5. Februar 2024

Siebenbürgische Kantorei sang beim 36. Siebenbürgischen Kirchentag in Ingolstadt

„Singt Swarowski!“ war eine von vielen plastischen Anweisungen der Dirigentin Andrea Kulin. Will heißen, klar und hell, ohne unser sächsisches dunkles A. Andrea ist eine Meisterin im Beschreiben und Umschreiben ihrer musikalischen Angaben, die aber immer so formuliert sind, dass wir, Chorleute, sie verstehen und umsetzen können. Spätestens wenn wir im Konzert ein Stück gesungen haben, Andrea uns anstrahlt und als Anerkennung die Hände faltet, wissen wir, dass doch einiges hängengeblieben ist von dem, was sich die Dirigentin gewünscht hat.
Die Siebenbürgische Kantorei bei der Probe Fotos: ...
Die Siebenbürgische Kantorei bei der Probe Fotos: Georg Hutter
Ja, unsere Auftritte haben erstaunlich gut geklappt, obwohl die Umstände nicht gerade ideal waren für Proben und Auftritte.

Es begab sich am Samstag, dem 7. Oktober 2023, als sich die Chormitglieder auf den Weg nach Ingolstadt machten (lesen Sie einen Bericht über den 36. Siebenbürgischen Kirchentag in der SbZ Online). Die Herberge zu finden war nicht schwer, aber da war kein Wirt, der uns Einlass gewähren konnte. Wir mussten uns mit Geheimzahlen und Maschinen plagen und uns schließlich selbst „einlassen“. Die erste Hürde war somit genommen.

In Chorkleidung, schwarz gewandet und mit bunten Schals, fanden wir uns pünktlich um 17:00 Uhr in der Sportgaststätte zur ersten Probe ein. Hier freuten wir uns über offene Türen und freundliche Wirtsleute. Wer fehlte, war unsere Dirigentin, die sich noch den Weg bahnen musste auf überbevölkerten Fahrwegen. Doch uns war das Glück hold, denn Ilse Abraham, Chormitglied und selbst Chorleiterin, nahm sich unser an. So ölten wir schon mal unsere Stimmen und probten erste Lieder.

Gut präpariert konnte uns Andrea schließlich übernehmen und auf den Auftritt am Abend vorbereiten. Die Speisung danach wurde zu einer Geduldsprobe. Wer reist denn heute noch mit Brot, Äpfeln und Nüssen im Tornister? Besser wäre es. Denn es dauerte und dauerte bis zwei Bedienungen einen großen, vollen Saal versorgten.

Die Abendveranstaltung begann deshalb deutlich später als geplant. Unser erster Auftritt mit Mundartliedern von Fritz Schuller in Sätzen von Franz Xaver Dressler erfreute das Publikum. Viele bewegten ihre Lippen und sangen leise mit.

Grußworte, wohl eher Vorträge, und ein Theaterstück in Mundart - ein Lob den Darstellern! - folgten. Es näherte sich die Mitternachtsstunde, als die Cantores, müde von des Tages Plagen, ihre letzten Lieder singen durften. Es war erstaunlich, dass das Publikum (einige ältere Herrschaften hatten sich verständlicherweise bereits zurückgezogen) noch aufmerksam zuhören konnte.

Höchste Zeit also, sich wieder in die Herberge zu begeben und ein paar Stündchen zu schlafen, um für die Herausforderungen des nächsten Tages gerüstet zu sein.

Um elf Uhr sollte der feierliche Festgottesdienst in der St. Markuskirche in Ingolstadt stattfinden, mit musikalischer Begleitung durch die Kantorei. Aber wo einsingen und proben? Die Kirche war besetzt bis kurz vor elf und ein Gemeindesaal stand nicht zur Verfügung. Draußen? Es war kalt und die Jacken waren im Auto. Ach! In freier Natur, unter Kastanien- und Birkenbäumen probten wir uns schließlich warm. „Das ist Harakiri, was wir hier machen, aber wir schaffen das“, formulierte Andrea treffend.
Die Siebenbürgische Kantorei beim 36. Kirchentag ...
Die Siebenbürgische Kantorei beim 36. Kirchentag in Ingolstadt
Wahrlich, sie behielt recht. Wir haben es geschafft. Ihr Gebot „Rausgucken!“ haben wir beherzigt und sind ihrem Dirigat nicht blind, sondern mit offenen Augen gefolgt. „Die 8. Todsünde ist, nicht rauszugucken, zumindest für Chorsingende“, hatte uns die Dirigentin im Vorfeld im Stadtpark augenzwinkernd erklärt. Stücke von Komponisten aus Siebenbürgen und dem Banat (Heinz Acker, Guido von Pogatschnigg, Paul Richter und Kurt Martin Scheiner) waren im Gottesdienst zu hören und begleiteten auch das Abendmahl.

Im Anschluss an den Gottesdienst wurden alle Teilnehmer mit Brötchen bewirtet („Wir haben seit acht Uhr Brötchen geschmiert“, gestand die Nachbarmutter der Kreisgruppe). Und die Blasmusik spielte zum Ausklang im Kirchhof.

Unser großer Dank gilt dem Veranstalter, der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD e.V. – Hilfskomitee, die auch Sponsorin der Kantorei ist. Ebenso der Kreisgruppe Ingolstadt mit ihrem Vorsitzenden Manfred Binder, der zusammen mit seiner Frau Ingeborg und vielen Helfern und Helferinnen diese Mammutveranstaltung auf die Beine gestellt hat.

Nicht zuletzt danke ich im Namen der Chorschar unserer kompetenten Oberhirtin Andrea Kulin, die nie die Orientierung verliert und uns auf sicheren musikalischen Pfaden geleitet hat, und ebenso unserem umsichtigen Oberhirten Georg Hutter, der schaut, dass wir uns auch außerhalb der Proben nicht verlaufen...

Annette Königes

(Beilage "Kirche und Heimat", Siebenbürgische Zeitung, Folge 1 vom 15. Januar 2024, S. 9 und 10)

Schlagwörter: Kirchentag, Kirche und Heimat, Siebenbürgische Kantorei

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