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Kommentar:Sächsische Identität nach dem Massenexodus (Seite 1)

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Autor Thema:   Kommentar:Sächsische Identität nach dem Massenexodus
jojo
Mitglied

Beiträge: 18
Von:germany
Registriert: Okt 2000

erstellt am 12.10.2000 um 19:27 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
---------------------------------------

Anmerkung des Administrators:
Die folgende Diskussion bezieht sich auf das Essay "Rückblicke eines Inselbrüchigen" von Klaus Weinrich. Zu finden ist das Essay hier: http://www.sibiweb.de/geschi/inselbruch.htm

Den SbZ-Artikel über das Essay und über den Autor Klaus Weinrich findet man hier: http://www.siebenbuerger.de/sbz/sbz/news/971353395,50340,.html

--------------------------------------


Wow, dachte ich, als ich den Artikel von Klaus Weinrich gelesen hatte.
Wie kann man sich nur so, sagen wir mal: gewählt, ausdrücken. So gewählt, dass ich nix verstanden habe

Dabei versucht er ja, glaube ich, die Jugend anzusprechen und ihnen das "Einzigartige des Erlebten" ins Bewusstsein zu rufen.

Vielleicht muss man sich als Lektor ja so gewählt ausdrücken, jedenfalls wird wohl leider kaum ein Jugendlicher diesen Aufsatz bis zum Ende durchlesen.

Wenn ich Weinrich richtig verstanden habe, meint er, dass wir Siebenbürger etwas ganz besonderes erlebt haben, aber gar nicht in der Lage sind, dass richtig zu begreifen.

Ein interessanter Gedanke, aber leider in ein viel zu komplizierten Aufsatz gegossen, ich würde mir den Aufsatz gerne in kurzen Sätzen, mit einfachen Worten geschrieben wünschen.

Vielleicht könnte man Herrn Weinrich ja darum bitten, schliesslich ist er ja Lektor in einem Schulbuchverlag.

Das Bewusstsein für eine siebenbürgisch-sächsische Identität zu wecken hat er jedenfalls mit seinem Aufsatz bei mir nicht geschafft.

Wie wollte er das denn überhaupt erreichen? Indem er erzählt, dass wir etwas Besonderes sind, aber leider nicht in der Lage sind , dass zu begreifen.

Natürlich sind wir was Besonderes und haben auch etwas besonderes erlebt, aber ist nicht jeder Mensch auf seine eigene Art und Weise etwas Besonderes?

Haben wir Siebenbürger tatsächlich eine geschichtlichen Verantwortung und kann man wirklich von den Jugendlichen erwarten, sich damit zu beschäftigen?


Was soll die siebenbürgische Geschichte einem Jugendlichen heute noch brauchbares vermitteln. Die Zukunft wird so völlig anders sein als alles bisher dagewesene...

Ich sitze hier an meinem Computermonitor, Siebenbürgen ist Vergangenheit. Anstatt Türen zu öffnen, die schon längst geschlossen sind, sollten wir vielleicht versuchen neue Türen zu öffnen...

[Dieser Beitrag wurde von Guenther am 06.11.2000 editiert.]

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Erhard Graeff
Moderator

Beiträge: 335
Von:D, 80335 München
Registriert: Okt 2000

erstellt am 13.10.2000 um 08:53 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Erhard Graeff anzusehen!   Klicken Sie hier, um Erhard Graeff eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hi jojo,
ich möchte gar nicht groß auf das von Klaus Weinrich Geschriebene eingehen, obwohl ich finde, dass der Aufsatz mit seinen Gedanken gar nicht so schlecht ist. Bedenke bitte, dass ein Reflektieren über einen doch recht komplizierten Sachverhalt wahrscheinlich auch einer besonderen Ausdrucksweise mit entsprechender Wortwahl bedarf.
Ich wehre mich, wie Du auch, gegen die Behauptung, wir Siebenbürger Sachsen seien etwas Besonderes im Sinne von "besser". Ich glaube, wir sollten uns auf "anderes, nicht identisch" einigen, allein weil wir - und jetzt meine ich nicht das Individuum - einen anderen geschichtlichen Werdegang hinter uns haben. Beim Einzelnen spielt es sicherlich eine große und entscheidende Rolle, inwieweit er "Gelegenheit" hatte, das "Wir-Gefühl", die sächsische Gemeinschaft in Siebenbürgen kennenzulernen. Kurz: es ist nicht gleich, ob man in Siebenbürgen alt geworden ist und als reifer 60-Jähriger nach Deutschland zieht, ob man z.B. noch vor der Ausbildung/Studium Deutschland erreicht hat oder ob man als Kind siebenbürgischer Eltern hier in Deutschland geboren ist. Für alle jedoch gilt, dass ein denkender Mensch sich irgendwann Gedanken um seine Identität macht und es fällt viel leichter, den eigenen Platz in der Gesellschaft zu finden, wenn man dabei auf eine Basis aufbauen kann. Das Fundament und der Ausgangspunkt für alle aus Siebenbürgen stammenden Personen ist nun einmal die gemeinsame Herkunft, die Geschichte dieses Stammes mit deutschen Traditionen. Kein vernünftiger Mensch erwartet gerade von jungen Leuten, sie mögen sich mit dem Gedankengut und der Weltanschauung unserer Vorväter im Detail auseinandersetzen oder gar sich mit diesen zu identifizieren. Allein das Wissen um die Siebenbürger Sachsen - auch wenn nur in groben Zügen - und das "Dazu-Stehen" bereichert das "Ich" des Einzelnen und erleichtert letztendlich seine Selbstfindung. (Ich höre jetzt auf, sonst "wird wohl leider kaum ein Jugendlicher diesen Aufsatz bis zum Ende durchlesen.")

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jojo
Mitglied

Beiträge: 18
Von:germany
Registriert: Okt 2000

erstellt am 13.10.2000 um 11:56 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo Erhard,
ich kann nicht nachvollziehen, wieso ein komplizierter Sachverhalt eine "besondere Ausdrucksweise" bedarf, so gut wie alles lässt sich auch in einfachen Worten mitteilen. Man muss es nur versuchen. Vielleicht hilft es ja, wenn man sich beim schreiben vorstellt, den Artikel für einen 12-jährigen zu schreiben. Dies ist vor allem dann nützlich, wenn man genau diese Zielgruppe mit seinem Artikel erreichen will.

Der Artikel von Klaus Weinrich schien mir tatsächlich die Behauptung wir Siebenbürger Sachsen seien etwas Besonderes im Sinne von "besser" zu unterstützen. Ich habe es aber nicht gewagt dies auszusprechen, weil ich auch nicht wirklich glaube, dass er das so meint.

Ich persönlich finde eigentlich eine andere Fragestellung viel interessanter: Was kann ich aus meinen Erfahrungen als Siebenbürger JETZT und in Zukunft für mich gewinnbringend (auch im Sinne der Selbstfindung) anwenden?

Erhard, du schreibst: "Beim Einzelnen spielt es sicherlich eine große und entscheidende Rolle, inwieweit er "Gelegenheit" hatte, das "Wir-Gefühl", die sächsische Gemeinschaft in Siebenbürgen kennenzulernen."

Hmmm, dieses starke Wir-Gefühl der Siebenbürger ist doch aber auch nur aus der geschichtlichen Situation heraus entstanden, oder? Was bringt es mir heute? Sind in der heutigen Zeit nicht andere Formen der Beziehungen der Menschen untereinander gefragt? Offene, alle Menschen mit einschliessende Formen? Ist ein stark ausgelebtes Wir-Gefühl einer Gruppe nicht das Gegenteil einer offenen, toleranten Gemeinschaft?

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Guenther
Administrator

Beiträge: 762
Von:Drabenderhöhe
Registriert: Sep 2000

erstellt am 13.10.2000 um 12:22 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Guenther anzusehen!   Klicken Sie hier, um Guenther eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Zitat:
Original erstellt von Erhard Graeff:
Kein vernünftiger Mensch erwartet gerade von jungen Leuten, sie mögen sich mit dem Gedankengut und der Weltanschauung unserer Vorväter im Detail auseinandersetzen oder gar sich mit diesen zu identifizieren.

Gehört es nicht sogar zur normalen Entwicklung eines jeden Jugendlichen gegen die Eltern zu rebellieren? Ist es nicht ganz normal, wenn man als 14-jähriger von dem ganzen "Sibi-Scheiss" nix mehr wissen will? Ist es nicht schon Strafe genug, dieses verdammte rollende "R" nicht wegzukriegen, und so den Hänseleien der Mitschüler ausgesetzt zu sein?

Ich denke auch wie Erhard, dass es ziemlich aussichtslos ist, von den Jugendlichen zu erwarten, dass sie sich mit der Weltanschauung unserer Vorväter im Detail auseinandersetzen.

Aber später wird es dann sicherlich zum Thema werden. Und das ist, denke ich, gut so!

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Erhard Graeff
Moderator

Beiträge: 335
Von:D, 80335 München
Registriert: Okt 2000

erstellt am 13.10.2000 um 14:18 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Erhard Graeff anzusehen!   Klicken Sie hier, um Erhard Graeff eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo jojo, Grüß Dich Günther,
ich habe nicht geglaubt, so schnell Antworten auf meinen Beitrag zu erhalten (Internet ist mir noch neu), freue mich natürlich darüber. Gott sei Dank ist dieses Forum (nur) als eine Möglichkeit des Gedankenaustausches gedacht und so beteilige ich mich auch daran. Es kann also leicht auch Widersprüchliches dabei herauskommen, vor allem bei diesem heiklen Thema, bei dem sicherlich auch viel Unterbewusstes/Gefühl hineinfließt. Ich brauche dieses Wir-Gefühl, weil einfach jeder etwas sein muß/will: Bayer, Hesse, Allemanne oder eben Siebenbürger Sachse (man kann natürlich auch einfach Nürnberger sein). Ich kann, auch wenn ich seit 1978 in Bayern lebe, kein Bayer werden. Zumindest nicht primär. Da bleibe ich das, was ich bis zum 23. Lebensjahr war: Hermannstädter oder noch besser, Siebenbürger Sachse. Und dazu stehe ich, mit oder ohne rollendem "R". Es ist leichter zu etwas zu stehen, wenn mann weiß, was das ist, wenn mann "darin" sattelfest ist, als wenn man wirklich nur geografische Angaben zu dem Land im Karpatenbogen machen kann. Problem für die jungen Leute ist, wie ich es leider öfter miterleben konnte, dass in sächsischen Familien das "Besser-Sein", das besonders "Deutsch-Sein" überbetont wurde. Die Reaktion darauf ist selbstverständlich das Ablehnen des gesamten Pakets. Wenn aber locker damit umgegangen wird, muss es nicht zwangsläufig das Gegenteil eines modernen und offenen Miteinanders sein, es kann, wie es in Sonntagsreden von Politikern apostrophiert wird, wirklich eine Bereicherung unserer selbst als auch des nichtsächsischen Umfelds sein. Ich jedenfalls fühle mich nicht ghettoisiert, obwohl ich sehr viel mit siebenbürgisch-sächsischen Problemen konfrontiert werde. Ich habe genug Kontakt auch nach "aussen".

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Guenther
Administrator

Beiträge: 762
Von:Drabenderhöhe
Registriert: Sep 2000

erstellt am 13.10.2000 um 15:23 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Guenther anzusehen!   Klicken Sie hier, um Guenther eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Zitat:
Original erstellt von Erhard Graeff:
Ich kann, auch wenn ich seit 1978 in Bayern lebe, kein Bayer werden. Zumindest nicht primär. Da bleibe ich das, was ich bis zum 23. Lebensjahr war: Hermannstädter oder noch besser, Siebenbürger Sachse. Und dazu stehe ich, mit oder ohne rollendem "R".


Damit hier keine Missverständnisse aufkommen, ich stehe auch zu meinem rollenden "R". Es soll sogar Frauen geben, die das sexy finden

Bei meiner Bemerkung dazu habe ich nur versucht zu schildern wie ein 14-jähriger vielleicht damit umgehen könnte, es war also nicht meine Meinung!

Also, keep on rolling the "R"

[Dieser Beitrag wurde von Guenther am 13.10.2000 editiert.]

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jojo
Mitglied

Beiträge: 18
Von:germany
Registriert: Okt 2000

erstellt am 15.10.2000 um 12:43 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo Erhard, hallo Guenther,
Erhard vielen Dank für deinen Kommentar, ich stimme dir natürlich darin zu, dass der Mensch sich zu einer Gemeinschaft zugehörig fühlen muss um nicht vollständig zu vereinsamen, dieses Wir-Gefühl ist natürlich wichtig, aber muss sich das immer in einer Volkszugehörigkeit ausdrücken? Kann es nicht auch ein Wir-Gefühl zwischen Chattern, Spielefreaks, Deep-Purple-Fans oder sonstigen Gruppierungen geben und kann dieses Wir-Gefühl nicht genau so wichtig für die Personen sein, wie das Gefühl einer bestimmten Volksgruppierung anzugehören?

Erhard du sprichst auch die Sonntagsreden der Politiker an. Wenn sich Politiker über Siebenbürgen auslassen, dann frage ich mich immer, wer denen eigentlich die Reden schreibt?
Wie kommt es, dass sich viele Politiker mit der Siebenbürgischen Geschichte ziemlich gut auskennen? Die haben doch sicherlich nicht selbst recherchiert, da gibt es bestimmt Leute die diese Reden vorbereiten, oder? Wo informieren sich diese Redenschreiber? Vielleicht sogar bei der SbZ? Erhard weisst du da mehr?

Günther wie kann ich denn einzelne Passagen aus dem Text zitieren, so wie du das gemacht hast? Und wie geht das mit diesen Smilies?

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jojo
Mitglied

Beiträge: 18
Von:germany
Registriert: Okt 2000

erstellt am 15.10.2000 um 12:48 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
ach ja, was ich noch sagen wollte: Vielleicht kann sich ja auch Klaus Weinrich hier mal zu Wort melden. In der SbZ-Online steht immerhin: "Der Autor würde sich freuen, Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema mit anderen Siebenbürgern auszutauschen."
Es wär also klasse, wenn er hier mitmischen würde!

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Guenther
Administrator

Beiträge: 762
Von:Drabenderhöhe
Registriert: Sep 2000

erstellt am 15.10.2000 um 16:16 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Guenther anzusehen!   Klicken Sie hier, um Guenther eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo jojo,
um einen Beitrag zu zitieren, musst du oberhalb des jeweiligen Beitrages auf folgendes Symbol klicken:

Danach lösche in dem Antwortfeld die nicht relevanten Textpassagen und schreibe deinen Kommentar dazu unter diesen Text.

Achte beim löschen von Text, dass du nicht aus versehen den Code in den eckigen Klammern löscht, sonst wird das Zitat nicht korrekt angezeigt.

Wie du unterschiedliche Smilies setzt, erfährst du hier:
http://www.siebenbuerger.de/ubb/smilies.html


Ich habe übrigens Herrn Klaus Weinrich per E-Mail angeschrieben und ihm mitgeteilt, dass hier eine Diskussion über seinen Aufsatz am entstehen ist. Vielleicht wird er sich ja demnächst auch selbst hier zu Wort melden...

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klaus.weinrich
Mitglied

Beiträge: 25
Von:Deutschland
Registriert: Okt 2000

erstellt am 16.10.2000 um 10:46 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von klaus.weinrich anzusehen!   Klicken Sie hier, um klaus.weinrich eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo zusammen,

es freut mich, dass mein Essay auf den Hinweis in der SbZ hin nun Leser gefunden hat, die sich auch dazu äußern. Seit April war trotz der über 300 gezählten Leser eine Deutsch-Brasilianerin, die sich für Siebenbürgen aufgrund eines Romans interessiert, meine einzige Gesprächspartnerin zu diesem Thema.

Nun aber zur Sache.
Allen Lesern, die 1.) die bis zur Unverständlichkeit reichende (sprachliche) Komplexität und 2.) den irgendwie fehlenden Bezug zum Thema "Identität" beklagen, kann ich nur voll und ganz zustimmen und zwar aus folgenden Gründen:
Zu 1.): Die Ankündigung in der SbZ ist - leider - auf der Jugendseite gelandet, wo sie absolut nicht hingehört. Natürlich ist mir - nicht zuletzt aufgrund meiner Berufspraxis - klar, dass man für Jugendliche so nicht schreiben kann, aber: Ich habe eben nicht für Jugendliche geschrieben, sondern für die "jüngere Generation", wie ich es der SbZ gegenüber ausgedrückt habe. Damit meine ich die etwa 25-45-jährigen, also mehr oder weniger meine eigene Generation. Ich habe diese Einschränkung getroffen, weil ich erstens nur für mich selbst und zweitens mit Sicherheit nicht für Angehörige älterer Generationen, die noch ganz anderes erlebt haben, sprechen kann. Aus der "jüngeren Generation" ist dann bei der SbZ leider "die Jugend" gemacht worden, was ich nun nachträglich zu meinem Bedauern nicht mehr ändern kann. Da sich nun aber offensichtlich auch Jugendliche intensiv mit meinem Beitrag befassen, will ich mich nicht mit diesem Argument aus der Affäre ziehen, sondern auch dazu etwas sagen. Davor würde ich aber gerne noch zum Thema "Identität" ein Wort verlieren.

Zu 2.): Die in der SbZ ins Zentrum gerückte "Identität" ist nicht Thema meines Essays. Ich habe der Zeitung gegenüber einmal einen geplanten Beitrag zum Thema "Identität" angekündigt, aber erst nachdem mein Inselbruch-Aufsatz bereits im Netz zu lesen war. Irgendwie sind dann diese beiden Sachen bei der SbZ vermischt worden, was ich sehr bedauere, da man als Leser unnötig verwirrt wird.

Nun habe ich also ausführlich gesagt, wie das alles nicht gedacht war. Ich möchte jetzt gerade für die jugendlichen Leser, die sich an meinem Essay vielleicht die Zähne ausgebissen haben, einige klärende Worte zum Inhalt und zu der Absicht, die ich damit verfolge, anfügen.

Der Grundgedanke ist eigentlich recht einfach: Wir haben die Auflösung der säschsischen Gemeinschaft in Siebenbürgen bewusst miterlebt. Meiner Ansicht nach ist die Auflösung einer über 800-jährigen Gemeinschaft innerhalb weniger Jahrzehnte ein historisch und auch menschlich keineswegs alltäglicher Vorgang. Mein Anliegen ist es, das Besondere, das Einzigartige des Erlebten zu thematisieren, es zu hinterfragen und die Diskussion darüber anzuregen. Hier ist natürlich auch die Jugend gefragt und ich freue mich ganz besonders über Beiträge von dieser Seite (auch wenn mein Essay ursprünglich anders adressiert war, s. o.). Natürlich mag man sich fragen, wozu das alles gut sein soll, und ob man nicht lieber nach vorne blicken sollte, statt sich mit Vergangenem zu befassen. Ich finde, dass das eine das andere keineswegs ausschließt, sondern sehr gut ergänzt. Man kann sehr wohl gegenwarts- und zukunftsorientiert sein, und dennoch ein Bewusstsein für die eigene Geschichte und für die Zusammenhänge, in denen das eigene Leben steht, entwickeln.
Eines muss ich allerdings klarstellen: Dieses Bewusstsein für das Besondere des von uns Erlebten hat nichts, aber auch gar nichts damit zu tun, dass wir uns für etwas "Besseres" halten könnten, wie es in einigen Stellungnahmen angedeutet wird. Derartiges steht an keiner Stelle in meinem Aufsatz und es geht auch völlig an der Sache vorbei.

Oben habe ich gesagt, der Grundgedanke sei "recht einfach", was den einen oder anderen sicher gewundert hat, da mein Essay doch alles andere als leicht zu lesen ist. Also: Warum habe ich das alles nicht einfacher gesagt?
Wir müssen hier zwei Dinge auseinanderhalten: Ein einfacher Sachverhalt lässt sich immer einfach ausdrücken, und es wäre Unfug, ihn hinter komplizierten Formen zu verbergen. Nur: Bei meinem Thema ist zwar der Grundgedanke einfach (s. o.), aber die Verhältnisse, die zur Umsetzung der Intention einbezogen werden müssen sind hoch komplex. Es spielen historische, politische, private, persönliche Aspekte herein, wenn man nicht nur Fakten referieren, sondern deren Sinn und Bedeutung verstehen will. Daher habe ich diese "Collage" aus persönlichen Erinnerungen und Beobachtungen einerseits und historischen Interpretationen andererseits versucht - "Essay" heißt ja nichts anderes als "Versuch". Hinzu kommt, dass ich durch einen anspruchsvollen Stil auch klar machen möchte, dass wir es uns bei der Beschäftigung mit diesem Thema meiner Ansicht nach nicht zu leicht machen sollten. Die Auflösung der sächsischen Gemeinschaft in Siebenbürgen lässt sich zwar in wenigen Sätzen für jeden verständlich schildern, aber kann uns das eigentlich zufrieden stellen? Sollten derartige wenige Sätze alles sein, was wir als Zeitzeugen zu der von uns mitgetragenen Auflösung unserer alten Gemeinschaft zu sagen haben? Ich will eigentlich nicht von historischer Verantwortung sprechen, da der Begriff doch gar zu wichtig daherkommt, aber ich glaube schon, dass ein reflektierter und bewusster Umgang mit diesen Vorgängen auch auf ganz persönlicher Ebene zumindest einmal versucht werden könnte - nicht zuletzt auch für die eigene Standortbestimmung (s. o. "Zukunftsorientierung").

Ich freue mich nun auf weitere Stellungnahmen und auf alle Fragen zum Thema.

------------------
KW

[Dieser Beitrag wurde von klaus.weinrich am 16.10.2000 editiert.]

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Guenther
Administrator

Beiträge: 762
Von:Drabenderhöhe
Registriert: Sep 2000

erstellt am 16.10.2000 um 13:03 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Guenther anzusehen!   Klicken Sie hier, um Guenther eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo Klaus Weinrich,
herzlich willkommen im Forum, schön dass du hierhin gefunden hast und bereit bist über deinen "Versuch" zu diskutieren. Ich hoffe, dass "Du" geht für Dich in Ordnung, dies hat sich inzwischen hier im Forum so eingebürgert...

Zitat:
Original erstellt von klaus.weinrich:
Seit April war trotz der über 300 gezählten Leser eine Deutsch-Brasilianerin, die sich für Siebenbürgen aufgrund eines Romans interessiert, meine einzige Gesprächspartnerin zu diesem Thema.

...das war bestimmt der Roman "Dracula"

Zitat:
Die Ankündigung in der SbZ ist - leider - auf der Jugendseite gelandet, wo sie absolut nicht hingehört. Natürlich ist mir - nicht zuletzt aufgrund meiner Berufspraxis - klar, dass man für Jugendliche so nicht schreiben kann, aber: Ich habe eben nicht für Jugendliche geschrieben, sondern für die "jüngere Generation", wie ich es der SbZ gegenüber ausgedrückt habe. Damit meine ich die etwa 25-45-jährigen, also mehr oder weniger meine eigene Generation. Ich habe diese Einschränkung getroffen, weil ich erstens nur für mich selbst und zweitens mit Sicherheit nicht für Angehörige älterer Generationen, die noch ganz anderes erlebt haben, sprechen kann. Aus der "jüngeren Generation" ist dann bei der SbZ leider "die Jugend" gemacht worden, was ich nun nachträglich zu meinem Bedauern nicht mehr ändern kann.


Mir ist auch schon oft aufgefallen, dass die Siebenbürger unter Jugend eher die 20-40-jährigen meinen. Das sieht man zB bei den siebenbürgischen Jugendtanzgruppen, wo die Mitglieder fast alle zwischen 20-40 sind und Jugendliche eigentlich kaum auftauchen.
Ein anderes Beispiel: Wenn Jugendbälle organisiert werden, dann taucht da auch höchst selten die Jugend auf, meist sind das dann die Leute der "jüngeren Generation", wie Klaus Weinrich sie nennt.

Zitat:

Daher habe ich diese "Collage" aus persönlichen Erinnerungen und Beobachtungen einerseits und historischen Interpretationen andererseits versucht - "Essay" heißt ja nichts anderes als "Versuch". Hinzu kommt, dass ich durch einen anspruchsvollen Stil auch klar machen möchte, dass wir es uns bei der Beschäftigung mit diesem Thema meiner Ansicht nach nicht zu leicht machen sollten.

Ich finde deine "Collage" sehr interessant, aber muss jojo auch recht geben, wenn er sagt, dass sie sehr schwer verständlich ist und man erst nach zweimaligem lesen und wälzen des Fremdwörterlexikons dahinter kommt, was du eigentlich sagen willst. Und bei solchen Texten kann man dann auch viel zwischen den Zeilen lesen, Dinge die der Autor vielleicht ganz anders gemeint hat...

Es stimmt wohl, das manche Dinge eine ausführliche Erläuterung benötigen und dass man nicht alles in 2-3 Sätzen sagen kann, aber es wäre nicht schlecht zumindest auf Fremdwörter zu verzichten, zumindest dann, wenn man möglichst viele Leute mit seinem Text erreichen möchte.

Aber es ist natürlich totaler Quatsch, jemandem vorzuschreiben, wie er sich auszudrücken hat. Dein Aufsatz war ein "Versuch", wie du ja auch selbst sagst, mit sehr interessanten Gedanken und einer eigenwilligen Form.

Ein Lob dafür.


------------------
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Günther Melzer
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klaus.weinrich
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Hallo Guenther,

danke für die freundliche Begrüßung und für Deine Einschätzung meines Aufsatzes.
Eines liegt mir aber noch am Herzen: Der von mir genannte Roman war - ausnahmsweise - nicht "Dracula" (darüber hätte man auch kaum einen interessanten Dialog führen können), sondern "Der Vorleser" von Bernhard Schlink. Dies ist ein ausgezeichnetes Buch, es hat allerdings mit Siebenbürgen nur so viel zu tun, dass die Hauptperson von dort stammt. Meine Gesprächspartnerin wollte dann einiges über die Verhältnisse in Siebenbürgen (vor allem zwischen 1922 und 1939) und deren mögliche Bedeutung für die Entwicklung der Hauptperson und für den Roman insgesamt wissen. Es ist doch schön, dass wir auch einmal jenseits von Draculas Dunstkreis wahrgenommen werden, dazu auch noch transatlantisch!

------------------
KW

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Guenther
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Beiträge: 762
Von:Drabenderhöhe
Registriert: Sep 2000

erstellt am 16.10.2000 um 14:55 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Guenther anzusehen!   Klicken Sie hier, um Guenther eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
"Der Vorleser" von Bernhard Schlink kenne ich leider (noch) nicht! Aber soviel ich weiss, ist es ein sehr erfolgreiches Buch, schön dass Siebenbürgen auch mal in erfogreichen Büchern erwähnt wird und die Leute sich dafür zu interessieren beginnen.
Siebenbürgen ist ja leider viel zu selten ein Thema in bekannten Büchern, ausser vielleicht in Herta Müllers erfolgreichen Erzählungen, die sich mit dem Leben unter der Diktatur Ceausescus in Siebenbürgen befassen. Sehr empfehlenswert übrigens, wie ich finde!


Ihre letzter Erzählung hieß übrigens "Der Fremde Blick oder das Leben ist ein Furz in der Laterne"

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Erhard Graeff
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erstellt am 17.10.2000 um 09:19 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Erhard Graeff anzusehen!   Klicken Sie hier, um Erhard Graeff eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo Jojo,
die meisten Politiker haben einen sogenannten persönlichen Referenten zur Seite stehen, der sich um die Informationen zu jedem zugesagten Termin bemühen. Wenn es um uns geht, rufen diese meistens bei uns an und bitten um Infomaterial. Wir versuchen dann selbstverständlich das zu stecken, was uns wichtig ist bzw. wir versuchen darauf hinzuwirken, dass nicht nur die Broschüre "Wer sind die Siebenbürger Sachsen" vorgelesen wird. Z.B. bitten wir regelmäßig darum, der hohe Gast möge nicht "bei Adam und Gesa" beginnen, weil die Siebenbürger sehr geschichtsbewußt sind und keine diesbezügliche Nachhilfe benötigen. Wir legen Wert darauf, als Menschen der Jetzt-Zeit betrachtet zu werden, die sich in Deutschland eigentlich hervorragend integriert haben, trotz dieses oder jenes Problems, auf das wir gerne eine Antwort/Stellungnahme hätten. Es gibt selbstverständlich auch Ministerien (z.B. das Bayerische Staatsministerium für Soziales), die so enge Verbindungen zu Siebenbürgen/Rumänien haben (zudem regelmäßig die "Siebenbürgische Zeitung" lesen), dass sie nicht vor jedem öffentlichen Auftritt mit uns in Verbindung treten müssen. Dafür gibt es regelmäßige Einladungen in die Staatskanzlei, die Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch bieten.

[Dieser Beitrag wurde von Erhard Graeff am 17.10.2000 editiert.]

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jojo
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Von:germany
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erstellt am 17.10.2000 um 11:38 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo Klaus, hallo Erhard, hallo Günther

Klaus vielen Dank für deine klärenden Worte bezüglich des Essays. Ein paar Anmerkungen von mir noch dazu: Du sprichst von der Auflösung einer 800-jährigen Gemeinschaft. Ok, das stimmt zwar geschichtlich gesehen, aber das empfindet der betroffene Mensch doch gar nicht so, für ihn ist es eher ein Neuanfang und die Auflösung einer 10-jährigen, 20-jährigen, 30-jährigen ... Gemeinschaft. Wer trägt schon ein Gefühl für die ganze Geschichte mit sich herum? Etwas besonderes ist es aber schon, weil die Heimat komplett verloren gegangen ist (für Leute die das ganze geschichtlich sehen ist aber wahrscheinlich eh Deutschland die wahre Heimat). Was noch als etwas besonderes angesehen werden kann: Der Glaube der Leute in Siebenbürgen, dass hier in Deutschland das Schlaraffenland wär und die Enttäuschung, wenn sie hier sind und merken das all diese materiellen Dinge auch nicht glücklich machen. Enttäuscht sind sicher viele auch von den Konsequenzen der Freiheit, dieses Wir-Gefühl wie es in Siebenbürgen noch da war, geht hier in der Gemeinschaft mit Deutschen fast völlig verloren. Die meisten Siebenbürger reagieren darauf dann so, dass sie sich immer mehr materielle Dinge mit unbändigem Fleiß anhäufen, in der Hoffnung, dass diese Sie dann doch vielleicht mal glücklich machen werden (Mein Haus, mein Audi, mein...)

Du sagst: "Die Auflösung der sächsischen Gemeinschaft in Siebenbürgen lässt sich zwar in wenigen Sätzen für jeden verständlich schildern, aber kann uns das eigentlich zufrieden stellen?"

Es kann uns sicherlich nicht zufrieden stellen, aber wir haben wohl eher selten die Gelegenheit uns ausführlich darüber auszulassen, deswegen ist es wichtig das relevante in ein paar wenigen Sätzen sagen zu können.

Was also in kurzen Sätzen sagen, wenn jemand fragt: Woher kommst du, wer bist du?


Erhard vielen Dank für deine Ausführungen bezüglich Politiker und den sogenannten persönlichen Referenten, das war sehr interessant! Das ihr Wert darauf legt, dass wir als Menschen der Jetzt-Zeit betrachtet werden, finde ich auch sehr gut! Was mich noch interessieren würde: Was ist das für Material, dass ihr den Referenten zuschickt?
Findet man das Material auch auf der Homepage?

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