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Kommentar: Hermann Oberth: (Seite 1)

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Autor Thema:   Kommentar: Hermann Oberth:
Oliver Klöck
Mitglied

Beiträge: 265
Von:Deutschland, 51688 Wipperfürth
Registriert: Dez 2001

erstellt am 29.01.2002 um 15:42 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Oliver Klöck anzusehen!   Klicken Sie hier, um Oliver Klöck eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Sehr geehrte Redaktion der SbZ!
Dass mit einem Biographen zuweilen die ungebremste Liebe zum Gegenstand seiner biographischen Arbeit durchgehen kann, mag man ja noch hinnehmen. Dass sich aber eine Zeitung in der Debatte um eine zu Recht höchst umstrittene Persönlichkeit wie Hermann Oberth einen derart tendenziösen Vorspann leistet, wie es die "Siebenbürgische Zeitung" hier (SbZ-Online vom 29.01.2002, Druckausgabe 31.01.2002) getan hat, ist skandalös. Über Hermann Oberth hätten manche "leider auch Urteile gefällt und Behauptungen aufgestellt, die ein hohes Maß an Unkenntnis und Uninformiertheit ausweisen", nun fühle sich Oberths Biograph "zur Nachhilfe aufgefordert" und wolle "Irrtümer und Fehlinterpretationen ausräumen" - das hat nicht etwa derjenige geschrieben, der all dies für erforderlich hält, sondern der (ungenannte) Autor des einleitenden Vorspannes (also letztlich die Redaktion)! Deutlicher kann ein Blatt gar nicht machen, dass es ihr nicht um seriösen Journalismus geht, sondern um plumpe Meinungsmache. Fast scheint es, als habe bei diesem Vorspann Heinrich Zillich unseligen Angedenkens die Feder geführt.
Wenn der deutsche Journalismus nach dem Krieg eines von den angelsächsischen Vorbildern gelernt haben sollte, dann ist es die strikte Trennung von Nachricht und Kommentar. Da haben solche Wertungen wie in diesen wenigen Zeilen vor Beginn des Beitrages von Herrn Dr. Barth nichts zu suchen!
Nach einer derartigen Einleitung ist es beinahe unnötig, etwas zu dem verzückten Elaborat des offenbar beinahe liebestaumelnden Biographen zu sagen. Man ahnt sogleich, dass nun eine Laudatio peinlichster Art kommen muss, von Verehrung, Bewunderung und dem Eifer dessen getragen, der das Objekt seiner Emphase unter allen Umständen von allen Vorwürfen reinwaschen muss. Und in der Tat: Selbst wenn Hermann Oberth Raumfahrtpionier und sonst nichts gewesen wäre, selbst wenn er nie der NPD angehört und dieser Partei nicht noch Anfang der 80-er Jahre eine freundschaftliche Grußbotschaft zu ihrem Landesparteitag im Kulturhaus "Hermann Oberth" in Drabenderhöhe geschrieben hätte - wussten Sie das nicht, Herr Dr. Barth? Oder warum versuchen Sie nicht auch, diese Fehlleistungen Ihres Heroen zu (v)erklären? -, selbst dann wäre es ungeheuer vermessen, einen solchen Menschen gewissermaßen zum "Weltkulturerbe" zu erheben: "Solange es noch kulturfähige Menschen auf diesem Planeten gibt" oder so ähnlich hat es Herr Dr. Barth ausgedrückt, solange werde Hermann Oberth in allen Lexika dieser Welt stehen. So ein Schmarrn! Strebt da womöglich ein Biograph nach Unsterblichkeit für das Objekt seiner Forschung, um vielleicht auch ein Fünkchen davon abzubekommen?
Und nun ist es ja nicht so, dass Hermann Oberth nur Raumfahrtpionier war. Er war eben doch Mitglied der NPD, wenn auch - das wird Herr Dr. Barth korrekt recherchiert haben, ich glaub´s ihm jedenfalls - nur zeitweilig. Allein damit hat er sich nach meiner festen Überzeugung endgültig für jedes Denkmal disqualifiziert, ebenso wie als Namensgeber eines Kulturhauses in einer demokratisch regierten deutschen Kleinstadt wie Wiehl. Nun kann man eine solche Verirrung als Verirrung abtun und sie einem ansonsten verdienten Menschen womöglich sogar nachsehen. Und die naturwissenschaftlichen Leistungen von Hermann Oberth sind gewiss bedeutend. Insofern mag eine Bewertung zutreffen, wonach Oberth der naturwissenschaftlich bedeutendste Siebenbürger Sachse ist. Kann durchaus sein. Aber denkmalwürdig wird ein solcher Mensch, der im reifen Mannesalter, im Vollbesitz seiner zweifellos beachtlichen geistigen Kräfte einer schon damals antidemokratischen, rechtsradikalen und den Geist des verbrecherischsten Regimes aller Zeiten in Deutschland atmenden Partei beitrat, zeitlebens nicht mehr werden.
Dieser hohles Pathos verschleimende Beitrag passt durchaus zu der Art, in der in interessierten Zirkeln der Siebenbürger Sachsen - und eben leider immer noch auch in der SbZ, wie dieser unglaubliche Vorspann zeigt - belastete Landsleute "reingewaschen" werden sollen.
Und es passt auch dazu, wie Menschen, die sich mit der Formel "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein" schwertun oder sie sogar ablehnen, subtil ins Abseits gestellt werden. Wenn jemand diesen Stolz nicht mehr aufbringen könne - als handle es sich um eine Fähigkeit und als müsse man diejenigen, die so nicht denken, für ihren Mangel an dieser Fähigkeit bedauern! -, so sei das nicht Oberths Schuld. Du meine Güte! Erstens ist dies eine Verteidigung gegen einen Vorwurf, den Oberth vermutlich bisher nie jemand gemacht hat. Und zweitens ist der Satz, wenn man ihn recht bedenkt, falsch. Denn es hat durchaus etwas mit Menschen vom Schlage Oberths zu tun, die sich von den schrecklichen zwölf 1000 Jahren nie wirklich distanziert haben, in denen Deutschland und seine Kultur aufs Schlimmste diskreditiert wurden, dass sich viele aufrechte Deutsche - auch und gerade echte Patrioten! - mit dem Begriff "Nationalstolz" schwerer tun als Gleichgesinnte anderer Völker. Ich zum Beispiel. Ich halte viel vom Begriff des "Verfassungspatriotismus", kann aber mit "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein", bestenfalls nichts anfangen. Stolz ist für mich - wie Scham - an persönliche Leistungen und Fehlleistungen gebunden. Es ist purer Zufall, dass ich Deutscher und nicht z. B. Franzose oder Bulgare bin. Da ich nun mal Deutscher - und damit auch sehr zufrieden - bin, identifiziere ich mich mit der Kultur meines Volkes, weiß aber zugleich, dass zur Geschichte dieses Volkes eben auch unsäglich Böses gehört. Da wurden unfassbare Verbrechen begangen, und zwar nicht etwa nur "im deutschen Namen", wie viele Geschichtsverkleisterer oft beschönigend sagen, sondern "von Deutschen" und bejubelt von vielen, vielen Deutschen. Hohe Kultur und tiefste Unmenschlichkeit - beides gehört zusammen, beides prägt uns Deutsche, ob wir wollen oder nicht.
Nur am Rande: Oftmals sind gerade diejenigen, die mit stampfenden Stiefeln und stumpfen Stielaugen stolz auf Deutschland sind, von der deutschen Kultur besonders wenig geprägt. Oder kennt jemand einen bekennenden Skin, der Goethe oder Lessing ("Nathan der Weise"!), Böll oder Grass, Heine oder Brecht, Thomas Mann oder Joseph Roth gelesen hat?
Für ebenso verfehlt wie den - im Übrigen von ultrarechten Subjekten in ihrem Sinne besetzten - Satz "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein" halte ich den Satz "Ich schäme mich, ein Deutscher zu sein". Beides ist bestenfalls Unfug, schlimmstenfalls gefährlich.
Nun ja, Herr Dr. Barth äußert seine persönliche Meinung. Das ist in Ordnung, auch wenn ich sie nicht teile und in Teilen sogar verabscheue. Schlimm ist jedoch, dass die SbZ diese Meinung zu Hermann Oberth und eben auch zum "Nationalstolz" und den bedauernswerten Kreaturen, die dazu nicht fähig sind, durch ihren unglaublich missratenen Vorspann adelt und gewissermaßen zur Linie des Hauses macht. Das ist Journalismus auf unterster Stufe, von Professionalität, wie sie heute in unserem Beruf allgemein verstanden wird, gar nicht zu sprechen. Gerade verdeckte Wertungen wie "leider" oder "endlich" sind es, auf die ich die Teilnehmer meiner Seminare "Journalismus für Anfänger" sowie "Presse- und Öffentlichkeitsarbeit" in der ersten Lektion hinweise.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Oliver Klöck

[Dieser Beitrag wurde von Oliver Klöck am 29.01.2002 editiert.]

[Dieser Beitrag wurde von Oliver Klöck am 29.01.2002 editiert.]

[Dieser Beitrag wurde von Oliver Klöck am 29.01.2002 editiert.]

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Robert
Administrator

Beiträge: 751
Von:BRD
Registriert: Sep 2000

erstellt am 29.01.2002 um 16:25 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Robert anzusehen!   Klicken Sie hier, um Robert eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Der vorherige Diskussionsbeitrag nimmt zu folgendem SbZ-Artikel Stellung:
Hermann Oberth: 'Nie an Angriffswaffen gearbeitet'

[Dieser Beitrag wurde von Robert am 29.01.2002 editiert.]

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hanzy
Administrator

Beiträge: 1805
Von:Heisede
Registriert: Sep 2000

erstellt am 29.01.2002 um 21:17 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von hanzy anzusehen!   Klicken Sie hier, um hanzy eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
(K)EIN WELTKULTURERBE?
Oberth ist bei WISSEN.DE,MSN Encarta, Encyclopedia.Com, Brockhaus.De zu finden.
Es ist nicht überall Usus, Wissenschaftler auf ihre Gesinnung zu reduzieren.
Obwohl... Neben Cosbuc wirkt eine Oberth-Büste wohl doch etwas deplaziert. Warum nicht gleich Schuster Dutz auf den freien Sockel?

[Dieser Beitrag wurde von hanzy am 29.01.2002 editiert.]

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Johann
Mitglied

Beiträge: 490
Von:
Registriert: Nov 2001

erstellt am 30.01.2002 um 09:09 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Johann anzusehen!   Klicken Sie hier, um Johann eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
1. Vorspan SbZ: Sie haben Recht Herr Klöck die Redaktion hat unprofessionell gehandelt. Es ist anzunehmen, dass die
Redaktuere keine Zeit hatten, alle Angaben von Herrn Barth gegenzuprüfen. Wichtiger: In einem Vorspann hat eine Meinungsäußerung nichts zu suchen. Die Redaktion kann dieselbe Meinung vertreten, dann aber in einem hoffentlich auch von Ihr selbst gründlich recherchierten Beitrag. Leider ist dieser Anfängerfehler nicht zum erstenmal in der SbZ aufgetreten.
2. Der Beitrag von Herrn Barth geht auf die konkreten Vorwürfe von Frau Baier ein und bringt sachliche Argumente dagegen. Weiterhin vertritt er die Meinung, dass Oberth eine große Persönlichkeit war, die aufgrund Ihrer Leistungen, trotz der Fehlleistung Beitritt NPD (dies wird ja auch als Fehlleistung gekennzeichnet), geehrt werden sollte. Auch hier bringt er Argumente, die man erst wiederlegen sollte.
Ihr Beitrag Herr Klöck sticht dagegen leider durch Polemik und Unterstellungen hervor.
a. Unterstellungen: Sie unterstellen Herrn Barth, dass er Oberth "reinwaschen" will. Sie bieten aber dafür überhaupt keine Argumente, geschweige den Beweise. Welches Argument hat Herr Barth den WISSENLICH und nachweisbar falsch gebraucht?
b."Mensch, der im reifen Mannesalter, im Vollbesitz seiner zweifellos beachtlichen geistigen Kräfte". Meiner Meinung nach ist ein Mensch im reifen Mannesalter zwischen 21 und 60 Jahren. Oberth, geboren 1894, war als er zeitweise der NPD angehörte und sicherlich anfang der 80er Jahre (wann den genau) weit darüber hinaus. Wie lautete den genau die Grußbotschaft von Oberth? Barth bringt Zeugnisse seiner internationalen Gesinnung, ich kann diese nur zur Kenntnis nehmen. Welche Menschenverachtende Beiträge haben Sie den gefunden? Sind Sie sicher, dass Oberth anfang der 80er Jahre diese Grußbotschaft auch unterchrieben hat oder haben sich PR-Spezialisten, es gibt ja auch unter den NPD-Leuten leider auch intelligente Leute nur den Namen Oberths bedient? Die NPD kann ja Gott sei dank nicht auf große Kapazitäten zurückgreifen, da war so weit ich weiß Oberth eine der wenigen nützlichen Idioten, wenn auch nur zeitweise. Es gibt leider auch unter den Siebenbürger Sachsen Rechtsradikale, dies bezweifelt doch niemand. Es ist zu vermuten, dass es auch im engeren familiaren Umkreis von Oberth welche gibt, die ihn zu diesem Fehltritt animiert haben. Die "Weltfremdheit" von Oberth ist ja geradezu sprichwörtlich gewesen, daher diese Vermutung (ich weiß es nicht). Weiterhin gibt es sicherlich auch welche in Wiehl, sonst ist nicht zu erklären, dass man die NPD im Oberth-Haus tagen lässt, aber in Wiehl gibt es Sachsen wie Sie und Günther immerhin zwei (sicherlich auch viele andere), die damit nichts am Hut haben.
Als Journalist müßten Sie eigentlich solche Fragen recherchiert haben, bevor Sie mit solchen Anschuldigungen an die Öffentlichkeit gehen. Von einem promovierten Juristen (errinnere mich zumindest, dass Sie sich als Jurist vorgestellt hatten), der Lergänge für Journalisten anbietet, darf man meiner Meinung nach eine sachlichere Auseinandersetzung erwarten.
Einige Spezialisten werden sicherlich anmerken, dass ich nur "FORMAL" argumentiert habe. Einem promovierten Juristen muss ich sicherlich nicht erläutern, dass hinter "Formalien" grundsätzliche, inhaltliche Positionen stehen.
3. Nationalstolz: Sie sagen, dass Sie nur auf Ihre Leistungen stolz sind. Vermute, dass Sie wie jeder andere, auch wenn
Sie nicht vorbestraft oder Verbrechen begangen haben, sich auch für eigene Fehler schämen. Kann jemand der sagt "Ich bin
stolz ein Deutscher zu sein" nicht auch sagen "Ich schäme mich ein Deutscher zu sein"? Wieso schließt das Eine das Andere
aus? Wieso unterstellen Sie allen, dass sie auch auf die "Leistungen" der Nazis stolz ist, obwohl viele genau sagen, dass Sie
auf die deutsche Klassik, DM etc. stolz sind? Wenn Menschen anderer Nationen sagen, dass sie auf Ihre Nation stolz sind,
dann versteht es sich ja von selbst, dass diese Leute die Leistungen und nicht die Fehltritte der eigenen Nation meinen (damit
habe ich nicht die Fehlleistungen der Nazis mit den Fehlleistungen anderer Nationen auf eine Stufe gestellt!!!!).
Ich bin stolz darauf, dass die überwiegende Mehrheit der Deutschen, auch die der Siebenbürger Sachsen (auch wenn einige
hier und anderswo alle in den braunen Sumpf werfen), sich für die Verbrechen, die im deutschem Namen von Deutschen gemacht wurden, schämen und dass wir Deutsche im Vergleich mit anderen Nationen wesentlich kritischer mit der eigenen Geschichte umgehen!

[Dieser Beitrag wurde von Johann am 30.01.2002 editiert.]

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Oliver Klöck
Mitglied

Beiträge: 265
Von:Deutschland, 51688 Wipperfürth
Registriert: Dez 2001

erstellt am 30.01.2002 um 20:04 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Oliver Klöck anzusehen!   Klicken Sie hier, um Oliver Klöck eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Sehr geehrter Herr Johann,
wofür haben Sie nun plädiert? Für Herrn Oberths Denkmalwürdigkeit? Bei dieser Weltfremdheit? Bei diesem widerstandslosen Geschehenlassen, sich von einer antidemokratischen, rechtsradikalen Partei als "nützlicher Idiot" missbrauchen zu lassen? Womöglich auf Grund von Einflüsterungen aus dem Familienkreis (den ich nicht kenne)?
Oder dafür, Herrn Oberth als das zu nehmen, was er ist: als hochrangigen Naturwissenschaftler, der gut daran getan hätte, sich auf die unzweifelhaften Meriten in dieser Profession zu beschränken, ohne zu politischen, weltanschaulichen, moralischen, historischen Fragen Stellung zu nehmen? Damit will ich Naturwissenschaftler und sonstige Fachleute nicht dazu aufrufen, sich außerhalb ihres engeren Fachgebietes einer Stellungnahme zu enthalten - ganz im Gegenteil. Aber wenn jemand dazu neigt, wie Sie schreiben, sich zum "nützlichen Idioten" machen zu lassen, wäre eine Enthaltsamkeit in solchen Fragen für Herrn Oberths durchaus ratsam gewesen.
Ich habe auch Herrn Dr. Barth nicht vorgeworfen, Fakten verdreht zu haben oder ähnliches. Er ist der Biograph, nicht ich. Er hat Herrn Oberths Leben recherchiert, nicht ich. Ich habe nur meine Verwunderung darüber zum Ausdruck gebracht, dass Herr Dr. Barth die angesprochene Grußadresse des Herrn Oberth für die NPD von Anfang der 80-er Jahre - ich glaube, es war 1984 - nicht angesprochen hat. Der genaue Wortlaut ist mir leider nicht erinnerlich; Herr Oberth hat ja die NPD gegrüßt und nicht mich. Ich kann mich allerdings an die lebhafte Debatte im Rat der Stadt Wiehl erinnern, die auf Grund dieser Grußbotschaft eingesetzt war. Damals war auch darauf hingewiesen worden, dass Herr Oberth eben schon in deutlich vorgerücktem Alter sei. Das mag ihn entlasten, da haben Sie recht. Aber erwähnen wird man diesen Vorfall müssen, wenn man sich zu Herrn Oberths Verhältnis zur deutschen Ultrarechten äußert - schon gar als Biograph. Als Herr Oberth in den 60-er Jahren in die NPD eintrat, war er zwar auch bereits betagt. Aber er war immerhin 17 Jahre jünger als Adenauer, und der war bis 1963 Bundeskanzler. Auch auf den Fotos, die Herrn Oberth im Jahr 1972 zeigen, wirkt er keineswegs so senil, als dass ihm diese Mitgliedschaft - noch dazu einige Jahre zuvor - nicht mehr zuzurechnen gewesen wäre.
Ich denke nicht, dass ich zu fundierterer Recherche anzuhalten bin. Ich habe einen Beitrag in der SbZ kommentiert, vor allem den Vorspann, hinsichtlich dessen Bewertung Sie mir ja nachdrücklich zustimmen, aber auch den Beitrag von Herrn Dr. Barth, an dem mir vor allem der begeistert-pathetische Duktus stört, der m. E. für den Biographen einer zumindest umstrittenen Persönlichkeit - nichts anderes will ich sagen, als dass Herr Oberth umstritten ist - unangemessen ist. Und wer eine umstrittene Persönlichkeit so euphorisch außer Streit zu stellen sucht, wie dies Herr Dr. Barth tut, der legt jedenfalls den Verdacht nahe, als gehe es ihm (zumindest auch) um Reinwaschung.
Mit herzlichen Grüßen
Oliver Klöck

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Johann
Mitglied

Beiträge: 490
Von:
Registriert: Nov 2001

erstellt am 31.01.2002 um 07:56 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Johann anzusehen!   Klicken Sie hier, um Johann eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Sehr geehrter Dr. Klöck,

ich habe in erster Linie für Genauigkeit und Sachlichkeit plädiert, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Sie anderen mangelnde Professionnalität vorwerfen, teilweise zu recht im Falle von Dr. Barth aber, so weit ich das beurteilen kann, zu unrecht. Nicht zu vergessen, dass Sie selber es nicht versäumen, dem geneigten Leser en passant Ihren professionellen Status mitzuteilen.
Bevor ich mich über die Denkmalwürdigkeit äußere, hätte ich schon gerne etwas genaueres über Ihre Einwände erfahren, die
von Frau Baier wurden ja widerlegt oder entschäft. Bevor ich für etwas plädiere, möchte ich schon genau informiert sein.
Leider haben Sie jetzt auch in Ihrer Antwort KEINE Sorgfalt walten lassen:

Zitat:
Original erstellt von Oliver Klöck:
"Aber wenn jemand dazu neigt, wie Sie schreiben, sich zum "nützlichen Idioten" machen zu lassen, wäre eine Enthaltsamkeit
in solchen Fragen für Herrn Oberths durchaus ratsam gewesen."


Ich habe geschrieben, "da war so weit ich weiß Oberth einer der wenigen nützlichen Idioten". Ich hab doch wahrlich nicht von
einer NEIGUNG Oberths gesprochen, denn dann müsste ich ja angeben, wann er sich nochmals mißbrauchen ließ. Mehr noch die Frage beantworten, ob die Neigung gar eine krankhafte war, die möglicherweise auf eine Entmündigung hinausgelaufen wäre bzw. im nachinein ihm jede Schuld abgesprochen werden könnte. Bevor mich jemand eines anderes belehrt, glaube ich, dass man Herrn Oberth für diesen Schritt schon haftbar machen muss.
Zitat:
Original erstellt von Oliver Klöck:
"Der genaue Wortlaut ist mir leider nicht erinnerlich; Herr Oberth hat ja die NPD gegrüßt und nicht mich. "

Glauben Sie bzw. raten Sie Ihren Studenten und angehenden Journalisten auch, dass Sie alles, was von dieser Partei kommt, für bare Münze nehmen sollen? Sind den meine geäußerten Zweifel wirklich so weltfremd?
Zitat:
Original erstellt von Oliver Klöck:
"aber auch den Beitrag von Herrn Dr. Barth, an dem mir vor allem der begeistert-pathetische Duktus stört"

Der größte Teil des Beitrages von Herrn Barth besteht aus sachlichen Argumenten, sicherlich etwas pathetisch vorgetragen,
aber wir kommen ja aus der ehemaligen k&k-Monarchie, da gehörte dies quasi zum guten Ton, übrigens unsere rumänischen Landsleuten werden wir darin nie erreichen.
Ihre Kritik durchzieht auch ein gewisses Pathos. Ihr Pathos degeneriert meiner Meinung nach zur Polemik, weil Sie im
Gegensatz zu Dr. Barth eben nicht auf fundierte Recherche zurückgreifen können und daher hier nur Gerüchte und Vermutungen verbreiten können.
Zitat:
Original erstellt von Oliver Klöck:
"Ich denke nicht, dass ich zufundierterer Recherche anzuhalten bin. "

Da bin ich anderer Meinung, insbesondere weil Sie sich gegen ein Denkmal aussprechen und viel wichtiger, weil Sie jemanden
beschuldigen. in dubio pro reo, Im Zweifel für die Sache, hier sicherlich für den Angeklagten. Hießt das nicht, dass man nur
Anklage erhebt, wenn man sich seiner Argumentation sicher ist?
Zitat:
Original erstellt von Oliver Klöck:
"Und wer eine umstrittene Persönlichkeit so euphorisch außer Streit zu stellen sucht, wie dies Herr Dr. Barth tut, der legt
jedenfalls den Verdacht nahe, als gehe es ihm (zumindest auch) um Reinwaschung."


Verdächtigungen und Unterstellungen haben in einer sachlichen Auseinandersetzung nichts zu suchen. Man soll sich mit den Argumenten des Kontrahenten useinandersetzen und nicht über die Gesinnungen des Autors fabulieren. Liege ich falsch mit meiner Vermutung, dass Gesinnungsschnüffelei und Betroffenheitsjournalismus nicht gerade zum state of the art gehören?
Bedaure, dass ich bei Ihnen nicht die Professionalität erkenne, die Sie völlig zu recht von anderen einfordern.
Ich habe mich bisher über Ihre Beiträge gefreut, weil Sie für dieses Forum eine Bereicherung waren und war sehr etntäuscht
von Ihnen solch einen Kommentar zu lesen. Ihre Selbstherrlichkeit, die in krassem Widerspruch zu dem geleisteten stand
(bezogen alleine auf diesen Kommentar), aber auch meine "Pflichten" als Moderator (allerdings in einem anderen Forum) habe
ich zum Anlaß genommen, Sie zu kritisieren. Die Vergangenheitsbewältigungsdebatte wurde hauptsächlich von jemanden gesprengt, der ständig den Profi raushängte und neben einigen guten Ideen Müll am laufenden Bande ablieferte, dazu Beleidigungen auf der untersten Ebene abgab. Gut und gut gemeint sind leider oft (nicht immer) zwei völlig unterschiedliche Sachverhalte.

Mit herzlichen Grüßen
Johann Lauer

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Robert
Administrator

Beiträge: 751
Von:BRD
Registriert: Sep 2000

erstellt am 31.01.2002 um 12:03 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Robert anzusehen!   Klicken Sie hier, um Robert eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Folgender Text entstammt meiner Korrespondenz mit Dr.-Ing. Hans Barth.
Ich habe die Zustimmung von Dr. Barth diesen Text hier zu veroeffentlichen:

Ich erinnere - nur als Beispiel für Herrn Dr. Klöck - an eine bedeutende politische Persönlichkeit der deutschen Nachkriegszeit: Er war vorher über zehn Jahre lang Mitglied der Kommunistischen Partei, mit Lehrjahren im stalinistischen Moskau und Aufgaben im Rahmen des kommunistischen Comintern. Doch nach dem Krieg änderte er seine politische Meinung, trat der SPD bei, wurde Bundesminister und Fraktionsvorsitzender im Deutschen Bundestag und bekam schließlich ein Staatsbegräbnis. Denn Herbert Wehner hatte sich verdient gemacht für das demokratische Nachkriegsdeutschland.
Doch Dr. Klöck will Hermann Oberth nicht einmal die anderthalbjahrige NPD-Mitgliedschaft verzeihen. Nach Dr. Klöck hatte dies wohl nicht sein dürfen?!
Zur Grussbotschaft nach Drabenderhöhe:
Ich lebte damals noch in Rumänien und weiss nicht, wer sie für ihn aufgesetzt hat; dass er selbst es nicht war, kann ich mir jedoch 100prozentig vorstellen. Denn schon damals und in der Folgezeit überhaupt hat er nur noch unterschrieben, was andere ihm vorsetzten; im Archiv gibst davon allerdings keine Kopie.
Hans Barth

[Dieser Beitrag wurde von Robert am 31.01.2002 editiert.]

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hlw
unregistriert
erstellt am 31.01.2002 um 18:58 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat

[Dieser Beitrag wurde von hlw am 10.04.2002 editiert.]

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hanz
Mitglied

Beiträge: 1
Von:
Registriert: Jan 2002

erstellt am 31.01.2002 um 20:18 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Und was hat das mit Hermann Oberth zu tun, hlw?

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Landler
Mitglied

Beiträge: 264
Von:Deutschland
Registriert: Okt 2000

erstellt am 02.02.2002 um 03:00 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Die HZ berichtet:
Oberth-Büste wurde gestern enthüllt
Hermannstadt. - Die Hermann-Oberth-Büste vor dem Bürgermeisteramt von Hermannstadt ist gestern, Donnerstag, 13.30 Uhr im Beisein des Bürgermeisters Klaus Johannis und der versammelten Stadträte sowie anderer örtlicher Persönlichkeiten feierlich enthüllt worden. Die Bronzebüste ist ein Werk des Hermannstädter Bildhauers Ioan C‰ndea. Anwesend war auch der einzige rumänische Kosmonaut, Dumitru Prunariu. Er hat Oberth (1894-1989), der die Grundlagen der Weltraumschiffahrt gelegt hatte, persönlich gekannt. Die Tochter des Wissenschaftlers, Dr. Erna Roth-Oberth, und der Oberth-Biograph Dr. Hans Barth, konnten an der Enthüllungsfeier nicht teilnehmen, haben aber dem Stadtrat brieflich gratuliert, "daß Sie mit Hermann Oberth die bestmögliche Wahl getroffen haben". Er "lebt, solange es kulturfähige Menschen gibt - auf der Erde und in Millionen Jahren vielleicht auch darüber hinaus". http://www.hermannstaedter.ro/

[Dieser Beitrag wurde von Landler am 02.02.2002 editiert.]

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roman-diesel
Mitglied

Beiträge: 159
Von:
Registriert: Aug 2001

erstellt am 02.02.2002 um 10:41 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von roman-diesel anzusehen!   Klicken Sie hier, um roman-diesel eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Sehr geehrter Herr Lauer,

was sagen Sie denn zu den genauen "Recherchen" des Herrn Dr. Barth in dem hieroben zitierten Brief? Sind das denn die genauen Angaben die Sie erwarten? Wir warten auf eine ähnliche scharfe Reaktion Ihrerseits wie im Falle O. Klöck!

Ihr R-D.

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Oliver Klöck
Mitglied

Beiträge: 265
Von:Deutschland, 51688 Wipperfürth
Registriert: Dez 2001

erstellt am 02.02.2002 um 12:29 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Oliver Klöck anzusehen!   Klicken Sie hier, um Oliver Klöck eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Sehr geehrter Herr Lauer,
in dubio pro reo, schreiben Sie. Richtig! Aber im Zweifel gegen ein Denkmal. Ich habe Herrn Oberth nicht angeklagt, sondern - das ist der Ausgangspunkt dieser Debatte - ihm seine Denkmalwürdigkeit abgesprochen. Ich möchte Ihnen erläutern, warum hier der Satz "in dubio pro reo" nicht anwendbar ist. Dieser Satz umschreibt die Unschuldsvermutung im Strafrecht und besagt, dass niemand bestraft werden darf, wenn das Gericht von seiner Schuld nicht zweifelsfrei überzeugt ist. Er gilt nicht über das Strafrecht hinaus. Wenn jemand eine Begünstigung erhalten soll, ist es nicht etwa Aufgabe der begünstigenden Stelle, ihm zu beweisen, dass er sie nicht verdient hat. Vielmehr muss umgekehrt zweifelsfrei geklärt sein, dass ihm diese Begünstigung zusteht. Das gilt bereits bei Begünstigungen, auf die ein Mensch einen Anspruch hat, etwa auf Sozialhilfe, auf Rente usw. Es gilt umso mehr, wenn eine Begünstigung in Rede steht, auf die niemand einen Anspruch haben kann. Dazu gehört etwa eine öffentliche Würdigung in Form eines Denkmals, einer Straßenbenennung oder ähnliches. Wenn ein Mensch öffentlich gewürdigt wird, wenn ihm die Öffentlichkeit sogar ein Denkmal setzt, dann muss es sich um einen Menschen handeln, der sich diese Ehrung wirklich verdient hat. Er muss sich also besondere Meriten erworben haben, die weit über die seiner Zeitgenossen herausragen. Und wenn die politische Öffentlichkeit, also etwa der Staat, die Gemeinde usw. eine solche Ehrung vornimmt - wie hier -, dann muss es sich um Verdienste handeln, die von dieser politischen Öffentlichkeit zumindest in ihrer großen Mehrheit als besonders ehrwürdig empfunden werden. M. E. genügen dafür Verdienste in einem bestimmten, eng umgrenzten Fachgebiet nicht aus. Für eine Auszeichnung hinsichtlich solcher Meriten mag sich die jeweilige Fachgesellschaft, also etwa die Gemeinschaft der Naturwissenschaftler entschließen. Aber eine Entscheidung der politischen Gesellschaft muss m. E. auf anderer Grundlage stehen. Sie setzt voraus, dass der zu Ehrende auch hinsichtlich seiner moralischen (ethischen, sittlichen, weltanschaulichen, politischen, ganz wie Sie wollen) Stellung nach den Werten der Gesellschaft herausragend ist.
Da sind bei einem Menschen, der in den 60-er Jahren, also etwa 20 Jahre nach dem Ende des verbrecherischsten Regimes in der deutschen Geschichte, der NPD beitrat, erhebliche Zweifel angebracht. Die NPD war damals nicht so radikal wie heute, schreibt Herr Dr. Barth. Mag sein. Aber sie war schon damals ein Sammelbecken alter Nazis und derer, die das Nazi-Regime im Kern guthießen. Die NPD wurde gegründet in einer Zeit, in der die CDU den Bundeskanzler stellte. Die CDU/CSU hielt und hält sich zu Recht viel darauf zugute, dass es ihr praktisch durchgängig gelungen ist, das demokratische Spektrum bis an seinen äußersten rechten Rand abzudecken. Wer jenseits dieses rechten Randes des demokratischen Spektrums seine politische Heimat sucht - ein Parteibeitritt ist eine sehr bewusste, oft lange erwogene Entscheidung -, ist jedenfalls nicht über jeden Zweifel erhaben, dass er womöglich nicht voll auf dem Boden unseres Grundgesetzes steht.
Er sei nur anderthalb Jahre in der NPD gewesen, schreiben Sie, werter Herr Lauer. Mag ja sein. Es wird immer harmloser! Aber das vermag Herrn Oberth nur zu entlasten, wenn er sich später von dieser Mitgliedschaft ausdrücklich und zweifelsfrei distanziert hätte. Hat er? Ich wäre Herrn Dr. Barth für einen Hinweis dankbar.
Wenn es diese Distanzierung gegeben hat, so wäre Herr Oberth allenfalls wieder im demokratischen Spektrum unserer Gesellschaft angekommen. Aber hätte er dann ein Denkmal verdient? Vielleicht muss man die k. u. k. Mentalität in der Tat besser kennen, um darauf Ja sagen zu können.
Nun ist es nicht die Gesellschaft des Grundgesetzes, die diese Ehrung vorgenommen hat, sondern die Stadt Hermannstadt. Aber Rumänien möchte gern in die EU aufgenommen werden, also in eine Wertegemeinschaft demokratischer Staaten. Ich gehe deshalb davon aus, dass dort im Grundsatz der gleiche Grundkonsens hinsichtlich Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde gelten muss wie hier zu Lande. Ich habe Respekt vor der Entscheidung eines demokratisch legitimiertem Gremiums wie dem Hermannstädter Stadtrat, der vermutlich für das Denkmal votiert hat. Ich maße mir auch nicht an, aus der Ferne diese Entscheidung zu kritisieren. Allerdings glaube ich sehr wohl, dass wir das Recht haben darüber zu diskutieren, ob eine in einem deutschen Presseorgan veröffentlichte Laudatio auf einen Mann wie Herrn Oberth gerechtfertigt ist, ob sie insbesondere geeignet ist, die von anderer Seite geäußerten Bedenken gegen eine Denkmalwürdigkeit dieses Mannes zu zerstreuen. Und das ist diese Laudatio des Herrn Dr. Barth m. E. keineswegs.
Was halten Sie denn von Herrn Dr. Barths maßloser Überhöhung des Herrn Oberth, Herr Lauer? Auch anlässlich der Enthüllung der Oberth-Büste in Hermannstadt wurde ja davon schwadroniert, er lebe noch in Millionen Jahren im Gedächtnis fort (in wessen Gedächtnis?). Sagen Sie selbst, nun als - vermutlich - Protestant: Wer jemandem so übermäßig huldigt, vergöttert er ihn nicht geradezu mit diesem unglaublichen Unsterblichkeitsgefasel? Kann da der k. u. k. Hang zum Pathos noch irgendetwas rechtfertigen? Kann diese Mentalität, die mir in der Tat fremd ist - das mag ja meine Schuld sein -, wirklich eine solche peinliche Lobhudelei erklären? Und nährt eine solche Lobhudelei nicht zumindest Zweifel an dem Wert der biographischen Arbeit des Herrn Dr. Barth? Biographen sollten nach meinem Verständnis kritisch mit dem Objekt ihrer Arbeit umgehen, meinetwegen durchaus mit Sympathie, vielleicht auch in Teilen mit Verehrung. Aber nicht mit einer derart überzogenen Überhöhung, die aus meiner - von einer grundsätzlichen Skepsis gegenüber jeder Art des Personenkults getragenen - Sicht schon fast an Vergötterung grenzt.
Ich bleibe im Übrigen dabei, dass von mir als Kritiker eines Beitrags weniger Recherche erwartet werden kann als vom Autor dieses Beitrages. Unprofessionell wäre es nur, wenn ich selber einen Beitrag geschrieben hätte, der solche Fragwürdigkeiten aufweist wie der besprochene. Dann wäre ich auch mit Polemik zurückhaltender gewesen. Aber wenn ich die Spielregeln dieses Forums richtig verstanden habe - ggf. korrigieren Sie mich bitte, Sie sind der Moderator -, dann ist hier ein Schuss Polemik zulässig. Immerhin ist Herrn Dr. Barths Lobeshymne auch kein Ausweis seines sachlichen Umgangs mit seinem Thema. Oder halten Sie, Herr Lauer, diesen hymnischen Duktus für dem "state of the art" - nämlich der Kunst der biographischen Literatur - gemäß? Um dies zu bejahen, muss man schon sehr von der von Ihnen skizzierten k. u. k. Mentalität geprägt sein. Da bin ich froh, dass ich dieser Mentalität fern bin und ein anderes Verständnis von Wissenschaftlichkeit habe.
Sie werfen mir Selbstherrlichkeit vor. Ich habe meinen Kommentar noch einmal nachgelesen und bitte Sie nun herzlich um einen konkreten Hinweis, wo Sie diese - in der Tat fragwürdige und vor allem unsympathische Haltung - entdecken zu können glauben. Selbstherrlichkeit meint doch wohl, dass ich andere kritisiere, aber diese Kritik für mich selbst nicht zulasse. Wo tue ich das? Ich halte Herrn Oberth nicht für denkmalwürdig und Herrn Dr. Barths Stil der hymnischen Bejubelung für eine überaus fragwürdige Art der "Biographie". Diese Kritik würde ich auch bezogen auf mich gelten lassen: Bisher hat zum Glück niemand erwogen, mir ein Denkmal zu setzen - ich wüsste auch nicht, wofür -; deshalb stellt sich die Frage, ob ich mich für denkmalwürdiger als Herrn Oberth halte, gar nicht. Und ich habe bisher auch noch nie eine "Biographie" in der Art des Herrn Dr. Barth geschrieben. Täte ich es, würde ich die Kritik an diesem Vergötterungspathos sehr ernst nehmen und mein Werk im Falle einer Neuauflage gründlichst überarbeiten.
Im Übrigen: Was meinen Sie mit Professionalität, bezogen auf meinen Kommentar? Welche Professionalität hätte ich dabei beweisen sollen? Die des Journalisten? Weshalb? Sind Meinungsäußerungen in diesem Forum an journalistischen Qualitätsmaßstäben zu messen, etwa an dem Sorgfaltsgrundsatz "audiatur et altera pars"? Dann müssten Sie als Moderator gewiss neun von zehn hier veröffentlichten Beiträgen sperren, von sprachlichen und sonstigen Kriterien ganz zu schweigen. Also journalistische Professionalität können Sie nicht meinen. Ich empfinde die Teilnahme an diesen Forumsdiskussionen jedenfalls nicht als journalistische Leistung. In Betracht kann allenfalls Professionalität der Forumsdiskussion kommen. Aber: Wer ist denn ein professioneller Forumsdiskutant? Wie muss man schreiben, um einer zu werden? Gibt es diese Profession überhaupt? Wo wird sie gelehrt?
Herzliche Grüße,
Oliver Klöck

[Dieser Beitrag wurde von Oliver Klöck am 02.02.2002 editiert.]

[Dieser Beitrag wurde von Oliver Klöck am 02.02.2002 editiert.]

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Johann
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erstellt am 02.02.2002 um 16:26 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Johann anzusehen!   Klicken Sie hier, um Johann eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Sehr geehrter Herr Roman-Diesel,

soll ich etwa kritisieren, dass Dr. Barth keinen Brief mit der Grußbotschaft an die NPD im Archiv gefunden hat? Dr. Barth ist
anscheinend nur die Mitgliedschaft aus den 60ern Jahren bekannt.
Hoffentlich fangen jetzt nicht auch Sie damit an, anzudeuten, dass Dr. Barth ungenau recherchiert hätte, gar bewußt Zeugnisse verschweigt oder sich als Seelenreiniger betätigt.
Sachlich kann ich bei ihm keinen Fehler erkennen, im Gegenteil sein letzter Brief bestärkt mich, dass sein Beitrag in der SbZ sachlich in Ordnung war. Ich lass mich gerne von Ihnen eines besseren belehren.
Geschmack und Ohrfeigen sind verschieden, sagt man. Ich pflege, wie mir einige deshalb vorhalten, einen trockenen Stil, Dr. Barth hat seinen Stil.
Soviel heute zum Thema, bald werde ich auch Herrn Dr. Klöck antworten.
Herzliche Grüße
Ihr
Johann Lauer

[Dieser Beitrag wurde von Johann am 02.02.2002 editiert.]

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Robert
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Von:BRD
Registriert: Sep 2000

erstellt am 04.02.2002 um 15:03 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Robert anzusehen!   Klicken Sie hier, um Robert eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Folgender Text von Dr.-Ing. Hans Barth:

Ich erinnere an noch einen Fall, diesmal aus dem rechten Lager: Ende 1966 wurde ein Mann zum Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewahlt, der sogar NSDAP-Mitglied und im Propagandaapparat von Goebels an fuhrend tatig gewesen war. Und siehe da, auch Kurt Georg Kiesinger hatte aus seinen Fehlern gelernt und wurde kein schlechter Bundeskanzler - ausgerechnet unter seiner Fuhrung begann schon die behutsame "Offnung gegen Osten".
Das von Dr. Klock geforderte Beispiel kann ich gerne nachliefern: In l986 hatte die NPD ihren Parteitag ausgerechnet in Feucht abgehalten. In der Reichswaldhalle, die bloss 200 Schritte weit vom Oberthschen Familienhaus liegt. Doch Oberth weigerte sich nicht nur, hinzugehen oder eine Grussbotschaft zu senden, nein, er veranlasste auch, dass das Hermann-Oberth-Museum fur die zwei Tage geschlossen bleibe, mit der Begrundung: "mit diesen Typen mochte ich nichts mehr zu tun haben". Ich nahm einen grossen Papierbogen, schrieb darauf "Wegen Restaurierung geschlossen" und klebte ihn an die Eingangstur. (Ich war im Herbst 1985 da geblieben und lebte die ersten anderthalb Jahre bei Familie Oberth in Feucht.)
Zum Vorwurf der "Lobhudelei": In dem seitenlangen SZ-Text gibt es einen einzigen Satz, an dem Herr Klock seine Anklage festmacht. Den Rest hat er wohl nicht wahrgenommen? Ubrigens: In den einschlagigen Fachkreisen besteht heute kein Zweifel daruber, dass die Menschen - in sehr ferner Zukunft naturlich - naturgemass auch andere Existenzraume im Weltall entdecken und besiedeln werden. Und deren Geschichte wird dann wohl zweifelsfrei mit den grossen Raumfahrtpionieren beginnen, die dazu die Grundlagen und Voraussetzungen geschaffen hatten. Der bedeutendste unter ihnen heisst nun einmal Hermann Oberth, daran kann, gottseidank, auch Herr Dr. Klock nichts
andern!
Auch sollte man Deutschland nicht fur den Nabel der Welt nehmen. In vielen anderen Landern (siehe z. B. Frankreich, Italien, Spanien und sogar die USA) wird namlich sehr wohl mit Enthusiasmus und Stolz uber die eigenen Grossen berichtet und geschrieben. Im Gegensatz zu Deutschland, das "seinen
Patriotismus verloren hat" (D. Barenboim). Und da meine Meinung uber die Deutschen um keinen Cent besser ist als die Hermann Oberths, konnen sie fur mich wohl auch kein Mass sein.
Hans Barth http://www.hansbarth.de

[Dieser Beitrag wurde von Robert am 04.02.2002 editiert.]

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hanzy
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Von:Heisede
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erstellt am 05.02.2002 um 00:26 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von hanzy anzusehen!   Klicken Sie hier, um hanzy eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Bei Amazon ist eine Wählerfibel für ein Weltparlament von Hermann Oberth im Angebot. Kennt jemand das Buch, und kann etwas darüber hier reinposten?

[Dieser Beitrag wurde von hanzy am 05.02.2002 editiert.]

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