen Flüchtlinge tätige Hilfswerk der Evangelischen Kirche Deutschlands.

Schon bald stellte sich jedoch heraus, dass eine Betreung durch das Hilfswerk umso effizienter sein konnte, je besser die Verantwortlichen mit den Spezifika der Flüchtlinge vertraut waren. Infolgedessen gründete die evangelische Kirche sogenannte Hilfskomitees, die Vertriebene aus einem bestimmten Herkunftsgebiet seelsorgerisch und karitativ betreuen und in denen vor allem Landsleute aus dem Kreise der Betroffenen tätig sein sollten. Am 6. Januar 1947 wurde deshalb in München das "Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben im Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland" gegründet (Erster Vorsitzender war Pfarrer Gottfried Rottmann, Lechnitz, Stellvertreter Pfarrer Anton Elsholz). Es wurden bald auch regionale Zweigstellen in den einzelnen Ländern eingerichtet. So kam es in Stuttgart zur Gründung eines regionalen Hilfskomitees für die Siebenbürger Sachsen, dessen Leiter Pfarrer Hans Henrich werden sollte und dessen erste Geschäftsführerin in Stuttgart ab 1948 Frau Hermine Höchsmann war.

Das Hilfskomitee war nun bei den Landsleuten sowohl seelsorgerisch durch Einzelseelsorge und durch die Veranstaltung von Heimatgottesdiensten (ein aufmunterndes geistliches Wort tat damals sehr wohl) als auch beratend und hilfeleistend in den Fragen der Familienzusammenführung, Auswanderung, Repatriierung, Arbeitsvermittlung, Wohnungsbeschaffung, Zuzug, Suchdienst, Vermittlung von Anschriften von Landsleuten, Anerkennung ausländischer Zeugnisse, Arbeitslohn, Fürsorge für Kranke und Arbeitsunfähige, Einstellung von Flüchtlingen in den Staatsdienst u. a. tätig. Es gab auch "Nachrichtenblätter" mit wichtigen Informationen heraus.

In Stuttgart hatten sich schon vor dem Zusammenbruch Landsleute getroffen, um ihre Lage zu besprechen. Nach dem Ende des Krieges und in der darauf folgenden Zeit wurden es immer mehr. Man tauschte die spärlich durchsickernden Nachrichten aus der Heimat aus, versuchte sich über die eigene Lage klar zu werden; vor allem war man bemüht, den nachkommenden Landsleuten zu helfen und sie zu beraten.

Ein erster Treffpunkt war das Haus im Staelinweg 16 von Grete Csaki-Copony, der Witwe von Dr. Richard Csaki (1886–1943), Direktor des DAI (Deutsches Auslandsinstitut, heute IfA-Institut für Auslandsbeziehungen). Dort klopften sehr oft entlassene Soldaten mit den Worten "Ich habe gehört, hier kann man schlafen" ans Tor. (Braedt, 1980, 3). Den Männern wurde für einige Tage Unterkunft gewährt, zeitweilig waren dort über 40 Siebenbürger Sachsen gemeldet. Brigitte Csaki, die Tochter von Richard und Grete Csaki, betreute sie und begleitete sie zu den Ämtern.

Eine weitere Keimzelle gemeinsamer Aktionen von Landsleuten war die Theatergruppe unter der Leitung von Hermine Höchsmann, damals Geschäftsführerin der Landesstelle Württemberg des Hilfskomitees. Sie führte am 11. Dezember 1949 im Heimkehrerwaldheim in Stuttgart das Laienspiel von Kurt Felix Gebauer "Das Christi-Geburt-Spiel der Siebenbürger Sachsen im Donbas" auf. Die sogenannte "Sonntagsgruppe", eine Gruppe von jungen siebenbürgischen Männern und Frauen, traf sich unter der Führung von Kurt Rhein regelmäßig im Stuttgarter Lokal "Untere Stadt".

Organisierte Zusammenschlüsse von Vertriebenen und Flüchtlingen, z. B. in Vereinen, waren bis 1949 von den Besatzungsmächten verboten. Nach der Verkündung des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland (Mai 1949) war dann die Bildung von Vereinen und Organisationen der Vertriebenen möglich. Da die Evangelische Kirche sich durch die intensiven außerkirchlichen Aktivitäten der Hilfskomitees überfordert fühlte, wünschte sie die Schaffung anderer Institutionen für die Vertriebenen. So kam es, dass in München am 26. Juni 1949 durch 23 Landsleute unter der Führung von Fritz Heinz Reimesch, dem damaligen Vorsitzenden des Hilfskomitees, der "Verband der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben" gegründet wurde. Durch die Trennung von den Banater Schwaben entstand daraus am 11. Februar 1950 der "Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland", der sich später als "Verband (bzw. danach Landsmannschaft) der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e. V." die Rechtsform eines eingetragenen Vereins gab (SbZ Nr.4, 1950; Lexikon, 1993,303).

In Stuttgart hatten am 2. Oktober 1949 ca. 600 Personen beschlossen, eine "Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben" zu gründen. Sie beauftragten zehn Landsleute, den Zehnerausschuss, die Statuten auszuarbeiten und die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Am 1. Dezember 1949 ging dann aus der Geschäftsstelle des Hilfskomitees in der Ar- chivstraße 18, zusammen mit der Einladung zur Aufführung des "Christi-Geburtsspieles der Siebenbürger Sachsen im Donbas" (gezeichnet von Hermine Höchsmann), eine Einladung zur Gründungsversammlung für den 11. Dezember 1949 hinaus. Die Einladung ist teilweise auf der CD-ROM, die diesem Band beigefügt ist, wiedergegeben.

Die Gründungsversammlung (der späteren Landesgruppe Baden-Württemberg) fand im Heimkehrerwaldheim Stuttgart nahe der Straßenbahnhaltestelle Ruhbank vor der erwähnten Singspielaufführung, statt. Die offizielle Benennung in den ersten Jahren lautete "Zweigverband Südwest des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e. V." (SbZ Nr. 5/15.11.1950 und Nr. 4/15.4.1952). Im November 1952 wird vom Landesverband Südwest gesprochen (SbZ Nr.11/1952) und erst später vom Landesverband und von der Landesgruppe Baden-Württemberg .

Zum Kreis der gründenden Mitglieder gehörten außer Hermine Höchsmann die folgenden Personen: Alfred Coulin, Kurt Rhein, Richard Langer, Oskar Kraemer, Brigitte Csaki, Edwin Konnerth, Hans Henrich.

Der Zweigverband Südwest sollte die Siebenbürger Sachsen in den damaligen Ländern Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Baden erfassen und betreuen. Diese Länder vereinigten sich bekanntlich 1952 zu dem Bundesland Baden-Württemberg, wobei die Vertriebenen bei seinem Zustandekommen eine nicht unerhebliche Rolle spielten. Die 1949 erfolgte landsmannschaftliche Vereinigung der Siebenbürger Sachsen im Südwesten nahm folglich die politische Vereinigung praktisch vorweg.

Der siebenbürgische Schriftsteller Heinrich Zillich schreibt in dem Vorspruch zu der in München beschlossenen Satzung des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland:

"Siebenbürger Sachsen, denen die Heimat genommen wurde und die fern von ihr in Deutschland leben, treten zusammen und gründen, die Heimat im Herzen, einen Verband zur gegenseitigen Hilfe, überzeugt davon, dass Recht und Zukunft zu erringen der tätigen Treue gelingen wird." (Zitat nach Bruckner, 1992, 13). Zukunft und Recht für die Landsleute zu erringen war folglich der Zweck des Vereines (Verbandes) am Anfang seines Bestehens, die gegenseitige Hilfe sein hauptsächliches Arbeitsinstrument.

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2.1.2 Die Zeit des Vorsitzenden Alfred Coulin 1949-1956

Siebenbürger Sachsen
Alfred M. Coulin
Erster Landesvorsitzender

Erster Vorsitzender des Zweigverbandes Südwest wurde Alfred Coulin, damals politischer Redakteur bei den "Stuttgarter Nachrichten" und ab 1963 Leiter der Rumänienabteilung bei der "Deutschen Welle" in Köln. Die Geschäftsstelle in der Archivstraße 18 in Stuttgart, gleichzeitig auch Sitz der Landesstelle Württemberg des Hilfskomitees, wurde ab 1950, nach dem Wechsel von Hermine Höchsmann in den Schuldienst, von Oskar Kraemer, ehemals Schriftleiter der Siebenbürgisch-Deutschen Tagespost in Hermannstadt, geleitet. Die wichtigsten Aufgaben des neugegründeten Zweigverbandes in Stuttgart waren in den ersten Jahren neben der Fortführung der von dem Hilfskomitee übernommenen folgende:

-Herstellung der Verbindung zu den staatlichen Stellen der Vertriebenenverwaltung in Baden-Württemberg und Darlegung der Interessen der Siebenbürger Sachsen bei dem "Ministerium für Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte" in Stuttgart, bei den Regierungspräsidien mit den "Abteilungen für Vertriebene, Flüchtlinge und Evakuierte" und bei den Kreisbeauftragten für das Flüchtlingswesen in den Landratsämtern.
-Diese Aufgabe war schwierig, da die damaligen Vorläuferorganisationen des Bundes der Vertriebenen (BdV) und später der BdV selbst einen Alleinvertretungsanspruch für die Vertriebenen erhoben. Der BdV wurde von Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten geführt. Folglich waren die politischen Interessen des BdV andere als diejenigen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, die in ihrer Politik-Gestaltung die Tatsache berücksichtigen musste, dass damals der Großteil der siebenbürgischen Landsleute noch in Rumänien lebte. Dank des Verständnisses und des Entgegenkommens der zuständigen Beamten in Stuttgart entwickelte sich eine gute Zusammenarbeit zwischen der Landsmannschaft und den staatlichen Stellen.
-Beratung und Meinungsbildung der Landsleute in den Fragen:
a) Auswanderung nach Übersee,
b) Rückwanderung nach Rumänien in die alte Heimat.

Beide Fragen beschäftigten die Landsleute in besonderem Maße und wurden auch in den Spalten der ab Juni 1950 erscheinenden "Siebenbürgischen Zeitung" behandelt. Die Frage der Auswanderung war vor allem anfangs für die Bauern bedeutend, weil sie keine Möglichkeit sahen, in der Bundesrepublik zu eigenem Grund und Boden zu kommen.

Da Rumänien im Herbst 1955 eine Amnestie für die Angehörigen der Wehrmacht und der Waffen-SS erlassen hatte und zur Rückkehr seiner ehemaligen Staatsbürger aufrief, stellten sich viele Landsleute die Frage, ob sie nach Rumänien zurückkehren sollten.

Der Landesverband Südwest riet in der Nr. 3 der Siebenbürgischen Zeitung vom September 1950 durch seinen Geschäftsführer Oskar Kraemer von einer Auswanderung nach Übersee (Nordamerika, Kanada) ab. Am 15. April 1956 warnte Heinrich Zillich, der damalige Bundesvorsitzende, ca. 500 Landsleute in Stuttgart vor übereilten Schritten hinsichtlich einer Rückkehr nach Siebenbürgen und empfahl, sich das gründlich zu überlegen (SbZ vom 25.4.1956, S.4). In Rumänien war die Enteignung der Produktionsgüter nicht rückgängig gemacht worden, der Prozess der sozialistischen Umgestaltung der Wirtschaft war in vollem Gange. Da die meisten der Landsleute inzwischen in Deutschland Fuß gefasst hatten und die Familienzusammenführung einsetzte (auf Betreiben der Landsmannschaften und des Deutschen Roten Kreuzes), war die Anzahl der Siebenbürger, die Deutschland in Richtung Heimat oder Amerika verließen, relativ gering.

- Beratung und Hilfe der Landsleute in Fragen des Lastenausgleiches

Am 14. August 1952 wurde das Lastenausgleichsgesetz verkündet, womit die Bundesregierung eine gewisse Entschädigung der Vertriebenen für ihre verlorenen Vermögenswerte vornehmen und ihre Eingliederung erleichtern wollte. Die Ansprüche unserer Landsleute aus diesem umfassendsten Gesetz der Nachkriegszeit zu begründen bedurfte eines enormen Arbeitsaufwandes. Dafür waren in allen Landesverbänden der Landsmannschaft über 100 Helfer aktiv, da eine Vielzahl von Fragebögen bearbeitet werden musste.

- Festigung der organisatorischen Struktur des Landesverbandes

Die Landsmannschaft in Baden-Württemberg war anfangs bestrebt, ihre innere Organisation, d. h. die Funktion der Geschäftsstelle zu verbessern und die Anzahl der Mitglieder auf Landesebene zu erhöhen. Eine Breitenwirkung im heutigen Sinn konnte auch aus finanziellen Gründen nicht erfolgen. Bahnreisen nach München musste der Vorsitzende Coulin z.B. oft aus eigener Tasche bezahlen.

Die Siebenbürgische Zeitung wurde für Württemberg und für Baden aus der Geschäftstelle in der Archivstraße in Stuttgart versandt. Dazu waren viele freiwillige Helfer notwendig.

In den ersten Jahren des Zweigverbandes existierten noch keine Kreisgruppen. 1952 wurde der Kreisverband Mannheim-Ludwigshafen (Erster Vorsitzender Gustav Adolf Schwab) gegründet. Weitere Kreisverbände der ersten Zeit, d. h. der fünfziger Jahre, waren Karlsruhe, Pforzheim, Reutlingen und Esslingen (ab 1958, Erster Vorsitzender Oskar Kraemer).

Das landsmannschaftliche Leben war jedoch auch an vielen anderen Orten des Landes Baden-Württemberg sehr rege, anfangs als Zusammenkunft von Landsleuten, die nicht Mitglieder der Landsmannschaft waren. Im Stuttgarter Raum wurden die Aktivitäten von den ersten Jahren an vom Landesverband organisiert, wobei z.B. im Feuerbacher Freizeitheim (zwischenzeitlich abgebrannt) sehr oft ca. 500 Landsleute aus Württemberg und aus Baden zusammenkamen. Dabei trug die Stuttgarter Blaskapelle wesentlich zum Gelingen der Veranstaltungen bei. Ihre regelmäßigen Konzerte und Tanzveranstaltungen spielten für die Festigung der Gemeinschaft und dadurch der Landsmannschaft eine außerordentlich wichtige Rolle.

Später fanden in Stuttgart weitere Zusammenschlüsse statt: die Theatergruppe der Blaskapelle unter Andreas Recker und Willi Gohn, die Nachbarschaften der Kronstädter und der Burzenländer (Helmut Bahmüller, Willi Gohn, Kurt Rhein) und die Nachbarschaft der Hermannstädter unter der Leitung von Julius Sipos (SbZ vom 16.6.1953, 6).

Die Siebenbürgische Zeitung berichtet im November 1950 und im Juli 1951 über Treffen der Landsleute in Stuttgart, im März 1951 und Dezember 1953 über ein Treffen der Mannheimer und Heidelberger, im Juni 1952 über die Teilnahme von 70 Landsleuten aus Tübingen, Reutlingen, Nürtingen, die sich in Metzingen trafen, im Februar 1959 über eine Zusammenkunft vom 20. Dezember 1958 in Pforzheim.

Am Verbandstag der Landsmannschaft zu Ostern 1952 in München nahmen bei einer Gesamtanzahl von 185 Delegierten 27 aus Baden-Württemberg teil (SbZ April 1952). Bayern entsandte 107 Delegierte. Für den Hauptausschuss des Verbandstages waren aus Baden-Württemberg sieben Delegierte bei insgesamt 45 gemeldet. Der Anteil der Mitglieder aus Baden-Württemberg in dem Verband der Siebenbürger Sachsen betrug 1952 folglich ca. 15 %.

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2.1.3. Die Vorsitzenden Andreas Theil und Oskar Kraemer 1956-1960

Andreas Theil
Andreas Theil, Landesvorsitzender

Am 19. April 1956 bat Alfred Coulin die Mitgliederversammlung des Landesverbandes Baden-Württemberg für das Jahr 1956 von seiner Wiederwahl abzusehen, da er in eine leitende Stellung bei den "Stuttgarter Nachrichten" gekommen sei. So wählte die Versammlung den Diplomvolkswirt Andreas Theil zum neuen Landesvorsitzenden. In der Versammlung würdigte der damalige Bundesvorsitzende Heinrich Zillich den scheidenden Landesvorsitzenden Coulin als einen Mann, der sich in uneigennütziger Weise der vielfältigen Sorgen der Landsleute angenommen habe. Auch die Tatsache, dass Zillich und Coulin in grundsätzlichen Fragen der Politik der Landsmannschaft nicht immer derselben Meinung gewesen seien, wurde erwähnt. Dies habe sich letztlich vorteilhaft ausgewirkt, da das Handeln bei Coulin von einer tiefen inneren Verantwortung getragen worden sei (SbZ vom 25.4.1956).

Oskar Kraemer
Oskar Kraemer, Landesvorsitzender

Andreas Theil musste aus beruflichen Gründen sein Amt am 18. Mai 1958 niederlegen (SbZ vom 25.7.1958). Der Landesverband wurde dann kommissarisch von Dipl.-Arch. Hans-Wolfram Theil geführt, bis am 19. Oktober 1958 die Mitgliederversammlung den ehemaligen Geschäftsführer des Hilfskomitees und der Landsmannschaft, Oskar Kraemer, zum Vorsitzenden wählte. Oskar Kraemers Tendenz war es, die Landsmannschaft in der Fläche auszubreiten. Die Mitgliederzahl in Baden-Württemberg betrug 1958 ca. 800 Personen in sechs Kreisgruppen (SbZ vom 25.7.1958), es mussten neue Mitglieder geworben, weitere Kreisgruppen gegründet werden.

Oskar Kraemer gab sein Amt jedoch im April 1960 auf, um Vorsitzender des Hilfsvereines Johannes Honterus zu werden und sich voll der Errichtung des siebenbürgischen Altenheimes auf Schloss Horneck in Gundelsheim widmen zu können. Dabei erwarb er sich den Dank aller Landsleute aus dem südwestdeutschen Raum.

 

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2.1.4. Die Zeit des Vorsitzenden Fritz Lukesch 1960-1966

Siebenbürger Sachsen
Fritz Lukesch, Landesvorsitzender

Im Mai 1960 wählte die Mitgliederversammlung Fritz Lukesch zum neuen Landesvorsitzenden. Kurt Rhein wurde sein Stellvertreter, Elfriede Ihl die erste Landesfrauenreferentin.

Fritz Lukesch, aus Neustadt im Burzenland stammend, in den letzten Kriegsjahren dort auch Bürgermeister, war gleichfalls bestrebt, die Arbeit der Landsmannschaft in möglichst viele Kreise und Ortschaften zu tragen. So kam es im Herbst 1960 unter der Führung von Hans Wächter zur Gründung der Kreisgruppe Sachsenheim (erster Vorsitzender Hans Copony, danach Hans Wächter), auch heute noch eine der aktivsten Kreisgruppen. In Nürtingen und in Lörrach entstanden auf Initiative von Dr. Helmut Phleps und von Dr. Sepp Folberth weitere Kreisgruppen.

Fritz Lukesch setzte sich in seinen öffentlichen Auftritten und bei den Behörden stark für die Familienzusammenführung, für die Verbesserung des Lastenausgleichs und für die Altersversorgung der Landsleute ein. Diese forderte er auf, am politischen Geschehen teilzunehmen, aus dem siebenbürgisch-sächsischen Ghetto heraus- und in die lokalen Vereine und Parteien einzutreten (SbZ vom 15.5.1963, 15.4.1965). Die Jugendarbeit lag ihm besonders am Herzen und er beauftragte Arthur Braedt, einen Lehrer und erfahrenen Pädagogen, mit diesem wichtigen Aspekt der landsmannschaftlichen Arbeit.

Fritz Lukesch erklärte sich am 22. März 1964 trotz Krankheit bereit, wieder als Vorsitzender der Landesgruppe zu kandidieren. Er wurde wieder gewählt (SbZ vom 15.4.1964) und führte die Landesgruppe in der gewohnten erfolgreichen Weise weiter. Schwer erkrankt stand er noch die Strapazen der Mitgliederversammlung vom 20.3.1966 (Rechenschaftsbericht und Neuwahl zum Landesvorsitzenden von Arthur Braedt) durch und starb kurz danach am 1. Mai 1966. Bernhard Ohsam sprach in einem Nachruf auf Fritz Lukesch (SbZ vom 31.5.1966) von einem Mann, dem das Hineinwachsen in das schwierige Amt gelungen war, der für Sorge und Not des Einzelnen stets ein offenes Ohr hatte und der in dem Ernst, mit der er die Amtsgeschäfte erledigte, sogar Schmälerungen des beruflichen Einkommens hinnahm.

Die Landesgruppe hatte 1966 elf Kreisgruppen, zwei Ortsgruppen, zwei Nachbarschaften.

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