20. November 2021

Reger Erfahrungsaustausch bei der Herbstsitzung des Bundesvorstands

Das Kultur- und Gemeinschaftsleben der Siebenbürger Sachsen wacht langsam wieder auf. Der Bundesvorstand des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland beriet in seiner Herbstsitzung am 5. November, im Vorfeld der Tagung mit den Kreisgruppenvorsitzenden in Dinkelsbühl, über das Verbandsleben auf Bundes-, Landes- und Kreisgruppenebene und darüber, wie diese Tätigkeiten in der aktuellen Lage neu belebt werden können.
Bundesvorstand tagte in Dinkelsbühl. Foto: Detlef ...
Bundesvorstand tagte in Dinkelsbühl. Foto: Detlef Schuller
Rainer Lehni begrüßte im Kleinen Schrannensaal in Dinkelsbühl die Teilnehmer dieser ersten Bundesvorstandssitzung, die nach zwei Online-Sitzungen und eineinhalb Jahren wieder als Präsenzveranstaltung stattfand. Er sagte: „Wir hatten alle gedacht und gehofft, dass diese pandemischen Zeiten schnellstens vorbei sind. Es wird sich wohl noch hinziehen, auch wenn sich das Leben, einschließlich unser Vereinsleben, langsam normalisiert.“

Lehni verwies auf Veränderungen im Bundesvorstand, die seit der letzten Sitzung eingetreten sind: Im Juni 2021 wurde Helmuth Gaber zum neuen Vorsitzenden der Landesgruppe Niedersachsen/Bremen gewählt. Seit dem 30. Oktober 2021 ist Helge Krempels neuer Vorsitzender des Siebenbürgischen Kulturzentrums Schloss Horneck (SKSH). Ilse Welther, Vorsitzende des HOG-Verbands, wurde am 31. Oktober wiedergewählt. Bundesvorsitzender Rainer Lehni gratulierte den drei Vorsitzenden recht herzlich.

Ein besonderer Dank ging an Volkmar Gerger, bisheriger Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen/Bremen, der als Gast an der Bundesvorstandssitzung teilnahm. Lehni dankte ihm für den Einsatz im Lauf von 18 Jahren. Er hatte übrigens 2017, am Rande der 60-jährigen Patenschaftsfeier des Landes Nordrhein-Westfalen für die Siebenbürger Sachsen im Düsseldorfer Landtag, im Gespräch mit Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, einen Heimatpreis des Landes NRW angeregt. Der Heimatpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für die Siebenbürger Sachsen wurde tatsächlich ins Leben gerufen und sollte schon 2020 vergeben werden, teilte der Bundesvorsitzende mit. Die Verleihung wurde verschoben und soll nun durch die Heimatministerin Scharrenbach am 31. März 2022 erfolgen. Als Preisträger stehen fest: Turm der Erinnerung – Adele Zay Verein, Haus Siebenbürgen Alten- und Pflegeheim und Kreisgruppe Drabenderhöhe; Schiller-Verlag Hermannstadt, Orgelbauer Hermann Binder aus Hermannstadt.

An die Verstorbenen der letzten Monate wurde in einer Gedenkminute ­erinnert: Dr. Wolfgang Bonfert, Ehrenvorsitzender unseres Verbandes; Hannes Schuster, ehemaliger Chefredakteur der Siebenbürgischen Zeitung und Bundesvorstandsmitglied; Pfarrer i.R. Kurt Franchy, langjähriger Vorsitzender des Hilfskomitees und Bundesvorstandsmitglied; Stephanie Kepp, ehemalige Mitarbeiterin der Bundesgeschäftsstelle und langjährige Aktive in der SJD; Dr. Heinrich Plattner, ehemaliger Bundesrechtsreferent.

Einführend hielt Pfarrer i.R. Hans Schneider, stellvertretender Vorsitzender der Gemeinschaft evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben (Hilfskomitee), ein kurzes geistliches Wort.

Aus dem Bundesvorstand

Das reguläre Verbandsleben habe pandemiebedingt weitgehend bis Mai 2021 geruht, berichtete Lehni. Einige Tätigkeiten seien digital durchgeführt worden, ein großer Erfolg sei der Digitale Heimattag gewesen, wofür allen Mitwirkenden gedankt wurde.

Lehni sagte: „Das reguläre Verbandsleben nimmt seit Mai-Juni langsam wieder Fahrt auf, vor allem nach der Sommerpause und gerade jetzt in den Herbstmonaten. Ich kann nur dazu ermuntern, unter Einhaltung aller Regeln, den Mitgliedern etwas anzubieten. Es ist auch unter den jetzt wieder steigenden Zahlen einiges möglich. Man sollte sich auch etwas trauen, allerdings muss das jede Kreisgruppe für sich entscheiden.“

Einen regelmäßigen Austausch pflegt der Bundesvorsitzende zum Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung, Dr. Bernd Fabritius, der auch Ehrenvorsitzender des Verbandes ist. Durch Kontakte zur zukünftigen neuen Regierung in Berlin wolle man die Bedeutung dieses Amtes stärken und hege die kleine Hoffnung, dass die neue Ampelkoalition Dr. Bernd Fabritius im Amt belassen werde, unabhängig von dessen Parteizugehörigkeit, sagte Lehni. In Nordrhein-Westfalen löste Hendrik Wüst am 27. Oktober Armin Laschet als Ministerpräsident ab. Dem neuen Ministerpräsidenten des Patenlandes hat Lehni bereits gratuliert und hofft auf eine ebenso gute Zusammenarbeit wie mit Laschet.

Aus den Landesgruppen

Zu Bayern berichtete Christa Wandschneider, die Frauenreferentin von Bayern, in Vertretung von Werner Kloos dem Vorsitzenden des Landesverbands Bayern, über das Verbandsleben, u.a. die Neuwahlen in der Kreisgruppe München. Hier finden kleinere Veranstaltungen statt. Größere werden nach wie vor abgesagt.

Auch in Baden-Württemberg mussten die Frühlingsbälle, Sommer- und Grillfeste abgesagt werden, ebenso die Stuttgarter Vortragsreihe, berichtete Michael Konnerth, stellvertretender Bundesvorsitzender und Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg. Die in den Kreisgruppen geplanten Vorstandswahlen und Jubiläen wurden bis auf weiteres verschoben. Die Herbstsitzung des Landesvorstands fand endlich wieder als Präsenzveranstaltung statt. Die Landesgeschäftsstelle in Stuttgart hat die Verwaltung der Mitgliedsbeiträge der Landesgruppe Rheinland-Pfalz – Saarland erfolgreich übernommen.

Rainer Lehni kündigte an, dass die Landesgruppe Nordrhein-Westfalen ihre vom letzten Jahr verschobene 70-Jahr-Feier am 3. September 2022 in Schwerte zelebrieren werde. Ebenfalls zu ihrem 70. Jubiläum wird die Landesgruppe im November 2021 eine Online-Veranstaltung auf YouTube mit Grußworten aus Politik und Kreisgruppen bieten. Die meisten Kreisgruppen wollen ihre diesjährigen Adventsfeiern abhalten, sogar zwei Bälle sollen stattfinden. Fast alle Kreisgruppen planen für 2022 wieder Präsenz-Veranstaltungen.

Aus Hessen berichtete die Landesvorsitzende Ingwelde Juchum, die auch stellvertretende Bundesvorsitzende ist. An der Zentralen Kulturveranstaltung des Landesverbands Hessen am 23. Oktober 2021 im Bürgerhaus in Erzhausen nahmen 90 Gäste teil, wobei die Ausstellung „70 Jahre Verband der Siebenbürger Sachsen“ großen Anklang fand. Dass sich der organisatorische Aufwand gelohnt hat, zeigten auch die vielen Zuschauer aus aller Welt, welche die Kulturveranstaltung online miterlebten.

In Niedersachsen/Bremen will der neue Landesvorsitzende Helmuth Gaber mit Elan und voller Zuversicht Kontakte zu allen Kreisgruppen aufnehmen und beim Wiederbeleben des Verbandslebens helfen. In der Landesgruppe Hamburg/Schleswig-Holstein gibt es nur zaghafte, kleine Veranstaltungen. Der Kontakt zu den Mitgliedern geschieht hauptsächlich über Telefon. In der Landesgruppe Berlin/ Neue Bundesländer fanden seit 2019 keine Treffen mehr statt.

Berichte der Referenten

Die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) feierte ihr 35. Jubiläum pandemiebedingt als geschlossene Gesellschaft. Die Feier war durchaus erfolgreich, sagte Dr. Andreas Roth, stellvertretender Bundesvorsitzender, der den Bundesvorstand bei dieser Veranstaltung vertreten hat.

Robert Sonnleitner berichtete über die Aktivitäten des Internetreferats, das sich um die beiden letzten Digitalen Heimattage sehr verdient gemacht hat. Durch die vielen Livestreams gingen die Einschaltquoten des Siebenbuerger.de-Kanals auf YouTube in die Höhe. Livestreams sollen auch bei zukünftigen Heimattagen vor Ort verstärkt angeboten werden.

Die Carl Wolff Gesellschaft, vertreten durch ihren Vorsitzenden Reinhold J. Sauer, berichtete über die gute Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wirtschaftsclub Siebenbürgen, mit dem ein Werbefilm zur Wirtschaftsregion Siebenbürgen erstellt wurde. Wie Pfarrer i.R. Hans Schneider ankündigte, wird der Siebenbürgische Kirchentag 2023 in Nürnberg stattfinden.

Der Siebenbürgischen Zeitung, vertreten durch Detlef Schuller, ist es durch den Druckerei- und Versandfirmenwechsel Mitte letzten Jahres gelungen, erhebliche Einsparungen zu erzielen. In den letzten eineinhalb Jahren hat die Redaktion den kulturellen Bereich stark ausgebaut und bietet auch viele Zeitzeugenberichte an, was ein guter Ausgleich für die fehlenden Meldungen aus dem Verbands- und HOG-Leben ist. Viele anerkennende Briefe und Anrufe bestätigen diese Entwicklung. Bundesvorsitzender Rainer Lehni dankte dem Zeitungsteam für die gute Arbeit und betonte: „Die Siebenbürgische Zeitung ist in diesen schwierigen Zeiten das Band zwischen unseren Mitgliedern.“

Berichte aus Siebenbürgen

Als einziger Gast aus Siebenbürgen war diesmal Radu Nebert, stellvertretender Vorsitzender des Siebenbürgenforums, angereist. Er berichtete u.a. über die Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag von Samuel von Brukenthal und die Errichtung eines Brukenthal-Denkmals in Hermannstadt. Als großes Problem bezeichnete er den Lehrermangel an deutschen Schulen in Rumänien.

Der Bundesvorsitzende berichtete kurz über die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien: Die Landeskirche arbeitet an der Novellierung der Kirchenordnung, weil die neue Wahlordnung nicht praktikabel ist, wie sich herausgestellt hat. Mehrere EU-Projekte laufen derzeit: Die Stadtpfarrkirche Hermannstadt ist fast fertig und wurde im Oktober eingeweiht, die Stadtpfarrkirche Bistritz soll 2022 innen wie außen fertig werden, zudem gibt es größere Projekte an den Kirchenburgen Agnetheln, Heltau, Petersberg, Zeiden u.a.

Rechtsfragen

Bundesrechtsreferent Dr. Johann Schmidt berichtete, dass die Anfragen zum Rentenrecht langsam nachlassen, aber umso mehr Fragen zum Entschädigungsgesetz gestellt werden.

Der Bundesvorsitzende Rainer Lehni kritisierte den Stillstand bei der Eigentumsrückgabe in Rumänien. Bei der Deutsch-Rumänischen Regierungskommission am 7. und 8. Juli 2021 in Kronstadt hätte der neue ANRP-Präsident versprochen, dass seine Behörde baldmöglichst alle Anträge bearbeiten werde, doch sei – bis auf einige Immobilien in Hermannstadt an das Forum – kaum etwas geschehen.

Erfreulich seien die Entwicklungen bei den Entschädigungszahlungen gemäß den Gesetzen 130/2020 und 232/2020. Der weitaus größte Teil der Anträge werde positiv beschieden. Wie Rainer Lehni berichtete, erhalten viele Kinder von Russlanddeportierten die Zahlungen schon seit Sommer – das waren vor allem Fälle aus dem Kreis Kronstadt. Allerdings dauert die Bearbeitung der Anträge in beiden Phasen, sowohl bei der AJPIS als auch der Rentenkasse CJP, sehr lange. Ablehnungen erfolgen in der Regel bei nichtvollständigen Unterlagen. Deshalb sei es unumgänglich, sowohl das Verschleppungs- als auch das Rückkehrdatum zu belegen. Es wurde festgestellt, dass die AJPIS-Behörde im Kreis Muresch als einzige die Deportationsbescheinigungen der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien nicht akzeptiert. Um Zugang zu den Deportationsunterlagen zu erhalten, schloss der Verband eine Vereinbarung mit der Landesbehörde zur Verwaltung der Securitate-Akten (CNSAS). Die Kommunikation mit der Behörde sei jedoch schwierig, bedauerte Lehni.

Im Bereich des Fremdrentengesetzes federe die Grundsicherung, die Anfang dieses Jahres in Kraft getreten ist, einige Härtefälle ab. Der Verband der Siebenbürger Sachsen werde mit den anderen Landsmannschaften zusammenarbeiten, um ihre Forderungen nach Rentengerechtigkeit auch gegenüber der neuen Regierung geltend zu machen.

Neue Mitglieder werben

Der stellvertretende Bundesvorsitzende Dr. Andreas Roth berichtete über die aktivste Arbeitsgruppe des Bundesvorstandes, die sich seit eineinhalb Jahren mit der Mitgliederwerbung befasst. So kann man seit Kurzem dem Verband der Siebenbürger Sachsen digital beitreten. Dies erleichtert den Beitrittsprozess. Eingeführt wurde auch Tickettune, ein Online-Verkaufssystem, zudem können Spenden über PayPal getätigt werden. Der Videoclip „7 Gründe zum Mitgliedsein“, eine Challenge, an der mehrere Kreis- und Tanzgruppen mitwirkten, hat viele begeistert.

Kulturarbeit

Helge Krempels, neuer Vorsitzende des Schlossvereins, betonte die Verantwortung für das Schloss und damit für die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen und ihre Organisationen. Er verwies auf den Nachlass von fünf Prozent, den das Schlosshotel unseren Verbandsmitgliedern gewähre, wenn sie Übernachtungen direkt über das Schloss buchen.

Anschließend stellte Bundeskulturreferentin Dagmar Seck ihre Planungen für die kulturelle Breitenarbeit im Jahr 2022 vor. Neben den kulturellen Beiträgen zum Heimattag in Dinkelsbühl, zur Haferlandwoche und zum Sachsentreffen in Siebenbürgen sind unter anderem ein Tag der offenen Tür in der Geschäftsstelle, ein Seminar für Theaterleiter sowie Beiträge zum Siebenbürgischen Kultursommer (23. Juli bis 15. August 2022) geplant.

Der Digitale Heimattag 2021 war ein voller Erfolg, er wurde online von vielen Leuten verfolgt. Er konnte aber natürlich den Heimattag vor Ort nicht ersetzen. Der Verband und die Stadt Dinkelsbühl gehen davon aus, dass der Heimattag 2022 als Präsenzveranstaltung stattfinden kann. Bundesgeschäftsführerin Ute Brenndörfer präsentierte die finanzielle Situation 2021 und den Haushaltsentwurf 2022, der einstimmig befürwortet wurde.

Unser blau-rotes Verbandswappen ist zunächst bis 2031 als Marke EU-weit geschützt. Da das Wappen mit sehr unterschiedlichen Farbschattierungen und Umrahmungen verwendet wird, wurde beschlossen, den Auftritt zu vereinheitlichen und eine einzige Variante vorzugeben. In dieser Form wird es in Kürze den Kreisgruppen zur Verfügung gestellt, zum Download auf Siebenbuerger.de angeboten sowie im Zeitungskopf, Briefkopf, auf Visitenkarten und Plakaten verwendet.

Die erfolgreiche Herbstsitzung mit anregenden Gesprächen fand unter Beachtung der 3G-Regeln statt. Die nächste Sitzung ist für den 5. März 2022 in Gundelsheim oder München geplant.

Detlef Schuller

Schlagwörter: Sitzung, Bundesvorstand, Siebenbürgische Zeitung, Verbandsleben, Rechtsfragen, Mitgliederwerbung

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