Herta Müller . Ehrung

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lori
schrieb am 11.10.2009, 12:37 Uhr
Zitat Schreiber:
" der Staat Rumänien, dessen Medien den Preis als "premiul Nobel despre Romania" (despre=über) proklamieren und verkennen und verschweigen, dass der Ansatz des Themas in Atemschaukel eines der widerlichsten Verbrechen des rumänischen Staates an den eigenen Staatsbürgern deutscher Volkszugehörigkeit (das waren damals die Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben und den anderen Deutschen, die verschleppt wurden), schildert? "

Da ist der Popa(wahrscheinlich Lavinia, Elsi usw.,- mittlerweile sind wohl auch die Administratoren müde immer wieder zu recherchieren) gaaanz anderer Meinung!

servus
Kolibri
schrieb am 11.10.2009, 12:45 Uhr
Herzlichen Glückwunsch Herta Müller! Im Forum gelesen, war ich etwas überrascht über die Beiträge über die Zugehörigkeit zu einem Mikrokosmos. Die Zugehörigkeit ob Banater Schwabe oder Siebenbürger Sache oder Buchenwalddeutscher oder Ziepser oder.... ist aus meiner Sicht von Bedeutung für die eigene Identität, spielt jedoch in dieser Diskussion nur am Rande eine Rolle. Herta Müller ist es gelungen, nach 64 Jahren dieses Thema wieder der breiten Öffentlichkeit zur Diskussion zu stellen. Sie sagt selber dazu, dass sie damit Literatur schreibt unter Einbeziehung geschichtlicher Ereignisse. Viele aus dem Forum haben Großeltern (gehabt?), die selber von der Deportation betroffen waren, ob deportiert oder als Zurückgebliebene von Deportierten. Wir können uns erinnern an deren Erzählungen aus der Zeit. Dabei läuft mit ein kalter Schauer den Rücken runter. Sicherlich kennt der eine oder die andere das Buch von Erwin Wittstock: "Januar ´45 oder die höhere Pflicht". Dort haben wir es nochmal, was damals abgelaufen ist. Die Diskussion Rumäniendeutscher,Banater Schwabe oder Siebenbürger Sachse ist bei diesem Thema somit überflüssig. Fakt ist, dass die deutsche Minderheit damals zur Deportation zu Disposition stand und auch deportiert wurde mit fatalen Folgen für die Betroffenen und Hinterbliebenen....
Lavinia
schrieb am 11.10.2009, 12:49 Uhr
Lori:

"Erstellt am 11.10.2009, 11:40 Uhr• [antworten]
Hallo Allerseits,

So kleinkarriert wie Herr Reich- Ranicki möchte ich nicht sein und sage: Herlichen Glückwunsch an Herta Müller. Die Deutungshochheit geschichtlicher Ereignisse(siehe Seite 23, 11h16) darf jedoch nicht Einzelpersonen überlassen werden,trotz ihrer hervorragender Leistungen.

Allen Kritikern(mir inklusive) gebe ich folgenden Rat: wir sollten uns etwas zurücknehmen.Herta Müller stammt aus unserem Millieu (Rumänen, Roma und alle anderen miteinbezogen), wir haben sie produziert. Ob wir wollen oder nicht, wir sind alle ein bisschen HM!

Dem Lavinia(wahrscheinlich Klaus Popa) der hier in alter Securitate- Manier pöbelt,verleumdet , lügt, altgediente User die sich nicht feige hinter einem Nicknamen verstecken diskreditiert, so dass ich schon um rechtlichen Beistand ersuchte,sei gesagt: was Frau Müller zu Ro in der SZ. vom Freitag(9.Okt) gesagt hat, dem kann ich zu 1000% beipflichten!Ergänzungen gibt es nur zu Genüge hier in den Foren.

Zu den Medien: ich war in der glücklichen Lage sowohl die elektronischen als auch die Print Medien im Detaill zu verfolgen. In den ersten Meldungen tat sich das Fernsehen sehr schwer mit der Identitätsbeschreibung(Deutschrumänin, aus meiner Sicht, die schlechteste Bezeichnung) In den grossen Tageszeitungen vom Freitag(SZ, FR, FAZ) gibt es nichts zu meckern! Ausserdem möchte ich betonen, dass die Identität doch sehr persönlich sein sollte,und nicht andere diese verteilen sollten, wie Gummibären im Supermarkt!

Schönen Sonntag noch!

Gruss
Lori"


Und jetzt im Einzelnen:


Allen Kritikern(mir inklusive) gebe ich folgenden Rat: wir sollten uns etwas zurücknehmen.

Dem Lavinia(wahrscheinlich Klaus Popa) der hier in alter Securitate- Manier pöbelt,verleumdet , lügt, altgediente User die sich nicht feige hinter einem Nicknamen verstecken diskreditiert...

Ausserdem möchte ich betonen, dass die Identität doch sehr persönlich sein sollte,und nicht andere diese verteilen sollten, wie Gummibären im Supermarkt!

Denn:

"So kleinkarriert wie Herr Reich- Ranicki möchte ich nicht sein..."

"...ich war in der glücklichen Lage sowohl die elektronischen als auch die Print Medien im Detaill zu verfolgen..."

Und nicht zuletzt, der "Glückwunsch" an Herta Müller:

"Herlichen Glückwunsch an Herta Müller. Die Deutungshochheit geschichtlicher Ereignisse(siehe Seite 23, 11h16) darf jedoch nicht Einzelpersonen überlassen werden..."

"Herta Müller stammt aus unserem Millieu (Rumänen, Roma und alle anderen miteinbezogen), wir haben sie produziert."


DEM demokratisch gesinnten, geballten, richtungsweisenden und weitsichtigen Beitrag ist nichts mehr hinzuzufügen und macht jeden weiteren Kommentar überflüssig...


Die Verletzungen, das Nicht-Verarbeiten-können-aber-damit-leben-müssen hat Herta Müller auf unvergleichbare Weise geschildert.
Nur für mich stellt sich die stringente Frage: sind das die Verletzungen aus dem Kommunismus, oder ist das...normal?
Ich glaube, dass dieser Nobelpreis vielleicht viel notwendiger war, wenn er zu einer Aufarbeitung führt, als wir das jetzt ermessen können.
Armin_Maurer
schrieb am 11.10.2009, 13:04 Uhr (am 11.10.2009, 13:20 Uhr geändert).
An Schreibers astreiner Vivisektion der Nobelpreisvereinnahmung durch alle Popas & Popos ist kaum zu rütteln!

Wenn aber jene, die sich jetzt zurecht oder zu unrecht „nobel gepriesen“ sehen, Herta Müller zu lesen beginnen, um daraus bitte nicht die Lehre zu ziehen, die beste Geburtshilfe guter Literatur sei eine möglichst grausame Diktatur!, sondern neben der sprachlichen Originalität ihrer Bücher und der Eigenwilligkeit ihrer Beobachtungen auch erkennen, was alles so kleingeistig verkorkst war an unseren deutschen Enklaven in Rumänien und wie leicht die im Grunde so schrecklich primitive Staatsmacht nationalkommunistischer Ideologie es hatte, uns zu zermürben und zu vertreiben, dann wäre es auch nicht verkehrt, sich mitgeehrt zu fühlen.

Das wäre allerdings für die meisten (Banater Schwaben, Siebenbürger Sachsen, Rumänen) eine Nobelpreisverleihung auf Kredit.

„Wer wird nicht einen Klopstock loben?
Doch wird ihn jeder lesen? Nein.
Wir wollen weniger erhoben
Und fleissiger gelesen seyn.“ (Lessing, 1752)
Dolfi11
schrieb am 11.10.2009, 13:05 Uhr
@ Lori

DEM demokratisch gesinnten, geballten, richtungsweisenden und weitsichtigen Beitrag ist nichts mehr hinzuzufügen und macht jeden weiteren Kommentar überflüssig...
Lavinia
schrieb am 11.10.2009, 13:42 Uhr (am 11.10.2009, 13:49 Uhr geändert).
Nur der Form halber, weil inhaltlich traue ich es kaum jemandem zu, ernsthaft davon auszugehen, dass ich Klaus Popa sei:

Ich bin weder Klaus Popa noch kenne ich ihn.

Aber Konsquenzen aus einer derartigen, wiederholten Unterstellung zu ziehen...das behalte ich mir vor!

Deswegen:
Lori, ich fordere sie ultimativ auf, solcherlei Unterstellungen, die auf meine Diskreditierung zielen, zu unterlassen!
lori
schrieb am 11.10.2009, 13:47 Uhr
Ziehe sie doch: Verschwinde!!
Lavinia
schrieb am 11.10.2009, 14:00 Uhr
Lori, als Antwort:
11.10.2009, 13:47 Uhr• [antworten]
Ziehe sie doch: Verschwinde!!


Admins,
es scheint Missverständnisse oder/und Informationsbedarf zu geben, sowohl was den Betreiber, als auch den Kreis der Nutzer des Forums betrifft.
Eine Aufklärung diesbezüglich wäre hilfreich.

Freundlichst
Lavinia
Lavinia
schrieb am 11.10.2009, 14:13 Uhr (am 11.10.2009, 14:14 Uhr geändert).
Die Flut der Berichterstattung über die Verleihung des Nobelpreises an Herta Müller reißt nicht ab...


www.rp-online.de/public/article/kultur/767940/Herta-Mueller-die-Heimatlose.html
Armin_Maurer
schrieb am 11.10.2009, 14:34 Uhr
@ Lavinia:

Der Artikel von www.rp-online.de ist exzellent. Gruselig hingegen, die Kommentare, die an Borniertheit kaum zu überbieten sind.

Reaggiert die deutsche Öffentlichkeit (ich meine nun „Volkes Stimme“) auch innerhalb anderer Medien (z.B. Briefen an Zeitungsredaktionen) derart hilflos, stereotyp und unverständig angesichts einer „Deutschen aus Rumänien“, dass man sich langsam fragt, ob man sich seiner Herkunft aus Rumänien weniger zu schämen brauchte (wenn überhaupt), als seiner Zugehörigkeit zu den Deutschen?
Meta
schrieb am 11.10.2009, 14:55 Uhr

dpa-Newsticker -> Buchpreis
www.zeit.de/newsticker/2009/10/11/iptc-bdt-20091011-68-22654934xml
Lavinia
schrieb am 11.10.2009, 15:13 Uhr (am 11.10.2009, 16:05 Uhr geändert).
@Armin_Maurer, Hand auf's Herz: was wissen Sie beispielsweise über die Szekler oder die Zigeuner mit denen die Sachsen ja im gleichen Land gelebt haben..? Die Ignoranz ist allgegenwärtig...
Für mich stellt sich die Frage der "Scham" genausowenig wie die nach dem "Stolz" um meine Zugehörigkeit nicht, da sich für mich meine Provenienz (geographisch, historisch, familiär...) wie eine Art Haut anfühlt. Die Sensoren dieser Haut reagieren manchmal auf bestimmte Dinge, die damit in Verbindung stehen aber auch mit anderen Eindrücken aus dem Leben, mit denen sie ggf. verlinkt sind. Und die Reizung dieser sensoren bewirkt bei jedem ganz eigene Reaktionen. Ich fand die Feststellung sebergs, dass wir alle letztendlich arge Individualisten sind, sehr treffend. Ich kann die Trennung der beiden Leben, (faktisch sind es natürlich viel mehr Leben, d.h. alle mehr oder weniger einschneidenden Erlebnisse) vor und nach der Ausreise, nicht vollziehen, ohne mich selbst zu verstümmeln. Mich kümmert es wenig, wie oder als was ich angesehen werde. Ich nehme mir das Recht, es selbst zu bestimmen. Ich weiß es doch am besten.
Armin_Maurer
schrieb am 11.10.2009, 16:16 Uhr (am 11.10.2009, 16:47 Uhr geändert).
@ Lavinia

Weil Sie fragten, sende ich Ihnen hier eine kleine Liste empfehlenswerter Bücher über Zigeuner:

Jan Yoors (1982): Das wunderbare Volk. Meine Jahre mit den Zigeunern, München: dtv

Wlislocki, Heinrich Adalbert von (1856-nach 1948), Philologe, Zigeunerforscher, Prof. in Rosenau/Ungarn (Den Namen seiner Schriften weiß ich leider nicht mehr, hatte aber einiges von ihm in der Bibliothek meines Vaters gefunden.)

Franz Remmel: „Alle Wunder dauern drei Tage“

Habe diese Bücher gelesen & für hoch interessant befunden.

Über Szekler weiß ich etwas weniger. Vor allem, dass sie wegen unserer (der Siebenbürger Sachsen) Ansiedlung ganz schön „fortgesiedelt“ werden mussten und uns deshalb nicht sehr lieb hatten während der folgenden 800 Jahre. Nach 1918 hatten sich diese Animositäten dann allerdings gelegt.

Ich würde mich auch weder einer zigeunerischen noch einer szeklerischen Brankmarkung meines Namens, oder einer entsprechenden Abstammung, schämen. Probleme dieser Art habe ich auch nicht mit dem rumänischen Volk als solchem, sondern mit dem, was die rumänischen Nationalkommunisten mir und meiner Familie, sowie meinem siebenbürgisch-sächsischen Volk angetan haben. Folglich schmerzt es mich zuweilen, als „Rumäniendeutscher“ bezeichnet zu werden, weil im Namen einer rumänisch-nationalistischen Ideologie mein deutsches Völkchen in seiner angestammten Heimat systematisch ausgerottet, in die Gefangenschaft verschleppt, verkauft und hinausgeekelt wurde; – was doch unter Menschenrechtsgesichtspunkten zumindest sehr bedauerlich ist.

Sollte der Staat Rumänien diese nationale Schande wieder rückgängig machen (etwa durch seriöse Restitutionsbemühungen und Rehabilitation seiner Opfer), gäbe es für mich auch keinen Grund, mich einer Etikettierung als Rumänienstämmiger zu schämen.

Würde ich nicht aus diesen Gefilden stammen und hätte meine Familie nicht unter den Repressalien der rumänischen Nationalkommunisten zu leiden gehabt, würe ich gar der irrigen Vorstellung huldigen, die Rumänen seien ein „kleines diebisches Volk auf dem Balkan“, so amüsierte mich diese Vorstellung allenfalls.

Als existenziell Betroffener hingegen, kann und will ich die gegenwärtige Rückkehr Rumäniens in den Kreis der ziviliserten Staaten Europas nicht als Ereignis begrüßen, als ob nichts geschehen wäre. (Nicht solange man dortzulande versucht, ungeschoren davonzukommen.)

Im übrigen empfinde ich durchaus Scham und Betroffenheit angesichts dessen, was im Namen des deutschen Volkes den Juden angetan wurde. Diese Scham und Betroffenheit wäre allerdings gegenstandslos, wenn daraus nicht auch bestimmte Verpflichtungen erwüchsen.
Lavinia
schrieb am 11.10.2009, 16:49 Uhr
Armin_Maurer: Danke für die Literaturliste, die Zigeuner betreffend.

Wir kommen aber vom Thema ab.

Ich denke, dass sie hier das Thema Restitution schon überdeutlich gemacht haben. Ein weitere Beharren auf dem Thema schadet ihrem Anliegen. Meine Meinung.
Armin_Maurer
schrieb am 11.10.2009, 16:57 Uhr (am 11.10.2009, 18:20 Uhr geändert).
@ Lavinia:
Immernoch in Paranthese gesagt:
Klar hat dies allenfalls peripher mit Herta Müller zu tun. Aber wenn Sie mir (völlig zurecht übrigens) so „auf den Zahn fühlen“, muss ich mich doch (als jemand, der das offene Visier anstelle der – im Internet ebenfalls höchstberechtigten – Anonymität gewählt hat) näher erklären.

Übrigens: Was könnte bei der derzeitigen indolenten Haltung der Europäischen Staaten gegenüber der Restitution in Rumänien unsereinem überhaupt noch mehr schaden? Mehr als gar keine Wiedergutmachung kann uns doch gar nicht widerfahren! Es sei denn, der deutsche Staat übernimmt die Methode des rumänischen Staates, konfisziert uns das wenige, was wir hier haben erwirtschaften können und verkauft uns als Bauarbeiter für die Renovierung unserer siebenbürgischen Häuser (die inzwischen wohlhabenden Bukarestern gehören) an Rumänien. Ein solches Szenario lässt mich nun doch lieber verstummen …

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