1. April 2010

Mediascherin Carmen Mureșan erhält DAAD-Preis

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) stellt den deutschen Hochschulen jährlich Mittel zur Verleihung eines Preises für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender zur Verfügung, die im wissenschaftlichen Sektor wie auch in Form interkulturellen Engagements erbracht worden sind. Im Rahmen des Universitätstages 2010 der Kasseler Hochschule am 12. Februar wurde Carmen Nicoleta Mureșan mit dem DAAD-Preis für ausländische Studierende ausgezeichnet. Die Stationen des bisherigen Bildungsweges der 27-jährigen Studentin waren Mediasch, Hermannstadt, Schäßburg, Klausenburg und Kassel. Bologna spielt auch eine besondere Rolle.
Seit 2007 absolviert die gebürtige Mediascherin den internationalen Masterstudiengang Higher Education Research and Development (MAHE) an der Universität Kassel. Zuerkannt wurde ihr der DAAD-Preis für ihre Leistungen als studentische Hilfskraft in einem Projekt des Internationalen Zentrums für Hochschulforschung (INCHER-Kassel), in dem es um die Studienbedingungen und den Berufserfolg von Hochschulabsolventinnen und -absolventen geht. In ihrer Laudatio auf Carmen Mureșan unterstrich Prof. Dr. Barbara M. Kehm vom INCHER-Kassel, dass die Preisträgerin als eine besonders engagierte Studentin aufgefallen sei, „die sich gerne und mit vielen eigenen Ideen um den Zusammenhalt der Studierendengruppe kümmert und aktiv deren soziale Vernetzung betreibt“. Ihr „schnell offensichtlich werdendes Organisationstalent sowie ihre ausgezeichneten Deutschkenntnisse“ hätten dazu geführt, dass sie nur einen Monat nach Aufnahme ihres Studiums in Kassel als studentische Hilfskraft in dem INCHER-Projekt eingestellt wurde. Gemeinsam mit einem indonesischen und einem österreichischen Kommilitonen entwickelte Mureșan im Frühjahr 2008 – in einem ehrenamtlich realisierten Projekt - eine Internet-Plattform (e-MAHE) für den persönlichen und fachlichen Austausch der Studierenden und Alumni, der Absolventen des Studienganges.
Am Universitätstag 2010 wurde Carmen Mureșan ...
Am Universitätstag 2010 wurde Carmen Mureșan mit dem DAAD-Preis für ausländische Studierende ausgezeichnet: Foto: Pressestelle der Universität Kassel
Wie die Laudatorin bei der Preisverleihung weiter ausführte, habe sich die Studentin aus Mediasch dann als Tutorin weiterqualifiziert. Zudem absolvierte sie ein Schulungsseminar für studentische Gutachter in Akkreditierungsverfahren. Das in diesen Qualifizierungsseminaren erworbene Wissen habe Mureșan „immer gleich wieder praktisch umgesetzt“. So bietet sie internationalen Studierenden an der Uni Kassel Hilfestellungen beim Abfassen wissenschaftlicher Hausarbeiten, engagiert sich bei der Vermittlung effizienter Lern- und Lesetechniken, bei der Organisation sozialer und kultureller Aktivitäten, berät und betreut Studierende bei sozialen Problemen und Anpassungsschwierigkeiten.

Bin Rumäniendeutsche und Siebenbürger Sächsin

Derlei Schwierigkeiten dürften Carmen Mureșan selbst, ihrem zielstrebigem Studiumsverlauf nach zu urteilen, nicht sonderlich belastet haben. Das mag auch an der ihrem familiären Hintergrund erwachsenen „interkulturellen“ Prägung liegen: der Vater Rumäne, die Mutter Deutsche. Die Eltern von Carmens Mutter Hildegard waren der Banater Schwabe Josef Heinrich Strumberger und die Siebenbürger Sächsin Mathilde Strumberger, geborene Salmen. Deutsch ist infolgedessen auch ihre Muttersprache, bemerkt die zweisprachig aufgewachsene Studentin im elektronischen „Dialog“ mit der SbZ-Redaktion. Diese Konstellation erwies sich als nachhaltig wertvoll für die Mediascherin, denn: „Nicht nur die Sprache, sondern auch die Erziehung, die ich in meiner Familie erhalten habe, tragen dazu bei, dass ich mich als Rumäniendeutsche und Siebenbürger Sächsin identifiziere. Dieses hat, so glaube ich, meinen Wechsel zum Studium nach Deutschland im Herbst 2007 begünstigt, aber umso mehr eine große Bedeutung für eine leichtere Integration in die deutsche Gesellschaft gehabt.“ Die Studentin hat übrigens auch Verwandtschaft in Deutschland.

Zur Schule gegangen ist Carmen in Mediasch, wo ihre Eltern heute noch leben. Nach ihrer Ausbildung als Erzieherin und Grundschullehrerin am Pädagogischen Lyzeum in Hermannstadt findet sie ihren „Traumberuf“ in einem deutschen Kindergarten in Schäßburg, wo sie ein Jahr lang als Kindergärtnerin tätig ist. Beim Studium der Pädagogik (Bachelor) an der Babeș-Bolyai-Universität in Klausenburg verstetigt sich ihre Begeisterung für den Bereich der Erziehungswissenschaften. 2007 wechselt die Mediascherin an die Uni Kassel, um den internationalen Masterstudiengang Higher Education zu absolvieren.

Bologna-Reformen in Rumänien voranbringen

In einer Pressemitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vom 11. März 2010 verweist Bundesbildungsministerin Annette Schavan auf die Fortschritte, aber auch Defizite des vor einem Jahrzehnt gestarteten Bologna-Reformprozesses zur Errichtung eines europäischen Hochschulraumes. Der europaweite dynamische Hochschulreformprozess habe „enorm viel bewegt“. So seien „gemeinsame Strukturen wie die gestuften Studiengänge und gemeinsame Instrumente wie das Kreditpunktesystem oder das Qualitätssicherungsregister“ geschaffen worden. Schavan zufolge könnten Defizite in der Umsetzung durch eine verstärkte Kooperation behoben werden.

Rumänien ist einer der insgesamt 46 Bologna-Staaten. In ihrem Heimatland sieht Carmen Mureșan ihre berufliche Zukunft, vorzugsweise auf dem Feld der Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung im MAHE-Studiengang. Auch an der Entwicklung eines Tutorenkonzepts würde sie nach Abschluss ihres Masterstudiengangs in Kassel gerne arbeiten. Bereits in ihrem letzten Studienjahr in Rumänien hatte sich die Mediascherin in diversen Projekten zur Bologna-Reform engagiert. Unvermindert hoch ist ihre Motivation, in naher Zukunft einen Beitrag zu leisten zu einer Verbesserung des Bildungssystems in Rumänien. Auf die Frage, was ihr diese Auszeichnung bedeute, antwortet Carmen Mureșan: „Dieser Preis ist einerseits eine Bestätigung für die wertvolle Zeit und die lehrreichen Aktivitäten, die ich hinter mir habe und zu denen ich bereits während meiner Schulzeit in Mediasch und Hermannstadt animiert wurde.“ Andererseits motiviere sie dieser Preis zur persönlichen Weiterentwicklung, zudem bestärke er sie in der Überzeugung, „dass ein besseres Bildungssystem auch in Rumänien möglich sein wird“. Selbstbewusst und offensiv formuliert die 27-Jährige ihr ins Auge gefasstes Berufsziel: „Ich freuen mich auf meine Rückkehr nach Rumänien, wo ich meine wissenschaftliche Karriere weiterführen und als Hochschullehrerin und Hochschulforscherin tätig sein möchte.“

Dass ihr Mediasch („mein Geburtsort und mein Heimatort“) gelegentlich fehlt, will die im Wohnheim auf dem Campus wohnende Auslandsstudentin gar nicht verhehlen; in besonderem Maße sei dies erst unlängst der Fall gewesen, als ihr „Schneeregen, Nebel, Wind und Kälte, alles gleichzeitig“ zu schaffen machten. In der Region Kassel fehlt ihr überdies das Gebirge, denn die junge Frau liebt das Wandern. In ihrer knapp bemessenen Freizeit trifft sie sich gerne mit Studierenden internationaler Herkunft, um sich auszutauschen oder gemeinsam etwas zu unternehmen. Ansonsten kocht und bäckt sie gern, ist interessiert an Film und Literatur. Die Ostertage will Carmen zu Hause mit ihrer Familie verbringen. Vermittels E-Mail-Korrespondenz pflegt sie den Kontakt zu ihren Eltern und in besonders intensiver Weise zu ihrem Bruder.

Ihren Auslandsaufenthalt in Deutschland begreift die frischgebackene DAAD-Preisträgerin als persönliche Verpflichtung, sich für deutsche Kulturpflege in Rumänien einzusetzen: „Ich finde es sehr wichtig, die deutsche Kultur in Rumänien und insbesondere die siebenbürgisch-sächsischen Traditionen weiter zu fördern und die Jugendlichen, ob deutsch oder rumänisch, dafür zu begeistern.“ Mureșan erinnert sich lebhaft daran, dass sie in ihrer Schulzeit in Tanzgruppen und bei Theaterstücken aktiv mitgewirkt, auch an Treffen von Siebenbürger Sachsen teilgenommen hat. Dabei sei die deutsche Sprache und Kultur in Rumänien gefördert, aber auch siebenbürgisch-sächsische Sitten und Bräuche den Jugendlichen nähergebracht worden. Alles in allem ist es ein weites Feld, das Carmen Mureșan zu bestellen beabsichtigt. Im Sinne dieser ambitionierten Zielsetzung kann man der jungen Mediascherin nur wünschen, dass ihr die positive Energie, die sie ausstrahlt, noch lange erhalten bleibt.

Christian Schoger

Schlagwörter: Studium, Mediasch, Soziales, Porträt

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