27. Januar 2011

Zum Ableben des Botschafters a. D. Dr. Klaus Terfloth

Botschafter kommen und gehen – auch nach Bukarest. Die meisten verrichten gewissenhaft ihren Job, die wenigsten bringen sich so ein, dass sie nicht vergessen werden. Zu den in der Nachkriegszeit prägenden deutschen Botschaftern in Bukarest gehört zweifellos Dr. Klaus Terfloth, der sich nicht nur in der Wendezeit 1989/1990 als herausragender Repräsentant seines Landes im vor- und nachrevolutionären Rumänien eingesetzt, sondern sich auch für die deutsche Minderheit des Landes und ihr kulturelles Erbe mit ungewöhnlichem Elan engagiert hat. Dr. Terfloth ist – wie der Redaktion erst kürzlich bekannt wurde – am 24. November 2010 in Bonn gestorben, sein Wirken in Rumänien aber bleibt zeitlos.
Klaus Terfloth wurde am 20. Mai 1929 in Düsseldorf geboren und trat nach dem Studium der Rechtswissenschaften (1948-1953) und der Promotion zum Dr. jur. (1953) in den diplomatischen Dienst des Auswärtigen Amtes. 1959 wurde er zum Konsul ernannt, 1965 zum Legationsrat und 1969 zum Leitenden Legationsrat befördert. 1973 ernannte ihn der Bundespräsident zum Botschafter in Yangon (früher Rangun), der Hauptstadt von Myanmar (früher Birma). 1975 wurde er Leiter des Pressereferats im Auswärtigen Amt, 1977 als Botschafter nach Tunesien entsandt. Zwischen 1980 und 1984 war Terfloth Botschafter in Karachi (Pakistan), danach von 1984 bis 1988 in Helsinki. Am 9. Januar 1989, dem Geburtstag seiner Frau, mit der er drei Kinder hatte, trat er den Posten in Bukarest an, am 1. Juli 1992 nahm Dr. Terfloth seinen Abschied aus dem diplomatischen Dienst.

Gefragt, welches für ihn das schönste Erlebnis seiner dreieinhalbjährigen Amtszeit in Rumänien war, antwortete er bündig: „Das war der 22. Dezember 1989, den ich in Bukarest erlebt habe.“ Botschafter Terfloth hat sein Land in dieser turbulenten Zeit würdig vertreten. Noch unter dem Ceaușescu-Regime setzte er sich für die Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben ein, als „erster Botschafter, der die deutsche Minderheit hier entdeckt hat als ein Ziel, dem sich die deutsche Diplomatie zuwenden sollte“, wie der Forumsvorsitzende Paul Philippi bei Terfloths Verabschiedung 1992 herausgestrichen hat. Er intervenierte beispielsweise persönlich beim Premierminister in der Frage der Rückgabe von den Kommunisten beschlagnahmten Eigentums.

Dr. Klaus Terfloth ...
Dr. Klaus Terfloth
Terfloth handelte den deutsch-rumänischen Vertrag über freundschaftliche Zusammenarbeit und Partnerschaft in Euro­pa mit aus, der am 21. April 1992 in ­Bukarest von den Außenministern Genscher und Năstase unterzeichnet wurde. Man geht wohl nicht fehl, wenn man ihm den schönen Satz in der Präambel zuschreibt, „dass die deutsche Minderheit in Rumänien einen wertvollen und unverwechselbaren Beitrag zum Leben der rumänischen Gesellschaft geleistet hat und weiterhin leistet und somit eine natürliche Brücke zwischen beiden Völkern begründet“. Artikel 15 und 16, die – was damals noch gar nicht so selbstverständlich, vielmehr eine Pionierleistung war – den Schutz der deutschen Minderheit verankern und Artikel 19 über den Schutz ihres Kulturgutes dürften auch von Terfloth inspiriert worden sein. Sein Engagement für die deutsche Minderheit und die Erhaltung der von ihr geschaffenen Werte erklärte Terfloth in einem dem „Neuen Weg“ 1992 gewährten Interview schlicht, aber überzeugend: Es sei für ihn eine große Überraschung gewesen, „dass eine Minderheit von Menschen in einer Umgebung, in der sie seit Jahrhunderten fast isoliert lebte, in der Lage gewesen ist, nicht nur ihre Eigenart so klar zu erhalten, sondern auch für ihre Zahl so überdurchschnittlich bedeutende Erzeugnisse hervorzubringen, sowohl materiell wie auch geistig gesehen. Das ist ein ganz ungewöhnlicher Fall von geistiger, kultureller Präsenz, der mir große Achtung abnötigt.“

Schöner kann man nicht erklären, warum sich Terfloth – für einen Botschafter völlig ungewöhnlich – nach seinem Ausscheiden aus dem Amt um die Nachhaltigkeit seines Wirkens vor Ort bemüht hat: Er gründete die Stiftung „Deutsches Kulturerbe in Rumänien“, um für dessen Erhalt Gelder sammeln und sinnvoll einsetzen zu können. Die „Terfloth-Stiftung“, wie sie alle nannten, konnte nicht das große Kapital anhäufen, das sich der scheidende Botschafter erhofft hatte, immerhin aber viele größere und kleinere Aktionen zur Sicherung von Baudenkmälern, Orgeln und anderen wertvollen Kulturgütern unterstützen. Zu den bleibenden Ergebnissen ihrer Arbeit gehören: die Restaurierung des Schuller-Hauses in Mediasch, die Restaurierung der Pestsäule in Temeswar, Rettungsmaßnahmen in Deutsch-Weißkirch, Hamruden und Holzmengen, die Restaurierung und Neueinrichtung des Adam Müller-Guttenbrunn-Museums in Guttenbrunn. In Rumänien wurde die Arbeit in Absprache mit der Stiftung von einem gleichnamigen Verein koordiniert, dessen Vorsitzender Dr. Gerhard Schullerus war. Auch wenn die Mittel der Stiftung heute weitgehend verbraucht sind, da sie sinnvoll eingesetzt wurden, bleibt das Engagement von Dr. Terfloth, bleibt sein Wirken für die Siebenbürger Sachsen und ihre kulturelle Hinterlassenschaft unvergessen.

Konrad Gündisch

Schlagwörter: Verbandspolitik, Rumänien, deutsch-rumänische Beziehungen, Nachruf

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Neueste Kommentare

  • 02.02.2011, 16:53 Uhr von Curonus: Terfloth hat sich auch als Botschafter in Pakistan (in Islamabad, nicht in Karachi) sehr engagiert. ... [weiter]

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