7. März 2007

Leserecho: Werden unsere Leistungen in Deutschland totgeschwiegen?

Eigentlich müssten wir stolz und zufrieden sein, dass unsere alte Heimat und vor allem das beliebte Hermannstadt im Lichtschein der europäischen Mitbürger positiv betrachtet werden kann, wurden wir doch zu oft wegen unserer Herkunft aus diesem Land mit Missachtung gestraft. Es ist wahr, unsere Leistungen haben Jahrhunderte lang bewiesen, dass die Siebenbürger Sachsen strebsam, fleißig, diszipliniert und heimatliebend sind. Ihre Geschichte war nicht einfach, doch sie waren standhaft, ohne ihren Ursprung zu vergessen. Jedoch die 55 Jahre dauernde ungerechte Knechtung im Kommunismus und der immer schielende Blick nach dem so gut funktionierenden Westen hat sie bewogen, dorthin zu gehen, von wo ihre Ahnen kamen und deren Sprache sie verstehen. Darum zögerte man nach 1989 nicht mehr, dieses Land (das nicht mehr uns gehörte), zu verlassen. Wir wurden zwar nicht vertrieben, jedoch unserer Scholle beraubt, hatten also nichts mehr, dem wir nachtrauern konnten. Das einzige, was uns blieb, ist der Umstand, dass wir auch unsere Kinder in deutscher Sprache zur Schule schicken konnten, die vom Staat finanziert wurde. Dies und unsere Begabtheit und unseren Fleiß konnten wir mitnehmen. Wir gingen dorthin, wo unser Platz ist, ohne zu vergessen, von wo wir gekommen sind. Unsere historischen Denkmäler werden von der ganzen Welt anerkannt, doch wer soll sie weiterpflegen, wenn wir nicht mehr dort sind? Die Rumänen betrachten ja alles, als ihr Kulturgut, ohne die Urheber zu erwähnen. Jetzt möchte man alles wieder restaurieren, aber wo sind diejenigen, die dieses tun können? Wir beklagen uns, weil von offiziellen Stellen unsere Geschichte totgeschwiegen wird. Betrachten wir doch einmal genau, ob unsere dortigen Leistungen hier in Deutschland nicht auch unter den Teppich gekehrt werden. Obwohl ehemals den zumeist in Rumänien beschäftigten, nun alt und gebrechlich gewordenen Stammvätern dieses Volkes versprochen, werden diese Leistungen nicht voll anerkannt.

Zu erwähnen wären die vielen Siebenbürger Sachsen, die hier für ihre Leistung geehrt und ausgezeichnet wurden. Sie hatten keine Sprachschwierigkeiten und konnten folglich leicht Arbeit und Brot finden. Viele haben sich eine Existenz und vor allem ein Heim erworben, weil sie keine Arbeit scheuten. Die demografische Entwicklung ist günstiger als die der Einheimischen. Groß ist die Enttäuschung jedoch, wenn sie in Rente gehen sollen. Leistungen nach dem Fremdrentenrecht sind ab 1990 durch zahlreiche Kürzungen erheblich zurückgefahren worden. Dies obwohl wir als Deutsche nach Deutschland gekommen sind. Nach 1996 wurde dann noch einmal um 40 Prozent gekürzt. Wie steht es also mit dem hiesigen Anerkennen bzw. Totschweigen? Dies wäre vielleicht auch ein Bereich, in dem sich die Landmannschaft mehr einsetzen könnte. Es ist sowohl Angelegenheit unserer Landsleute als auch ihrer gebeutelten Kinder, die sich nun privat für ihre Eltern aufopfern müssen, ebenso auch der deutschen sozialen Gerechtigkeit.

Michael Reisenauer, Haslach

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