"Miteinander und füreinander"

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lucky_271065
schrieb am 29.09.2011, 07:39 Uhr
Ich frage mich schon auch manchmal, wie lange sich unsere ausgewanderten Landsleute als Siebenbürger Sachsen fühlen, bekennen und auch betätigen werden. Eine rhetorische Frage? Diskussionsanzätze dazu hat es auf diesem Forum ja schon gegeben.
Henny
schrieb am 29.09.2011, 10:17 Uhr (am 29.09.2011, 10:18 Uhr geändert).
@Lucky, solang ich lebe bin und bleibe ich eine siebenbürger Sächsin!!! Als solche identifizier ich mich und versuche es auch meinen Mitmenschen begreiflich zu machen.

Dies Thema hast du so oft angeschnitten aber zu einem, für dich zufriedenstellenden Ergebnis, bist scheinbar noch nicht gekommen sonst würdest du es nicht so oft aufgreiffen.

Die Kids die hier geboren oder hier aufgewachsen sind werden irgenwann mal sagen "meine Eltern kamen aus Siebenbürgen" ob sie sich verbunden zu ihrem Geburtsort fühlen, wage ich zu bezweifeln.

That's life... das du immer wieder in diesem "Topf" rumstocherst, ist mir unbegreiflich.
getkiss
schrieb am 29.09.2011, 10:19 Uhr
Ich frage mich schon auch manchmal, wie lange sich unsere ausgewanderten Landsleute als Siebenbürger Sachsen fühlen, bekennen und auch betätigen werden.

Ja, wenn das nur manchmal wäre, könnte man es verstehen.
Sie fragen aber ziemlich oft. Entweder ob die sich im "Ausland" wohl fühlen, andermal ob Sie sich noch zu ihrem Siebenbürgen bekennen, andermal wie sie sich betätigen/betätigen werden.

Eine rhetorische Frage? Diskussionsanzätze dazu hat es auf diesem Forum ja schon gegeben.

Stimmt. Sie haben sich zu diesen Fragen meistens auch skeptisch geäußert, manchmal zu recht.

1. Die Sache steht doch so, wenn Jemand von Rumänien/Siebenbürgen oder von woanders auswandert, dann hat der Betreffende erstmal angenommen ernste Gründe. Niemand zieht grundlos irgendwohin um, nicht einmal in die Nachbarstadt seines Landes, seien es wirtschaftliche, freundschaftliche, verwanschaftliche oder andere Gründe, meinetwegen auch die Zugehörigkeit zur "Masse".

2. Ebenso entscheidet jeder einzelne/ jede Familie für sich selbst, welche Gründe er/sie hat, an dem Geburtsort oder -Land zu bleiben, unabhängig von den nicht vorauszusehenden Folgen.

3. Nun kann es aber auch so sein das jeder einzelne/Familie/Gruppe später zu dem Schluss kommen kann, die vorherige Entscheidung des Auswanderns oder bleibens wäre richtig oder falsch gewesen und dem entsprechend nach einigen Jahren handeln/t.

4. Wenn eine große Bevölkerungsgruppe mehr oder weniger geschlossen ihr Geburtsort/-Land verlässt, bleiben selbstverständlich Spuren ihres Jahrhundertealten Wirkens zurück, bei einigen, wie den "Schwaben", historisch gesehen wenigere, bei den SB Sachsen mehrere. Abhängig von dem "dort sein" sind diese Spuren verschiedenaretig. Selbstverständlich finden sich bei den banater Schwaben keine "Wehrburgen", diese waren seit deren Ansiedlung nicht mehr zeitgemäß. Es gibt bei uns andere "Spuren", wirtschaftlicher/Geist(lich)iger, kultureller Natur als bei den SBS, die im Heimatland andere Wurzeln dieser Natur haben.

5. Nunn kommt man zu der Frage der "Betätigung".
Im Lande Rumänien befinden sich noch Spuren, sowohl der ehemaligen "deutschen Stämme", als auch deren ehemaligen Wirkens.
Was die Erhaltung dieser "Stämme" betrifft, ist die Situation traurig bis hoffnungslos. Im Lande befinden sich vorwiegend alte Leute, die bekommen keinen Nachwuchs. Die wenigen Jungen die verblieben finden entweder keine Partner der selben Volksgruppe, oder bilden gemischte Familie und haben das Problem in welcher Sprache Sie die paar Kinder erziehen. Ob die Variante, die Kinder in eine von Deutschland gesponserte "deutsche" Schule zu schicken Lebensfähig ist muss mann stellen, denn angesichts des Sparzwangs der deutschen Regierung werden womöglich die Mittel zurückgefahren, siehe den Fall des deutschen Konsulats in Temeswar. In diesen Schulen ist die "Pausensprache" schon lange nicht mehr deutsch, sie werden von Bürgern rumänischer Nationalität aus anderen Gründen benutzt. Also wird sich früher oder später die politische Frage stellen, wieso finanziert sowas nicht die einheimische Bevölkerung, bzw. Regierung.
Die wirtschaftliche Außsichten im Ursprungsland sind eingetrübt. Die verloren gegangene Güter kann man realistisch gesehen vergessen.

6. Also stellt sich die Frage: Wozu soll man sich engagieren? Die Marienburg haben schon unsere Ahnen nicht erhalten. Was soll mit den Kirchenburgen nach deren Restaurierung geschehen? Für wen, für was restaurieren?
Für die touristische Nutzung Rumäniens?
Nach dem, was die rumäniesche Regierungen des letzten Jahrhunderts uns angetan, ja noch immer antun?

Ich spende noch immer gerne für die Erhaltung der Kirche wo ich getauft, für den Friedhof wo Ahnen liegen. Mein Elternhaus gehört der Familie längst nicht mehr, die verstaatlichten Güter sind Futsch. Persönlich habe ich keine Gründe zur Rückkehr, allein die Zeit seit ich in Bayern lebe ist länger als die 15 Jahre in Kronstadt.

Doch unsere Enkelkinder werden diese Fragen womöglich anders beurteilen und sagen: "Was gehen mich die rumänische Probleme an, ich habe Selbsterhaltungsprobleme da wo ich lebe, Freunde und Familie habe?"
Und so gerne ich beim letzten Besuch auch in verfallende Türme sächsischer Kirchenburgen stieg, es tut mir Leid für den Verfall, aber auch ich habe seriösere Lebens-Probleme...
Die "alten Steine" sind mir wurscht, ich bitte um Entschuldigung für dieses Gefühl....
seberg
schrieb am 29.09.2011, 11:04 Uhr
Schlimm muss es für Manche sein festzustellen, dass es „unsere ausgewanderten Landsleute als Siebenbürger Sachsen“ nicht mehr gibt...Und das nach dem Kronstadt-Erlebnis!
Henny
schrieb am 29.09.2011, 11:25 Uhr
Seberg, das wäre ja gar net soooooooooo schlimm, schlimmer finde ich wenn sich jemand erdreistet uns ein "schlechtes Gewissen" einreden zu wollen, um vielleicht von den eigenen "Problemen" oder Unzulänglichkeiten abzulenken, sich damit nicht beschäftigen zu müssen.


"Wenn jeder vor seiner Tür kehrt, werden alle Gassen rein."
... schwieriges Unterfangen aber nicht unmöglich in der Ausführung.
seberg
schrieb am 29.09.2011, 11:33 Uhr
Ja, und am schlimmsten sind die Meister in fățărnicie, egal ob bewusst oder unbewusst.
:grumpes
schrieb am 29.09.2011, 13:39 Uhr
Seberg, das haben Sie nun Henny sauber g'sagt.
seberg
schrieb am 29.09.2011, 14:01 Uhr (am 29.09.2011, 14:03 Uhr geändert).
Der Franze hat g'sagt, wer nicht frägt, bleibt dumm. Wer frägt, sagt er, zwar auch, aber doch nicht so.
:grumpes
schrieb am 29.09.2011, 14:25 Uhr (am 29.09.2011, 14:26 Uhr geändert).
Ich will nicht "so dumm" bleiben und frage: Wie dumm sind Sie?
Koi
schrieb am 29.09.2011, 14:31 Uhr (am 29.09.2011, 14:51 Uhr geändert).
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METAMORPHOSE
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@Lucky schrieb:
Ich frage mich schon auch manchmal, wie lange sich unsere ausgewanderten Landsleute als Siebenbürger Sachsen fühlen, bekennen und auch betätigen werden.

Die Frage könnte man auch den dort Verbliebenen stellen !

Eine unumkehrbare Metamorphose hat schon seit langem in unserem kleinen Volk begonnen.

Viele Ausgewanderte werden in Deutschland leben und sich "Deutsch" fühlen.

Wenige werden in Rumänien leben und sich irgendwann "Rumänisch" fühlen.

Jeder hatte die Wahl.

P.S. Herr Lucky, alle wissen warum Sie nach Rumänien zurückgekehrt sind: Es waren mit Sicherheit nicht die edelsten Motive.
lucky_271065
schrieb am 29.09.2011, 17:33 Uhr
@ Koi

Es wundert mich nur, dass manche immer noch nicht begriffen haben, dass ich Siebenbürgen nie wirklich verlassen habe.

Insofern sind alle Kommentare über mein angebliches Zurückkehren purer Nonsens.

Natürlich kann man ähnliche Fragen auch an die in Siebenbürgen verbliebenen Sachsen stellen.

Und ein schlechtes Gewissen will ich persönlich niemandem bescheren. Gerade deshalb nehme ich an, dass jene, die mir dieses vorwerfen, auch ohne meine "rhetorische Frage" irgendwie doch ein schlechtes Gewissen haben. Oder zumindest eine Nostalgie, was ja kein Verbrechen ist.
lucky_271065
schrieb am 29.09.2011, 23:19 Uhr
P.S. Nostalgie leitet sich ab von den griechischen Wörtern νόστος, nóstos (Rückkehr, Heimkehr) und άλγος, álgos (Schmerz).

de.wikipedia.org/wiki/Nostalgie
lucky_271065
schrieb am 30.09.2011, 00:31 Uhr
A propos "sich (gemeinsam) betätigen":

Das 21. Sachsentreffen, das heuer erstmalig in Kronstadt ausgetragen wurde und den 800 Jahren Burzenland gewidmet war, vereinte nicht nur Teilnehmer aus ganz Siebenbürgen, sondern auch aus Deutschland. Vorsitzende der Burzenländer Heimatortsgemeinschaften unternahmen zu diesem Anlass vom 14. bis 23. September eine Dokumentationsreise in die Heimat, wo sie sich aktiv an allen Veranstaltungen, die mit dem Treffen in Zusammenhang standen, beteiligten.

www.adz.ro/karpatenrundschau/artikel-karpatenrundschau/artikel/inhaltsreiche-gespraechsrunden/
lucky_271065
schrieb am 30.09.2011, 00:35 Uhr
@ Getkiss

Die "alten Steine" sind mir wurscht, ich bitte um Entschuldigung für dieses Gefühl....

Vielleicht sprechen diese Verse Dich trotzdem noch an?

Siebenbürgische Elegie

Anders rauschen die Brunnen, anders rinnt hier die Zeit.
Früh faßt den staunenden Knaben Schauder der Ewigkeit.
Wohlvermauert in Grüften modert der Väter Gebein,
Zögernd nur schlagen die Uhren, zögernd bröckelt der Stein.
Siehst du das Wappen am Tore? Längst verwelkte die Hand.
Völker kamen und gingen, selbst ihr Namen entschwand.
Aber der fromme Bauer sät in den Totenschrein,
Schneidet aus ihm sein Korn, keltert aus ihm seinen Wein.
Anders schmeckt hier der Märzenwind, anders der Duft von Heu,
Anders klingt hier das Wort von Liebe und ewiger Treu.
Roter Mond, vieler Nächte einzig geliebter Freund,
Bleichte die Stirne dem Jüngling, die der Mittag gebräunt,
Reifte ihn wie der gewaltige Tod mit betäubendem Ruch,
Wie in grünlichem Dämmer Eichbaum mit weisem Spruch.
Ehern, wie die Gestirne, zogen die Jahre herauf,
Ach, schon ist es September. Langsam neigt sich ihr Lauf.

Adolf Meschendörfer, 1927
Kronstadt, * 8.5.1877, † 4.7.1963
lucky_271065
schrieb am 05.10.2011, 14:02 Uhr
Ein Menschenleben im Zeichen gemeinnützigen Wirkens

Laudatio auf Dipl.-Ing. i. R. Erwin Hellmann anlässlich der Verleihung der Honterusmedaille

Von: Wolfgang Wittstock

Geehrte Anwesende,

es gehört zur Tradition unserer Sachsentreffen, die seit dem Jahr 1991 jährlich stattfinden, in diesem Rahmen die Honterusmedaille jeweils an eine Persönlichkeit zu verleihen, die sich Verdienste um unsere siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft erworben hat. Und da das Sachsentreffen heuer zum ersten Mal im Burzenland stattfindet – im Zeichen des wichtigen Jubiläums „800 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung des Burzenlandes“–, lag es nahe, diesmal als Empfänger dieser Auszeichnung eine Person zu bestimmen, die waschechter Burzenländer ist und die hier im Burzenland ihr Wirken beispielgebend in den Dienst unserer Landsleute gestellt hat.

Wenn man sich nun diese Kriterien vor Augen hält, so gibt es meines Erachtens wohl niemanden unter uns, der es in höherem Maße verdienen würde, heute durch die Verleihung der Honterusmedaille geehrt und gewürdigt zu werden, als eben den, dem meine Laudatio gilt: Diplomingenieur im Ruhestand Erwin Hellmann. Einige Argumente, die diese Feststellung untermauern sollen, will ich im Folgenden anführen.


www.adz.ro/karpatenrundschau/artikel-karpatenrundschau/artikel/ein-menschenleben-im-zeichen-gemeinnuetzigen-wirkens/

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