9. März 2024

In Wien: Eröffnung und Wanderausstellung Brukenthal

Unter dem beziehungsvollen Titel „Brukenthal wieder in Wien“ fand die offizielle Eröffnung der Wanderausstellung am 19. Februar im Festsaal des Vereins der Siebenbürger Sachsen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland statt.
Gruppenbild bei der Ausstellungseröffnung, von ...
Gruppenbild bei der Ausstellungseröffnung, von links: Stefan Schenker, Gida Petrovitsch, Elisabeth Schenker geb. Habsburg-Lothringen, Dr. Ulrich Habsburg-Lothringen, Ulrike Margarethe Habsburg Lothringen, Mag. Ludwig Niestelberger. Foto: Norbert Kapeller
Wie früher mehrfach berichtet wurde die Wanderausstellung vom Deutschen Kulturforum östliches Europa Potsdam mit Partnern aus Deutschland und Rumänien im Jahr 2021 anlässlich des 300. Geburtstags des Samuel von Brukenthal gestaltet. In den letzten Jahren war sie mehrfach in Siebenbürgen, Deutschland und Österreich zu sehen, jetzt erstmals in Wien. Auf selben Wegen, wie einst Samuel von Brukenthal von Siebenbürgen aus aufbrach und nach Wien zuerst zum Studium später als Gouverneur zum kaiserlichen Hofe reiste, folgte nun die Wanderausstellung. Univ. Doz. Andras Balogh übergab die von Klausenburg und Budapest kommenden Roll-Ups persönlich an der Landesgrenze Österreich/Ungarn an Reinhard Frank für den Weitertransport nach Wien.

Auch wenn die Ausstellung bereits einige Tage vorher anlässlich des Richttages der Nachbarschaft Penzing für die Vereinsmitglieder zu besichtigen war, erfolgte die offizielle Eröffnung am 19. Februar im Beisein geladener Ehrengäste. Organisator Frank konnte unter anderem Botschaftsrat Adrian Adam in Vertretung des Botschafters der Republik Rumänien in Österreich, Emil Hurezianu, begrüßen. Weiters besuchte uns Mag. Udo Puschnig vom Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung Volksgruppen, Menschenrechte und regionale Kooperationen. Unter den etwa 25 Gästen waren auch die Vertreter der befreundeten Landsmannschaften und Verbände, die im VLÖ-Verband der altösterreichischen deutschen Landsmannschaften in Österreich zusammenarbeiten, an ihrer Spitze VLÖ-Präsident Norbert Kapeller. Ehrenmitglied Mag. Ludwig Niestelberger. Als Absolvent des Brukenthal-Gymnasiums und als kulturbeflissener Hermannstädter hielt Vereinsobmann Dr. Thomas Ziegler die historisch-fachliche Einführung. In teils launigen Worten und garniert mit der einen oder anderen Anekdote brachte er den Anwesenden die für Siebenbürgen so bedeutende Rolle der historischen Person Samuel von Brukenthal näher. Besonders hob er dabei dessen unerschütterliche Bekenntnis für den protestantischen Glauben hervor und führte aus: „Durch wohlwollende, auch freimaurerische Förderer und durch seine eigenen Fähigkeiten fiel er schließlich der Herrscherin Maria Theresia auf, bei der er augenscheinlich einen derart guten Eindruck hinterließ, dass er zunächst zum Gubernialsekretär ernannt wurde. Trotz des Drängens seiner Berater, doch zum Katholizismus zu konvertieren, opfert er seinen Glauben seiner Karriere mitnichten, wie es 200 Jahre vor ihm in Frankreich der hugenottische Henri Quatre sehr wohl tat, der mit den Worten ‚Paris ist eine Messe wert‘ aus dynastischen Gründen zum Katholizismus übertrat. Nein, er blieb seinem Leitspruch ‚Fidem genusque servabo‘ als überzeugter Protestant treu.“

Seine Standhaftigkeit dürfte ihm am überwiegend katholischen Hof der Kaiserin Maria Theresia eine außergewöhnliche Position verschafft haben. Thomas Ziegler dazu: „Trotzdem stieg er die Sprossen der Ämterhierarchie rasch hoch, wurde Leiter der Hofkanzlei in Wien und schließlich 1777 zum Gubernator des Großfürstentums Siebenbürgen ernannt. In dieser Position konnte er sein Volk sowohl vor den Übergriffen des ungarischen Adels, wie auch vor jenen der Wiener Regierungsbürokratie großteils schützen, bloß gegen die überstürzten Reformen des Maria Theresia nachfolgenden Sohnes Joseph II. kam er nicht an und wurde nach zehn Jahren im hohen Amt von diesem vorzeitig entlassen.“

In Würdigung seines Wirkens am kaiserlichen Hofe erklärt sich auch die Abbildung als Halbrelief auf dem mächtigen Denkmal der Kaiserin am Museumsplatz in Wien. Dass Brukenthal neben seinem politischen Wirken für Siebenbürgen in Mitteleuropa auch kulturell Spuren hinterließ, zeigen die weiteren Inhalte der Ausstellung anschaulich und wurde von den Anwesenden mit großem Interesse erörtert und in manchem Gespräch durch persönliche Sichtweisen ergänzt.

Zwar klang der Eröffnungsabend bei einem Glas Sekt und Snacks ganz im Sinne des „Brückenbauers“ Brukenthal bei einem gegenseitigen Gedankenaustausch aus, doch sollte die Ausstellung weitere Interessierte bis zum Ausstellungsende am 27. Februar anziehen. Zu unserer großen Freude beehrte uns Dr. Ulrich Habsburg-Lothringen mit seinen Cousinen Ulrike und Elisabeth mit ihrem Besuch. Man könnte sagen: Im Jahr 2024 war Samuel von Brukenthal nicht nur in Wien, sondern er traf auch mit einem Vertreter des ehemaligen Kaiserhauses Habsburg zusammen.

Reinhard Frank

Schlagwörter: Wien, Ausstellung 07Brukenthal, Ziegler

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