11. Februar 2023

Dagmar Dusil gewinnt Lesewettbewerb

Den „Themenpreis der Gruppe 48 für Prosa“ für das Jahr 2023 konnte die siebenbürgische Autorin Dagmar Dusil für sich entscheiden. Die „Gruppe 48“ ist eine deutsche literarische Vereinigung mit Sitz in Kiel, die jährlich drei Lesewettbewerbe veranstaltet: den Preis der Gruppe 48, den Förderpreis der Gruppe 48 sowie den Themenpreis der Gruppe 48 in den Kategorien Lyrik und Prosa.
Die Finalistinnen zum Themenpreis für Prosa mit ...
Die Finalistinnen zum Themenpreis für Prosa mit Vertretern der Gruppe 48, Gewinnerin ist die siebenbürgische Autorin Dagmar Dusil (Dritte von rechts). Foto: Heike Mai-Lehni
„Aus gegebenem Anlass: Auf der Flucht“ war das Thema des diesjährigen Themenpreises. Gegenwärtig sind rund 100 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, viele über Staatsgrenzen hinweg, viele aber auch als Binnenflüchtlinge. Das Thema Flucht ist in unseren europäischen Breiten gerade seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wieder aktuell. Weil so gut wie jede und jeder jemanden kennt, der heute oder früher durch Flucht oder Vertreibung seine Heimat verlassen musste, war es der Gruppe 48 ein Anliegen, das Thema Flucht literarisch in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen.

Rund 460 eingesandte Beiträge in Prosa oder Lyrik wurden von der Fachjury bewertet. Die jeweils drei Finalistinnen – Zufall, dass es in diesem Jahr ausschließlich Autorinnen waren – traten in einem spannenden Lesewettbewerb am 5. Februar 2023 auf Schloss Eulenbroich in Rösrath gegeneinander an. Auch einige siebenbürgisch-sächsische Literaturfans wohnten dem Wettbewerb bei.

Die ukrainische Schriftstellerin Natalka Sniadanko leitete den Thementag mit einer Lesung aus ihrem Roman „Der Erzherzog, der den Schwarzmarkt regierte, Matrosen liebte und mein Großvater wurde“ ein. Die aus Lemberg stammende Schriftstellerin, deren Mann sich freiwillig an die Front gemeldet hat, entführte in eine längst vergangene Zeit von der k.u.k-Monarchie bis in die sowjetische Ukraine.
Finalistinnen des Themenpreises für Lyrik und ...
Finalistinnen des Themenpreises für Lyrik und Prosa mit Fachjury und Vertretern der Gruppe 48. Die Gewinnerin im Bereich Prosa ist Dagmar Dusil (mittlere Reihe, Dritte von rechts). Foto: Heike Mai-Lehni
Dagmar Dusil, die aus Hermannstadt stammende und heute in Bamberg lebende Autorin, hat eine Vielzahl von Büchern veröffentlicht. Einer ihrer Bestseller ist „Blick zurück durchs Küchenfenster“. 2017 wurde sie mit dem Dorfschreiberpreis Katzendorf ausgezeichnet, im vergangenen Jahr erhielt sie den Preis für Prosa und Lyrik der Künstergilde Esslingen.

In das Finale des Themenwettbewerbs für Prosa hat es Dagmar Dusil mit der Kurzgeschichte „Kalte Tage“ geschafft. Der Text entstand wenige Wochen nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine, wurde in einem Guss über Nacht geschrieben und kein Komma mehr am Text danach geändert. In eindrucksvoller Weise schreibt die Preisträgerin über ein ukrainisches Kind vom Unterschlupf in der U-Bahnstation, der Flucht mit Mutter und Großeltern in Sicherheit, aber auch dem erst in der Freiheit ausgelösten Trauma an eine schreckliche Zeit. Für die berührende Geschichte erntete die Autorin reichen Applaus und den verdienten Themenpreis. Herzlichen Glückwunsch an Dagmar Dusil zu dieser Auszeichnung.

Rainer Lehni

Schlagwörter: Dusil, Auszeichnung, Literaturpreis

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