13. August 2023

29 Jahre Kronenfest in Augsburg

Endlich war es wieder soweit! Das allseits beliebte Kronenfest in Augsburg bei St. Andreas fand am 23. Juli wieder statt. Ca. 800 Personen kamen, um sich das traditionelle siebenbürgische Spektakel anzusehen. Aber wo hat das Kronenfest seinen Ursprung und warum wurde es gefeiert? Erstmals erwähnt wurde das Fest 1764 von einem Pfarrer namens Martin Felmer. Er bezeichnete es als „Baumsteigen am Johannistag“.
Tatsächlich wurde das Kronenfest aber nicht in jeder Gemeinde veranstaltet. Die einen feierten es am Johannistag, andere wiederum am Peter-und-Paul-Tag und manche auch gar nicht. Das Baumsteigen wurde früher von der Jugend veranstaltet. In einigen Dörfern stand auch ein etwas niedrigerer Baum, den die Kinder erklimmen durften. Beim letzten großen Fest vor der Ernte tanzte man ausgelassen und hoffte auf einen guten Ertrag. Heute dagegen findet es statt, um die alte Tradition aus der Heimat zu pflegen. Der ereignisreiche Tag in Augsburg begann mit einem Gottesdienst unter der Leitung von Pfarrer Markus Maiwald, einer Predigt von Pfarrerin Ingrid Rehner aus Wertingen und der musikalischen Unterstützung des Siebenbürger Chors Augsburg unter Leitung von Elfriede Ungar.
Gruppenfoto der Siebenbürgischen Tanzgruppe ...
Gruppenfoto der Siebenbürgischen Tanzgruppe Augsburg, der Siebenbürgischen Kindertanzgruppe Augsburg und ihrer Gäste, der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe Ingolstadt. Foto: Arthur Waadt
Pfarrer Maiwald riss schon bei den einleitenden Worten das Thema dieses Sonntags an: „Das Wichtigste im Leben ist Bindung“. Er forderte die Gemeinde zu anerkennendem Applaus auf für Frau Rehner, die diese weite Anreise auf sich genommen hat, um der Einladung unserer Kreisgruppe zu folgen, ebenso wie für alle Helfer, die unentgeltlich dieses Fest vorbereitet und beispielsweise den Pfarrgarten in eine Festwiese umgewandelt hatten, aber auch für den Chor. Frau Rehner predigte sehr lebensnah, erklärte, dass der glücklich sei, der eine Gemeinschaft habe, in der er geschätzt werde. Sie verdeutlichte auch, was nötig sei, um dieses Glück zu erleben: Viel Geduld, der Wille in der Gemeinschaft zu bleiben, Andershaftigkeit zu erlauben, seinen eigenen Platz zu behaupten, aber auch andere gewähren zu lassen, das Gleichgewicht von Geben und Nehmen immer wieder überprüfen und wiederherzustellen und nicht zuletzt jeden einzelnen so wertschätzend zu behandeln, dass er aufblühen und nicht anders kann, als die Erwartungen erfüllend die Gemeinschaft bestmöglich zu bereichern. Der Grundgedanke der Predigt wurde von mehreren Rednern auf der Festwiese wieder aufgegriffen. Die Kollekte ging diesmal zu gleichen Teilen an die Gemeinde Sankt Andreas und an die Kreisgruppe zur Förderung der Teilnehmer am zweiten großen Sachsentreffen in Hermannstadt 2024.

Anschließend fanden sich die Gäste im Pfarrgarten ein, wo tags zuvor fleißige Helfer alles aufgebaut hatten, ein. Dort standen Kaffee und Kuchen, Langosch, Mais, Popcorn, Eis, Holzfleisch und Mici bereit. Für eine ausgelassene Stimmung sorgte die Siebenbürgische Blaskapelle Augsburg e.V. Gegen 14.00 Uhr startete der große Aufmarsch der Siebenbürgischen Kindertanzgruppe Augsburg, der Siebenbürgischen Tanzgruppe Augsburg und ihrer Gasttanzgruppe, der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe Ingolstadt. An der Spitze marschierten der Altknecht Timo Schulz (20; er erklomm letztes Jahr die Krone) und seine Freundin Larissa Seiwerth (19) auf. Er hielt einen Blumenstrauß und eine in Holz verkleidete Weinflasche in seinen Händen, hinter den beiden lief der Jungknecht Maximilian Göddert (22) in Begleitung von Sandra Bruss (21). Nach dem Aufmarsch stellten sich die Tänzer in ihren Trachten im Kreis um die Krone auf. Nach einer Willkommensrede des Kreisgruppenvorsitzenden Helmut Schwarz und unter der Moderation von Ute Bako, Kulturreferentin der Kreisgruppe, wurden die Ehrengäste vorgestellt.

Der Dritte Bürgermeister von Augsburg Bernd Kränzle sprach über die Fortsetzung der gemeinsamen Freundschaft der Oberbürgermeisterin Frau Weber mit unserem Verband. Wenn es darum gehe, Heimat zu suchen, Heimat zu finden, diese Gemeinschaft aufzunehmen in Augsburg, so sei die Aufnahme dieser Heimatsuchenden und die Fortführung des Gemeinsamen für Augsburg als Friedensstadt eine Bringschuld. Mit dem Brauchtum, Kultur, Miteinander, Zusammenstehen und Hineinwachsen, das bei diesem Fest deutlich werde, hätten wir einen Riesenbeitrag an die Stadt geleistet. Schon der Aufmarsch mit seiner Choreographie und seiner Art des Miteinanders und des Freischließens, das bedeute ein Stück Lebensqualität und Heimat. Seine Achtung gegenüber der Aufrechterhaltung und Ausübung unserer Traditionen wurde auch darin erkennbar, dass er erläuterte, welche Tugenden nötig sind, um den Brauch des Kronenbaum­erkletterns fortzuführen. Er sei ein Beweis des Geschicks, des Gefühls für den eigenen Körper, mentale Stärke, Durchhaltevermögen und Leidenschaft, ganz nach oben zu kommen.

Weitere Ehrengäste machten durch ihre Präsenz auf diesem Fest ihre Wertschätzung der Fortführung unserer Tradition in Augsburg deutlich:

Dr. Volker Ullrich (MdB, CSU), Andreas Jäckel (MdL, CSU und Vorsitzender BdV Bezirk Schwaben), Dr. Florian Freund (Fraktionsvorsitzender der Augsburger Stadtrats-SPD), Leo Dietz (Fraktionsvorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion Augsburg, Kreisvorsitzender Augsburg West), Dr. Hella Gerber (Kreisvorsitzende der Banater Schwaben und BdV Augsburg Stadt, CSU-Stadträtin Augsburg), Sieglinde Wisniewski (Stadträtin SPD/Die Linke), Annemarie Probst (Bezirksrätin Bündnis 90/ Die Grünen), Frau Ruge (CSU-Ortsvorsitzende Univiertel), Helene Sauter (Vorsitzende der Orts- und Kreisgruppe Augsburg der Deutschen aus Russland), Natalie Bertleff (neugewählte Bundesjugendleiterin der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland), Markus Maiwald (Stadtpfarrer St. Andreas Augsburg), Ingrid Rehner (Pfarrerin von Wertingen), Elisabeth Krauß (Diakonin St. Johannes Augsburg). Dankbar vernahmen wir, dass Pfarrer Maiwald, der die Tradition der Gemeinde St. Andreas nach Worten von Herrn Kränzle jetzt schon 29 Jahre fortsetzt, uns auch in Zukunft willkommen heißen wird. Glücklich sind wir auch über die Verbundenheit mit Frau Sauter und Frau Dr. Gerber, die in der gemeinsamen Nutzung der Räumlichkeiten bei Proben und gegenseitigen Einladungen zu Feierlichkeiten sichtbar wird.

Maximilian Göddert erklimmt die Krone. Foto: ...
Maximilian Göddert erklimmt die Krone. Foto: Alicia Klein
Zwischendurch bereitete sich der Kronenbesteiger Maximilian auf seinen Anstieg vor. Er rieb sich mit Harz ein und schnallte sich den Sicherheitsgurt um. Dann ging es los. In Begleitung der Blaskapelle, unter tosendem Applaus und Gejubel der Zuschauermenge erklomm der 22-Jährige die Blumenkrone, wo er den Blumenstrauß, der zuvor von Altknecht Timo getragen wurde, anbrachte. Derjenige, der es später schafft, auch auf die Krone zu klettern und den Blumenstrauß mit herunterzubringen, darf ihn seiner „Herzensdame“ schenken. Oben hatte er kurz Zeit, sich von dem anstrengenden Anstieg zu erholen und etwas zu trinken. Währenddessen wurde unten von der begeisterten Menge ein Lied gesungen. Und nun durften wir uns über ein Gedicht des Jungknechts freuen, welches er noch oben aufsagte. Der mit Abstand beste Teil des Festes war, zumindest für die Kinder, das Hinabwerfen der Süßigkeiten von der Krone aus. Begeistert rankten sich die Kinder um die Krone, um so viel Naschzeug wie möglich abzubekommen. Danach wurde Maximilian mit lautem Gejubel am Boden begrüßt und eröffnete mit Sandra Bruss den Walzer. Nach einer Weile gesellten sich die restlichen Tanzpaare, die zuvor noch im Kreis standen, zu ihnen und durften mittanzen. Bevor es mit den Gruppentänzen der Tanzgruppen weiterging, gab es eine kurze Verschnaufpause. Schließlich marschierte die Kindertanzgruppe Augsburg auf und zeigte den Tanz „Uf am Rossboda“. Nach ihrem Tanz wurde vom Akkordeonisten Hans Otto ein Ausmarsch für die Kindertanzgruppe gespielt, der gleichzeitig ein Einmarsch für die Gäste aus Ingolstadt war. Sie zeigten den „Hetlinger Bandriter“, und zum Schluss stellte die Siebenbürgische Tanzgruppe Augsburg ihr Können unter Beweis mit dem Tanz „Schaulustig“. Ein Gemeinschaftstanz, den alle Tanzgruppen gemeinsam tanzten, durfte auch nicht fehlen. Die Wahl war auf „Den Aufgedrahten“ gefallen. Am Ende stand noch ein gemeinsames Gruppenfoto auf dem Programm! Nach einem feierlichen Ausmarsch waren alle Tänzer erleichtert und stolz. Anschließend hatte nun jeder die Möglichkeit, ebenfalls den Baum zu besteigen. Letztendlich schaffte es Adrian Schneider bis ganz nach oben und kam mit dem Blumenstrauß wieder herunter. Diesen schenkte er seiner Freundin. Am Ende kam noch eine Frage an Maximilian, oder Maxi, wie er von seinen Freunden genannt wird, auf: „Schade, dass deine Tracht jetzt voller Harz ist. Was wirst du nun machen? Harz geht schließlich nicht so einfach aus der Kleidung“. Er erklärte: „Es gibt eine spezielle Kronsteiger-Tracht, die dreckig werden darf! Dazu zählen die Stiefel und das Hemd, die Hose jedoch ist meine eigene, aber da werden wir schon einen Weg finden, sie wieder sauber zu bekommen“. Den Rest des Tages verbrachten die Kinder mit Spielen, die Erwachsenen unterhielten sich angeregt miteinander.

Großer Dank gebührt allen Helfern, die fleißig überall mitgeholfen haben, sowie auch den siebenbürgischen Tanzgruppen, die mit Freude und Spaß das Publikum bei Laune hielten, und der Siebenbürgischen Blaskapelle Augsburg, die für tolle Stimmung sorgte, aber vor allem unseren Ehrengästen, die sich die die Zeit genommen haben, dem Kronenfest einen Besuch abzustatten. Und vielen Dank an alle, die gekommen sind.

Hanna Schuster (11 Jahre), Kindertanzgruppe

Ulrike Lassner, Pressereferentin

Schlagwörter: Augsburg, Kronenfest, Ullrich, Brauchtum, Stadt

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