9. Februar 2011

Eine bebilderte Zeitreise durch Siebenbürgen

„Der Siebenbürger ist nicht spontan. Konnte es aber auch in dieser Landschaft nicht sein“, erklärte der gebürtige Hermannstädter Manfred Huber im Rahmen der Bamberger Vortragsreihe „Siebenbürgen im Blickpunkt“. Dabei nahm der Referent sein Publikum mit auf eine umfangreiche Bilderreise durch Siebenbürgen vor und nach der politischen Wende von 1989. Am Beispiel seiner Geburtsstadt zeigte der ehemalige Gymnasiallehrer zudem, was von der siebenbürgischen Tradition im heutigen Rumänien noch übrig geblieben ist.
Die Organisatorin Dagmar Zink von der Kreisgruppe Bamberg begrüßte die Gäste, die am 21. Januar zum Diavortrag ins Bamberger Studio 13 gekommen waren. Besonders freute sie sich über das Interesse der nichtsiebenbürgischen Besucher. In geselliger Atmosphäre rückten die zahlreichen Zuhörer gerne enger zusammen, um Platz zu finden und Manfred Hubers Vortrag zum Thema „Impressionen aus Siebenbürgen und Hermannstadt“ lauschen zu können.

Manfred Huber während seines Diavortrages in ...
Manfred Huber während seines Diavortrages in Bamberg. Foto: Bianka Morgen
Huber begann seine bebilderte Zeitreise durch das letzte Jahrhundert in Rumänien mit einer Beschreibung der aktuellen politischen Verhältnisse. Diese seien immer noch durch Korruption, Vetternwirtschaft und Nationalismus geprägt. Auch die in Rumänien weit verbreitete Gruppe der Zigeuner fand Erwähnung. Sie hätten ein neues Selbstbewusstsein erlangt und fungieren teilweise sogar als Arbeitgeber für die Rumänen.

Seit der Wende habe sich vieles verändert in Rumänien – vor allem die Repräsentation der deutschen Minderheit. In Hermannstadt etwa leben heute weniger als 2 000 Deutsche. Das macht sich scheinbar auch in der Präsentation der deutschen Geschichte in den rumänischen Museen bemerkbar. So wies Huber, der studierte Archäologe und Historiker, auf die schlechte Gestaltung des 2007 erneuerten „Museums für Geschichte Hermannstadt“ im Alten Rathaus hin. Erschreckend wenig erfahre man hier über die siebenbürgisch-sächsische Geschichte und die Bedeutung der deutschen Bewohner für die „rote Stadt“. Die neue, aus EU-Mitteln finanzierte Museumsgestaltung trage gar dazu bei, die siebenbürgische Tradition zu verschweigen und zu vernebeln, kritisierte Huber. So fehle bei vielen Ausstellungsstücken, etwa den Keramikarbeiten, nicht nur die deutsche Bezeichnung, sondern auch der Verweis auf deren Herkunft und Künstler.
Trachtenfest in Urwegen im Unterwald, 1971. Foto: ...
Trachtenfest in Urwegen im Unterwald, 1971. Foto: Manfred Huber
Am Ende seines mit vielen witzigen Anekdoten und anschaulichen Fotos gespickten Vortrags nahm der in Freiburg im Breisgau lebende Referent das Publikum mit auf einen historischen Rundgang durch das mittelalterliche Hermannstadt, das maßgeblich von den Siebenbürger Sachsen geprägt wurde. Besonders die Bilder der Stadt aus den 70er Jahren bis heute lösten einen regen Austausch bei den Zuhörern aus. So erkannte sich der eine auf dem Foto der Musikkapelle wieder, bei einem anderen lösten Fotos des Hermannstädter Freibads Erinnerungen an unbeschwerte Sommertage aus. Eine Dritte flüsterte ihrem Sohn, der auf ihrem Schoß saß, beim Anblick der Brukenthalschule zu: „Da bin ich ins Gymnasium gegangen.“ Diese Erfahrungen und Erinnerungen tauschten die Besucher im Anschluss an den Vortrag in regen Gesprächen bei Wein und belegten Brötchen aus.
Kesselzigeuner in Siebenbürgen, 1970. Foto: ...
Kesselzigeuner in Siebenbürgen, 1970. Foto: Manfred Huber
Die nächste Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Siebenbürgen im Blickpunkt“ findet am 25. Februar im Studio 13 in Bamberg statt. Referent ist Dr. Robert Offner, Herausgeber von „Die Gesundheit ist ein köstlich Ding“, einem bebilderten und kommentierten Nachdruck des Gesundheitslehrbuches des Kronstädter Arztes Paulus Kyr.

Bianka Morgen

Schlagwörter: Diavortrag, Siebenbürgen, Hermannstadt

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