12. Mai 2010

Reiseführer für Kunst- und Kulturbewegte durch das südliche Siebenbürgen

Nachdem Arne Franke bereits 2007 ein Buch mit dem Titel „Das wehrhafte Sachsenland. Kirchenburgen im südlichen Siebenbürgen“ (siehe Rezension in Folge 6 der Siebenbürgischer Zeitung vom 15. April 2008, Seite 9) sowie je eine Broschüre über Hermannstadt und Kronstadt veröffentlicht hat, präsentiert er nun einen „kunsthistorischen Rundgang“ durch zehn Städte im südlichen Siebenbürgen. Es sind dies Großenyed (treffender wäre der Ortsname Straßburg am Mieresch oder der rumänische Ortsname Aiud gewesen), Karlsburg, Kronstadt, Elisabethstadt, Fogarasch. Mediasch, Broos, Mühlbach, Hermannstadt und Schäßburg. Dazu verfasste Harald Roth, seit 2008 Referent für Geschichte und Südosteuropa im deutschen Kulturform östliches Europa, den einleitenden historischen Rahmen. Angesichts der Tatsache, dass sich die angesprochenen Touristen in Gebieten und Städten bewegen, die fast ausschließlich Schilder mit rumänischen Orts- und Straßenschildern führen, war es richtig, bei der Erstnennung neben den deutschen Orts- und Straßennamen auch die rumänischen, gelegentlich auch die ungarischen zu nennen.
Der Verfasser Arne Franke ist Kunsthistoriker und Denkmalpfleger, beschäftigt sich hauptberuflich mit Bauforschung und Architekturgeschichte und ist auch als akademischer Reiseleiter tätig. Er hat daher ein geschultes Auge für Bauobjekte und Architekturensembles und weist in seinen Beschreibungen auf das Typische und Wesentliche hin. Seit 1999 beschäftigt er sich neben seinem Spezialgebiet Schlesien mit der Geschichte und Architektur Siebenbürgens. Es bleibt zu hoffen, dass er Nordsiebenbürgen nicht ausklammert.

Vorliegendes Buch bietet Rundgänge durch die genannten Städte. Er möchte, wie der Verfasser hervorhebt, ein Reiseführer für Kunst und Kulturreisende sein. Dementsprechend werden bei jeder Stadt, nach einer kurzen geschichtlichen Einführung auf einem Rundgang, die wichtigsten historischen Denkmäler vorgestellt sowie auf der im Anhang beigegebenen Karte markiert und entsprechend bebildert. Dadurch ist das Buch zugleich ein Bildband. Das Hauptaugenmerk wird auf die einst von Stadtmauern umgebenen Altstadtkerne gerichtet, ohne jedoch die Vorstädte und gelegentlich auch Außenorte zu übersehen. Bei jeder Stadt wird der wichtigste historische Bau ausführlich in einem farbig abgesetzten Kapitel beschrieben – das sind die Kirchenburg von Großenyed, die römisch-katholische Kathedrale von Karlsburg, die Schwarze Kirche und die Bartholmäuskirche von Kronstadt, die armenisch-katholische Kirche von Elisabethstadt, die Burganlage von Fogarasch, das Kirchenkastell von Mediasch, die reformierte und evangelische Kirchen von Broos, die Stadtpfarrkirchen von Mühlbach und Hermannstadt und die Bergkirche von Schäßburg. In grünen Textkästen wird zusätzlich auf historische oder baugeschichtliche Besonderheiten hingewiesen, so zum Beispiel bei Mediasch auf Stephan Ludwig Roth, in Schäßburg auf den Dracula-Mythos, in Hermannstadt auf das ethnographische Museum im Jungen Wald u. a. Die Bauten der südsiebenbürgischen Städte reflektieren auch die engen Beziehungen zwischen dem Karpatenland und der Kunstlandschaft des mittelalterlichen und neuzeitlichen Mitteleuropa. Wertvolle ergänzende Informationen enthält der Anhang: Stadtkarten, Kurzbiographien der wichtigsten in den Einzelbeschreibungen erwähnten Persönlichkeiten, ein Glossar mit Erklärungen der gebrauchten Fachausdrücke, ein Ortsverzeichnis mit deutsch-rumänischer Ortskonkordanz und touristische Hinweise sowie benutzte und weiterführende Literatur.

Das Buch befolgt die Zielsetzungen des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Potsdam, das sich für eine kritische und zukunftsorientierte Auseinandersetzung mit der Geschichte jener Gebiete im östlichen Europa engagiert, in denen früher Deutsche gelebt haben bzw. heute noch leben. Frankes Reiseführer macht den Besucher auf eine Städtekultur aufmerksam, die hauptsächlich von den Sachsen geschaffen worden ist. Es ist ein wichtiges kulturelles Erbe, das besonders durch die 2007 erfolgte Aufnahme Rumäniens in die EU und im selben Jahr durch die Wahl Hermannstadts zur Kulturhauptstadt Europas die Chance bot, „Siebenbürgen als alten Teil Mitteleuropas wieder in Erinnerung zu rufen und ein differenziertes Bild des ganzen Landes zu zeigen.“ Damit im Zusammenhang wurde eine Reihe von denkmalpflegerischen Arbeiten durchgeführt, auf die der Band aufmerksam macht.

Michael Kroner



Arne Franke: „Städte im südlichen Siebenbürgen. Zehn kunsthistorische Rundgänge.“ Mit einer historischen Einführung von Harald Roth. Deutsches Kulturforum östliches Europa. Potsdam 2010, 362 Seiten, ISBN 978-3-936168-42-6, Preis: 19,80 Euro.

Schlagwörter: Rezension, Siebenbürgen, Kunst, Kultur, Architektur

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Neueste Kommentare

  • 16.05.2010, 18:59 Uhr von Knobler: Ich habe das Buch inzwischen gekauft. Es ist wirklich sehr informativ und die Rundgänge kann man am ... [weiter]
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