10. Oktober 2023

Trachtenträger der HOG Rode und Original Siebenbürger Blaskapelle München nahmen am Münchner Oktoberfestumzug teil

Am 17. September fand der traditionelle Trachten- und Schützenzug des Münchner Oktoberfestes statt. Nicht nur Bayerns Ministerpräsident, Münchens Oberbürgermeister, das Münchner Kindl, Sport- und Gebirgsschützen, Musikkapellen und Spielmannszüge sowie Trachtengruppen aus mehreren Ländern Europas, auch die Siebenbürger Sachsen zeigten Präsenz: 59 Trachtenträgerinnen und Trachtenträger der HOG Rode, darunter 22 Jugendliche, zogen, musikalisch begleitet von der Original Siebenbürger Blaskapelle München, vom Max-II-Denkmal bis zur Theresienwiese sieben Kilometer durch die Münchner Innenstadt. Die zweistündige Liveübertragung der ARD erreichte ein Millionenpublikum weltweit. „Es erfüllt mich mit Stolz, dass wir Rode und Siebenbürgen würdig repräsentieren konnten“, sagte die Kultur- und Pressereferentin der HOG Rode, Adelheid Roth.
Ein typischer Roder Hochzeitszug, präsentiert ...
Ein typischer Roder Hochzeitszug, präsentiert beim Münchner Oktoberfestumzug 2023: Die Blaskapelle geht voraus, die Verwandten und die Jugendlichen begleiten das frisch vermählte Brautpaar, neben dem die Brautmaid und der Brautknecht mit dem „Bruitknichtklepel“ gehen. Foto: Hermann Depner
Vor fünf Jahren hat die HOG Rode ihre Bewerbung zur Teilnahme am Münchner Oktoberfestumzug beim Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland eingereicht. Die Bewerbung wurde akzeptiert, die Roderinnen und Roder vorab informiert, die Pandemie verzögerte dann alles um zwei Jahre – aber dieses Jahr, am 17. September, war es dann endlich so weit: Als elfte Gruppe im Zug präsentierte die HOG Rode stolz ihre gesamte Trachtenvielfalt als Hochzeitszug den Münchnern und allen, die im BR Fernsehen zuschauten. Unterstützt wurden sie dabei von der Original Siebenbürger Blaskapelle aus München unter der Leitung von Georg Philp.

Trotz der ungeplanten Verzögerung um ein paar Jahre liefen die Vorbereitungen im Hintergrund selbstverständlich frühzeitig an. Der Vorstand der HOG Rode trommelte seine Mitglieder zusammen, machte fleißig Werbung auf allen Kanälen und sammelte Trachtenteile, um alle Teilnehmenden passend einkleiden zu können. An einem Sonntag im August trafen sich viele Trachtenträgerinnen im Haus der Heimat Nürnberg, um unter anderem das Bockeln zu üben (an sich selbst und an anderen) und noch letzte fehlende Trachtenteile zu verleihen oder zu tauschen. Es war ein reger Nachmittag voller Vorfreude auf den Umzug und einfach herrlich anzusehen, wie viel Interesse und Wertschätzung die Anwesenden für die Roder Tracht zeigten. Besonders froh waren wir über die 22 Jugendlichen, die sich als Trachtenträger für den Umzug angemeldet hatten und teilweise sogar den Rest ihrer Familie motivieren konnten, ebenfalls dabei zu sein.
Junge Mädchen mit Borten: Die weiße Tracht der ...
Junge Mädchen mit Borten: Die weiße Tracht der konfirmierten Mädchen enthält viele Faltentechniken und wurde hauptsächlich in den Sommermonaten getragen. Das Heftel und den Spangengürtel erbten sie von der Mutter bei der Konfirmation. Foto: Hermann Depner
Der Tag des Festumzugs selbst begann für die Roderinnen und Roder in aller „Herrgottsfrüh“. Um pünktlich um 8.00 Uhr morgens in München zu sein, sollte der Reisebus aus Fürth um 4.30 Uhr starten, mit Zwischenstopp in Ingolstadt, wo weitere Leute zusteigen und eine „Bockelpause“ gemacht werden sollte. Leider kam der Bus fast eine ganze Stunde zu spät, was den Zeitplan etwas durcheinanderbrachte, aber den frohen Gemütern und der allmählich aufkeimenden Aufregung keinen Abbruch tat. Die Busgesellschaft kam rechtzeitig und fertig eingekleidet am Aufstellungsort an, wo wir uns als Hochzeitszug fertig formierten: Vorneweg gab uns die Original Siebenbürger Blaskapelle München den Takt vor. Dahinter folgte das „Brautpaar“ Susann Schmidt und Leon Schmidt (nicht verwandt), begleitet von ihrer Brautmagd Melanie Arndt und dem Brautknecht Markus Kopes. Es folgte der Hochzeitszug mit jungen Frauen in Sommertracht und Borten, gebockelte und geschleierte Frauen mit Pelz- oder schwarzen Leibchen in den typischen grünen oder blauen Kirchenröcken. Die Herren trugen traditionell einen Kirchenpelz mit dem dazugehörigen Marderhut, das siebenbürgische Hemd mit bestickter Krawatte oder ein altherkömmliches Hemd mit Weste und Hut.
Das Blumenmotiv und die Farben des Kirchenpelzes ...
Das Blumenmotiv und die Farben des Kirchenpelzes sind einheitlich für alle Roder Männer. Typisch für Rode ist der Hut aus Marderfell. Solch eine Anschaffung war sehr teuer und hielt meist bis ins hohe Alter. Foto: Hermann Depner
Georg Burtz, stellvertretender Vorsitzender der HOG Rode, ist bereits zum zweiten Mal in München dabei gewesen. „Dieses besondere Ereignis gab mir die Möglichkeit, die Tracht, die unsere Vorfahren in mühevoller Handarbeit hergestellt haben, beim Umzug zu zeigen. Der Pelz, den ich trage, ist von meinem Großvater Johann Krafft und bereits 93 Jahre alt“, erzählt er stolz.

Die Zeit bis zum Start des Umzugs um 10.00 Uhr nutzten wir nicht nur für Fotos, sondern auch um Filmaufnahmen zu machen und ein paar Interviews mit den Trachtenträgerinnen und Trachtenträgern zu führen. Diese sollen am Ende einen kleinen Film zur Trachtendokumentation ergeben und uns an dieses besondere Ereignis erinnern, zusammengestellt von Hermann Depner. Wir sind schon alle sehr gespannt auf das Ergebnis.
Original Siebenbürger Blaskapelle München in ...
Original Siebenbürger Blaskapelle München in Aktion beim Trachten- und Schützenzug des Münchner Oktoberfestes. Foto: Hermann Depner
Kurz bevor der Festumzug startete, durfte eine kleine Delegation unseres Hochzeitszuges dem bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder einen Besuch bei seiner Festkutsche abstatten. Wir konnten mit ihm ein paar Worte wechseln, ein gemeinsames Bild machen, ihm aber vor allem für seine Unterstützung zur Erhaltung unserer Kultur danken. Das Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen e.V., das ausschließlich durch den Freistaat Bayern finanziert wird, fördert die Pflege und die Erhaltung unserer Tradition und Kultur.
Vor dem Umzug wurde ein Fototermin mit dem ...
Vor dem Umzug wurde ein Fototermin mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder vereinbart. Er ist ein großer Unterstützer des Kulturwerkes der Siebenbürger Sachsen e.V., das die Teilnahme mitfinanziert hat. Foto: Hermann Depner
Unter blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein setzte sich der Zug dann endlich in Bewegung und wir starteten auf der sieben Kilometer langen Strecke durch München, die uns aber kaum so lang vorkam. Überall an den Straßenrändern standen die Zuschauer, bejubelten uns und bestaunten unsere Trachten, die ja so anders aussahen als die üblichen Dirndl und Lederhosen der bayerischen Trachten- und Schützenvereine. „Als wir auf die Maximilianstraße einbogen, überwogen bei mir Stolz und Ehrfurcht, diese zum Teil sehr alten Trachtenteile tragen zu dürfen“, erinnert sich Ariane Burtz an den Moment. Nicht nur das Brautpaar vorneweg war ein Blickfang, auch die zwei Reihen der jungen Bortenmädchen und die vielen Männer in den prächtigen Kirchenpelzen. Es war für alle ein wunderbares Gefühl, so durch die Straßen zu marschieren und die beeindruckten Kommentare der Zuschauer zu hören. Da fiel jedem und jeder das obligatorische Lächeln besonders leicht.

Der Zug endete auf der Theresienwiese, wo wir als Gruppe bis zum Festzelt „Tradition“ geleitet wurden, in dem für uns Tische reserviert waren. Zur Feier des erfolgreichen Umzugs ließen es sich die Roderinnen und Roder aber nicht nehmen, davor noch schnell einen Ehrenwalzer zu tanzen, den unsere Blaskapelle für uns aufspielte. Die „Arbeit“ und der anstrengende Teil des Tages waren nun erledigt, da kam einfach Feierlaune auf! Im Festzelt ließen wir uns dann die Maß Bier und das Essen schmecken, das wir uns redlich verdient hatten. Da fand sich dann auch wieder etwas Energie, um zu der Blasmusik im Festzelt das Tanzbein zu schwingen, bevor es dann für die Busgesellschaft am Nachmittag wieder nach Hause ging.

Am Ende sind wir uns alle einig, egal ob „Trachtenveteran“ oder zum ersten Mal Dabeigewesene: Beim Oktoberfestumzug in München mitzumarschieren, war für viele das Highlight des Jahres. Es hat allen Spaß gemacht und war eine einmalige Erfahrung, von der wir noch lange zehren werden.
Den Hochzeitzug begleiten junge verheiratete ...
Den Hochzeitzug begleiten junge verheiratete Frauen. Sie tragen eine durchsichtige schwarze Schleierung mit Silbernadeln befestigt und den gesamten Trachtenschmuck einer jungen Ehefrau. Der bestickte Frauenlatz wurde im Winter getragen und weist dieselben Muster wie der Männerpelz auf. Foto: Johann Burtz
Dass alles so reibungslos ablaufen konnte, ist natürlich nicht selbstverständlich. Daher richten wir ein großes Dankeschön an: Dagmar Seck, Bundeskulturreferentin des Verbandes, die uns vor Ort betreut, Fotos gemacht und im Hintergrund alles im Griff hatte; das Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen e.V. für die finanzielle Unterstützung aus Mitteln des Bayerischen Staatministeriums für Familie, Arbeit und Soziales; den Vorstand der HOG Rode und die Vorsitzende Annette Folkendt, die diesen Umzug seit Jahren geplant und unterstützt hat; unsere unschätzbar wertvollen Helferinnen in allen Trachtenfragen, Susanne Arndt, Susanne Schmidt, Katharina Folkendt und Gerda Bürger, ohne die wir nicht annährend so viele Frauen frühmorgens gebockelt bekommen hätten; Hermann Depner und seinen Kameramann Günther Meltzer, die den Tag für uns in wunderschönen Filmaufnahmen festgehalten haben; die Original Siebenbürger Blaskapelle aus München, die uns wunderbar begleitet hat; und natürlich an alle 59 Trachtenträgerinnen und Trachtenträger, die unsere Roder Gruppe zu einem echten Hingucker gemacht haben. Erinnerungsfotos sehen Sie in der Online-Bildergalerie auf www.siebenbuerger.de oder auf www.hogrode.de. Karline Folkendt und Susann Schmidt

Gesammelte Teilnehmerstimmen


Adelheid Roth: „Eine besondere Demut empfinde ich stets, wenn ich die Siebenbürger Sachsen öffentlich vertreten darf, und es macht mich besonders stolz, wenn wir uns dabei als Teil der deutschen Kulturlandschaft präsentieren. Unsere Roder Tracht trage ich bei allen Gelegenheiten mit Freude und habe im Laufe der Jahre an vielen Trachtenumzügen teilgenommen, vor allem in Dinkelsbühl, in Würzburg und auch 2017 beim großen Sachsentreffen in Hermannstadt. Doch der absolute Höhepunkt und ein ganz besonderes Erlebnis war für mich die diesjährige Teilnahme an diesem traditionsreichen und vielbeachteten Trachten- und Schützenzug in München, wo ich zum ersten Mal aktiv dabei sein konnte. Als der mit Spannung erwartete Tag endlich da war und sich unser Roder Hochzeitszug bei schönstem Kaiserwetter zu zünftiger Blasmusik in Bewegung setzte, wich meine Anspannung und große Emotionen machten sich breit. Ich war überwältigt von der Begeisterung und dem besonderen Gefühl der Verbundenheit, das bei allen Teilnehmern zu spüren war. Ebenso überwältigt war ich aber auch von dem Zuspruch und der Bewunderung, die unsere Gruppe entlang der sieben Kilometer langen Zugstrecke durch Applaus und Zurufe erfuhr. Sowohl von Zuschauern als auch von anderen Trachtenträgern wurden wir häufig auf unsere Herkunft angesprochen, unsere Trachten wurden viel bewundert und fotografiert. Es erfüllt mich mit Stolz, dass wir Rode und Siebenbürgen würdig repräsentieren konnten.“

Georg Burtz: „Bereits das zweite Mal (1996 war ich auch schon dabei) habe ich heuer am großen Oktoberfestumzug teilgenommen. Dieses besondere Ereignis gab mir die Möglichkeit, die Tracht, die unsere Vorfahren in mühevoller Handarbeit hergestellt haben, beim Umzug zu zeigen. Der Pelz, den ich trug, ist von meinem Großvater Johann Krafft und bereits 93 Jahre alt, Gänsehaut begleitete mich während des ganzen Umzuges.“

Ariane Burtz: „Nachdem ich schon 1996 als ‚Reingeschmeckte‘ beim Oktoberfestumzug dabei sein durfte, war bei mir die Vorfreude auf eine erneute Teilnahme riesengroß. Schon beim Aufstellen sorgte die Roder Tracht für großes Interesse bei den benachbarten Gruppen. Als wir bei Kaiserwetter schließlich auf die Maximilianstraße einbogen, überwogen bei mir Stolz und Ehrfurcht, diese zum Teil sehr alten Trachtenteile tragen zu dürfen. Gänsehaut pur! Unsere Gruppe wurde durch die sieben Kilometer mit viel Beifall begleitet und so ist dieser Umzug wie im Flug vergangen. Kaum unter den Augen der Bavaria auf die Theresienwiese eingezogen, wurde dann auch - typisch roderisch - gleich zum Tanz aufgespielt und wir haben die schönen Trachten noch einmal zu Walzerklängen in voller Pracht gezeigt. Es war für mich ein unvergessliches Erlebnis! Danke, dass ich dabei sein durfte und ein herzliches ‚Vergelts Gott‘ an die unermüdlichen gebockelten Frauen, die bis zur letzten Sekunde für das gute Aussehen gesorgt haben."

Susann Schmidt: „Für mich war es eine sehr große Ehre, als Braut den Roder Hochzeitszug mit anzuführen. Es war schon sehr lange ein Wunsch von mir, bei solch einem Umzug diese Rolle einzunehmen. Seit ich klein bin, trage ich die Roder Tracht und habe immer das Hochzeitsbild meiner Oma im Wohnzimmer an der Wand hängen sehen. Dort ist sie eben mit meinem Opa an ihrer Hochzeit zu sehen, auch mit diesem wahnsinnig imposanten Kranz auf dem Borten. Natürlich war es schon mit Anstrengung verbunden, den sieben Kilometer langen Umzug mit dem Kranz auf dem Borten in voller Trachtenmontur zu bewältigen, denn dieser Kranz bringt schon sein Gewicht mit, vor allem bei der Dauer des Umzuges. Doch die Begeisterung der Menschen, an denen wir während des Umzuges vorbeigelaufen sind, und die strahlenden Augen vor allem von meiner Oma und meiner Familie waren für mich Beleg genug, diese Anstrengungen auf mich genommen zu haben. Und jedes Mal erfüllt es mich erneut mit Stolz, die Roder Tracht präsentieren zu dürfen. Deswegen kann ich mich auch nur bei der HOG Rode bedanken, dass sie mir diesen Wunsch erfüllt haben und ich als Braut den Roder Hochzeitszug am Oktoberfestumzug mit anführen durfte.“

Heidrun Depner: „Ich durfte nun schon zum dritten Mal die Tracht meines Heimatorts beim Oktoberfestumzug präsentieren und mit zunehmendem Alter hat sich auch meine Tracht verändert. Bei meiner ersten Teilnahme im jugendlichen Alter von 13 Jahren war ich als Konfirmandin dabei. Schon damals war es für mich ganz selbstverständlich, mit dabei zu sein, das erste Mal einen Borten zu tragen war etwas ganz Besonderes. Mit Mitte 20 durfte ich mit meinem Freund (der auch aus Siebenbürgen, allerdings nicht aus Rode stammt) das Brautpaar als Brautmagd und Brautknecht begleiten und heuer schließlich habe ich die Tracht der gebockelten, verheirateten Frau getragen. Was sich nicht verändert hat, ist die Vorfreude, die Anspannung unmittelbar bevor der Festzug startet und das unbeschreiblich gute Gefühl, wenn man die Menschenmassen entlang der Strecke sieht, die allgemeine Stimmung auffängt und die anerkennenden Äußerungen der Zuschauer in sich aufsaugt. Es erfüllt mich mit Stolz, dass das Mitwirken auch für meine Familienmitglieder ganz selbstverständlich ist, über die Jahrzehnte hinweg die Trachten bewahrt werden und wir es als Heimatortsgemeinschaft immer wieder schaffen, die geforderte Gruppengröße zu stellen.“

Schlagwörter: Oktoberfest, München, Trachtenumzug, Rode, Blaskapelle München

Bewerten:

32 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.