15. Januar 2003

Kerstin Simon

Ihr aus Kronstadt stammender Vater hatte bereits 1949 das erste Skilager organisiert. Heute setzt die 41-jährige Tochter Kerstin Simon (geborene Volkmer) diese Tradition fort. Alljährlich zu Ostern findet das siebenbürgisch-sächsische Jugendskilager in der Salzburger Gemeinde Mühlbach am Hochkönig statt. Für den reibungslosen Ablauf sorgt die gebürtige Grazerin, Angestellte, Mutter und Hausfrau Kerstin Simon. Ihre E-Mail-Adresse: die.simons@utanet.at. Das Interview führte Robert Sonnleitner.
Frau Simon, heuer findet bereits das 54. siebenbürgisch-sächsische Jugendskilager am Hochkönig statt. Wo und wann genau?

Das Skilager findet alljährlich von Karfreitag bis Sonntag nach Ostern in der Salzburger Gemeinde Mühlbach am Hochkönig, am Fuße der Mandelwände statt. Wir haben dort zwei nebeneinanderliegende Hütten - eine Mädchen- und eine Burschenhütte - der Familie Andrea und Peter Gschwandtner gemietet.
Dieses Skilager findet in dieser Form nun schon seit über 50 Jahren statt. Wie kam es dazu?

1949 hat mein Vater als Studentenbeauftragter in Graz in Zusammenarbeit mit der britischen Besatzungsmacht das erste Skilager organisiert. Teilgenommen haben damals Studenten verschiedener volksdeutscher Gruppen, die gemeinsam in einem so genannten Barackenlager wohnten. Einige Jahre später wurde es dann zu einem rein siebenbürgisch-sächsischen Skilager.

Wie sieht Ihre organisatorische Arbeit aus?

Die Organisation des Skilagers erstreckt sich über das ganze Jahr und fängt mit dem Buchen der Hütten für das nächste Skilager an. Gefolgt von den Anzeigen in der Zeitung und auf etlichen Internetseiten, der Zusammenstellung des Speiseplanes sowie der Bestellung der Lebensmittel. Auch im Lager selbst ist die direkte Organisation des Küchendienstes, die Einteilung der Schlafplätze und die teilweise Gestaltung des Lagerlebens erforderlich. Zum Glück habe ich in Renate und Klaus Heichel Mitarbeiter gefunden, die mich immer tatkräftig unterstützen.

Welche Aktivitäten finden während der Lagerzeit statt?

Tagsüber wird die Zeit zum Skifahren, Snowboarden oder Sonnenbaden genutzt. Aber auch Nichtskifahrer finden immer wieder Spiel- oder Diskussionspartner. Feste Termine gibt es für das so genannte "Doppelsackrutschen", die Schneebar, die Septica-Weltmeisterschaft und die Ski- bzw. Snowboardrennen. Wenn Wetter und Schneelage es zulassen, finden sich immer wieder Gruppen, die den Hochkönig besteigen. Die Abende gestalten sich die Teilnehmer selbst. Es wird gesungen, Gesellschaftsspiele werden gespielt, Diskussionen über alle möglichen Themen geführt, Diavorträge über Fernreisen gezeigt und - dank einer "skilagereigenen" Anlage - das Tanzbein geschwungen. Da es insgesamt drei Aufenthaltsräume gibt, laufen diese Aktivitäten oft parallel und jeder entscheidet für sich selbst, wo er teilnehmen möchte oder selbst aktiv wird. Eine der wenigen Aktivitäten außerhalb des Lagers ist eine Wanderung zur Mittenfeldalm.

Steht der Termin für dieses Jahr schon fest? Dürfen sich auch die Leser unseres Newsletters anmelden??

Der Termin steht - so wie in den vergangenen Jahren und auch in Zukunft - fest. Dieses Jahr fällt Ostern in den April und das Datum ist der 18. bis 28. April. Teilnehmen können Jugendliche ab 16 Jahren und selbstverständlich dürfen sich auch die Leser des Newsletters anmelden. Das Anmeldeformular mit weiteren Informationen kann man sich von unserer Homepage www.hkg-jugendskilager.de herunterladen. Gültig ist die Anmeldung, sobald die Anzahlung und der Anmeldeabschnitt bei mir eingegangen sind. Sollte das Skilager ausgebucht sein, wird die Anzahlung selbstverständlich retourniert.

Sie betreiben eine außergewöhnlich gemeinschaftsstiftende Jugendarbeit. Was macht dieses Jugendskilager so erfolgreich?

Das Engagement eines jeden Einzelnen trägt zum Erfolg des Skilagers bei. So sage ich den Teilnehmern am Eröffnungsabend, dass das Skilager so gut wird, wie sie es sich gestalten. Vielleicht ist das Geheimnis unseres Erfolges, dass es im Skilager kein "Ich", sondern in erster Linie ein "Wir" gibt! Schon bei der Anreise wird einem klar, dass man hier für die Dauer des Lagers in einer eigenen kleinen Welt, fern vom Alltagsstress, die Tage und Nächte verbringt, um neue Freundschaften zu schließen, alte zu pflegen und vor allem um kennen zu lernen, was Gemeinschaft wirklich bedeuten kann.

Sind es immer die gleichen Teilnehmer?

Zum Skilager begrüßen wir durchschnittlich 65 Teilnehmer. Sicher kommen Leute, die sich schon Jahre kennen, aber auch Neulinge kommen immer wieder dazu, die dann ihrerseits etliche Jahre Teilnehmer bleiben. So sind gerade in den letzten Jahren Kinder von ehemaligen Teilnehmern dazu gekommen, die ihre Freunde mitgebracht haben. Hinzu kommen noch einige Familien, die sich im näheren Umkreis eingemietet haben und durch ihre Teilnahme am Essen das Skilager finanziell unterstützen.

Wie sieht es mit der Verpflegung und den Übernachtungsmöglichkeiten aus? Wie hoch sind die Kosten pro Teilnehmer?

Die Teilnehmer müssen sich dessen bewusst sein, auf eine Hütte zu fahren und nicht in ein Hotel mit Animation. Die Anzahl der Betten in den Zimmern variiert zwischen 4 und 24. Die Schlafräume werden aber nur zum Schlafen genutzt, da sich das Leben rund um die Hütten und in den Aufenthaltsräumen abspielt. Ein weiterer Punkt ist der Küchendienst. Um den niedrigen Preis von 150 Euro für zehn Tage Übernachtung und Verpflegung halten zu können, macht jeder einen Tag Küchendienst (6 - 22 Uhr). Neben der Zubereitung der drei Tagesmahlzeiten besteht aber auch noch die Möglichkeit (gerade für Neulinge), einige der 65 Teilnehmer genauer kennen zu lernen und so den Einstieg in die Gemeinschaft leichter zu schaffen. Weiters fallen dann noch die Liftkosten an, die durch die Teilnehmer selber festgelegt werden - je nachdem, wie viel gefahren wird.

Wie sind die Bedingungen zum Skifahren?

Gleich vor der Hütte befindet sich eine Skipiste für Anfänger, die zusammen mit weiteren Liften am Hochkeil zur Skischaukel Mühlbach und in weiterer Folge zum Skiverbund Amadè gehören. Um zur Skischaukel zu gelangen, muss man nach Mühlbach fahren, aber der Großteil der Teilnehmer bleibt am Hochkeil und genießt den Vorteil, jederzeit sich auf die Skier stellen zu können, aber auch jederzeit direkt vor der Hütte die Skier wieder abzuschnallen. Für Anfänger veranstalten wir auch einen Skikurs. Ansonsten kann jeder frei fahren.

Wo findet man Sie im Internet? Gibt es Bilder und Berichte von vergangenen Skilagern?

Internet? - Seit kurzem haben wir eine eigene Homepage unter www.hkg-jugendskilager.de. Dort gibt es weitere Informationen zum Skilager. Auch Bilder sind auf dieser Seite zu finden und über einen Link gelangt man zur Homepage unseres Vermieters. Weiters kann man auf der HOG Kronstadt (unter Kultur und Tradition) Berichte und Bilder von vergangenen Skilagern finden.

Gab es besondere Feierlichkeiten anlässlich des 50-jährigen Bestehens des siebenbürgisch-sächsischen Skilagers am Hochkönig?

Es gab am Ostermontag eine große Feier, an der nicht nur die Lagerteilnehmer, sondern auch Vertreter der Gemeinde Mühlbach (allen voran Familie Gschwandtner, der Bürgermeister der Gemeinde Mühlbach, Koblinger, der Leiter des Fremdenverkehrsamtes, Wasserbauer, Peter Radacher vom Arthurhaus, die Familie Kreuzberger von der Mittenfeldalm, Familie Bauer von der Bäckerei Bauer in Mühlbach und Familie Harlander (von der gleichnamigen Fleischhauerei, die uns seit Jahrzehnten beliefern), die Holzbläserkapelle aus Mühlbach in historischen Gewändern und selbstverständlich auch Vertreter der Landsmannschaft: Volker Dürr, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und ehemaliger Lagerteilnehmer, Mag. Volker Petri, Bundesvorsitzender in Österreich. Unter Georg Zilles sorgte die Siebenbürgische Blaskapelle aus Rosenau am Attersee für die musikalische Untermalung der Feier.
Gab es schon Überlegungen, eine Berghütte für das Jugendskilager zu erwerben?

Allerdings. Nicht für das Skilager selbst, sondern um die Möglichkeit zu schaffen, sich auch in der restlichen Zeit des Jahres immer wieder treffen zu können. Die Landsmannschaft hat den Gedanken damals aufgegriffen. Sämtliche Projekte, wie unter anderem auch der Kauf des "Rupertihauses" hier am Hochkönig, scheiterten an der finanziellen Überlegung.
Bestehen Querverbindungen zwischen der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins und der Institution des Jugendskilagers?

Die Sektion Karpaten des deutschen Alpenvereins ist eigentlich ein Kind des Jugendskilagers. Die Idee dazu wurde während eines Lagers geboren. Ansonsten sind es zwei eigenständige Institutionen.
Organisieren Sie auch noch andere Siebenbürger Treffen?

Bereits seit 14 Jahren organisiere ich ein weiteres Treffen am Hochkönig. Grundgedanke dazu war, sich die Zeit zwischen den Skilagern zu verkürzen. Was als kleines Nachtreffen mit 15 Teilnehmern begann, ist heute bereits fast so groß wie das Skilager selbst. Auch dieses hat einen festen Termin (immer um den 3.Oktober), an dem sich die Leute für 3-4 Tage treffen, um Wanderungen zu unternehmen. Ferner habe ich im Vorjahr erstmalig ein Treffen für ehemalige Teilnehmer organisiert. Hier waren vor allem die Vorarbeiten das Schwierige, denn viele waren inzwischen umgezogen, hatten geheiratet und ihre Namen geändert. Sehr gefreut hat es mich, dass doch 20 ehemalige Teilnehmer mitsamt ihren Familien gekommen waren.

Vielen Dank für das Gespräch.

Schlagwörter: Interview, Sport

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