Vor 120 Jahren kam ein junger Musiker aus Berlin nach Mediasch: Hermann Kirchner. Es war der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte eines Künstlers, der wie kaum ein anderer das musikalische Leben der Siebenbürger Sachsen bereichert und ihnen mit seinen Liedern auf Mundartgedichte einen neuen Schatz vermacht hat

Auf ein Gedicht seines Freundes Carl Martin Römer mit dem Titel "Bäm Hontertstreoch" (Beim Holderstrauch) komponierte Kirchner eine so eingängige Weise, dass sie bald den Erdball umrundete und nicht nur von den Sachsen, sondern zeitweilig auch von den Deutschen, Rumänen, Engländern und Russen als eigenes Volkslied "reklamiert" wurde. Ja sogar aus dem fernen Japan ist eine eigene Version des Liedes verbürgt, wenn auch leider nicht bekannt.

Kirchner, der sieben Jahre in Mediasch als Musikdirektor wirkte und später in Hermannstadt und schließlich als Professor am Bukarester Konservatorium tätig war, hat nicht nur sächsische Männerchöre in Mediasch, Hermannstadt und Bukarest geleitet, sondern auch den Chor des rumänischen Arbeitervereins (später George Dima Chor) und den Chor der orthodoxen Seminarschüler in Hermannstadt. In seiner Bukarester Zeit war er ein regelmäßiger persönlicher Gast der Königin Carmen Sylva, mit der er vierhändig am Klavier spielte. Kirchner hat den Gedanken der Völkerverständigung ganz selbstverständlich und unspektakulär vorgelebt, in einer Zeit, als die Europäer sich gerade für den großen Schlagabtausch rüsteten.

Die evangelische Kirchengemeinde, das Demokratische Forum der Deutschen aus Mediasch und die Stadtverwaltung sowie die Familie Römer ehren zusammen mit der Heimatgemeinschaft Mediasch (HG Mediasch), auf die die Initiative für dieses Vorhaben zurückgeht, zwei verdiente Bürger aus unserer Stadt.

Sie setzen eine Aktion fort, die mit den Gedenktafeln für Adolf Haltrich, Willi und Fred Folberth im Jahre 2012 begann. Wir wünschen uns, dass damit eine Art "Tradition" begründet wird, so dass in Zukunft auch andere verdiente Mitbürger geehrt werden können. Die HG Mediasch nimmt gerne Vorschläge entgegen, sie freut sich auch, wenn solche Aktionen von den Familien mitgetragen werden, wie es in beiden genannten Beispielen der Fall war.

Zu der Feier mit anschließendem Empfang im evangelischen Gemeindehaus sind alle Interessierten herzlich eingeladen.

Hansotto Drotloff