4. November 2023

Frauentagung der Kreisgruppen aus Bayern

Am 30. September trafen sich die Frauenreferentinnen der Kreisgruppen aus Bayern im Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München, um ihre Arbeit zu besprechen. Landesfrauenreferentin Christa Wandschneider hatte wieder ein Programm mit reichhaltigen und interessanten Themen vorbereitet.
Frauen trafen sich im Münchner Haus des Deutschen ...
Frauen trafen sich im Münchner Haus des Deutschen Ostens zum gegenseitigen ­Erfahrungsaustausch und gegenseitigen Vernetzen. Foto: privat
Die Vorstellung anhand von persönlichen Trachtenstücken unter dem Motto „Das gehört nur mir“ kam gut an. Persönliche, zum Teil sehr emotionale Momente vermittelten uns, wie sehr die Frauen mit dem Thema Trachten behaftet sind. Die Frauen präsentierten ihre zum Teil geerbten, zum Teil selbst gefertigten Lieblingsstücke: gehäkelte, genetzte, gestickte oder gestrickte Spitzen, Hauben, Pelze, kostbare Gürtel und Heftel (je nach Wert der Edelsteine bis zu 10.000 Euro geschätzt). Auch bestaunten und bewunderten wir Wandbehänge, Tischtücher, Kissenbezüge, Fotografien mit Möbeln – alle mit sächsischen Motiven verziert. Wir stellten uns die Frage, wie wohl diese Bäuerinnen – unsere Mütter und Großmütter – neben ihrer schweren Arbeit in der Küche, im Stall, auf dem Feld und mit mehreren Kindern auch Zeit, Kraft und Geduld fanden, die kostbaren Handarbeiten herzustellen. Beim Vorstellen wie auch beim Betrachten dieser Schätze spürten alle eine gewisse Emotionalität – waren oder sind sie doch ein Stück Familiengeschichte, ein Stück Heimat.

Heutzutage kommen die Trachten meist nur noch bei Aufmärschen, in Tanzgruppen und Chören zum Einsatz. Sollte jemand Trachtenteile besitzen, sollte er diese der eigenen Heimatortsgemeinschaft, dem Siebenbürgisch-Deutschen Heimatwerk in Drabenderhöhe oder für die Trachtenbörse beim Heimattag in Dinkelsbühl zur Verfügung stellen.

Anschließend berichteten die Anwesenden über ihre Tätigkeit, wobei wir viele wertvolle Anregungen gewinnen konnten. Christa Wandschneider stellte den im Mai 2022 an die Frauenreferate der Kreisgruppen in Bayern versandten Fragebogen vor und besprach anhand der gestellten Fragen die erfolgten Rückmeldungen. Es ging um die aktuelle Erfassung und Bestandsaufnahme der Frauenreferate. Der Fragebogen soll Grundlage zur Erstellung eigener Broschüren oder Informationsschriften sein, aber auch helfen, die künftigen Tätigkeiten im Frauenreferat einzuordnen. So gibt es z.B. mehr Seniorengruppen als früher Bastel- und Handarbeitsgruppen. Die ehrenamtliche Tätigkeit der Frauen in ihren Kreisgruppen hat sich im Laufe der Jahre verändert. Anhand der Antwortschreiben einiger weniger Frauenreferate der Kreisgruppen Ingolstadt, München, Dachau, Nürnberg wurde diese Thematik besprochen.

Dr. Lilia Antipow, zuständig für die Öffentlichkeits-, Medien- und Pressearbeit sowie die Bibliothek des HDO, führte uns mit viel Kompetenz durch die langen und hohen Archiv-Räume und stellte uns die Vielfalt der Bibliothek vor – und wir kamen aus dem Staunen nicht heraus. Über 90000 Bände! Hauptsächlich Geschichte und Geschichten von und über die Deutschen aus dem Osten.

In den Ausstellungsräumen des HDO hängen zurzeit Bilder der siebenbürgischen Künstlerin Elena Zipser. Schon die Großmutter und Mutter waren Malerinnen bzw. Bildhauerinnen (also Frauenpower in Tradition). Auf den ersten Blick schienen uns die Bilder zum Thema „Wasser:Zeichen“ unverständlich. Dr. Lilia Antipow, die auch durch die Ausstellung führte, brachte uns die Bilder näher, verständlicher. Sie erzählte uns einiges aus dem Leben der Künstlerin und erklärte uns, was sie vermitteln wollte. Ihr gilt unser besonderer Dank.

Christa Wandschneider verwies auf einige Bücher, die auf reges Interesse stießen: „Münchner in Siebenbürgen, Siebenbürger in München“ von Hans Meschendörfer, „Siebenbürgische Frauengestalten“ von Ortrun Scola und „Was uns verbindet“ von Maria Werthan, ein Tagungsband des Frauenverbands im BdV, der auch mitgenommen werden konnte.

Abschließend stellte sie das autobiographische Buch von Lianne Kolf „Agentinnen gab es damals nur bei James Bond“ vor, da die Literaturagentin krankheitsbedingt absagen musste. Lianne Kolf gründete 1982 die erste literarische Agentur und brachte seitdem zahlreiche Bestseller auf den Weg. Ihr Buch erzählt ihre eigene Geschichte, die sich auch wie ein Roman liest. Als Kind geflüchteter Eltern aus Zeiden erlebt sie eine schöne Kindheit am Starnberger See, wobei sie lange Zeit Rumänien als ihre eigentliche Heimat begreift. Ihr Werdegang und Leben als Buchhändlerin und später als erste literarische Bücheragentin in Deutschland sind spannend und interessant. Lianne Kolf hat mehr als 4.000 Bücher vermittelt und 80 Filme entstanden nach ihren Vorlagen.

Frau Keintzel, Kreisgruppe Grünzburg, stellte das „Siebenbürgen-Quiz-Buch“ ihres Sohnes Robert Keintzel vor.

Für das Mittagessen, die köstlichen Krautwickel mit Palukes, und den wunderbaren Baumstriezel am Nachmittag danken wir der Wirtin Annerose Kloos und ihrer Helferin Florica Bac. Unser besonderer Dank geht an die Bundes- und Landesfrauenreferentin Christa Wandschneider, der es wieder gelungen ist, ein erfolgreiches Beisammensein zu bieten. Wir danken ihr für ihren unermüdlichen und kompetenten Einsatz.

Renate Kaiser

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Schlagwörter: Tagung, Frauen, Bayern

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