31. Januar 2009

Multifunktionär im Dienste der Landwirtschaft und Landsmannschaft

Am 16. Januar, drei Tage vor seinem 80. Geburtstag, verstarb Dipl.-Ing. agrar. Simon Acker. Der Ehrenvorsitzende der Heimatortsgemeinschaft (HOG) Reußmarkt hat sich durch sein jahrzehntelanges Engagement, sei es auf Kreis-, Landes- oder auf Bundesebene, in den Bereichen der Integrations-, der Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit besondere Verdienste erworben. In Würdigung dieser ehrenamtlich erbrachten Leistungen verlieh ihm der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. 1979 das Goldene Ehrenwappen.
Das Licht der Welt erblickte Simon Acker am 19. Januar 1929 in Groß-Komlosch im Banat, woher seine Mutter stammte, während sein Vater der Spross einer alteingesessenen, angesehenen Bauernfamilie in Reußmarkt war. Das Wirken zwischen zwei verschiedenen deutschen Volksstämmen, sein Einsatz für die Belange der Siebenbürger Sachsen und der Banater Schwaben, sollte sich später erweitern, und er sollte sich schließlich sogar gesamtdeutschen Problemen zuwenden.

Die Kindheit verbrachte Acker in Reußmarkt, wo er auch die Volksschule besuchte. Zwischen 1940 und 1948 war er Schüler des Hermannstädter Brukenthal-Gymnasium, die ersten vier Jahre als Zögling des landeskirchlichen Diasporaheims, und studierte anschließend Landwirtschaft an der Hochschule in Temeswar. Nachdem er schon in Reußmarkt das Arbeiten in den Gärten, Weinbergen und auf den Feldern erlernt hatte, erwarb er sich hier - auch durch viele Besuche in den Dörfern des Banats - Kenntnisse einer andersartigen, hochentwickelten Landwirtschaft und machte Bekanntschaft mit der dortigen Bevölkerung.
Simon Acker ...
Simon Acker
Seine berufliche Tätigkeit begann Acker 1952 als Fachlehrer an Landwirtschaftsschulen, zuerst in Lippa und dann in Arad. In der stattlichen Gemeinde Ortzidorf heiratete er die Apothekertochter Gertrud Scheible. Aus der Ehe sind vier Kinder hervorgegangen. 1965 übersiedelte die Familie nach Deutschland und ließ sich in Hessen nieder, wo die Eltern der Gattin wohnten. Simon Acker erhielt als Landwirtschaftslehrer in Wiesbaden eine Anstellung und wirkte auch als Berater im Landwirtschaftsamt. Die Arbeit ermöglichte es ihm, die bodenständige bäuerliche Bevölkerung kennenzulernen. Hier gelang es ihm auch, durch ein Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes, seinen in Rumänien erworbenen Hochschulabschluss als akademischen Grad in Deutschland anerkennen zu lassen. Das Urteil hatte Präzedenzcharakter. Nach einem sieben Jahre währenden Rechtsstreit der Hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel letztinstanzlich, dass der in Rumänien erworbene Hochschulabschluss als akademischer Grad in Deutschland anerkannt wird.

Nachdem Acker schon seit mehreren Jahren im hessischen Staatsdienst verbeamtet war, wurde er 1974 in das Auswärtige Amt abgeordnet und wirkte dort als Dolmetscher an der Deutschen Botschaft in Bukarest. Hierbei war es ihm möglich, die spezifische Lage unserer Landsleute in Rumänien den bundesdeutschen Stellen nahe zu bringen und verständlich zu machen. Zwischendurch konnte er erneut seine Tätigkeit als Berater im Landwirtschaftsamt im Wiesbaden fortsetzen und seinen geliebten Beruf als Lehrer an der Weinbauschule in Eltville und anderen Fachschulen in Hessen ausüben. Seine hoch qualifizierte Tätigkeit wurde von offizieller Stelle sehr geschätzt, was seine Ernennung zum Landwirtschaftsrat, dann zum Landwirtschaftsoberrat belegt.

Bald wurde er wieder im Auswärtigen Amt eingesetzt. Bei Staatsbesuchen des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt 1978 und des Bundespräsidenten Karl Carstens 1981 in Rumänien war er in deren Begleitung. Von 1989 bis 1991 befand er sich wieder an der Botschaft in Bukarest als Zeitzeuge der sogenannten Revolution.

Sowohl seinen Dienst als Lehrer als auch als Staatsbeamter in verschiedenen Funktionen hat Acker stets leidenschaftlich engagiert erfüllt. Zu seinem Pflichtbewusstsein gesellten sich solides Fachwissen, politischer Weitblick und Korrektheit. 1991 trat er seinen Ruhestand an, was mitnichten für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten galt. Die HOG Reußmarkt, deren Vorsitz er von 1988 bis 2000 innehatte, wäre ohne ihn nicht denkbar. 1998 veröffentlichte er das Heimatbuch „Reußmarkt - wie es einmal war“.

Die Kreisgruppe Wiesbaden unseres Verbandes, deren Vorsitzender er über zwanzig Jahre lang war, und der Vorstand der Landesgruppe Hessen wollten nicht auf seine Mitarbeit verzichten. Im Bundesvorstand übernahm Simon Acker ab 1992 für zwei Amtsperioden das Öffentlichkeitsreferat. In Anerkennung seiner besonderen Leistungen zeichnete ihn der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. 1979 mit dem Goldenen Ehrenwappen aus. Überdies engagierte sich Acker auch politisch. So war er im Vorstand des Stadtbezirksverbandes der CDU aktiv und brachte sich als Mitarbeiter in mehreren Ausschüssen und Kommissionen auf kommunaler Ebene ein. Angesichts eines derart erfolgreichen Berufslebens und so vielfältiger ehrenamtlicher Tätigkeiten war Simon Acker gleichwohl von rühmenswerter Bescheidenheit. Die HOG Reußmarkt, alle Landsleute sind Simon Acker für seine hervorragenden Leistungen und seinen beispielhaften Einsatz zur Pflege des siebenbürgisch-sächsischen Kulturguts zu Dank und Anerkennung verpflichtet. Wir werden dem Verstorbenen ein würdiges Andenken bewahren.

Simon S. Schenker, HOG Reußmarkt

Schlagwörter: Verbandsleben, Reußmarkt

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