2. November 2023

Zwei Siebenbürger Sachsen erfolgreich beim Berglauf über die Alpen

Transalpine-Run (TAR) heißt einer der anspruchsvollsten mehrtägigen Berglaufwettbewerbe, der in Europa organisiert wird. Ein Zweier-Team, bestehend aus Uwe Kauntz (47) und Reinhold Kraus (66), ist an sieben aufeinanderfolgenden Tagen 228 Kilometer, und dabei 12 250 Höhenmeter (Hm) hoch und 11.810 Hm hinunter, in insgesamt 49 Stunden gelaufen, aus Österreich durch die Schweiz nach Italien.
Uwe Kauntz (links, 47) und Reinhold Kraus (66) am ...
Uwe Kauntz (links, 47) und Reinhold Kraus (66) am Ziel!
Als der Sprecher beim letzten Zieleinlauf in Prad am Stifsenjoch ankündigte, dass das Team „Die Siebenbürger“ als Finisher die Ziellinie überquert, war die Freude riesig. Uwe wohnt in Kirchheim bei München und ist in Donnersmarkt geboren. Er gründete in München einen Hindernislauf Verein (OCR Munich eV), ist Trainer und selbst ein erfolgreicher Hindernisläufer. Ich wohne in Geretsried und bin in Mediasch geboren. Seit vielen Jahren leidenschaftlicher Hobbybergsteiger und Orientierungsläufer. Das Wissen, dass unsere Familien und Freunde unseren Zieleinlauf in Echtzeit mitverfolgten, steigerte unseren Ehrgeiz. Dass wir sogar auf Platz 14 von 28 Mannschaften in unserer Kategorie „Senior Master Men“ (beide Läufer mussten zusammen 100 Jahre alt sein) den Lauf gemeistert haben, erfüllt uns mit Stolz und Zufriedenheit. Elf Mannschaften unserer Kategorie sind ausgeschieden, weil sie das Zeitlimit nicht einhielten.

Als Uwe, mein Cousin, mich vor zehn Monaten zu diesem Lauf einlud, stellte ich mir die Frage: „Wie soll das gehen, mehrere Tag hintereinander, mit nur einigen Stunden Regenerationszeit solch große Leistungen zu bringen?“. Also fast jeden Tag einen Marathon und 1700 bis 2550 Höhenmeter täglich unter Zeitdruck? Das Zauberwort heißt Training. Dazu gehört: Ausdauertraining, ca. 10-15 Stunden die Woche, Tempoläufe, Krafttraining, Ganzkörpertraining (z.B. Pilates, Yoga, Fitnessstudio). Um die Dauerbelastung zu trainieren, haben wir an jeweils drei Tagen pro Woche hintereinander je 30-40 Laufkilometer täglich bewältigt. Währenddessen testeten wir das Tempo, die Ausrüstung und die Nahrung.

Am 8. September 2023 starteten wir in Lech am Arlberg in Österreich zusammen mit andern 556 Athleten aus aller Welt, in denen 34 Nationen vertreten waren. Der erste Tag mit 33 km, 1800 Hm hoch und 1930 Hm runter, war kein leichter. Zu der körperlichen Belastung gesellten sich die Emotionen, die Zweifel, ob man das geforderte Tempo einhalten kann. Die Sonne brannte, im hochalpinen Gelände waren wir ihr ganz ausgesetzt. Das blieb die ersten vier Tage so. An jedem Bachlauf kühlten wir unsere Muskeln und den Kopf. Ziemlich geschafft, erreichten wir das Ziel, das wir immer gemeinsam als Team überqueren mussten. Leichter Optimismus keimte in uns auf. Am zweiten Tag 31 km, 1450 hoch und 1400 Hm runter, lief es schon besser, wir erreichten unter sechs Stunden das Ziel. Am dritten Tag waren 42 km mit 2550 Hm hoch und 2320 Hm runter zu bewältigen, zum Teil im schwierigen hochalpinen Gelände. Nach ca. zwei Stunden trat ich beim Bergablaufen neben den Pfad und stauchte mir das linke Knie, konnte aber mit leichten Schmerzen das Ziel nach 10:35 Stunden erreichen. Es folgte eine sehr kurze schlaflose Nacht.

Das "Siebenbürger"-Team freut sich über die ...
Das "Siebenbürger"-Team freut sich über die erfolgreiche Teilnahme am Alpenlauf: Uwe Kauntz (links, 47) und Reinhold Kraus (66).
Um 4.00 Uhr klingelte der Wecker, um 6.00 Uhr standen wir am Start, um die vierte Etappe 41 km, 1600 Hm hoch und 1900 Hm runter zu laufen. Alles ging gut! Nachdem wir das erste Zeitlimit rechtzeitig erfüllt haben, war ich wie beflügelt und wir erreichten nach genau neun Stunden das Ziel. Vor Freude habe ich die Ziellinie mit einem „Ballettsprung“ überquert. Am nächsten Tag krochen wir zum Spaß auf allen vieren über die Ziellinie. Wegen Gewittergefahr wurde die fünfte Etappe abgesagt und ein Alternativlauf angeboten: 7,5 km und 950 Hm, die wir mit Uwe in 1:32 Stunden schafften. Unsere Zuversicht, den Transalpine-Run erfolgreich zu beenden, stieg. Die sechste Etappe mit 35 km, 2250 Hm hoch und 2000 Hm runter verlief auch gut. Der letzte Tag stand an. Unserer Devise war, konzentriert zu bleiben. Kraft war noch genug da, das Knie spürte ich zwar, aber der Schmerz war ertragbar. Die vielen Ermutigungen und das zugesprochene Vertrauen: „Ihr schafft das“ beflügelten uns. Somit wurde die letzte Etappe mit 40 km, 1.650 Hm hoch und 2.200 Hm runter, unsere schnellste. Die bewältigten wir mit einem Schnitt von 10,5 Minuten pro Kilometer. Kurz vor dem Ziel schlugen unsere Herzen schon schneller, mit dem Adonis-Wimpel in der Hand überquerten wir die Ziellinie, die Arme in die Höhe gerissen, mit feuchten Augen. Sigi, Uwes Ehefrau, hängte uns die Finisher-Medaille um den Hals. „Wir haben es geschafft!“ gab ich mit großer Genugtuung in den sozialen Medien bekannt. Auf der Finisher-Party fiel mir Udo Jürgens Schlager ein: „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“. Ich war der zweitälteste Teilnehmer dieses TAR.

Ein Fazit: Es ist vieles möglich, wenn man es wirklich will und alles dafür tut. Erstaunlich, was der Körper sich alles merken kann und zu welchen Leistungen er fähig ist. Der Lohn ist Zufriedenheit mit sich selbst, die Anerkennung und der Stolz, die Alpen in einer Woche laufend überquert zu haben. Die Webseite des Wettbewerbs: transalpine-run.com. Wir, Uwe und Reini, das Team „Die Siebenbürger“ möchten uns bei allen Familienmitgliedern, Freunden, Adonis- und Mitglieder der Sektion Karpaten, bei allen Unterstützern, für das Mitfiebern, die Ermutigungen und Gratulationen bedanken.

Reinhold Kraus

Schlagwörter: Sport, Alpen, Wettbewerb

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