24. August 2012

Gedichte von Franz Hodjak

Lesen Sie im Folgenden drei Gedichte des 1944 in Hermannstadt geborenen Schriftstellers Franz Hodjak.
Markttreiben


Klausenburg 2009

Für Stefan Sienerth



Was zu sagen gewesen wäre, haben

die Toten ausgestanden. Nun sind sie Helden.

So


halten sie das im Gleichgewicht, was kommt

und im Trend liegt und leichtfertig


Zukunft genannt wird. Die Hoffnung lernt

gehen, lernt fliegen, fliegt um die Ecke, nach


Spanien, nach Griechenland, wo sie besser

bezahlt wird. Anders schlägt nun die Turmuhr, anders


schmeckt das Osterlamm. Die Ewigkeit wird nicht mehr

auf dem Land geboren, auch sie ist weggezogen, mit


dem Nötigsten bloß, für immer. Aus geschmolzenen

Grenzen entsteht die Legierung, aus welcher


der Mittelpunkt gemacht ist. Daran wird

gearbeitet. Man tanzt nicht mehr Hora, man


tanzt um den Mercedes. Mit Huren, inzwischen,

verdient man besser als mit Ikonen, und


die Maiglöckchen duften und blühen wieder

als das, was sie sind: keine Mikrofone.


Das Staunen nicht vergessen

Für Heidi und Jochen Nowak




Folgend der Spur der Ameise, gelange ich

an den Rand des Frühlings, wo der Fuchs die Welt

begrüßt, moj’n, moj’n. Durch die Tür


des Baums treten Worte, die mit der Zunge

die Augen reiben. Gestern noch lud ich Betonplatten,

Stahlrohre, Stacheldrahtrollen


auf einen Ameisenhaufen, einen Jungfuchs. Vielleicht

zerquetschte ich der Sonne linkes Bein. Eine Weile

wird die Sprache noch hinken. Ich kenne


den Schmerz, habe selbst eine Zeit am Bau

malocht. Lange staunten die Augen, die seither

vorsichtig lernen von all dem, was zurückblickt, wenn


ich es anschau, um das Staunen nicht zu vergessen.


Usinger Land

Sandplacken

Für Adrian Apolzan



Über dem Land kreist ein Habicht.

Was er huschend ins Auge fasst,


dem vergeht der Frühling.


Kommt ein Bus von überland,

deutet sich ein Event an,


etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl

blitzt auf

für einige Sekunden, die


den Horizont erwärmen

und den Mäusen Mut machen

im Stoppelfeld,


den Tischen und Stühlen

auf der Terrasse,

dem langen Warten, dass die alte Liebe


noch kommt. Und gerade das, was

Zeit bräuchte


und verweilen sollte,

geht anderer Wege.

Schlagwörter: Lyrik, Gedicht, Hodjak

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Neueste Kommentare

  • 25.08.2012, 19:23 Uhr von kiwi: Na sowas! Klaus Kinski bin ich nicht, aber auch nicht verwirrt, wie Leute, die derartige Kommentare ... [weiter]
  • 25.08.2012, 19:20 Uhr von kiwi: Na sowas! Klaus Kinski bin ich nicht, aber auch nicht verwirrt, wie Leute, die derartige Kommentare ... [weiter]
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