2. Februar 2024

Kreisgruppe Karlsruhe: Feierlicher Gottesdienst zum Dreikönisgfest und 70-Jahr-Feier

Die Kreisgruppe Karlsruhe hat am 6. Januar, zu Epiphanias, nach den Jahren der Corona-Verwerfung wieder das größte ihrer Feste mit über 300 Gästen gefeiert.
Gottesdienst mit Pfarrer i.R. Hermann Kraus am 6. ...
Gottesdienst mit Pfarrer i.R. Hermann Kraus am 6. Januar 2024 in der evangelischen Stadtkirche Karlsruhe. Foto: Cornel Simionescu-Gruber
Es begann mit einem Festgottesdienst in der Stadtkirche, den unser Pfarrer i.R. Hermann Kraus zusammen mit dem Vorsitzenden des Ältestenkreises, Dr. Martin Lehmann, eröffnete, der mit deutlicher Empathie uns Siebenbürger Sachsen inmitten der Altstadtgemeinde willkommen hieß. Vonseiten des Rathauses begrüßte uns Bürgermeister Daniel Fluhrer in auffällig herzlicher Weise.

Die Siebenbürgische Kantorei in guter Besetzung und musikalisch in Bestform gestaltete den Gottesdienst in gewohnter Weise mit und bot auch zwei Chorwerke von Prof. Heinz Acker. Zum zweiten Mal dabei waren auch etwa 100 Großscheuerner, teilweise in ihrer schmucken Kirchentracht, die aus Ingolstadt und Frankfurt je einen Leuchter mitgebracht und zu beiden Seiten der Stufen zum Altar aufgestellt hatten.
Ehemalige Großscheuerner Leuchtersänger mit ...
Ehemalige Großscheuerner Leuchtersänger mit Pfarrer i.R. Hermann Kraus (Mitte). Foto: Heike Mai-Lehni
Diesmal standen sogar auch noch zwei Pfarrer vor dem Altar: Wir konnten den jungen siebenbürgischen Pfarrer Nick Fernolendt für die aktive Mithilfe im Blick auf die Erhaltung und Weiterführung unseres traditionellen Festes gewinnen. Pfarrer Fernolendt hatte die Gebete und die Liturgie übernommen, Pfarrer Kraus hielt die Predigt. Anhand der alten Geschichte von Moses, der nach dem Empfang der Zehn Gebote sein Gesicht verhüllen musste wegen des blendenden Glanzes, den er aus der Begegnung mit Gott vom Berg Sinai mitgebracht hatte, deckte der Pfarrer seinen Zuhörern die innere Verbindung zwischen der Weihnachts- und der Epiphanias-Botschaft auf. Es ist eigentlich die gleiche Nachricht, aber in zwei verschiedenen Variationen. Die Botschaft: Gott ist „heruntergekommen“, die unfassbare Herrlichkeit des Vaters ist greifbar nahe, jetzt kannst du die Liebe Gottes sehen! Und die Variationen: (1) Gott hat sich aufgedeckt in seinem Sohn Jesus Christus, der im Stall von Bethlehem in der Krippe lag; (2) in ihm ist das Licht und die Herrlichkeit des Vaters geheimnisvoll, aber sichtbar und glänzend in unsere Welt gekommen. Unser Glitzerzeug am Christbaum mag dem einen oder andern kitschig erscheinen, es ist der kindliche Versuch, die Herrlichkeit Gottes darzustellen. Nach dem Segen, den beide Pfarrer spendeten, bot die Kantorei noch eine weihnachtliche Kostprobe ihres reichhaltigen Repertoires.

Hermann Kraus, Werner Gohn-Kreuz

70. Jubiläumsfeier der Kreisgruppe Karlsruhe

Am 22. Februar 1953 wurde unter der Leitung von Robert Hienz im Beisein von 30 Familien die Karlsruher Kreisgruppe der Siebenbürger Sachsen gegründet. Um dieses Jubiläum gebührend zu feiern, lud der Vorstand der Kreisgruppe am Nachmittag des Dreikönigstags zur Festveranstaltung in den Hanns-Löw-Saal in Karlsruhe ein, so dass an diesem Tag gleich zwei kulturelle Höhepunkte der Siebenbürger Sachsen in Karlsruhe stattfanden. Rund 250 Gäste erlebten ein festliches Programm mit Grußworten, Rückblicken, Ehrungen und abwechslungsreichen musikalischen Darbietungen von der Siebenbürgischen Kantorei.

Zur Festveranstaltung konnte der Vorsitzende der Kreisgruppe Karlsruhe, Werner Gohn-Kreuz, zahlreiche Ehrengäste vom Bundes- und Landesverband der Siebenbürger Sachsen, mehrere Kreisgruppenvorsitzende, den Vorsitzenden des Siebenbürgischen Kulturzentrums „Schloss Horneck“ e.V., Helge Krempels, sowie den Vorsitzenden der Kreisgruppe der Banater Schwaben, Werner Gilde, und den Vorsitzenden des BdV Karlsruhe, Wolfgang Hannagarth, begrüßen. Er freute sich insbesondere über die erstmalige Anwesenheit des Bundesvorsitzenden Rainer Lehni und des Karlsruher Bürgermeisters Daniel Fluhrer.

Ein geistliches Wort richtete Pfarrer i.R. Hermann Kraus an die Anwesenden, der gleichzeitig seinen „Abschied in Raten“ ankündigte, da er nach fast zwei Jahrzehnten den Dreikönigsgottesdienst nicht mehr in dem Umfang leiten kann wie bisher. Trotz dieser Erkenntnis sei er voller Dank für diejenigen, die den diesjährigen Gottesdienst und die Jubiläumsfeier möglich gemacht haben, allen voran die Leuchtersänger aus Großscheuern, die Siebenbürgische Kantorei und die Kreisgruppe Karlsruhe, sowie für diejenigen, die ihn in seiner Zeit als Pfarrer der Siebenbürger Sachsen in Karlsruhe begleitet haben.
70 Jahr-Feier der Kreisgruppe Karlsruhe mit ...
70 Jahr-Feier der Kreisgruppe Karlsruhe mit Andrea Kulin (Flügel), Maria Klara Braun (Violine) und der Siebenbürgischen Kantorei. Foto: Roland Oberländer
Dass Pfarrer i.R. Hermann Kraus nicht nur für die Kreisgruppe Karlsruhe ein Segen war und ist, machte Udo Müller, Vorsitzender der HOG Großscheuern, in einer sehr persönlichen Laudatio deutlich. In Großscheuern hatte Kraus vor seiner Aussiedlung nach Deutschland als Pfarrer gewirkt und „viel positive Energie und neuen Gemeinsinn“ in die Gemeinde gebracht. Dafür sind die Großscheuerner ihm bis heute dankbar und wollen ihn mit einer Ehrenplakette würdigen, die sie in diesem Sommer nach dem Großen Sachsentreffen in der Kirche anbringen wollen.

Es folgten Grußworte von Michael Konnerth, dem Vorsitzenden der Landesgruppe Baden-Württemberg, Wolfgang Hannagarth, dem Vorsitzenden des BdV Karlsruhe, und von Daniel Fluhrer, dem Bürgermeister der Stadt Karlsruhe. Letzterer gratulierte den Siebenbürger Sachsen zum Bewahren ihrer Werte durch alle Krisen und Neuanfänge hindurch und hob die Bedeutung der Kreisgruppe Karlsruhe hierfür hervor. Zudem war er voll des Lobes für die kulturellen Tugenden der Siebenbürger Sachsen, deren Zeuge er nicht nur im Dreikönigsgottesdienst am Vormittag, sondern auch durch das erlesene musikalische Programm der Siebenbürgischen Kantorei geworden war.

Andrea Kulin, künstlerische Leiterin der Siebenbürgischen Kantorei, hatte für das Festprogramm feierliche Chormusik wie die „Siebenbürgische Elegie“ sowie klassische Instrumentalstücke ausgewählt. Mit Johannes Brahms‘ Sonate für Violine und Klavier in G-Dur Opus 78, 1. Satz, gespielt von Maria Klara Braun an der Geige und Andrea Kulin am Klavier, wurde des im Dezember 2023 verstorbenen bedeutenden Musikverlegers Frieder Latzina gedacht, der von 1997 bis 2009 auch als Vorsitzender der Kreisgruppe Karlsruhe gewirkt hatte.

Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, zeigte sich begeistert vom Dreikönigsgottesdienst, dem er zum ersten Mal beiwohnte, insbesondere vom Brauch des Leuchtersingens. In seiner Festrede verdeutlichte er die Bedeutung der Bräuche und Traditionen für die Siebenbürger Sachsen, die sich seit jeher vor allem durch den Grundgedanken der Gemeinschaft auszeichneten. Daher komme den Kreisgruppen neben den Familien die wichtige Rolle zu, die Werte der Siebenbürger Sachsen an die jüngere Generation weiterzugeben, die nicht mehr in Siebenbürgen, sondern in Deutschland geboren ist.
Ehrungen in Karlsruhe, von links nach rechts: ...
Ehrungen in Karlsruhe, von links nach rechts: Landesgruppenvorsitzender Michael Konnerth, Kreisgruppenvorsitzender Werner Gohn-Kreuz, Alfred Schmidt, Pfarrer i.R. Hermann Kraus, Hannes Wolf, Klaus Metz und Bundesvorsitzender Rainer Lehni. Foto: Georg Hutter
Nach der Festrede sangen die Zuhörer gemeinsam mit der Siebenbürgischen Kantorei drei bekannte sächsische Lieder. Der Landesvorsitzende Michael Konnerth rundete das Festprogramm mit einer Reihe von Ehrungen ab. Im Gepäck hatte er eine Urkunde für besondere Verdienste für Klaus Metz, zwei Sonderurkunden für Hermann Kraus und Hannes Wolf und sowie Silberne Ehrenwappen für Alfred Schmidt und Werner Gohn-Kreuz. So wurde das Festprogramm ebenso feierlich beendet, wie es begonnen hatte. Einen ganz großen Dank sprach Werner Gohn-Kreuz allen Helfern aus, die die Jubiläumsfeier in diesem Umfang ermöglicht hatten, und allen am Programm Beteiligten, allen voran der Siebenbürgischen Kantorei unter der Leitung von Andrea Kulin.

Das Protokoll der Gründungssitzung am 22. Februar 1953 endete mit folgender Feststellung: „Beim Auseinandergehen der Versammelten hatte man durchaus den Eindruck, dass ein jeder mit dem verbrachten Sonntagnachmittag zufrieden gewesen war.“ Die Teilnehmer dieser Feier nach über 70 Jahren waren es auch.

Ina Schuller


Schlagwörter: Karlsruhe, Gottesdienst, Jubiläum, Ehrung, Rainer Lehni

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