29. Januar 2012

Völker verbindende Siebenbürgen-Forschung: 50 Jahre AKSL

Am 3. Januar 1962 wurde in Mannheim der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL) aus der Taufe gehoben. Er trat damit in die Nachfolge des 1840 begründeten und 1950 verbotenen Vereins für siebenbürgische Landeskunde, der sich auch der gesamten historischen Landschaft Siebenbürgen und allen ihren Völkern zu widmen gedacht hatte. Zugleich ist die Forschungslinie des Vereins für Naturwissenschaften in der Sektion Naturwissenschaften des AKSL aufgenommen worden. Der Arbeitskreis hat in den vergangenen 50 Jahren für Siebenbürgen, für die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen, für ihr Selbstverständnis und für die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Geschichte und Landeskunde der Region wissenschaftlich intensiv gearbeitet und publiziert, war ungewöhnlich produktiv. Seine gut 700 Mitglieder leben auf vier Kontinenten und unterstützen das in der Satzung verankerte Ziel, Siebenbürgen-Forschung „im Geiste der Völkerverständigung und der gegenseitigen Toleranz in europäischem Rahmen“ zu betreiben. Der Festakt findet am 7. September 2012 in Heidelberg, die Jubiläumstagung am 8. September in Gundelsheim statt.
Der Verein für siebenbürgische Landeskunde entstand im Vormärz, am Vorabend der Revolution von 1848/1849, aus dem Bestreben siebenbürgischer Landeskundler, eine ethnienübergreifende akademisch-wissenschaftliche Vereinigung zu begründen, die sich der Pflege „heimischer“ oder „vaterländischer Wissenschaft“ – Historie, Politik, Statistik, Recht – sowie der Veröffentlichung diesbezüglicher Forschungsarbeiten und Quelleneditionen widmen sollte. Ein Großteil der vorwiegend siebenbürgisch-sächsischen, aber auch ungarischen und rumänischen Mitglieder gehörte dem Pfarrer- bzw. Lehrerstand an.

Geschichte des Vereins für siebenbürgische Landeskunde

Im Jahr 1790 hatte der damalige Heltauer Pfarrer Johann Filtsch, der Begründer des ersten landeskundlichen Periodikums „Siebenbürgische Quartalsschrift“, die „Idee zur Errichtung einer siebenbürgischen Gesellschaft der Wissenschaften“ unterbreitet, die damals nicht realisiert werden konnte. 1817 sowie später ein weiteres Mal wurde sie erneut aufgeworfen, scheiterte jedoch in der Metternich-Periode an den widrigen Zeitumständen. Bereits 1839 erfolgte durch Georg Binder zusammen mit einer Projektplanung der Aufruf zur Gründung eines Vereins für die Kunde Siebenbürgens, dem sich in rascher Folge engagierte Pfarrer und Politiker anschlossen (Joseph Fabini, Daniel und Samuel Gräser). Am 8. Oktober 1840 konstituierte sich die Interessensgruppe in Mediasch und beschloss die Statuten des Vereins für siebenbürgische Landeskunde. Auf Grund verschleppter Registrierung fand die erste Vereinssitzung mit Vorstandswahlen erst am 19./20. Mai 1842 in Schäßburg statt. Zum Vereinsvorsteher auf Lebenszeit wurde vom zwölfköpfigen Vereinsvorstand der Oberlandeskommissär Joseph Bedeus von Scharberg (1783-1858) gewählt. Die Mitgliederzahl stieg von 97 (1840) auf 641 (1846). Als Publikationsorgan sollte das „Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde“ dienen. Im Vormärz erschienen drei Bände mit je drei Heften, ein weiterer Band der ersten Folge folgte 1850/1851. Die Revolution von 1848/1849 verursachte insbesondere auf geistigem Gebiet desaströse Zustände; vier Vorstandsmitglieder waren eines gewaltsamen Todes gestorben, der Frieden zwischen den Völkern Siebenbürgens war nachhaltig gestört.
Buchvorstellungen während der AKSL-Jahrestagung ...
Buchvorstellungen während der AKSL-Jahrestagung im Hof des Alten Rathauses in Hermannstadt, der Europäischen Kulturhauptstadt 2007. Foto: Andrea Mangalia
Den Neuaufbau im neoabsolutistischen Gesamtstaat Österreich nutzte man, um die Verbindungen mit der Wiener Akademie der Wissenschaften aufzunehmen und auszubauen. Seit 1853 erschien das „Archiv“ in neuer Folge, ab 1857 wurde das erste, gesamtsiebenbürgisch konzipierte Urkundenbuch vorgelegt (bis 1866 in drei Bänden). Das auf die eigene Gruppe konzentrierte „Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen“ erscheint seit 1892 und wird 2012 im Internet recherchierbar sein. Unter dem Vorsitzenden Joseph Franz Trausch (1795-1871, Vorsitzender 1858-1869) erschien das bio-bibliographische, dreibändige „Schriftsteller-Lexikon“ und neben einigen sehr beachtenswerten sprach- und kunsthistorischen Arbeiten die Reformationsgeschichtsstudie von Georg Daniel Teutsch (1819-1893) sowie dessen „Geschichte der Siebenbürger Sachsen für das sächsische Volk“ (1858). Er gab auch zwei Bände des „Urkundenbuchs der evangelischen Kirche Siebenbürgens“ heraus.

Die ursprüngliche Absicht, einen gesamtsiebenbürgischen Wissenschaftsverein aufzubauen, scheiterte am nationalen Denken: Sowohl Ungarn (1859) als auch Rumänen (1861) Siebenbürgens begründeten eigene Kulturassoziationen, weswegen der Verein für siebenbürgische Landeskunde seine sächsische Prägung verstärkte und kultivierte. Nach dem Rücktritt Trauschs erfolgte die Wahl G. D. Teutschs zum Vereinsvorsitzenden (1869-1893). Damit wurde ein Generationswechsel auch in der Person des Vorsitzenden deutlich. Nach 1876 konsolidierte sich das Vereinsleben, 1884 erreichte man den Höchststand von 799 Mitgliedern. Innovativ traten die jungen Wissenschaftler an neue Projekte heran: 1877 übernahm der Archivleiter Franz Zimmermann das Urkundenbuch, zwischen 1892 und 1902 konnten drei Bände des „Urkundenbuchs zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen“ (I: 1141-1342; II: 1342-1390; III: 1391-1415) erscheinen, flankiert von regionalen Quellenbüchern, etwa zur Geschichte der Stadt Kronstadt oder Hermannstadt. 1878 wurde das „Korrespondenzblatt“ begründet, das über 63 Jahre (seit 1931 als „Siebenbürgische Vierteljahrsschrift“) die moderne Kommunikationsplattform für kleinere Forschungsbeiträge, Rezensionen und Informationen darstellte. In dieser Zeit gewann – nach umfangreichen Vorarbeiten Josef Haltrichs und Johann Karl Schullers – die Aufgabe an Bedeutung, ein siebenbürgisch-sächsisches Wörterbuch zu erstellen. Unter der tatkräftigen Leitung von Adolf Schullerus (1864-1928) wurde das Projekt begonnen und die Publikation seit 1905 vorgelegt (nach zeitbedingten Unterbrechungen gegenwärtig bei Buchstabe R). Unter dem Vorsitzenden Friedrich Teutsch (1852-1933, Vorsitzender 1899-1931) blühte die Forschungsarbeit: Schullerus lenkte das „Korrespondenzblatt“ und veröffentlichte Forschungen zur Sprach-, Liturgie- und Reformationsgeschichte, die kulminierend in „Luthers Sprache in Siebenbürgen“ (1923) durch wichtige Impulse und prägende Kraft gekennzeichnet waren. G. A. Schul­ler baute planmäßig die Bibliothek und Handschriftenabteilung des Baron Brukenthalischen Museums in Hermannstadt zur siebenbürgisch-sächsischen „Nationalbibliothek“ aus, Richard Schuller legte eine meisterhafte Kultur- geschichte des sächsischen Pfarrerstandes vor, Oskar Netoliczka zeichnete sich durch bedeutende reformationsgeschichtliche Arbeiten aus, und Viktor Roth (1878-1936) widmete sich den Kunstdenkmälern des Landes. Der Vorsitzende (und langjährige Bischof: 1906-1932) Friedrich Teutsch veröffentlichte 1921/1922 seine grundlegende zweibändige Kirchengeschichte sowie drei weitere Bände der von seinem Vater begonnenen Sachsengeschichte. Nach dem Rücktritt F. Teutschs wurde der Hermannstädter Stadtpfarrer D. Friedrich Müller (1884-1969) zum Nachfolger gewählt. Der Verein wurde ökonomisch und bei den Mitgliedszahlen stabilisiert. Die langjährigen Projekte konnten durch junge wissenschaftliche Kräfte beherzt aufgenommen und hochqualifiziert fortgesetzt werden. Doch der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs sowie die politische Gleichschaltung der Volksgruppe verurteilten den Verein seit 1940/1941 zur Untätigkeit. Parallel wurde ein gesamtstaatlich, aber deutsch-völkisch orientiertes und ideologisch weitgehend gleichgeschaltetes „Forschungsinstitut der Deutschen Volksgruppe in Rumänien“ mit Publikationsreihen begründet, während in Nordsiebenbürgen die Tradition des alten Landeskundevereins unter Karl Kurt Klein (1898-1971) bis September 1944 fortgeführt wurde. Unter dem Vorsitzenden Friedrich Müller (1933-1947) wurde der Versuch unternommen, 1946 den Verein wiederzubeleben, doch wurde er – wie alle vormaligen bürgerlichen Vereinigungen – durch die kommunistische Regierung 1950 definitiv aufgelöst.
Dr. Ernst Wagner, Bundesjustizminister Hans ...
Dr. Ernst Wagner, Bundesjustizminister Hans Engelhard und Ingrid von Friedeburg-Bedeus bei der Jubiläumstagung 1987 des Landeskundevereins in Gundelsheim am Neckar.

Gründung des AKSL und seine Arbeitsfelder

Bald darauf fanden sich siebenbürgisch-sächsische Jungakademiker in der entstehenden Bundesrepublik Deutschland zusammen, die sich – angespornt durch das zuletzt in Nordsiebenbürgen aktive Vorstandsmitglied K.K. Klein und das südsiebenbürgische Vorstandsmitglied Otto Folberth (1896-1991) – wieder wissenschaftlich auseinandersetzen wollten mit Historiographie, Tradition und historischem Verantwortungsbewusstsein. Zwei Initiativ-Gruppen (der nordsiebenbürgisch geprägte Arbeitskreis junger Siebenbürger Sachsen sowie die südsiebenbürgisch dominierte Gruppe von Theologiestudenten) schlossen sich an der Jahreswende 1952/53 in lockerer Form zu einem Arbeitskreis zusammen. Jahrestagungen wurden mit eigenen und fremden Referenten veranstaltet, ein hektographiertes „Korrespondenzblatt“ 1953-1955 herausgebracht, aber keiner der Verantwortlichen war hauptberuflich für landeskundliche Forschungen frei. Der in Innsbruck lehrende Karl Kurt Klein bestand auf einer Transformation dieser lockeren Interessenverbindung zu einem neuen Landeskundeverein.

Im Beisein von 14 Mitgliedern erfolgte am 3. Januar 1962 in Mannheim die Gründung des AKSL. Die ursprüngliche Intention des 19. Jahrhunderts wurde wieder aufgegriffen und das doppelte Ziel formuliert: einerseits die traditionelle siebenbürgisch-sächsische Forschungsarbeit fortzuführen, andererseits – in landeskundlicher Offenheit – das ganze Siebenbürgen aller Sprach- und Volksgruppen als Aufgabe zu verstehen. Dieses Selbstverständnis geht aus §1 der Satzung (1963) hervor. Der AKSL „dient als wissenschaftliche Vereinigung der siebenbürgischen Forschung und gibt das ‚Siebenbürgische Archiv‘ als III. Folge des ‚Archivs des Vereins für siebenbürgische Landeskunde‘ heraus. Er tut dies im Geiste der Völkerverständigung und der gegenseitigen Toleranz in europäischem Rahmen.“

Ein als „neutral“ verstandener Vorsitzender binnendeutscher Herkunft, Dr. Otto Mittelstraß (*1925), wurde inmitten des neunköpfigen Vorstands bestimmt. Zunächst suchte man die Kräfte zu bündeln: durch Konzentration auf die Jahrestagungen sowie auf die Herausgabe des „Siebenbürgischen Archivs“ in der dritten Folge ab 1962. Aller Einsatz geschah ehrenamtlich und ohne öffentliche Förderung. Bereits 1962 hatte der Verein 213 Mitglieder, die Mitgliederzahlen steigerten sich kontinuierlich und überschritten seit 1985 immer 700, wozu seit 1990/1991 noch separat rund 100 Mitglieder in Rumänien kommen, die seit der Konstituierung am 17. Oktober 2006 in Hermannstadt als eingetragener Verein in der Rechtsnachfolge des Landeskundevereins institutionalisiert sind.
Blick in den Hörsaal während der AKSL ...
Blick in den Hörsaal während der AKSL-Jahrestagung 1986 an der Universität Freiburg im Breisgau. Foto: Konrad Klein

Wachstum und Realisierung der Ziele

Der landläufig auch „Landeskundeverein“ genannte AKSL organisierte zunächst eintägige Jahresversammlungen, die von 1968 bis 2000 zu mehrtägigen Jahrestagungen ausgebaut werden konnten und seit dieser Zeit kontinuierlich wachsend zahlreiche Referent(inn)en zu unterschiedlichen Themen im Plenum und in verschiedenen Sektionen (Schulgeschichte, Gemeindeforschung, Genealogie, Germanistik, Geschichte, Kirchengeschichte, Kunstgeschichte, Naturwissenschaften, Sozialgeschichte, Volkskunde, Wirtschaftsgeschichte, Rechtsgeschichte, Zeitgeschichte) zusammenführte. Seit 2000 gilt die Regelung, in geraden Jahren einen mehrtägigen Kongress zu veranstalten und in den Zwischenjahren zu einer eintägigen Jahresversammlung einzuladen. Thematische Schwerpunkte waren Rechtshistorie (1965), Kirchen- und Schulgeschichte (1966, 1983, 1993, 1997), Zeitgeschichte (1967, 1982, 1984, 1994, 2004, 2010), Mittelalter (1969, 1977, 1980, 2003, 2011), Neuzeit (1971, 1974, 1978, 1979, 1985, 2001, 2006, 2008) sowie kunst- (1992, 1995), sozial-, sprach- (1989, 1999) und wirtschaftsgeschichtliche Themen (1991, 2002, 2009).

Erst im Verlauf der Jahre und zunehmend seit den 1980er Jahren gelang es, das interethnische und damit plurikonfessionelle Ziel auch dauerhaft zu berücksichtigen und zu verwirklichen. Hatte der Verein eine wichtige Brückenfunktion zu mittel- und südosteuropäischen Wissenschaftlern während des Kalten Kriegs und der Trennung Europas übernommen – trotz erheblicher Behinderungen, Beeinträchtigungen, aber auch „Beobachtung“ und versuchter Einflussnahme –, so gelang es nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime umso rascher, den internationalen Wissenschaftstransfer und die wissenschaftliche Kooperation auszubauen und substantiell zu vertiefen (siehe weiter unten „Künftige Aufgaben“). Prägend waren dabei Persönlichkeiten wie die langjährigen Vereinsvorsitzenden Dr. Ernst Wagner (1921-1996, Vorsitzender 1970-1985) und Prof. Walter König (* 1925, Vorsitzender 1985-1994) oder die Vorstandsmitglieder Prof. Paul Philippi (* 1923) und Harald Zimmermann (* 1926).

Neben dem „Siebenbürgischen Archiv“, das seit 1962 mit bislang 41 Bänden erscheint, wurden seit 1968 in der Reihe „Studia Transylvanica“ vorwiegend Monographien (mit bislang 42 Bänden) veröffentlicht. Eine Ergänzungsreihe dazu bilden seit 1976 die „Schriften zur Landeskunde Siebenbürgens“, die wichtige Nachdrucke, Neuauflagen und Quelleneditionen beinhalten (mit bislang 33 Titeln). Diese drei Reihen erscheinen im Böhlau Verlag. Darüber hinaus erscheinen die Reihen „Kulturdenkmäler Siebenbürgens“ (bislang fünf Bände), „Denkmaltopographie Siebenbürgen“ (bislang fünf Bände), die neuaufgenommenen Quelleneditionen (bislang fünf Bände), die ungezählte Reihe Transylvanica in Hermannstadt sowie andere Kooperationspublikationen in Rumänien (bislang über 50 Titel). Das fünfbändige „Nordsiebenbürgisch-sächsische Wörterbuch“ (1980-2006) konnte zwischenzeitlich abgeschlossen werden. Beim Böhlau-Verlag angesiedelt war das „Korrespondenzblatt des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde“ 1971-1977 in dritter Folge und seit 1978 ist es als vierte Folge die „Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde“ mit zwei Heften pro Jahr (Ausnahme 2007-2008), die seit 1999 mit den „Siebenbürgischen Semesterblättern“ vereinigt ist. Seit 1994 erscheinen überdies vierteljährlich die „Mitteilungen aus dem Siebenbürgen-Institut“ als Informationsblatt. Gleichzeitig wurde das Informationsportal im Internet auf- und ausgebaut, das heute unter www.siebenbuergen-institut.de einsehbar ist.

Am 31. März 1955 wurde mit dem Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen und der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen die Siebenbürgische Bibliothek begründet, deren Grundbestand von 300 Werken aus dem Fundus des Gustav-Adolf-Werkes stammte. Zunächst in Rimsting und seit 1963 in Gundelsheim verfügbar, wuchs der Bestand bis 1970 auf 3500 Bände und zwischenzeitlich auf fast 79 000 Einheiten zur größten einschlägigen Spezialbibliothek Westeuropas, die dem Südwestdeutschen Bibliotheksverbund angegliedert und über den Karlsruher Virtuellen Katalog allerorts wissenschaftlich recherchierbar ist; sie hält über 700 laufende Zeitschriften (zum Teil im Austausch). Das der Bibliothek angeschlossene Archiv enthält auf über 1500 Regalmetern zahlreiche Nachlässe, Verbandsarchive, ein Denkmalarchiv, Spezialbestände (Persönlichkeiten, Ortsgeschichte u.a.) und Sammlungen (Alte Karten, Fotoarchiv, Aktien, Philatelie u.a.). Balduin Herter (1926-2011) hatte am Aufbau dieser Dokumentationsstätte einen wichtigen Anteil.
Vier Vorsitzende, Gundelsheim 2006 (von links): ...
Vier Vorsitzende, Gundelsheim 2006 (von links): der Gründungsvorsitzende Dr. Otto Mittelstraß, Dr. Günther H. Tontsch, Dr. Ulrich A. Wien und Prof. Dr. h.c. Walter König. Foto: Jutta Tontsch
Der AKSL hat mit seinem 1992 auf Initiative von Dr. Günther Tontsch (1943-2007, Vorsitzender 1994-2001) begründeten Siebenbürgen-Institut das langfristige akademische Ziel mit der Anbindung an die Universität Heidelberg verwirklichen können; seit 2003 gilt der Status als „Siebenbürgen-Institut an der Universität Heidelberg“, das vom Direktor des Osteuropa-Seminars, Prof. Dr. Heinz-Dietrich Löwe, als dem wissenschaftlichen Direktor und vor Ort vom Wissenschaftlichen Leiter (aktuell vakant) geleitet wird. Treibende Kraft dieser Einrichtung war und ist Dr. Harald Roth (*1965).

Künftige Aufgaben

Künftig wird es auf dieser Basis wichtig sein, das erreichte Niveau zu halten und – sofern Kräfte vorhanden – zu steigern. Insbesondere die Mitgliederentwicklung ist erfreulich, da oft junge Nachwuchswissenschaftler/innen aus inzwischen zehn Staaten in drei Kontinenten ein Potential bilden, das zu berechtigten Hoffnungen Anlass gibt. Einen Schwerpunkt stellt die Nachwuchsförderung durch inzwischen wiederholt durchgeführte Doktorandenkolloquien dar, bei denen qualifizierte Beratung und interdisziplinärer gegenseitiger Austausch unter den derzeit ca. 120 Examinanden bzw. Promovenden stattfindet. Der nicht aus Siebenbürgen stammende, aber diesem Forschungsgebiet eng verbundene Vorsitzende Dr. Ulrich Andreas Wien (*1963, Vorsitzender seit 2001) verkörpert diesen Generationen- und Paradigmenwandel.

Insbesondere die vor ihrer Fertigstellung stehenden Editions- und Wörterbuchprojekte aus dem 19. Jahrhundert müssen abgeschlossen werden, die neuen Editionsprojekte zur Schul- und Kirchenrechtsentwicklung Siebenbürgens im 19./20. Jahrhundert sowie die Edition der Synodalprotokolle des 17./18. Jahrhunderts sowie der Sitzungsprotokolle des Landeskonsistoriums 1918-1949 werden mittelfristig realisiert werden können.

Darüber hinaus wird die interdisziplinäre Forschung und wissenschaftliche Kooperation mit in- und ausländischen Universitäten und Instituten einer der wichtigen Schwerpunkte sein, um die Funktion als Katalysator des Wissenschaftsaustausches im sich wieder integrierenden Gesamteuropa wahrzunehmen, insbesondere im Blick auf die historisch gewachsene multiethnische Region Siebenbürgen und Südosteuropa. Damit verknüpft wird auf die reiche Tradition dieser multiethnischen Parallelgesellschaften und auf ihre Jahrhunderte lange Erfahrung als Pionierregion der Religionsfreiheit seit den Anfängen im 16. Jahrhundert aufmerksam zu machen sein.

Dr. Ulrich Andreas Wien

Schlagwörter: Jubiläum, AKSL, Wissenschaft

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Neueste Kommentare

  • 29.01.2012, 13:07 Uhr von orbo: Entstehung, Rückblende und Ausblick, Eingliederung des „Siebenbürgen-Institut an der Universität ... [weiter]
  • 29.01.2012, 08:35 Uhr von bankban: Ein sehr schöner und detaillierter Überblick, vielen Dank. Zweifellos hat der AKSL sehr viel schon ... [weiter]

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